San Gian (Celerina)

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San Gian im Winter
San Gian im Sommer
Innenansicht

Die Kirche San Gian (rätoromanisch im Dialekt Puter für Sankt Johannes) auf einem Hügel östlich von Celerina ist ein evangelisch-reformiertes Gotteshaus, das als Wahrzeichen der ganzen Region gilt und auch das Logo des kirchgemeindlichen Zusammenschlusses Il Binsaun ziert. Es ist kunsthistorisch bedeutsam und steht als Schweizer Kulturgut von nationaler Bedeutung unter Denkmalschutz.

Geschichte und Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der heutige Kirchbau von 1478 fusst auf einer spätmittelalterlichen romanischen Vorgängerkirche, deren Bausubstanz sich noch heute im kleineren der beiden Türme im Norden der Fassade findet. Der markante spätgotische Turm wurde 1682 durch einen Blitzeinschlag schwer beschädigt. Er wurde nie mehr vollständig erneuert, sondern zuerst aus finanziellen, dann aus grundsätzlichen Gründen in diesem denkmalartigen dachlosen Zustand belassen. Nach den Bündner Wirren wurde San Gian nicht mehr als Predigt-, sondern als Begräbniskirche genutzt, deren letztmalige Restauration 1973–1980 erfolgte.

Das Portalgewände ist aus Rauhwacke.[1] Das Kirchenschiff mit einer recht flachen bemalten Decke ist aussergewöhnlich lang und geht nach einem Chorbogen in einen quadratförmigen Chor über. In diesem finden sich oberitalienische Wandgemälde aus vorreformatorischer Zeit um 1480–1490 mit Motiven u. a. zu Leben und Sterben Johannes des Täufers und zur Taufe Jesu Christi.

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einer gründlichen Kirchenrenovierung wurde 1982 eine Truhenorgel mit sechs Registern angeschafft, die wahrscheinlich um 1950 von einem unbekannten Orgelbauer, möglicherweise von Metzler Orgelbau gebaut wurde und sich davor an anderem Ort befand. Sie wurde 2002 an die Kirche Bel Taimpel zugunsten einer neuen Truhenorgel mit sieben Registern abgegeben, die von der Manufaktur Orgelbau Felsberg hergestellt wurde.[2][3]

Kirchliche Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Celerina löste sich 1527 von der Mutterpfarrei Samedan[4]. Celerina – damals mit den beiden Kirchen San Gian und Celerina Crasta – trat 1577 zum evangelischen Glauben über. Erster Pfarrer wurde Nikolaus Kesel[5]. Seit 2017 gehört Celerina zur Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Oberengadin (romanisch: Baselgia evangelica-refurmeda Engiadin'Ota), umgangssprachlich Refurmo genannt.

Friedhof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Friedhof der Kirche San Gian wurden u. a. beigesetzt

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: San Gian (Celerina) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Francis de Quervain: Herkunft und Beschaffenheit des steinernen Werkstoffes kulturhistorisch bedeutsamer Bau- und Bildwerke in Graubünden. Hrsg.: Rätisches Museum Chur. Heft 13. Chur 1972, S. 22–23.
  2. Orgelverzeichnis Schweiz und Liechtenstein: San Gian Celerina GR
  3. Jutta Kneule: Orgeln im Engadin – Geschichte und Gegenwart. Diplomarbeit 2001, überarbeitet 2020 (PDF)
  4. Ludmila Seifert-Uherkovich: Celerina/Schlarigna. Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Serie 90, Nr. 894. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2011, ISBN 978-3-03797-024-9, S. 21.
  5. Hans Berger: Bündner Kirchengeschichte. Hrsg.: Evangelischer Kirchenrat Graubünden. 2. Teil - Die Reformation. Verlag Bischofberger AG, Chur 1986, ISBN 3-905174-02-2, S. 103.

Koordinaten: 46° 30′ 47,7″ N, 9° 52′ 11,5″ O; CH1903: 786558 / 154218