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Sand am Main

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Wappen Deutschlandkarte
Sand am Main
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Sand a. Main hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 59′ N, 10° 35′ OKoordinaten: 49° 59′ N, 10° 35′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Unterfranken
Landkreis: Haßberge
Höhe: 228 m ü. NHN
Fläche: 12,27 km²
Einwohner: 3060 (31. Dez. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 249 Einwohner je km²
Postleitzahl: 97522
Vorwahl: 09524
Kfz-Kennzeichen: HAS, EBN, GEO, HOH
Gemeindeschlüssel: 09 6 74 195
Gemeindegliederung: 1 Gemeindeteil
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Kirchplatz 2
97522 Sand a. Main
Website: www.sand-am-main.de
Erster Bürgermeister: Jörg Kümmel[2] (Freie Sander Bürger)
Lage der Gemeinde Sand a. Main im Landkreis Haßberge
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Karte

Sand am Main (amtlich: Sand a. Main) ist eine Gemeinde im unterfränkischen Landkreis Haßberge. Der Ortsname geht höchstwahrscheinlich auf die Lage im sandreichen Maintal zurück.

Sand liegt an der Grenze des Naturparks Steigerwald und des Maintals. Die Gemeinde besteht aus zwei Teilen, die durch den Altmain getrennt sind. Die nördlich des Altmains gelegenen Ortsteile Wörth/Siedlung befinden sich im Hochwassergebiet.[3] Nachbargemeinden sind (von Norden beginnend im Uhrzeigersinn): Zeil am Main, Eltmann, Oberaurach und Knetzgau. Durch Sand am Main führt der Fränkische Marienweg.

Vorgeschichtliche Funde am Ufer des Maines in Sand datieren von der Altsteinzeit bis in die keltische Epoche. Die ersten Sander waren vermutlich Nachkommen germanischer Vorfahren. Der Flurname „Aschwinge“ geht vermutlich auf einen vorchristlichen Kultplatz zurück und ist auch Ort einer mittelalterlichen Wüstung. Die Franken setzten sich im Zuge der fränkischen Landnahme im 6.–8. Jahrhundert in der Sander Gegend fest. Auf sie geht die Einteilung der Umgebung des Mains in verschiedene Gaue zurück. Sand gehörte zum Volkfeldgau, der zwischen Volkach und der Altenburg bei Bamberg lag. Mit den Franken breitete sich das Christentum in der Gegend des Maintals aus. Mit einer Schenkung an das Kloster Michelsberg in Bamberg im Jahre 1139 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt. Durch die Lage des Ortes am Main spielten Schifffahrt und Fischerei hier eine große Rolle. Als Teil des Hochstiftes Bamberg, das ab 1500 im Fränkischen Reichskreis lag, fiel Sand nach der Säkularisation 1803 zugunsten Bayerns im Zuge von Grenzbereinigungen 1810 an das Großherzogtum Würzburg. 1814 kam es mit diesem endgültig zu Bayern.[4.1]

Die Reformation hinterließ auch in Sand Spuren: Schon 1523 schlossen sich einige Einwohner begeistert den Lehren Martin Luthers an. Doch im Zuge der Gegenreformation unter Bischof Julius Echter kehrte das Dorf bis 1617 zum katholischen Glauben zurück – eine Prägung, die bis heute anhält (88 % katholisch, 8 % evangelisch). Zu Beginn des 17. Jahrhunderts erlebte die Region eine düstere Phase der Hexenverfolgung. Besonders das benachbarte Zeil wurde zwischen 1616 und 1630 zum Zentrum grausamer Prozesse, an denen auch Sand und umliegende Orte beteiligt waren. Die religiösen Spannungen führten zum Dreißigjährigen Krieg (1618–1648), der in seiner zweiten Phase – dem „Schwedenkrieg“ – auch Sand erreichte. 1635 flohen viele Bewohner in die Wälder, um marodierenden Soldaten zu entkommen, die Dörfer plünderten und die Bevölkerung drangsalierten. Nach Kriegsende zählte man noch 72 Familiennamen in Sand. Die erste Kirche des Ortes, eine Ritterkapelle aus dem Jahr 1165, bestand bis 1727. Danach entstand eine barocke Kirche mit einem 33 Meter hohen Turm, der 1733 vollendet wurde. Da das Gebäude im 20. Jahrhundert zu klein geworden war, begann man 1928 mit einer Erweiterung, die noch im selben Jahr feierlich eingeweiht wurde.[4.2]

Der Sander „Raaser“ auf dem Kirchplatz

Die Korbmacherei prägte die Geschichte des Dorfes Sand maßgeblich: Um 1750 brachte ein Tiroler namens Ullrich das Handwerk in die Region, woraufhin es sich über zwei Jahrhunderte hinweg in nahezu jedem Haushalt etablierte. Einstmals galt Sand dank seiner Korbflechter als das wohlhabendste Dorf im Umkreis. Die Bewohner betrieben regen Handel – sogar bis nach Amerika – und galten als weltgewandt und kultiviert.[4.3] Allerdings war das Ansehen des Ortes nicht immer unumstritten: Noch im Jahr 1791 wurde Sand in einer zeitgenössischen Quelle als „Sammelplatz aller Tagdiebe und Bettelleute“ bezeichnet.[5] Die Korbflechterei hatte in Sand eine besondere Grundlage: Durch die Umleitung des Mains entstand im alten Flussbett ein besonders geeigneter Boden für den Anbau von Weiden. Diese Entwicklung förderte das Flechthandwerk und verknüpfte es eng mit der Geschichte der Flößerei. Darüber hinaus war Sand über lange Zeit durch eine Fährverbindung mit der gegenüberliegenden Stadt Zeil verbunden. Die Fährrechte lagen ab 1863 bei Zeil. Im Jahr 1960, als die Mainbrücke in Zeil wegen des Schiffsverkehrs angehoben werden musste, kam zum letzten Mal eine Fähre zum Einsatz, um die Verbindung zwischen Zeil und Sand zu gewährleisten. Diese Verbindung unterstreicht die historische Rolle Sands als lokaler Verkehrsknotenpunkt am Main.[6] Heute hat die Korbmacherei an Bedeutung verloren, während der Korbhandel durch spezialisierte, teils international tätige Betriebe fortbesteht.[4.3] Ein bleibendes Zeichen dieser Handwerkstradition setzt der „Sander Raaser“, ein Denkmal auf dem Sander Kirchplatz, das einen reisenden Korbmacher mit Traggestell zeigt. Die lebensgroße Bronzefigur wurde vom unterfränkischen Bildhauer Theo Steinbrenner geschaffen und im Jahr 2014 anlässlich des 875-jährigen Ortsjubiläums enthüllt. Der Begriff „Raaser“ stammt aus dem lokalen Sprachgebrauch und bezeichnete jene Korbmacher, die ihre Ware zu Fuß in die Region und darüber hinaus trugen. Das Denkmal erinnert an die wirtschaftliche Bedeutung und die Mühsal eines heute ausgestorbenen Berufszweigs und gilt als identitätsstiftendes Symbol der Gemeinde.[7]

Mit der Machtübernahme Hitlers 1933 begann auch in Sand die nationalsozialistische Ära – symbolisch eingeleitet durch einen Fackelzug. Die politische Stimmung hatte sich bereits bei den Reichstagswahlen gewandelt: Die NSDAP überholte die zuvor dominierende Bayerische Volkspartei deutlich. Dennoch standen zunächst zwei Vertreter dieser Partei an der Spitze der Gemeinde, bis 1935 durch Gleichschaltung und Rücktritte ein NSDAP-naher Bürgermeister eingesetzt wurde. In Sand bildeten sich rasch lokale Gruppen der SA und Hitlerjugend. Öffentliche Plätze wurden umbenannt, etwa in „Adolf-Hitler-Platz“ und „Hindenburgplatz“. Auch das NS-Reichsstättenwerk hinterließ Spuren: Sechs Häuser wurden in einer neuen Siedlung errichtet, teils mit Eigenleistung der Bewerber. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden 20 Männer aus Sand eingezogen. Die Bevölkerung litt unter Rohstoffmangel – Kirchenglocken und Metallzäune wurden eingeschmolzen. Der Krieg endete für Sand am 12. April 1945 mit der Besetzung durch amerikanische Truppen.[4.4] An diesem Tag befand sich der Ort in einem Zustand der Verunsicherung und Angst. Die nationalsozialistische Führung war geflohen, das Standrecht galt, und niemand wusste, wie er sich verhalten sollte. In dieser chaotischen Situation erwies sich Pfarrer Söller als die einzige verlässliche und beherzte Führungsperson. Als es aufgrund einer geschlossenen Panzersperre zu Widerstand kam und die ersten Granaten im Dorf einschlugen, zögerte Pfarrer Söller nicht: Er ging, begleitet von Dorfbewohnern mit weißen Tüchern, zur Panzersperre in der Knetzgauer Straße. Dort forderten bereits wartende US-Soldaten die sofortige Beseitigung des Hindernisses, was mutige Sander Männer umgehend erledigten. Die deutschen Wehrmachtssoldaten waren zu diesem Zeitpunkt bereits geflohen. Durch das couragierte Eingreifen Pfarrer Söllers und ein anschließendes Gespräch mit den amerikanischen Offizieren im Pfarrhaus konnten größere Gewalttaten oder Zerstörungen in Sand verhindert werden. Sein entschlossenes Handeln rettete das Dorf und brachte den verängstigten Einwohnern die lang ersehnte Erleichterung über das Ende des Krieges und die Befreiung.[8] Die Gemeinde beklagte 109 Tote oder Vermisste. Die Amerikaner setzten zunächst Adam Veit, dann Johann Popp als Bürgermeister ein, der im September 1945 demokratisch bestätigt wurde. Zu diesem Zeitpunkt zählte Sand 1845 Einwohner.[4.4]

Weinanbau am Sander Hermannsberg

Die Gemeinde Sand hat sich zu einem bedeutenden Zentrum des Weinbaus im Landkreis Haßberge entwickelt. Die örtlichen Winzer bewirtschaften rund 30 Hektar Rebfläche an den Südhängen des Herrmannsbergs, insbesondere in den Lagen „Kronberg“ und „Himmelsbühl“. Dort bauen sie vor allem weiße Rebsorten wie Müller-Thurgau, Silvaner und Bacchus an, aber auch Rotweine wie Domina und Dornfelder gewinnen zunehmend an Beliebtheit. Einige Winzer produzieren sogar den seltenen Frankensekt. Der Vertrieb erfolgt über den Weinhandel sowie über eigene Winzerstuben und Heckenwirtschaften, die abwechselnd ganzjährig geöffnet sind. Diese traditionellen Ausschankbetriebe bieten ausschließlich selbst erzeugte Weine an und zeichnen sich durch eine gemütliche, rustikale Atmosphäre aus. Während früher auch private Räume wie Wohnungen oder Scheunen genutzt wurden, sorgen die heutigen Betriebe für ein angenehmeres Ambiente.[9]

Die versunkene Mühle in der „Grube“ – eine Sander Sage

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Einst stand östlich von Sand, nahe der heutigen „Kappel“ von Maria Limbach, eine große Mühle namens „Grubenmühle“ direkt am Main. Sie war gut befestigt, von einer Mauer umgeben und gegen Räuber geschützt. Der Müller und seine Leute galten jedoch als gottlos und zügellos: Sie mieden die Kirche, verspotteten Gläubige, lebten in Ausschweifung und quälten sogar Bettler. Als Strafe für diese Frevel ließ ein göttliches Unwetter die Erde aufreißen und die Mühle samt ihren Bewohnern in den Fluten versinken. Nur ein Einwohner entkam – wurde aber kurz vor Zeil vom Blitz erschlagen. Bis heute erzählt man sich, dass man an bestimmten Sommertagen bei ruhigem Wasser noch die Umrisse der Mühle oder gar das alte Mühlrad im Wasser erkennen könne – ein geisterhafter Nachhall vergangener Sünden.[10]

Einwohnerentwicklung

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Im Zeitraum 1988 bis 2018 stieg die Einwohnerzahl von 2697 auf 3139 um 442 Einwohner bzw. um 16,4 %. 2004 hatte die Gemeinde 3203 Einwohner. Quelle: BayLfStat

Gemeindeflagge von Sand am Main

Erster Bürgermeister ist seit dem 1. Juli 2023 Jörg Kümmel (Freie Sander Bürger). Kümmel folgte auf den seit 1993 amtierenden Bernhard Ruß (SPD).

Die Gemeinderatswahlen seit 2002 erbrachten folgende Sitzverteilungen

CSU SPD Freie Sander Bürger ökologisch-humorvoll-anders (öha) Junge Bürger Gesamt
2002 6 4 4 2 16 Sitze
2008 8 4 4 16 Sitze
2014 8 4 4 16 Sitze
2020[11] 7 3 4 2 16 Sitze
Blasonierung: „Schräg links geteilt von Rot und Gold; oben ein schräg links gestellter silberner Fisch, unten ein schwarzer Henkelkorb.“[12]
Wappenbegründung: Die Mainfischerei spielte für Sand am Main seit jeher eine bedeutende Rolle – im Gemeindewappen symbolisiert durch einen heraldisch stilisierten Fisch. Ab dem 18. Jahrhundert entwickelte sich die Korbflechterei zu einem zentralen Erwerbszweig der Bevölkerung, dessen wirtschaftliche Bedeutung bis in die Gegenwart spürbar bleibt. Als Zeichen dieser Tradition wurde ein Henkelkorb in das Wappen aufgenommen, der die handwerkliche Prägung des Ortes würdig repräsentiert.

Das Wappen wurde 1974 eingeführt

Bodendenkmäler

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Wirtschaft und Infrastruktur

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Logo der Gemeinde Sand a. Main
RC-Car Rennen in Sand
Abzeichen des Kegelklubs „SKK Alle Neun Sand“

Ein traditioneller Zweig der Landwirtschaft, der Weinbau, ist auch heute noch in Sand lebendig. Die ortsansässigen Winzer bauen an den Berghängen rund um das Dorf ihren Wein an. Das sommerliche Altmain-Weinfest ist der Höhepunkt im Veranstaltungsjahr. Mit mittlerweile etwa 50.000 Besuchern an vier Tagen ist es eines der meistbesuchten Feste in der Umgebung. Außerdem betreiben zurzeit etwa acht Sander Winzer eine eigene Heckenwirtschaft.

Die Korbmacherei blühte im 18. Jahrhundert auf und entwickelte sich in den nächsten 200 Jahren zum wichtigsten Wirtschaftszweig der Gemeinde. Heute spielt die Korbmacherei jedoch nur noch eine untergeordnete Rolle, stärker ausgeprägt ist jetzt der Korbhandel, auf den sich einige Betriebe spezialisiert haben und teilweise auch international tätig sind.

Commons: Sand am Main – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Sand am Main – Reiseführer

Einzelnachweise

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  1. Einwohnerzahlen – Stand: 31. Dezember 2024. (PDF; 4,1 MB) Gemeinden, Kreise und Regierungsbezirke in Bayern – Basis: Zensus 2022. In: statistik.bayern.de. Bayerisches Landesamt für Statistik, Juni 2025, abgerufen am 15. August 2025 (Hilfe dazu).
  2. Bürgermeister. Gemeinde Sand am Main, abgerufen am 18. Juli 2023.
  3. Beiblatt zur Hochwasserrisikokarte Main (Gemeinde Sand am Main) (PDF-Datei). In: www.lfu.bayern.de. Abgerufen am 2. November 2025.
  4. Auszug aus der Dorfchronik. In: sand-am-main.de. Abgerufen am 29. Oktober 2025.
    1. Eine Dorfgeschichte 1139 - 1989 (Einleitung)
    2. Reformation und Hexenverfolgung
    3. a b Einzug der Korbmacherei
    4. a b Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg
  5. Journal von und für Franken; Band 2. 1791, S. 702.
  6. Ein Flößer bekommt pro Tag sieben Liter Bier (PDF-Datei). In: spd-sand-am-main.de. Abgerufen am 29. Oktober 2025.
  7. Eine Zierde in Bronze für Sand. In: infranken.de. Abgerufen am 30. Oktober 2025.
  8. Als die Amerikaner in Sand einmarschierten. In: sand-am-main.de. Abgerufen am 30. Oktober 2025.
  9. Winzerdorf Sand a. Main. In: spd-sand-am-main.de. Abgerufen am 29. Oktober 2025.
  10. Eine Sander Sage (PDF-Datei). In: spd-sand-am-main.de. Abgerufen am 29. Oktober 2025.
  11. Wahl des Gemeinderats – Kommunalwahlen 2020 der Gemeinde Sand a.Main – Gesamtergebnis. Abgerufen am 28. Dezember 2020.
  12. Wappen von Sand am Main in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  13. Sander Gemeindenachrichten vom 26. Januar 2024, Jahrgang 48 Nr. 1