Sarah Glidden

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Sarah Glidden bei einer Podiumsdiskussion zu Graphic Novels, Brooklyn Book Festival 2009

Sarah Glidden (* 1980 in Boston) ist eine US-amerikanische Zeichnerin und Autorin. Die Exponentin des Comic-Journalismus berichtete über längere Aufenthalte in Israel sowie in Syrien, dem Irak und der Türkei. Die 2010 und 2016 in Buchform erschienenen Reportagen wurden in mehrere Sprachen übersetzt.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sarah und ihr Bruder wuchsen in einer nicht besonders religiösen Familie auf. Man war jedoch Teil eines lokalen Movement for Reform Judaism, und die Geschwister nahmen an der Sonntagsschule der Brandeis University teil, um sich auf ihre Bar/Bat Mitzvah’ed vorzubereiten.[1] Sarah Glidden machte ihren Bachelor of Fine Arts (BFA) in Malerei (Painting) an der Boston University, wo sie von 1998 bis 2002 studiert hatte.[2] Anschließend zog sie nach New York, wo sie 2006 mit dem Zeichnen von Comics begann – zu dieser Zeit lebte sie in einem Kollektiv namens Flux Factory in Queens. Sie war dann Gründungsmitglied der Wohn- und Ateliergemeinschaft Pizza Island, wo sie sich mit Julia Wertz, Meredith Gran, Kate Beaton und Lisa Hanawalt die Räumlichkeiten teilte.

2007 unternahm sie ihre erste größere Reise, eine Birthright Tour nach Israel. Von da an wurden Nonfiction und Graphic Journalism in der Tradition von Joe Sacco immer stärker zum Hauptinteresse von Sarah Glidden. 2010 begleitete sie zwei befreundete Journalisten auf einer Reportage-Reise durch die Türkei, Syrien und den Irak. Glidden dokumentierte Gespräche und Tonbandinterviews, zeichnete Skizzen und befragte ihre Kollegen zu deren Arbeitsprozess. Die transparente Offenlegung des eigenen Recherche- und Schaffensprozesses wurde wesentlicher Bestandteil der Resultate, die Glidden schließlich in Buchform veröffentlichte. Das journalistische Handwerk sollte dargestellt werden – „Wir nehmen das normalerweise als gegeben hin wie Leitungswasser“, so Glidden während ihrer Lesereise durch Deutschland (2017) im Interview mit der taz.[3] Rolling Blackouts (deutsch: Im Schatten des Krieges) gilt als metajournalistisches Werk.[4] Im deutschen Sprachraum reagierte die Kritik gespalten: Befürworter meinten, dass man viel über die Arbeit von Auslandsreportern erfahre. Jonas Engelmann (Strapazin) fand, dass gerade die Ebene der Reflexion die Möglichkeiten des Comics unterstreiche: „Hier kann man sich die Zeit nehmen, die notwendigen Fragen zu stellen, die im Tagesjournalismus oftmals untergehen.“[5] Stefan Weiss (Der Standard) hingegen reagierte skeptisch und sprach von „Nabelschau“.[6]

2012 verbrachte Sarah Glidden sieben Monate in Angoulême. Bei einem Comicfestival in Kolumbien lernte sie ihren damaligen Partner kennen und zog mit ihm für eineinhalb Jahre nach Buenos Aires. Seit 2015 lebt sie in Seattle.[7]

Journalistische Arbeiten zeichnete sie seit dem Erscheinen ihres zweiten Buches etwa über den Wahlkampf von Jill Stein[8] oder über die Künstlerin Hilda af Klint.[9] Auf The Nib veröffentlichte sie zudem Arbeiten zum Klimawandel, oder über Invasive Arten.[10] 2014 war sie Beiträgerin der Anthologie Above the Dreamless Dead. World War I in Poetry and Comics (Hrsg.: Chris Duffy): Break of Day in the Trenches von Isaac Rosenberg findet sich hier ‚adapted by Sarah Glidden‘.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Small Noises. Selbstverlag, 2006
  • How to Understand Israel in 60 Days or Less. Vertigo/DC Comics, 2010
  • Rolling Blackouts. Dispatches from Turkey, Syria, and Iraq. Drawn & Quarterly, 2016

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2008: Ignatz Award (Kategorie Promising New Talent)[11]
  • 2017: Lynd Ward Prize (Graphic Novel of the Year) der Penn State University Libraries[12]

Ausstellungsbeteiligungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sarah Glidden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Joshua Neuman: Sarah Glidden: The Heeb Interview. In: Heeb Magazine. 16. Juni 2008, abgerufen am 8. März 2022 (englisch).
  2. Sarah Glidden, Greater New York City Area, Comic artist, Arts and Crafts. In: Alumnius.net. Abgerufen am 8. März 2022.
  3. Christiane Müller-Lobeck: „Ich bin neugierig wie ein Kind“: Die Zeichnerin Sarah Glidden hat in Syrien, der Türkei und dem Libanon für „Im Schatten des Krieges“ recherchiert. Ein Gespräch über ihre Arbeit. In: Die Tageszeitung. 30. März 2017, abgerufen am 8. März 2022.
  4. Lilian Pithan weist in Eine kurze Geschichte des Comicjournalismus darauf hin, dass Gliddens in Buchform erschienene Beiträge in der deutschen Übersetzung als „Reportagen“ bezeichnet würden, während sie im englischen Original „etwas weniger eindeutig“ als ‚dispatches‘ (engl. Depesche) benannt seien. Grundsätzlich treffe es die Definition „metajournalistisches Werk“ am besten.
  5. Jonas Engelmann: Pflichtlektüre. In: Strapazin 126. März 2017, abgerufen am 8. März 2022.
  6. Stefan Weiss: Zeichnen, wie Journalismus geht: Die US-amerikanische Comiczeichnerin Sarah Glidden widmet sich in ihren Arbeiten realen Begebenheiten. In: Der Standard. 8. März 2017, abgerufen am 8. März 2022.
  7. Paul Constant: New Hire: Sarah Glidden doesn’t believe in the Seattle freeze. In: The Seattle Review of Books. 19. Oktober 2015, abgerufen am 8. März 2022 (englisch).
  8. Sarah Glidden: On The Campaign Trail With Jill Stein: A doctor turned activist wants to be the first woman president. Is America ready to embrace third parties? In: The Nib, Spoiler. 8. August 2016, abgerufen am 8. März 2022 (englisch).
  9. Sarah Glidden: Hilma af Klint Inspires an Artist to Take a Closer Look She was an artist who believed in progress, in the evolution of humanity. Hyperallergic, 19. April 2019, abgerufen am 8. März 2022 (englisch).
  10. Sarah Glidden: Invaders. In: The Nib. 7. Februar 2022, abgerufen am 8. März 2022 (englisch).
  11. 2008 Ignatz Award Recipients. Small Press Expo (SPX), 1. November 2008, abgerufen am 8. März 2022.
  12. Lynd Ward Prize winner Sarah Glidden to speak Sept. 28. Pennsylvania Center for the Book, 27. September 2017, abgerufen am 8. März 2022 (englisch).
  13. Zeich(n)en der Zeit. Comic-Journalismus weltweit, 23. Mai bis 25. August 2019. Museum für Kommunikation Berlin, abgerufen am 8. März 2022.
  14. Sarah Glidden, The Art of the News: Comic-Journalism. Jordan Schnitzer Museum of Art, abgerufen am 8. März 2022 (englisch).