Sarah Kuttner

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Sarah Kuttner (2017)

Sarah Kuttner (* 29. Januar 1979 in Ost-Berlin) ist eine deutsche Fernsehmoderatorin, Kolumnistin und Schriftstellerin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kuttner wurde in Berlin-Friedrichshain geboren, ihr Vater ist der Radiomoderator Jürgen Kuttner, ihre Halbschwester die Regisseurin Lena Brasch. Sie machte ihr Abitur 1999 am Berliner John-Lennon-Gymnasium.[1][2] Das Gymnasium besuchte sie unter anderem mit dem Gitarristen Andy Penn und der Sängerin Mieze Katz von der Pop-Band MIA., zu deren Gründung sie maßgeblich beitrug.[3] Während ihrer Schulzeit lernte sie auch die spätere Schauspielerin und Moderatorin Nora Tschirner kennen, mit der sie befreundet ist.[4][5] Danach ging sie zunächst als Au-pair nach London, wo sie einen Korrespondenten des Spiegels kennenlernte und ein sechsmonatiges Praktikum in der Londoner Redaktion des Magazins absolvierte.

Nach ihrer Rückkehr nach Berlin begann Kuttner im Oktober 2000 ein Praktikum bei Fritz, dem Jugendradio des RBB. Als freie Mitarbeiterin wurde sie dort weiter beschäftigt und vorwiegend für Live-Reportagen eingesetzt. Im November 2001 wurde sie in einem bundesweiten Casting des Musiksenders VIVA als neue Moderatorin ausgewählt. Bis 2004 moderierte sie daraufhin im Wechsel mit Gülcan Kamps die Nachmittagssendung Interaktiv sowie verschiedene Chart- und Event-Shows im VIVA-Programm.

Im Juli 2003 erschienen von Kuttner Aktfotos in der deutschen Ausgabe des Playboy, worauf Sido in seinem Lied Sarah auf dem 2006 erschienenen Album Ich Bezug nahm.[6]

Am 19. März 2004 moderierte Kuttner zusammen mit Jörg Pilawa die deutsche Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 2004 in Istanbul.[7][8] Dafür wurde sie für den Publikumspreis Bambi nominiert, erhielt ihn jedoch nicht.

Kuttner moderierte vom 2. August 2004 an eine eigene Sendung mit dem Titel Sarah Kuttner – Die Show. Bis September 2005 lief die viermal pro Woche ausgestrahlte Sendung auf VIVA. Es folgte ein Senderwechsel zu MTV Germany, wo die nun nur noch kurz Kuttner. benannte Sendung bis zum 3. August 2006 zweimal wöchentlich zu sehen war. Die Sendung wurde von ihrer Produktionsfirma Kuttner TV GmbH – einer Tochterfirma der Kölner Brainpool TV GmbH – in den MTV-Studios Berlin produziert. Ende Mai 2006 gab sie auf ihrer Website bekannt, dass es keine zweite Staffel ihrer Show auf MTV geben werde. Gründe dürften nach ihren eigenen Angaben zu hohe Produktionskosten und niedrige Einschaltquoten gewesen sein. Die letzte Sendung wurde am 3. August 2006 ausgestrahlt.

Am 13. März 2005 fand das von Kuttner mitorganisierte Festival Kuttner on Ice – Die Revue zur Show in der innerhalb von zwei Wochen komplett ausverkauften Berliner Columbiahalle statt, bei dem ausschließlich Bands auftraten, die Kuttners Musikgeschmack entsprechen. Diese Künstler waren – in der Reihenfolge ihrer Auftritte – The (International) Noise Conspiracy, Moneybrother, Mando Diao und Adam Green. Nach dem Konzert legten noch Kavka und Torsten Scholz (Beatsteaks) als DJs auf. Die zweite Auflage von Kuttner on Ice – Die Revue zur Show gab es am 17. Dezember 2005 erneut in der Berliner Columbiahalle. Neben den Auftritten von Maxïmo Park, The Coral, The Good Life und Art Brut legten wieder mehrere DJs auf, darunter auch Tschirner. Während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 war sie als Reporterin für die ARD tätig. Für den Film Die Rotkäppchen-Verschwörung (2005) synchronisierte sie das Rotkäppchen.

Kuttner moderierte zusammen mit Roger Willemsen am 7. Juni 2007 vor 80.000 Zuschauern im Rostocker IGA-Park ein Konzert der Initiative Deine Stimme gegen Armut anlässlich des G8-Gipfels in Heiligendamm. 2007 spielte sie in dem Kinofilm Free Rainer – Dein Fernseher lügt eine Straßenreporterin.

Von November 2007 bis April 2008 moderierte Kuttner zusammen mit ihrem Vater Jürgen Kuttner auf Radio Eins die wöchentliche Radio-Talkshow Kuttner & Kuttner.[9] 2008 moderierte sie im digitalen Fernsehen beim Pay-TV-Sender Sat.1 Comedy die Show Slam Tour mit Kuttner, in der sie in verschiedenen Städten Poetry-Slams besuchte.[10] Des Weiteren war sie im Juli 2008 in einer dreiteiligen ARD-Sendung mit dem Titel Kuttners Kleinanzeigen zu sehen, in der sie die Urheber merkwürdiger Kleinanzeigen besuchte. Eine zweite Staffel folgte ab März 2009.

2010 führte Kuttner unter dem Titel Unter einer Decke mit Sarah Kuttner Video-Interviews mit Arthur Abraham, Paul van Dyk, Collien Ulmen-Fernandes, Tim Mälzer, Oliver Pocher und Nora Tschirner.[11] Ende November/Anfang Dezember 2010 sendete 3sat unter dem Titel Frau Kuttner & Herr Kavka eine vierteilige Reportagereihe mit ihr und Markus Kavka.[12] Ab Frühjahr 2011 produzierte der SWR das TV-Format Ausflug mit Kuttner, welches sie unterwegs mit Prominenten zeigt. Einer ersten Probesendung am 7. Mai 2011 in der ARD (Gast: Lena Meyer-Landrut) schlossen sich weitere Folgen mit Til Schweiger, Stefan Mross, Wladimir Kaminer, Jürgen von der Lippe und Detlev Buck an, die auf EinsPlus ausgestrahlt wurden.[13]

Am 31. August 2011 strahlte ZDFneo im Rahmen der Aktion TVLab eine Pilotfolge von Bambule aus, einem von Kuttner moderierten Magazin. Zuschauer konnten über die Fortführung der vorgestellten Sendungen bestimmen.[14] Bambule erreichte den dritten Platz unter zehn Teilnehmern. Im Oktober 2011 bestätigte das ZDF, dass Bambule mit einer kompletten Staffel von 15 Folgen fortgesetzt wird. Es ist somit das erste langfristige TV-Projekt Kuttners seit ihrer Show auf VIVA und MTV.[15] Am 1. März 2012 wurde die erste Folge des Formats ausgestrahlt. 2013 moderierte sie selbst das Rahmenprogramm des TVLab in sieben Sendungen.

Am 10. April 2014 startete das Format Kuttner plus Zwei auf ZDFneo. Nach Ausstrahlung von drei Staffeln endete das Format im März 2016. 2015 veröffentlichte Kuttner mit der Produktionsfirma UFA Lab vier satirische Videos auf der Plattform Comedy Rocket. Seit dem 23. Oktober 2016 produziert und moderiert sie die monatliche Veranstaltungsreihe Kuttners schöne Nerdnacht im Berliner Frannz Club, bei der verschiedene Redner 15-minütige Vorträge über die verschiedensten Themen halten.

Seit 2017 betreibt Kuttner zusammen mit Stefan Niggemeier den Podcast Das kleine Fernsehballett, in dem sie Fernsehformate besprechen.[16] Die Ausstrahlung erfolgte bis Juni 2022 über den Streamingdienst Deezer. Nach einer Pause erscheinen seit Februar 2023 neue Folgen.[17] Kuttner wurde im Januar 2018 vom Medium Magazin als Drittplatzierte „Journalistin des Jahres 2017“ in der Kategorie „Unterhaltung“ ausgezeichnet.

Vom 12. Februar 2020 an moderierte Kuttner die Mittwochsausgabe von Extra 3, während Extra 3 mit Christian Ehring donnerstags im Ersten lief. Wie sie am 10. Juni 2020 erwähnte, stellte der NDR die Mittwochsausgabe mit Kuttner zum Jahr 2021 aus Kostengründen ein.[18][19]

Am 28. August 2020 heiratete Kuttner ihren Partner.[20] Sie ist inzwischen auch als Hundetrainerin tätig.[21]

Am 28. April 2022 erschien die erste Folge von Bauerfeind + Kuttner, einem Podcast, den Kuttner gemeinsam mit Katrin Bauerfeind moderiert.[22] Der Talk erscheint wöchentlich und erreichte in der Woche nach der Erstveröffentlichung den ersten Rang der Spotify-Podcast-Charts.

Kolumnistisches und schriftstellerisches Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kuttner war über längere Zeit als Kolumnistin für die Süddeutsche Zeitung und die Zeitschrift Musikexpress tätig. Ihr erstes Buch, Das oblatendünne Eis des halben Zweidrittelwissens, enthält eine Auswahl dieser Texte. Eine Fortsetzung unter dem Titel Die anstrengende Daueranwesenheit der Gegenwart erschien im April 2007. Am 11. März 2009 erschien ihr erster Roman, Mängelexemplar, zeitgleich mit einer von ihr selbst gelesenen Hörbuchversion. In dem Buch verarbeitet sie nach eigenen Angaben Depressionen, die sie in ihrem Bekanntenkreis beobachtet habe. Das Buch veröffentlichte sie – wie die Kolumnensammlungen auch – beim S. Fischer Verlag. Es wurden 600.000 Exemplare des Romans verkauft.[23] Am 17. September 2011 veröffentlichte sie ein Foto eines Drehbuchs, das auf ihrem Roman Mängelexemplar basiert.[24] Im Oktober 2014 begannen die Dreharbeiten der filmischen Adaption des Romans, die am 12. Mai 2016 in die Kinos kam.[25]

Am 25. November 2011 erschien Kuttners zweiter Roman, Wachstumsschmerz.[26][27] Der Roman handelt laut dem S. Fischer Verlag „von der Sehnsucht und der Angst, ein eigenes, richtiges, erwachsenes Leben zu haben“.[28] Am 31. Dezember 2015 ist mit 180° Meer ihr dritter Roman im S. Fischer Verlag erschienen, „eine tragikomische Road-Novel über das komplizierte Verhältnis zu den eigenen Eltern und den Wunsch, Urlaub von sich selber machen zu können“.[29] Am 13. März 2019 erschien ihr vierter Roman, Kurt, im S. Fischer Verlag, der „von der Suche nach einer Familie, der Sehnsucht nach dem richtigen Ort und darüber, dass nichts davon planbar ist“ handelt.[30] Dieser wurde unter dem Titel Lieber Kurt von Til Schweiger verfilmt, der auch die Hauptrolle übernahm.[31]

Kontroversen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2012 wurde Kuttner für die Verwendung des Worts „Negerpuppe“ bei einer Lesung ihres Romans Wachstumsschmerz kritisiert.[32] In einer im Juni 2022 erschienenen Episode des Podcasts Hotel Matze von Matze Hielscher benutzte Kuttner im Gespräch mit Hielscher und Katrin Bauerfeind das Wort „Neger“, als über das Verbot von Wörtern im deutschen Sprachgebrauch diskutiert wurde. Sie wolle mit Worten grundsätzlich niemanden verletzen, jedoch empfinde sie ein Verbot von Wörtern als „superschwierig“, weil ohnehin jeder wisse, was gemeint sei.[33] Das von Kuttner ausgesprochene Wort wurde in der Episode zunächst zensiert, nach dem anhaltenden Shitstorm jedoch gänzlich aus der Episode herausgeschnitten.[34][35] In einem Instagram-Video entschuldigte sie sich später für die gewählten Worte und versuchte zu erklären, was ein Verbot von Wörtern auslösen kann.[36]

Bücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sarah Kuttner – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. Setzen, Sechs! – Schulgeschichten aus Deutschland (3/3). Experiment Schule. Dokumentarfilm von Susanne Bausch im Auftrag des SWR. Deutsche Erstausstrahlung am 22. Dezember 2005
  2. Sarah Kuttner – Facebook – About. Abgerufen am 27. August 2020.
  3. Porträt MIA. Provokation und Wandel (Memento vom 27. Februar 2013 im Internet Archive)
  4. Nora Tschirner auf www.kino.de
  5. Nora Tschirner – Biografie – VANITYFAIR.DE – Vanity Faces – Vanity Fair. 11. Februar 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Februar 2009; abgerufen am 2. April 2019.
  6. laut.de: Diss gegen Sarah Kuttner?, B.Z.: Wen attackiert der Rapper auf seinem neuen Album?
  7. "Germany 12 Points!" live aus Berlin: Jörg Pilawa und Sarah Kuttner moderieren deutschen Grand-Prix-Vorentscheid. In: presseportal.de. 25. September 2003, abgerufen am 19. März 2022.
  8. Thomas Lückerath: Pilawa und Kuttner moderieren Grand Prix. In: dwdl.de. 25. September 2003, abgerufen am 19. März 2022.
  9. Uwe Mantel: Sarah Kuttner mit Comeback im Radio. In: DWDL.de. 9. November 2007, abgerufen am 14. November 2023.
  10. Thomas Lückerath: Sarah Kuttner: TV-Comeback bei Sat.1 Comedy. In: DWDL.de. 1. Januar 2008, abgerufen am 6. Februar 2024.
  11. Themaseite der Produktionsfirma
  12. Frau Kuttner & Herr Kavka (Memento vom 24. November 2010 im Internet Archive)
  13. fernsehserien.de: Ausflug mit Kuttner
  14. Bambule auf der Seite des ZDFneo TVLab
  15. DWDL: Kuttner, Beisenherz und Bokelberg gehen in Serie
  16. Staffel 11, Folge 16: Die Letzte kleinesfernsehballett.de, abgerufen am 25. Juli 2022.
  17. Das kleine Fernsehballett - Podcast
  18. Staffel 7, Folge 24: Die auf dem Roadtrip. In: Das Kleine Fernsehballett. 10. Juni 2020, abgerufen am 11. Juni 2020.
  19. Timo Niemeier: "Extra 3" mit Sarah Kuttner geht 2021 nicht weiter. In: DWDL.de. DWDL.de GmbH, 24. Juni 2020, abgerufen am 24. Juni 2020.
  20. Sarah Kuttner. Moderatorin hat ihren Freund geheiratet. vip.de, abgerufen am 17. September 2020
  21. Jana Gioia Baurmann: Sarah Kuttner: "Woran ich richtig hart arbeite, ist eine Zweitagewoche". In: Die Zeit. 27. April 2022, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 10. März 2024]).
  22. Bauerfeind + Kuttner. In: Sat.1.de. Abgerufen am 15. Mai 2022.
  23. Patrick Bauer: „Angst ist kein Luxus“. Interview mit Sarah Kuttner. In: Neon, Ausgabe Dezember 2011, S. 72.
  24. Facebook-Seite Sarah Kuttners, Foto des Drehbuchs basierend auf dem Roman Mängelexemplar
  25. UFA FICTION News vom 11. Mai 2016
  26. Offizielle Facebook-Seite Sarah Kuttners, Beitrag von Montag, dem 1. August 2011, 17:24 Uhr
  27. Offizielle Facebook-Seite Sarah Kuttners, Foto des Manuskriptes des Romans Wachstumsschmerz
  28. Wachstumsschmerz auf der Seite des S. Fischer Verlags, abgerufen am 13. September 2011
  29. 180° Meer auf der Seite des S. Fischer Verlags abgerufen am 4. Dezember 2015.
  30. Sarah Kuttner: Kurt. fischerverlage.de, abgerufen am 19. März 2019.
  31. Til Schweiger verfilmt Sarah Kuttner-Roman „Kurt“. In: spielfilm.de. 6. März 2020, abgerufen am 11. Juni 2020.
  32. Christopher Kloë: Komik als Kommunikation der Kulturen: Beispiele von türkischstämmigen und muslimischen Gruppen in Deutschland. Springer-Verlag, 2017, ISBN 978-3-658-17201-5, S. 70 f.
  33. Sarah Kuttner verwendet in Podcast das N-Wort und erntet heftige Kritik. In: Redaktionsnetzwerk Deutschland. 29. Juli 2022, abgerufen am 4. August 2022.
  34. Twitterpost von Jasmina Kuhnke mit der ungeschnittenen Podcast-Episode, aufgerufen am 4. August 2022
  35. Podcast-Episode Hotel Matze mit Sarah Kuttner und Katrin Bauerfeind, aufgerufen am 4. August 2022
  36. Instagram-Post von Sarah Kuttner, aufgerufen am 4. August 2022