Schiff

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Kreuzfahrtschiff Queen Mary 2
Schlepper Fairplay 26

Ein Schiff, in einer kleineren Form auch Boot genannt, ist ein Wasserfahrzeug, das nach dem archimedischen Prinzip schwimmt. Der Schiffbau findet auf Werften statt. Nach Fertigstellung des Rumpfes wird das Schiff mit dem Stapellauf zu Wasser gelassen, erst dann erfolgt die endgültige Ausrüstung. Die erste Fahrt eines Schiffes wird als Jungfernfahrt bezeichnet. Die Reparatur von Schiffen erfolgt in der Regel in sogenannten Docks.

Schiffe sind das wichtigste Transportmittel für Massengut. Die Bedeutung der Passagierschifffahrt hat sich aufgrund des zunehmenden Flugverkehrs als Verkehrsmittel für Langstrecken insbesondere in den Bereichen der Erlebnisreisen und Kreuzfahrten entwickelt.

Schiffe zur Seeschifffahrt werden auch als „Seeschiffe“ bezeichnet; Schiffe zur Binnenschifffahrt werden „Binnenschiffe“ genannt.

Aufbau

Schiffsteile
  1. Der Bug ist der Vorderteil des Schiffsrumpfes.
  2. Der Bugwulst zur Verbesserung der Strömungseigenschaften senkt den Treibstoffverbrauch.
  3. Der Anker dient dem Halt des Schiffes im Wasser, wenn es nicht fährt.
  4. Die Backbordseite ist die – vom Heck zum Bug gesehen – linke Seite des Schiffes (nachts durch rotes Licht gekennzeichnet).
  5. Der Propeller, auch Schiffschraube genannt, dient dem Antrieb des Schiffes; dahinter befindet sich das Ruder.
  6. Das Heck bezeichnet den hinteren (achteren) Teil des Schiffes.
  7. Der Schornstein ist für die Abgase des Schiffsmotors notwendig.
  8. Die Aufbauten bezeichnen alle Aufbauten oberhalb des Oberdecks.
  9. Das Oberdeck ist das Deck, das den Rumpf nach oben abschließt.
  10. Die Steuerbordseite ist die – vom Heck zum Bug hin gesehen – rechte Seite des Schiffes (nachts durch grünes Licht gekennzeichnet).

Schiffe werden in verschiedene Typen oder Klassen unterteilt, ohne dass es allerdings eine einheitliche Herangehensweise gibt. So kann nach Einsatzgebiet, Verwendungszweck, Antrieb, Material oder Rumpfbau typisiert werden.

Eine genauere Beschreibung entsteht durch die Angabe der Schiffsmaße. Hierunter werden Begriffe wie die Verdrängung, die Tragfähigkeit, Raumgehalt, Brutto- und Nettoraumzahl (BRZ, NRZ), Tiefgang, die verschiedenen Längenangaben oder besondere Formkoeffizienten subsumiert.

Geschichte

Spätestens mit der Notwendigkeit für Menschengruppen, im Rahmen der Nahrungssuche oder auf der Suche nach Lebensraum, Wasser über längere Wege überqueren zu müssen, suchte der Mensch nach entsprechenden Transportmitteln. Es wird angenommen, dass bereits vor über 50.000 Jahren entsprechende Fahrzeuge bekannt waren, das erste nachweisbare Fahrzeug muss jedoch auf ca. 6500 v. Chr. datiert werden. Zunächst waren diese Fahrzeuge einfache behauene Baumstämme, später wurden diese immer weiter fortentwickelt. Eine Grenze hinsichtlich der Größe war aufgrund der Eigenschaften des Baumaterials Holz zunächst mit den Klippern erreicht. Erst mit der Nutzung von Stahl konnten dann größere Schiffe gebaut werden, die, wie die Schiffe der UASC A18-Klasse, heute bis zu 400 m länge gebaut werden.

Schiffe sind heute das wichtigste Transportmittel für Massengut. Stückgut wird dabei heutzutage vor allem in Containern auf Containerschiffen transportiert. Das bisher größte je gebaute Schiff der Welt ist das Kranschiff Pieter Schelte mit einer Vermessung von 403.342 BRZ (Bruttoraumzahl).[1]

Seit spätestens den 1960er Jahren sieht sich die Passagierschifffahrt zunehmend einem Konkurrenzkampf mit dem Flugverkehr gegenüber und verlagerte sich aus diesem Grund vom reinen Transportmittel vermehrt hin zum Verkehrsmittel, insbesondere im Bereich Erlebnisreisen/Kreuzfahrten.

Benennung

Schiffsnamen sind in Nordeuropa und Nordamerika unabhängig vom eigentlichen Genus des Namens im Allgemeinen weiblich, insbesondere wenn es sich um Schiffe handelt, die nach Personen oder geografischen Begriffen benannt sind (die „Eisenhower“, die „Hamburg“). Schiffe, die nach einem Ausdruck benannt sind, der gewöhnlich einen Artikel bei sich hat (zum Beispiel Tiere, astronomische Begriffe), behalten dessen Genus meist bei (der „Widder“, das „Frettchen“), es kann jedoch auch die weibliche Form verwandt werden (der/die „Pfeil“). In romanischen und slawischen Sprachen wird das Genus des Namens beibehalten. Die österreichische Seemannssprache (bis 1918) lehnt(e) sich daran an – es gab also den „Szent Istvan“, die „Kaiserin Elisabeth“, den „Sankt Georg“ und die „Wien“ (von: die Stadt).

Schiffsnamen wird zum Beispiel in der Literatur häufig ein Präfix wie MS oder SV vorangestellt, der eine grobe Kategorisierung des bezeichneten Schiffs ermöglicht (MS: motor ship, SV: sailing vessel). Beginnt die Bezeichnung eines Schiffsnamens mit einem solchen Präfix, wird der Artikel meist vermieden.[2]

Technische Daten

Geschwindigkeit

Die Geschwindigkeit von Schiffen wird gemeinhin in Knoten (kn) angegeben. Ein Knoten entspricht einer Seemeile (sm) pro Stunde. Die Geschwindigkeit wurde ursprünglich mit einem Log (Messgerät) gemessen, das an einer Logleine über Bord geworfen wurde. Die Leine hatte in festen Abständen (üblicherweise alle ca. 7 m) Knoten. Der Messende zählte die Knoten, während sie ihm durch die Hand glitten. Die Zahl der gemessenen Knoten je Zeiteinheit (Messdauer waren ca. 14 Sekunden) ergab dann die Geschwindigkeit in Seemeilen pro Stunde. Daher rührt auch der Begriff „Knoten“ als Maßeinheit für die Schiffsgeschwindigkeit. Modernere Bauformen des Logs messen die Geschwindigkeit über die Umdrehungsgeschwindigkeit eines nachgeschleppten Propellers (Patentlog), eines am Schiffsboden befestigten Impellers oder mittels eines Staurohrs (Staudrucklog, Rohrlog).

Die maximale Geschwindigkeit eines Schiffes wird wesentlich von der Rumpfgeschwindigkeit bestimmt. Diese ist nichts anderes als die Ausbreitungsgeschwindigkeit des vom Schiff selbst erzeugten aus Bug- und Heckwelle bestehenden Wellensystems. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Welle in Wasser steigt mit ihrer Wellenlänge. Das Schiff ist also zwischen seiner Bug- und Heckwelle „gefangen“. Bei Schiffen mit normalem Verdrängerrumpf lässt sich die Geschwindigkeit auch mit erhöhter Motorleistung nicht über die Rumpfgeschwindigkeit steigern. Diese wird bestimmt durch die Länge, mit der das Schiff im Wasser liegt. Höhere Geschwindigkeiten lassen sich bei Schiffen mit Gleiter-Rumpf erzielen. Dabei wird durch die Motorleistung der Widerstand der Bugwelle überwunden, der Bug des Schiffes steigt dabei an. Auch moderne Verdrängerschiffe erreichen bei raumem Wind unter Segel Geschwindigkeiten, die geringfügig über der theoretischen Rumpfgeschwindigkeit liegen können. Grund hierfür sind die modernen, glatten, lang gestreckten Rümpfe, die teilweise kaum noch Bugwellen erzeugen.

Da die Geschwindigkeit außerdem noch erheblich von Wind und Strömung sowie der variierenden Beladung (durch Treibstoffverbrauch) abhängt, wird die Schiffsgeschwindigkeit häufig in größeren Einheiten als der Stundengeschwindigkeit angegeben. Ein Etmal ist die von einem Schiff an einem Tag von 12:00 Uhr bis zum nächsten Tag um 12:00 Uhr zurückgelegte Wegstrecke. Das Etmal wird gemeinhin in Seemeilen (sm) angegeben.

In den Zeiten, als die Passagierschifffahrt das alleinige Übersee-Massenverkehrsmittel war, wurde dem schnellsten Passagierdampfer jeweils das symbolische Blaue Band, später ein Pokal, zuerkannt. Maßstab war die Durchschnittsgeschwindigkeit während einer kompletten Atlantiküberquerung von einem europäischen zu einem nordamerikanischen Hafen.

Exemplarische Geschwindigkeiten einiger Schiffe und Boote:

Geschwindigkeit Schiff
6,7 kn (12,4 km/h) Raddampfer Sirius, 1838
kurzzeitig 11 kn (20,4 km/h) Rennruderboot Achter
ca. 18 kn (33,3 km/h) Klipper um 1870
18,5 kn (34,3 km/h) Vollschiff Preußen, 1904
über 20 kn (37 km/h) Wettkampf-Segelyacht
22 kn (40,7 km/h) Fähre Color Fantasy
ca. 25 kn (46,3 km/h) (unter Wasser) U-Boot
ca. 27 kn (50 km/h) Containerschiff um 2004
ca. 33 kn (61,1 km/h) (unter Wasser) Atom-U-Boot
34,5 kn (63,9 km/h) Passagierschiff United States, 1952
41,28 kn (76,5 km/h) Doppelrumpf-Fähre Cat Link V, 1998
ca. 48 kn (88,9 km/h) Tragflächenboot

Lebensdauer

Herkömmliche Frachtschiffe werden aus wirtschaftlichen Gründen meist nicht wesentlich älter als etwa 30 Jahre.[3] Übersteigen die nötigen Investitionen in den Erhalt der Schiffssubstanz und der eingebauten Technik den eingefahrenen Ertrag, werden sie abgebrochen. Bei entsprechender Bauweise und Pflege können Schiffe eine sehr viel höhere Lebensdauer erreichen. Ein Beispiel war das bis 2010 älteste immer noch fahrende Hochsee-Fahrgastschiff, die 1914 gebaute Doulos.

Noch älter sind die am 2. August 1856 in Betrieb genommene Skibladner auf dem norwegischen Mjösa und die auf schwedischen Binnengewässern aktive Juno aus dem Jahr 1874. Die meisten der heute als „alt“ bezeichneten Schiffe sind aus Holz. Eines der höchsten bekannten Lebensalter erreichte die holsteinische Jagt De fire Brødre. Sie wurde 1794 gebaut und transportierte über 150 Jahre lang Lasten. Das englische Schiff Besty Canes existierte bereits 1688 als Jacht von König Wilhelm III. und erlitt 1827 Schiffbruch. Sie wurde nachweislich 139 Jahre alt. 113 Jahre erreichte die englische Royal William, die am 16. März 1700 auslief und 1813 demontiert wurde. Im November 2004 ist die Cutty Sark 135 Jahre alt geworden. Sie ist der einzige verbliebene Klipper und befindet sich im Trockendock zu Greenwich, London, England.
28 Jahre älter ist die Charles W. Morgan von 1841. Sie ist das einzig erhaltene Walfang-Segelschiff, benannt nach Charles Waln Morgan, ihrem Haupteigner. Ursprünglich als Vollschiff in New Bedford, Massachusetts, aus Holz erbaut, wurde sie 1867 zur Bark umgeriggt und stand 80 Jahre in Dienst. Heute ist sie als Museumsschiff in Mystic, Connecticut, Vereinigte Staaten zu besichtigen. Rekordhalter ist die britische HMS Victory (Stapellauf 1765), Admiral Lord Nelsons Flaggschiff mit 239 Jahren (2004), gefolgt von der US-amerikanischen Fregatte USS Constitution in Boston von 1797 mit 207 Jahren (2004). Da die HMS Victory in Portsmouth im Trockendock liegt, ist die USS Constitution das älteste noch seetüchtige Schiff der Welt.

Kulturelle Bedeutung

Es wurden auch, jedoch selten, Orden und Auszeichnungen für Schiffe vergeben. Dem Kanonenboot SMS Iltis wurde das „Pour le Mérite“ von Kaiser Wilhelm II. (1900) wegen seines Einsatzes während des Boxeraufstandes verliehen.[4] Das „Eiserne Kreuz“ erhielten die Emden[5] und das U-Boot SM U 9.[6] Zur SMS Emden gibt es noch eine Besonderheit: Die Besatzungsangehörigen bekamen das Recht verliehen, zu ihrem Hausnamen/Familiennamen den Namen „Emden“ als Zusatz zu führen.[7] Beispiel: Der Matrose Meyer hieß jetzt Meyer-Emden.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Birth of the world's largest-ever ship, Artikel im Lloyd's Register Bericht 1/2015, Titel und Seiten 4-7 (englisch)
  2. Duden, Die Grammatik, 7., völlig neu erarbeitete und erweiterte Auflage, Band 4, Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 2005; S. 163, Regel 247
  3. Ship-breaking.com – Information bulletins on ship demolition, # 1 - 7 from January 1 to December 31, 2006. (PDF; 882 kB) Abgerufen am 18. Mai 2010.
  4. Hildebrand, Hans H: Die deutschen Kriegsschiffe: Biographien. ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford.
  5. R. K. Lochner: Die Kaperfahrten des Kleinen Kreuzers Emden. Wilhelm Heyne Verlag, ISBN 3-453-00951-7.
  6. Bodo Herzog: Deutsche U-Boote 1906-1966. Manfred Pawlak Verlags GmbH, Herrschingen 1990, ISBN 3-88199-687-7.
  7. Bordgemeinschaft der Emdenfahrer: Mehr über die SMS Emden. Abgerufen am 18. Februar 2011.

Weblinks

Wikiquote: Schiff – Zitate
Wiktionary: Schiff – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Schiff – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien