Schloss Moschen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Schloss Moschen
Vorderansicht

Vorderansicht

Alternativname(n) Zamek Moszna
Staat Polen
Ort Moszna
Entstehungszeit 1768
Erhaltungszustand Erhalten
Geographische Lage 50° 26′ N, 17° 46′ OKoordinaten: 50° 26′ 26,6″ N, 17° 46′ 4,5″ O
Schloss Moschen (Polen)
Schloss Moschen (Polen)

Schloss Moschen ist ein Schloss aus dem 17. Jahrhundert im Barock-, Neogotik- und Neorenaissance-Stil in der Ortschaft Moschen (polnisch Moszna) in der Gemeinde Klein Strehlitz (polnisch Strzeleczki, Woiwodschaft Oppeln/Polen), zwischen den Städten Prudnik und Krapkowice. Das Schloss Moschen war der Sitz der Familie Tiele-Winckler. Es besitzt 365 Räume und ist umgeben von einer weiträumigen Parkanlage. Die Vielzahl der Türme gibt dem Gebäude ein markantes Aussehen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historische Aufnahme vom Schloss
Der mittlere Flügel im barocken Stil
Der um die Jahrhundertwende erbaute Ostflügel im Stil der Neogotik und die Orangerie
Der von 1912 bis 1914 erbaute Westflügel im Stil der Neorenaissance

Das Schloss wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbaut und gehörte zunächst den Grafen von Proskau. 1768 wurde der Grundstein zum jetzigen Schloss gelegt und man schuf die Grundlage für die gärtnerische Ausgestaltung der Umgebung, zu der die Anlage einer 700 Meter langen Lindenallee gehörte. 1866 erwarb Hubert Gustav von Tiele-Winckler,[1] der Begründer des Geschlechts Tiele-Winckler, das Anwesen inklusive des Dorfes Moschen und der gesamten Parkanlage. Dem Begründer des Geschlechtes wurde im Park ein Denkmal gesetzt. Nach dessen Tod erbte sein Sohn Franz Hubert von Tiele-Winckler das Vermögen und erhielt 1895 den Grafentitel vom Deutschen Kaiser.

In der Nacht vom 2. auf den 3. Juli 1896 brannte das barocke Schloss auf ungeklärte Weise nieder und wurde daraufhin im selben Stil wieder aufgebaut. Dabei wurde das Schloss weiter ausgebaut. Der Architekt dieser Ausbauten ist nicht bekannt, jedoch weiß man, dass Franz Hubert von Tiele-Winker selber Ideen verwirklichte. 1900 wurde es durch einen neogotischen Ostflügel und durch den Bau einer Orangerie ergänzt. Parallel setzte sich der Graf mit Spenden für die Erforschung der schlesischen Heimatgeschichte ein.[2] Von 1912 bis 1914 wurde die Schloss-Anlage mit dem Bau eines Westflügels im Neorenaissance-Stil erweitert. Im September 1911 und November 1912 besuchte der Deutsche Kaiser Wilhelm II. das Schloss Moschen.

Nach dem Tod von Franz Hubert von Tiele-Winckler im Dezember 1922 ging das Vermögen an seinen Sohn, Claus-Hubert von Tiele-Winckler. Dieser ließ im Garten einen Pavillon für seine kostspieligen Hobbys erbauen, wie zum Beispiel Kartenspiele. Graf Claus-Hubert von Tiele-Winckler, geboren 1892, war dreimal verheiratet, verstarb kinderlos im Jahr 1938. Dessen Herrschaft Moschen umfasste mit Zellin, Buhlau, Lichten, Neudorf, Krähenbusch und Servitutwald mehrere Rittergüter, gesamt 4328 ha. Die Gutsdirektion war unterteilt in Sekretariat, Ökonomie- und Forst-Oberleitung und Rentmeister.[3]

Neuer und letzter Bewohner des Schlosses wurde der Neffe und Adoptivsohn Hans Werner von Tiele-Winckler-Rothenmoor. Dieser verließ das Anwesen mit seiner Familie im Februar 1945. Im gesamten Zweiten Weltkrieg blieb das Schloss unbeschädigt. Danach bezog die Rote Armee das Schloss. Die Familie von Tiele-Winckler lebte danach in Kiel.

Während der Besetzung 1945 wurde ein großer Teil der Inneneinrichtung zerstört. Nach der Enteignung der Familie Tiele-Winckler und der Verstaatlichung des Gebäudes durch den polnischen Staat diente es als Sitz verschiedener Institutionen, unter anderem ab 1972 eines Sanatoriums. Seit 1997 befindet sich in dem Gebäude das Therapiezentrum für Neurosen. 1998 wurde im Schloss die Schlossgalerie eröffnet. Das ehemalige „Zimmer des Herrn“ wird heute als Bibliothek und Leseraum genutzt, die Schlosskapelle wiederum als Konzertsaal. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich das Gestüt Moszna, welches 1948 eröffnet wurde. Hier wurden ab den 1960er Jahren die ersten Pferde für den polnischen Leistungssport gezüchtet. Zurzeit befinden sich hier 200 Pferde, welche an internationalen Dressurturnieren teilnehmen, u. a. bei den Olympischen Spielen.[4]

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Innenansicht

Das Schloss besteht aus drei Teilen, jeder in seinem eigenen Charakter und Stil. Der mittlere und älteste Teil des Schlosses wurde im Stil des Barocks erbaut. Nach der Zerstörung 1896 wurde er originalgetreu wieder aufgebaut.

Die beiden seitlichen Flügel verleihen dem Gebäude eine unregelmäßige U-Form. Der östliche Flügel wurde im Stil der Neogotik um die Jahrhundertwende erbaut. Hier befindet sich eine Vielzahl an Türmen und Erkern. Der westliche und jüngste der drei Flügel wurde zwischen 1912 und 1914 im Stil der Neorenaissance erbaut. Er besitzt nur vier Etagen, aber zahlreiche Halbsäulen und Pilaster sowie den achteckigen Jägerturm.

Durch die Türme entsteht der Eindruck eines mittelalterlichen Schlosses. Die kontrastreichen und nicht typischen Elemente bilden ein sehr harmonisches Gefüge. Das Gebäude hat 365 Räume, die mit jeglichen Dekorationen geschmückt sind, darunter Gesims, Rosetten, Halbsäulen und Reliefs.[4]

Parkanlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine der vielen Fontänen im Garten
Einer der vielen Kanäle in der Parkanlage

Zum Schloss selber gehört auch noch die angrenzende große Parkanlage. Sie gehört zu den größten und schönsten Parkanlagen in der Woiwodschaft Oppeln. Die Anlage erinnert eher an einen Landschaftspark. Sie besitzt nämlich keine Grenzen, wodurch eine direkte Verbindung zu den angrenzenden Wäldern und Feldern entsteht. Nur die Hauptachse, die Lindenallee, besitzt eine geometrische Anordnung und wurde im Stil des Barock entworfen. Im Vorfeld des Schlosses befindet sich ein rechteckig angelegter Garten mit Teich und Fontäne, welcher an die italienische Renaissance anknüpft.

Des Weiteren befinden sich zahlreiche Kanäle und Brücken im Park, welche im niederländischen und im französischen Stil erbaut wurden. Im Park befinden sich zahlreiche Baumsorten, darunter 200 Jahre alte Lindenbäume und 300 Jahre alte Stieleichen. Seit 20 Jahren findet jedes Jahr im Mai und Juni das Festival der blühenden Azaleen statt.[5] Hinter dem Park befindet sich auf einer Wiese eine alte slawische Burganlage, ein sogenannter „Kopiec“, mit der Grabstätte der Familie von Tiele-Winckler.[6] Die gräfliche Familie hatte für den Park einst einen gesonderten Gartenkünstler, einen Obergärtner, mehrere Schlossgärtner sowie einen Parkgärtner in Anstellung.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schloss Moschen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1896. In: "Der Gotha". 69. Auflage. Tiele-Winckler. Justus Perthes, Gotha November 1895, S. 1177–1178 (google.de [abgerufen am 23. Oktober 2022]).
  2. Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift. Bericht über das Etatjahr (1. April 1903–31. März 1904). In: Verein für das Museum Schlesischer Altertümer (Hrsg.): Jahrbuch des Schlesischen Museums für Kunstgewerbe und Altertümer. Neue Folge Auflage. Stiftung von Geldbeiträgen. E. Trewendt, Breslau 1904, S. 201 (google.de [abgerufen am 23. Oktober 2022]).
  3. Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter sowie der größeren Landgüter der Provinzen Nieder- und Oberschlesien. 1937. In: GAB Schlesien. 15. Reprint Klaus D. Becker Potsdam Auflage. Oberschlesien. Regierungsbezirk, Kreis Neustadt (Oberschlesien). Herrschaft Moschen, 4390–4395. Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1937, ISBN 978-3-88372-245-0, S. 681 (google.de [abgerufen am 23. Oktober 2022]).
  4. a b Anna Bedkowska–Karmelita: Reiseführer durch das Oppelner Land. Alkazar, Opole 2009, ISBN 978-83-925591-3-9, S. 43–46.
  5. Anna Bedkowska–Karmelita: Reiseführer durch das Oppelner Land. Alkazar, Opole 2009, ISBN 978-83-925591-3-9, S. 48–49.
  6. Reiseführer Oberschlesien. Moschen (Moszna) Geschichte. Abgerufen am 23. Oktober 2022.
  7. Ludwig Möller,: Deutsche Gärtner-Zeitung. Zentralblatt für das Gärtnerische Fortbildungswesen in Deutschland. Organ des deutschen Gärtner-Verbandes. Hrsg.: C. Rotter. IV. Auflage. Verbandsangelegenheiten. Neu beigetretende Mitglieder, Nr. 17. A. Stenger, Erfurt 1. September 1880, S. 199–200 (google.de [abgerufen am 23. Oktober 2022]).