Schneider Schreibgeräte

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Schneider Schreibgeräte GmbH
Rechtsform GmbH
Gründung 1938[1]
Sitz Schramberg-Tennenbronn, Deutschland
Leitung Christian Schneider, Frank Groß[1]
Mitarbeiterzahl 622[2]
Umsatz 119,3 Mio. EUR[2]
Branche Schreibgeräte
Website www.schneiderpen.com
Stand: 31. Dezember 2018
Schneider Ball Point Pen Xtra Needle Point 0,5 2007
Kugelschreiber Schneider K15 in seine Einzelteile zerlegt und in seiner Gesamtheit

Die Schneider Schreibgeräte GmbH ist ein mittelständischer Hersteller von Schreibgeräten mit Sitz in Schramberg-Tennenbronn. Das familiengeführte Unternehmen hat 622 Mitarbeiter in drei Standorten in Deutschland (Schramberg-Tennenbronn, Wernigerode und Weilheim).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Unternehmen wurde 1938 von den Mechanikern Christian Schneider und Erwin Blum unter dem Namen Blum & Schneider oHG gegründet. Zunächst stellte das Unternehmen Schrauben und Drehteile her. Blum schied 1940 aus und übertrug seine Anteile an Christian Schneiders jüngeren Bruder Fritz Schneider, der in Kriegsgefangenschaft geriet und dort verstarb. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs gingen Fritz Schneiders Anteile an den dritten Bruder Matthias Schneider, der 1951 bei einem Verkehrsunfall starb. Bereits 1946 stellte Schneider aufgrund der Umsatzeinbrüche seine Produktion 1947 auf Kugelschreiber-Minen um[3] und begann ab 1951, die Minen als eigene Markenartikel zu vertreiben. Ab dieser Zeit nutzte das Unternehmen den Werbeslogan „Die Gute Schneider-Mine“.[4] Daraufhin begann Schneider mit dem Ausbau seines Werksgeländes und steigerte die Produktionskapazität auf 13 Millionen Minen pro Jahr.[5] Ab 1957 folgten Kugelschreiber und andere Schreibgeräte.[6] Das Unternehmen hatte maßgeblichen Anteil daran, dass die Einführung der Norm DIN 16554 im Jahre 1958 brancheneinheitliche Maße für die Kugelschreiber-Mine schuf.[7][4]

1978 übernahm der Wirtschaftsingenieur Roland Schneider das Unternehmen von seinem Vater,[8] nachdem er 1975 in das Unternehmen eingestiegen war.[5] In den 1980er- und 1990er-Jahren erweiterte Schneider das Unternehmen und errichtete das Werk II unterm Dorf. Die Spitzenfertigung in Schwarzenbach zog 1987 in einen Neubau und die Kugel- und Tintenschreiberfertigung wurde 1991 ebenfalls in einem Neubau untergebracht.[9] 50 Jahre nach der Unternehmensgründung erreichte der Produktionsausstoß über 100 Millionen Kugelschreiber-Minen.[10] 1991 erwarb das Unternehmen den Füllhalterhersteller VEB Schreibgeräte, Betriebsteil HEIKO in Wernigerode, in dem Schreibgeräte mit kapillarer Reglertechnik und Tinte hergestellt werden.[6] Nach der Übernahme investierte Schneider bis Ende der 1990er-Jahre rund 20 Mio. DM in den Betrieb[11] und erweiterte den Standort mehrfach.[12][13]

Seit 2010 wird das Unternehmen von Christian Schneider (Enkel des Firmengründers) zusammen mit Frank Groß geleitet.[8] 2016 erwarb Schneider die ehemaligen Werkshallen von Zehnder Antennen, wo fortan Versand, Lager und Verpackung untergebracht sind.[13] Im selben Jahr untersuchte der Kommunikationswissenschaftler Arne Westermann im Auftrag der Wirtschaftswoche das Image von 950 Marken im Internet. Schneider hat im Marktsegment der Schreibgeräte ein gutes Image und zählt neben Pelikan und Lamy zu den beliebtesten Schreibgerätemarken.[14] Im Juni 2016 wurde bekannt, dass Schneider mit Molotow eine Kooperation eingeht.[15][16]

Unternehmensstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schneider Schreibgeräte hat die Rechtsform einer GmbH und wird von Christian Schneider und Frank Groß geleitet. In Tennenbronn hat das Unternehmen sein Stammwerk und ein Logistikzentrum. Weitere Standorte sind in Wernigerode (Sachsen-Anhalt) und in Weilheim (Oberbayern). Schneider hält darüber hinaus Anteile an Tochtergesellschaften in den Niederlanden und in Frankreich. Das Unternehmen hat 622 Mitarbeiter, die vorwiegend in Tennenbronn beschäftigt sind (Stand 2020);[2] am Standort Wernigerode sind 134 Personen beschäftigt (Stand 2016).[17] Im Geschäftsjahr 2021 konnte Schneider einen Umsatz von 119,3 Millionen Euro erwirtschaften.[2]

Produkte und Fertigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schneider produziert Kugelschreiber, Füllhalter, Textmarker, Tintenroller, Marker, Fineliner, Faser- und Gelstifte, Kugelschreiber-Minen und Tintenpatronen. Die Produktion erfolgt ausschließlich in Deutschland. Das Unternehmen produziert (Stand 2018) insgesamt 120 verschiedene Typen von Schreibgeräten. Kugelschreiber und Kugelschreiber-Minen sind das „Rückgrat“ von Schneider,[6] Jährlich werden mehr als 300 Millionen Schreibgeräte hergestellt.[15] Der tägliche Produktionsausstoß an Schreibspitzen beträgt rund 1,7 Millionen. Mit 50 % Marktanteil ist Schneider in Deutschland Marktführer im Bereich der Standardkugelschreiber. Schneider verkauft seine Produkte in 140 Länder.[6] Schneider nutzt in der Produktion bei der Mehrzahl der Produkte biobasierte Kunststoffe und elektrischen Strom aus regenerativen Quellen.[18] Das Unternehmen ist seit 1998 nach dem Umwelt-Management-System gemäß EG-ÖKO-Audit-Verordnung EMAS zertifiziert.[19]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Zahlen & Fakten. In: Schneider Schreibgeräte. Abgerufen am 6. Februar 2024.
  2. a b c d Konzernabschluss zum 31. Dezember 2021 im elektronischen Bundesanzeiger
  3. Was ist eigentlich Schneider?, Berliner Kurier, Nr. 321/2010, 23. November 2010 S. 15
  4. a b Heimathaus Tennenbronn, Museums- und Geschichtsverein Schramberg e.V. (Hrsg.): Tennenbronn Die 100 Jahre seit dem Zusammenschluss. Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2022, ISBN 978-3-8392-2958-3, S. 197.
  5. a b Heimathaus Tennenbronn, Museums- und Geschichtsverein Schramberg e.V. (Hrsg.): Tennenbronn Die 100 Jahre seit dem Zusammenschluss. Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2022, ISBN 978-3-8392-2958-3, S. 198.
  6. a b c d Uwe Marx: "Deutschland ist ein Kugelschreibermarkt", Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. März 2018, Nr. 60/2018, S. 25
  7. O. Lueger, A. Ehrhardt: Lueger Lexikon der Technik. Band 13. Deutsche Verlags-Anstalt, 1968, S. 547.
  8. a b Christoph Wöhrle: Ganz die Mama, ganz der Papa, Der Spiegel, 3. Dezember 2020
  9. Heimathaus Tennenbronn, Museums- und Geschichtsverein Schramberg e.V. (Hrsg.): Tennenbronn Die 100 Jahre seit dem Zusammenschluss. Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2022, ISBN 978-3-8392-2958-3, S. 199.
  10. Schneider Schreibgeraete erwartet 10% Plus., Handelsblatt, Nr. 175/1988, 12. September 1988, S. 16
  11. Ostdeutscher Schreibgeräte-Hersteller behauptet sich im Wettbewerb Heiko-Füllhalter als Exportschlager, Die Welt, 50. Jg., Nr. 10/2000, 13. Januar 2000, S. U2
  12. Schneider Schreibgeräte Wernigerode wächst, Leipziger Volkszeitung, 9. August 2001, S. 6
  13. a b Martin Himmelheber: Schneider baut altes Zehnderwerk um, Südkurier, 5. Januar 2016, S. 19
  14. Claudia Tödtmann: Kunden belohnen Ehrlichkeit: Marken: Lebensmittel - Spielzeug. In: WirtschaftsWoche. 5. Dezember 2016, abgerufen am 29. September 2022.
  15. a b Julia Kipping: Wer braucht noch Kugelschreiber? Südkurier Konstanz, 4. Juni 2022, S. 8
  16. Feuerstein geht Kooperation mit Schneider ein - Lahr. In: Badische Zeitung. Badische Zeitung, 9. Juni 2016, abgerufen am 1. Dezember 2022.
  17. Frank Drechsler: Schneider setzt auf Wachstum, Halberstädter Volksstimme, 19. Januar 2017, S. 19
  18. Patrick Ganter: Aus Tennenbronn in über 130 Länder der Welt, Südkurier, 20. März 2019, S. 20
  19. Florian Langenscheidt, Peter May (Hrsg.): Lexikon der deutschen Familienunternehmen, 3. Auflage, Springer, Wiesbaden 2020, ISBN 978-3-658-31846-8, S. 648