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Schuckert & Co.

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Schuckert & Co.
Elektrizitäts-AG vormals Schuckert & Co. (E-AG)
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 31. Dezember 1885
Auflösung 1903
Auflösungsgrund Übernahme durch Siemens & Halske
Sitz Nürnberg, Deutschland
Leitung
  • Alexander Wacker
Branche Elektroindustrie, Straßenbahnbau und -ausstattung, Kraftfahrzeughersteller

Schuckert & Co. war ein deutsches Elektrizitätsunternehmen mit Sitz in Nürnberg, das von 1885 bis 1903 bestand.

Aktie über 1000 Mark der Elektrizitäts-AG vormals Schuckert & Co. vom 1. April 1896

Schuckert & Co. entstand am 31. Dezember 1885, als Alexander Wacker als Teilhaber in das Unternehmen von Sigmund Schuckert eintrat. Schuckert hatte 1873 eine Werkstatt in der Nürnberger Schwabenmühle gegründet und 1879 das erste Fabrikgebäude an der Schloßäckerstraße errichtet. 1890 wurde der heute noch von Siemens genutzte Standort an der Landgrabenstraße in Betrieb genommen.[1]

Bei der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft wurde 1893 die Firma in Elektrizitäts-AG vormals Schuckert & Co. (E-AG) geändert. 1903 wurde das Unternehmen von Siemens & Halske übernommen, die ihre Starkstromabteilungen mit der E-AG zusammenlegte und als Siemens-Schuckertwerke (SSW) mit Sitz in Berlin, ab 1945 in Erlangen und Berlin weiterführte.

Stromversorgungsnetze

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Generator und Synchronmaschine mit Logo Sigmund Schuckert, eingebaut 1895 im Flusskraftwerk Stallegg zur Stromübertragung in das Schloss Donaueschingen
Schuckert-Generatoren im Kraftwerk Tullnau 1899
Motor von Schuckert im Brunnenhaus der Festung Königstein

1887 erstellte Schuckert sein erstes Elektrizitätswerk in Lübeck, 1888 ein weiteres in Barmen. Bis 1900 errichtete Schuckert 120 Kraftwerkszentralen. Dabei war Schuckert in der Regel Generalunternehmer, der die gesamte Anlage mit dem Kraftwerk, dem Verteilnetz und den Transformatorenstationen schlüsselfertig herstellte. Das Kraftwerk Tullnau in Nürnberg versorgte 1896 das erste Wechselstromnetz in Bayern.[2]

Auch im Ausland übernahm Schuckert zahlreiche Projekte. So wurden die Kykkelsrudsbane in Norwegen sowie das Wasserkraftwerk Kykkelsrud im Wesentlichen nach Planung von Schuckert erbaut. Daran erinnert bis heute eine Schuckertlinna benannte Straße in der Stadt Askim, die auf einem Teil der ehemaligen Bahnstrecke angelegt wurde.

Kaiserwagen der Wuppertaler Schwebebahn mit elektrischer Ausrüstung von Schuckert & Co., ausgeliefert 1900

Auf der historisch bedeutsamen Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung 1891 in Frankfurt am Main stellte Schuckert & Co. eine elektrische Straßenbahn vor, die zwischen dem Ausstellungsgelände und dem Mainufer pendelte. Im Jahr 1894 schlossen die Städte Barmen und Elberfeld mit der E-AG einen Vertrag über die elektrische Ausrüstung der neuen Schwebebahn im Wuppertal. In der Folge entwickelte sich Schuckert & Co. auch in diesem Bereich zu einem der führenden Unternehmen.[2]

In Nürnberg überarbeitete Schuckert die von der AEG mangelhaft hergestellte Stromversorgung der elektrischen Straßenbahn. Bis heute liefern Schuckert & Co. bzw. die Nachfolgeunternehmen SSW und Siemens die elektrischen Ausrüstungen für die Nürnberger Straßenbahn und U-Bahn.[3]

1885 hatte Schuckert eine Schleifmaschine für Parabolspiegel patentieren lassen. Bei der Weltausstellung in Chicago 1893 war das Licht eines mit einem solchen Spiegel ausgerüsteten Scheinwerfers noch im 135 Kilometer entfernten Milwaukee wahrnehmbar. In den 1890er Jahren wurden jährlich mehr als hundert Stück hergestellt.[4] Auch auf der Weltausstellung Paris 1900 strahlte ein Schuckert-Scheinwerfer von der Spitze der über dem Deutschen Schifffahrtspavillon bis in eine Höhe von 46 m aufsteigenden Nachbildung des Leuchtturms Roter Sand allabendlich einen weißen glänzenden Lichtkegel über das Ausstellungsgelände hinweg.[5]

Zwischen 1899 und 1900 stellte die E-AG Automobile mit Antrieb durch Elektromotoren her, angeboten wurden Personen- und Lieferwagen.

  • Daniela Stadler: J. Sigmund Schuckert. Hofmann Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-87191-289-1, Seite 40 ff.
  • Manfred Hahn: 100 Jahre Strom in Franken. wek-Verlag, Treuchtlingen / Berlin 2014, ISBN 978-3-934145-94-8, Seite 17 ff.
  • Siegfried Kett: Erhellung und Beschleunigung. Nürnbergs Rolle in der Elektrogeschichte. Schrenk Verlag, Röttenbach 2016, ISBN 978-3-924270-83-4, Seite 123 ff.
  • Helmut Beer: Südstadtgeschichte. Aus der Vergangenheit der Nürnberger Südstadt. Hofmann Druck, Nürnberg 2004, ISBN 3-87191-320-0, Seite 116–132.
  • Harald H. Linz, Halwart Schrader: Die große Automobil-Enzyklopädie. BLV, München 1986, ISBN 3-405-12974-5.
  • Nick Georgano: The Beaulieu Encyclopedia of the Automobile, Volume 3 (P–Z). Fitzroy Dearborn Publishers, Chicago 2001, ISBN 1-57958-293-1 (englisch).
  • Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vormals Schuckert & Co. (Hrsg.): Elektrische Bahnen. Elsner, Berlin 1899. (umfangreiche und aufwändig gestaltete Unternehmensschrift)
Commons: Schuckert & Co. – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Daniela Stadler: J. Sigmund Schuckert. Hofmann Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-87191-289-1, Seite 40 ff.
  2. a b Daniela Stadler: J. Sigmund Schuckert. Hofmann Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-87191-289-1, Seite 41 f.
  3. Robert Binder: Der Stadtverkehr in Nürnberg und Fürth von 1881 bis 1981. VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft, Nürnberg 1986, Seite 34 ff.
  4. Helmut Beer: Südstadtgeschichte. Aus der Vergangenheit der Nürnberger Südstadt. Hofmann Druck, Nürnberg 2004, ISBN 3-87191-320-0, Seite 117 f.
  5. Maurice Rappaport: Die Pariser Weltausstellung in Wort und Bild. Berlin 1900, S. 210.

Koordinaten: 49° 26′ 20″ N, 11° 4′ 31,9″ O