Schwarze Komödie (Film)
Als Schwarze Komödie (von engl. Black Comedy) wird ein Filmgenre bezeichnet, welches der Filmkomödie untergeordnet ist. Im englischen Sprachraum hat sich zusätzlich der Begriff Dark Comedy etabliert.[1] In Anlehnung daran gibt es auch im deutschen Sprachgebrauch die Möglichkeit, von „dunklen“ oder „düsteren Komödien“ zu sprechen – wobei es nicht nur Spielfilme, sondern auch Fernsehserien gibt, die hinsichtlich ihrer Inhalte und der Umsetzung als Schwarze Komödie eingestuft werden.[2]
Typisch ist dabei der Einsatz von Stilmitteln wie Übertreibung, Satire und das gezielte Brechen von Konventionen, Moralvorstellungen oder gesellschaftlichen Normen. Dabei werden den Zuschauern Inhalte präsentiert, die normalerweise nicht komisch wären, durch die Art und Weise der Präsentation, die oft als Parodie und mit Ironie und Zynismus jedoch durch Überraschungs- oder Schockmomente für Belustigung oder Schadenfreude sorgen.[3]
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schwarzen Komödien befassen sich inhaltlich oft mit tabuisierten Themen wie Tod, Krankheit, Behinderung, Verbrechen oder Krieg. Weitere Themen sind politische Missstände, Terrorismus, Diskriminierung, Rassismus, Religion, Sexualität sowie weitere vom Menschen verursachte Probleme, einschließlich Lobbyismus und Klimawandel.[1][3][4]
Protagonisten sind dabei Charaktere, denen Unrecht widerfährt, die scheitern oder unter ihren Lebensumständen leiden – wobei sie mitunter eine stoische oder selbstironische Haltung einnehmen. Dabei sind oft tragische Elemente enthalten, die im Idealfall jedoch so überzeichnet sind oder einen so starken Kontrast zum Verhalten der Personen erzeugen, dass sie komisch wirken. So sorgt sich die weibliche Protagonistin von Fargo (1996) beispielsweise mehr um ihren Kaffee als um die neben ihr im Schnee liegenden Leichen.[5]
Dabei werden die makaberen Grenzüberschreitungen oft als filmisches Mittel eingesetzt, hinter dem sich das aufrichtige Anliegen verbirgt, Probleme aufzudecken, auf überholte Konventionen hinzuweisen oder die Verlogenheiten innerhalb einer Gruppe oder Gesellschaft zu entlarven. Häufig eingesetzte Stilmittel sind Schwarzer Humor, Sarkasmus oder Galgenhumor – die mitunter mit absurden Elementen vermischt werden.[4]
Die Schwarze Komödie in Asien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fast alle der hier genannten Filme, stammen aus der Westlichen Welt, da diese Filme synchronisiert angeboten werden und somit stärker wahrgenommen werden. Die Black Comedy ist jedoch (unter anderem) auch in Bollywood und China populär.
Bollywood
In Indien wurden Ende der 1970er Jahre wurden auf Hindi Werke wie Gol Maal (1979, Hrishikesh Mukherjee) und Jaane Bhi Do Yaaro (1984, Kundan Shah) produziert, die eine Reihe von Neuverfilmungen in Sprachen wie Tamil, Kannada, Malayalam und Telugu nach sich zogen. Noch mehr Popularität gewann das Genre nach der Jahrtausendwende mit Filmen wie Dev.D (2009, Anurag Kashyap), Delhi Belly (2011, Abhinay Deo), Jigarthanda (2014, Karthik Subbaraj) und Andhadhun (2019, Sriram Raghavan), der zu den indischen Filmen zählt, die weltweit besonders erfolgreich waren.[6][7]
China
Zu den ersten Schwarzen Komödien, die China verließen, zählt The Black Cannon Incident (1985, Huang Jianxin)[8], der 1987 bei den Internationalen Filmfestspiele von Cannes gezeigt wurde (ohne am Wettbewerb teilzunehmen).
Nach 2000 hat es insbesondere der Regisseur und Drehbuchautor Ning Hao geschafft, sich mit seinen Schwarzen Komödien – insbesondere Crazy Stone (2006) und Crazy Racer (2009) – auch außerhalb Chinas einen Namen zu machen, obwohl ihm nur ein sehr geringes Budget zur Verfügung stand.[8][9]
Südkorea
Wenn es um schwarzhumorige Komödien aus Südkorea geht, ist es insbesondere der Regisseur Bong Joon-ho, der internationale Bekanntheit erlangt hat. Sein Langfilmdebüt, Hunde, die bellen, beißen nicht (2000), wurde 2001 unter anderem auf dem Slamdance Film Festival und dem Filmfest München ausgezeichnet.[10] Für Parasite erhielt er den Oscar in der Kategorie „Bester Film“ sowie zahlreiche weitere Auszeichnungen.[11]
Auch der Regisseur Kim Jee-woon ist international bekannt. Sein Debütfilm, The Quiet Family (1998), ist ein Genremix aus Horror und Schwarzer Komödie[12], während er bei Cobweb (2023) schwarzen Humor mit Elementen des Dramas verbindet.[13]
Einige Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schwarze Komödien lassen sich als Genre gut mit anderen Filmgenres kombinieren und sind so beliebt, dass Filme dieses Genres mit zahlreichen Auszeichnungen prämiert wurden. Im Internet gibt es diverse Plattformen und Communities, wie Rotten Tomatoes oder Moviepilot, auf denen die Beliebtheit beim Publikum und die Anzahl der positiven und kritischen Rezensionen der Filme miteinander verglichen werden.[14][15]
Die Auswahl enthält eine Reihe von Filmen, die im Bereich Schwarze Komödie genannt, empfohlen oder ausgezeichnet wurden. Eine Reihe der Filme hat zahlreiche weitere Auszeichnungen erhalten, aus Platzgründen wird hier nur eine Auswahl genannt.
Für weitere Filmbeispiele, siehe Kategorie:Schwarze Komödie
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Frank Papenbroock: Filmgenres und Filmgattungen, Springer Fachmedien, Wiesbaden, 2023, ISBN 978-3-658-41943-1
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Aaron Sachs: Stay cool: why dark comedy matters in the fight against climate change., doi:10.1515/humor-2023-0072 New York UniversityPress, abgerufen am 25. Juni 2025
- ↑ Düstere Komödien.Netflix, abgerufen am 25. Juni 2025
- ↑ a b c d e f g h i j Frank Papenbroock: Filmgenres und Filmgattungen. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2023, ISBN 978-3-658-41943-1, S. 125–126.
- ↑ a b c d e Ludger Kaczmarek: black comedy. Filmlexikon der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, abgerufen am 25. Juni 2025
- ↑ a b Stephen Connard: The comedic base of black comedy: an analysis of blackcomedy as a unique contemporary film genre., doi:10.26190/unsworks/4517 Universität Sydney, abgerufen am 25. Juni 2025
- ↑ M. P Goswami & K. Shruthi (2024): Dark Humour in Moving Frames: A Discourse Analysis of Bollywood Black Comedies. South-North Journal of Cultural & Media Studies. Dec2024, Vol. 38 Issue 6, p134-152. 19p doi:10.1080/02560046.2024.2340705
- ↑ 50 Best Indian Black Comedy Movies. IMDb, abgerufen am 25. Juni 2025
- ↑ a b Hui Lui (2018): Black comedy films in postsocialist China: Case study of Ning Hao's Crazy series. Journal of Chinese Cinemas Jun2018, Vol. 12 Issue 2, p158-173, 16p doi:10.1080/17508061.2018.1475969
- ↑ Crazy Stone. Fengkuang de shitou. Film.at, Tochterunternehmen des Kurier, abgerufen am 25. Juni 2025
- ↑ Crazy Stone. Fengkuang de shitou. Mubi, abgerufen am 26. Juni 2025
- ↑ Oscar-Verleihung in Los Angeles. „Parasite“ als bester Film ausgezeichnet. Deutschlandfunk Kultur, abgerufen am 26. Juni 2025
- ↑ The Quiet Family. 1998. 조용한 가족. Directed by Kim Jee-woon. Letterboxd, abgerufen am 26. Juni 2025
- ↑ Entertainment. Interview: 'Cobweb' director questions meaning of cinema. The Korea Times, abgerufen am 26. Juni 2025
- ↑ a b c d e f g h i j k l Alex Vo: The 60 Best Black Comedies, Ranked By Tomatometer. Rotten Tomatoes, abgerufen am 25. Juni 2025
- ↑ a b c d e f g h Die besten Schwarzen Komödien. Moviepilot, abgerufen am 25. Juni 2025
- ↑ Arsenic and Old Lace. Rotten Tomatoes, abgerufen am 25. Juni 2025
- ↑ 10 great films set in the Edwardian era vom 10. Juli 2017 British Film Institute, abgerufen am 25. Juni 2025
- ↑ ‘Pink Flamingos,’ a landmark of shock cinema, is honored by the National Film Registry. vom 14. Dezember 2021 The Washington Post, abgerufen am 25. Juni 2025