Sender Hoher Meißner
Sender Hoher Meißner Funkübertragungsstelle Hessisch Lichtenau 1
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Basisdaten | ||
Ort: | Berg Hoher Meißner bei Hessisch Lichtenau | |
Land: | Hessen | |
Staat: | Deutschland | |
Höhenlage: | 710 m ü. NHN | |
Koordinaten: 51° 12′ 28,1″ N, 9° 50′ 48,8″ O | ||
Verwendung: | Fernmeldeanlage, Rundfunksender | |
Zugänglichkeit: | Sendeanlage öffentlich nicht zugänglich | |
Besitzer: | Hessischer Rundfunk, Deutsche Funkturm | |
Daten zur Sendeanlage | ||
Anzahl an Türmen/Masten: | 3 | |
Höhe der Türme/Masten: | 220 m, 155 m, 40 m | |
Bauzeit: | ab 1951 | |
Letzter Umbau (Sender): | März 2015 | |
Wellenbereiche: | MW-Sender, UKW-Sender | |
Rundfunk: | UKW-Rundfunk | |
Sendetypen: | DAB, DVB-T, Mobilfunk | |
Positionskarte | ||
Der Sender Hoher Meißner auf dem Hohen Meißner ist ein wichtiger Sendestandort des Hessischen Rundfunks (HR) für UKW und digitales Fernsehen (DVB-T).
Geschichte und Anlagenbeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach Errichtung der ersten Sendeanlagen nahm der Hessische Rundfunk im April 1952 den Versuchsbetrieb mit Mittelwelle für den Hörfunk auf, der nach erfolgreichem Abschluss im Juni 1952 in den Regelbetrieb überging.
Drei Jahre später wurde daneben der Fernsehsender auf dem Hohen Meißner in Betrieb genommen. Bis zur Umstellung auf DVB-T am 25. Mai 2006 wurde das analoge Fernsehen auf den Kanälen 7 (ARD), 32 (ZDF) und 55 (HR) ausgestrahlt.
Der Mittelwellensender (594 kHz, 100 kW), der im Gleichwellennetz mit dem Sender Weiskirchen betrieben wurde am 31. Dezember 2009 abgeschaltet, da der Hessische Rundfunk aus Kostengründen komplett auf die Mittelwelle verzichtete.[1] Der Hauptsendemast für Mittelwelle auf dem Hohen Meißner war bereits 1995 abgerissen worden, der zunächst weitergenutzte dazugehörige Reservesendemast folgte am 16. März 2015.[2]
Am 3. September 2019 ereignete sich an einem der Masten ein Unfall, bei dem eine Wartungsgondel mit drei Arbeitern einer Fremdfirma, die mit dem Aufbau einer neuen Antenne für den DAB+-Empfang beschäftigt waren, aus 50 Metern Höhe abstürzte. Dies hatte den Tod der drei Arbeiter zur Folge.[3]
Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Antennenbauwerke bzw. Sendeanlagen auf dem Hohen Meißner:
Existierende Sendemasten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 220 m hoher geerdeter, abgespannter Stahlfachwerkturm für UKW und TV (errichtet 1964/65)
- 155 m hoher geerdeter, abgespannter Stahlfachwerkmast, der eine Reusenantenne für Mittelwelle und Richtfunkantennen trägt
- 40 m hoher freistehender Stahlfachwerkturm mit Mobilfunk-Antennen und UKW-Reserveantennen
- ein freistehender Stahlrohrturm mit einer Richtfunkplattform
Ehemalige Sendemasten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 95 m hoher gegen Erde isolierter Stahlrohrmast als Reserveantenne für Mittelwelle; 2015[2] abgerissen
- 1951 errichteter, gegen Erde isolierter, abgespannter Stahlrohrmast als Sendemast für Mittelwelle; 1995 abgerissen
Frequenzen und Programme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Analoges Radio (UKW)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Frequenz (MHz) |
Programm | RDS PS | RDS PI | Regionalisierung | ERP (kW) |
Antennendiagramm rund (ND)/gerichtet (D) |
Polarisation horizontal (H)/vertikal (V) |
---|---|---|---|---|---|---|---|
99,0 | hr1 | __hr1___[UKW 1] | D361 | – | 100 | ND | H |
95,5 | hr2-kultur | __hr2___[UKW 1] | D362 | – | 100 | ND | H |
89,5 | hr3 | __hr3___/h__r__3_/_h_r_3__/__hr3___/ -*hr3*-_/**hr3**_[UKW 1] |
D363 | – | 100 | ND | H |
101,7 | hr4 | hr4_Nord, __hr4___[UKW 1] |
D564 (regional), D364 |
Nordost-Hessen | 100 | ND | H |
105,1 | Hit Radio FFH | _FFH-KS_, HITRADIO/___FFH__[UKW 1][UKW 2] |
D468 (regional), D368 |
Nordhessen/Kassel | 100 | ND | H |
- ↑ a b c d e Manchmal dynamisch mit Sendungsinformationen, Musiktitelinformationen oder Webadressen
- ↑ Dynamisch, teilweise mit Nachrichten
Aufgrund der topografischen und geografischen Lage erreicht die Sendeanlage, mit starken 100 kW Leistung, 6 Bundesländer. Neben Hessen reicht der Empfang bis Thüringen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Bayern (Rhön, Unterfranken) und sogar bis ins östliche Nordrhein-Westfalen (Sauerland).
Digitaler Hörfunk (DAB/DAB+)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Seit 30. November 2015 wird von diesem Sender auch digitaler Hörfunk ausgestrahlt.[4]
Digitales Fernsehen (DVB-T2)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Am 8. November 2017 endete die Ausstrahlung von DVB-T-Programmen und der Regelbetrieb von DVB-T2 HD wurde aufgenommen. Es werden im DVB-T2-Standard die Programme der ARD (hr-Mux) und des ZDF im HEVC-Videokodierverfahren und in Full HD Auflösung gesendet.
Die DVB-T2 HD-Ausstrahlungen vom Sender Hoher Meißner laufen im Gleichwellenbetrieb (Single Frequency Network) mit anderen Sendestandorten.
Kanal | Frequenz (MHz) |
Multiplex | Programme im Multiplex | ERP (kW) |
Antennendiagramm rund (ND)/ gerichtet (D) |
Polarisation horizontal (H) / vertikal (V) |
Modulationsverfahren | FEC | Guardintervall | Bitrate (MBit/s) |
Gleichwellennetz (SFN) |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
46 | 674 | ARD Digital (hr) | 50 | ND | H | 64-QAM (16k-Modus) |
1/2 | 19/128 | 18,34 | Hoher Meißner, Habichtswald, Kassel-Söhrewald | |
29 | 538 | ARD regional (hr) Nord | 50 | ND | H | 64-QAM (16k-Modus) |
3/5 | 19/128 | 22,00 | Hoher Meißner, Habichtswald, Kassel-Söhrewald, Rimberg | |
35 | 586 | Substream 0:
ZDF (ZDFmobil) Substream 1: MEDIA BROADCAST |
Substream 0:
Substream 1: |
50 | ND | H | 64-QAM (16k-Modus) |
3/5 | 19/128 | 22,00 | Hoher Meißner, Habichtswald, Kassel-Söhrewald, Göttingen/Espol |
Digitales Fernsehen (DVB-T)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die DVB-T Ausstrahlungen auf dem Mast von Media Broadcast laufen seit 29. Mai 2006 und werden über das Gleichwellennetz (Single Frequency Network) mit anderen Sendestandorten betrieben. Sie endeten am 8. November 2017.
Kanal | Frequenz (MHz) |
Multiplex | Programme im Multiplex | ERP (kW) |
Antennendiagramm rund (ND)/ gerichtet (D) |
Polarisation horizontal (H) / vertikal (V) |
Modulationsverfahren | FEC | Guardintervall | Bitrate (MBit/s) |
Gleichwellennetz (SFN) |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
32 | 562 | ARD Digital (hr) | 50 | ND | H | 16-QAM (8-k-Modus) |
2/3 | 1/4 | 13,27 | Hoher Meißner, Habichtswald, Angelburg | |
55 | 746 | ARD regional (hr) Nordhessen |
50 | ND | H | 16-QAM (8-k-Modus) |
2/3 | 1/4 | 13,27 | Hoher Meißner, Habichtswald | |
42 | 642 | ZDFmobil | 50 | ND | H | 16-QAM (8-k-Modus) |
2/3 | 1/4 | 13,27 | Hoher Meißner, Habichtswald, Göttingen/Espol |
Analoges Fernsehen (PAL)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Vor der Umstellung auf DVB-T diente der Sendestandort weiterhin für analoges Fernsehen:
Kanal | Frequenz (MHz) |
Programm | ERP (kW) |
Sendediagramm rund (ND)/ gerichtet (D) |
Polarisation horizontal (H)/ vertikal (V) |
---|---|---|---|---|---|
7 | 189,25 | Das Erste (HR) | 100 | ND | H |
32 | 559,25 | ZDF | 390 | ND | H |
55 | 743,25 | hr-fernsehen | 470 | ND | H |
Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einstige militärische Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Auf dem Hohen Meißner existierten im Zweiten Weltkrieg (1939 bis 1945) und im Kalten Krieg (1945 bis 1990) und noch darüber hinaus verschiedene militärische Einrichtungen:
- Camp Freya: Auf dem Südteil des Meißner-Hochplateaus wurde im Bereich der heutigen Einrichtungen von Sendemasten, Skilift und Berggasthof Hoher Meißner in den Jahren 1937/38 eine später als Camp Freya bezeichnete Flugwetterstation mit mehreren militärischen Gebäuden errichtet, wo Messungen insbesondere für den damaligen Militärflugplatz in Eschwege durchgeführt wurden. Ab 1945 wurden die auch als Kaserne dienenden Gebäude von der US-Armee und nach zwischenzeitlicher Bundeswehr-Nutzung bis 1992 wieder von der US-Armee genutzt. Die Anlage wurde nach 6-jährigem Leerstand 1998 abgerissen.
- Melone: Nahe der Kasseler Kuppe errichtete die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg die Nachtjägerleitstation Melone mit mehreren Gebäuden und Radartürmen, die am 19. August 1943 in Betrieb genommen wurde und von der aus Fluglotsen Flugzeuge führten. Am 1. April 1945 wurde sie von der US-Armee übernommen und nach kurzer Nutzungsdauer abgebaut.
- Eloka-Stützpunkt: Ungefähr 300 m westlich des Schwalbenthals gab es nahe der Landesstraße 3241, die aus Richtung Schwalbenthal bzw. Stinksteinwand kommend in Richtung Meißnerhaus führt, während des Kalten Kriegs von 1948 bis 1992 auf rund 715 m Höhe zwei Abhöranlagen (eine von US-Armee und Bundeswehr gemeinschaftlich betriebene und eine vom Bundesnachrichtendienst; BND) mit mehreren Bauwerken, die in direkter Nachbarschaft zueinander standen.[5] Der zuletzt noch verbliebene Betonturm der Bundeswehr, der weithin sichtbare und etwa 80 m hohe Eloka-Turm (Volksmund: Meißner-Turm), wurde am 11. November 2002 gesprengt, nachdem sein Abriss jahrelang verschoben worden war. Bauschutt, Fundament und Turmstumpf sind noch vorhanden.
- Cola-Dose: Nahe der Kalbe existierte während des Kalten Kriegs die vom US-Militär 1953 gebaute Abhöranlage Cola-Dose, die aus einem Gebäude mit kleinem Turm und Baracken bestand, aus einer vom US-Militär betriebenen mobilen Abhöranlage hervorging und später vom Bundesnachrichtendienst übernommen wurde, um den Funkverkehr der Staaten des Warschauer Pakts abzuhören. Die Gebäude, die als Bundesstelle für Fernmeldestatistik getarnt waren, wurden im Dezember 1995 abgerissen.
Unfall am 3. September 2019[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Am 3. September 2019 ereignete sich gegen 9:00 Uhr Ortszeit am Sendemast Hoher Meißner ein schwerer Unfall.
Ein Arbeitsteam arbeitete in einer Wartungsgondel an einem der Masten, als sie aus noch ungeklärter Ursache aus rund 50 Metern Höhe abstürzten. Mindestens drei Menschen verloren dabei ihr Leben.[6]
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ hr schaltet Mittelwelle zum Jahresende ab, vom 28. Dezember 2009, auf radioszene.de
- ↑ a b hessenschau – hr-Sendemast fällt, Film der hessenschau vom 16. März 2015, abgerufen am 18. Juni 2015, auf youtube.com
- ↑ Drei Arbeiter sterben bei Absturz einer Gondel an Sendeturm. In: https://www.hessenschau.de/. 3. September 2019, abgerufen am 3. September 2019.
- ↑ Media-Broadcast gibt neue Senderstandorte für nationalen Digitalradio-Multiplex bekannt (Memento vom 31. Dezember 2015 im Internet Archive), Pressemitteilung vom 26. Oktober 2015, abgerufen am 31. Dezember 2015, auf media-broadcast.com
- ↑ Projekt JLT – Die Aufklärungstürme des Heeres, auf geschichtsspuren.de
- ↑ Am Sendeturm vom „Hessischen Rundfunk“: Wartungsgondel stürzt 50 Meter in die Tiefe – Mehrere Tote. In: merkur.de. 3. September 2019, abgerufen am 3. September 2019.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Projekt JLT – Die Aufklärungstürme des Heeres, auf geschichtsspuren.de