Sheree Domingo

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Sheree Domingo (bürgerlicher Name Sheree Annabelle Betz, * 1989 in Böblingen, Baden-Württemberg) ist eine deutsche Zeichnerin und Autorin von Comics. Während ihre Graphic Novel Ferngespräch sich mit dem Schicksal ihrer aus den Philippinen nach Deutschland eingewanderten Mutter auseinandersetzt, hat Domingo darüber hinaus auch Sachcomics veröffentlicht.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sheree Domingo ist die Tochter einer philippinischen Krankenschwester, die 1982 nach Deutschland kam[1] und eines Deutschen.[2] Nach dem Abitur auf dem Wirtschaftsgymnasium Böblingen studierte sie Comic und Illustration an der Kunsthochschule Kassel und schloss das Studium 2015 mit dem Master als Meisterschülerin von Hendrik Dorgathen ab.[3] Ein Auslandssemester verbrachte sie im Rahmen des Erasmus-Programms an der LUCA School of Arts in Brüssel.

2017 absolvierte sie einen Artist-In-Residence-Aufenthalt bei Kitokia Grafika mit einer anschließenden Ausstellung im Botanischen Garten in Kaunas.[4] 2019 folgte ein Artist-in-Residence-Aufenthalt im Salzamt von Linz[5] mit der anschließenden Ausstellung beim Nextcomic-Festival Linz, die von Gottfried Gusenbauer kuratiert wurde.[6]

Seit 2019 arbeitet Sheree Domingo freischaffend als Zeichnerin in Berlin. Sie war u. a. am preisgekrönten Energy Transition Coloring Book („Energiewende-Malbuch“) beteiligt sowie bei Abgefahren! Die Infografische Novelle zur Verkehrswende der Organisation Agora Verkehrswende, beides wurde von Ellery Studio herausgegeben. Sie zeichnete den Comic Unter anderen Umständen für das Projekt „Zukunft Mensch“ des Museums für Naturkunde Berlin und der Universität Tübingen, das sich mit Genmanipulation und der neuen gentechnischen Methode CRISPR befasst und das 2021 den Tübinger Nachwuchspreis für Wissenschaftskommunikation gewann.[7][8] Zum selben Thema zeichnete sie einen Beitrag für die Ausstellung „Von Genen und Menschen. Wer wir sind und werden könnten“ des Deutschen Hygienemuseums in Dresden.[9]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Comic-Geschichte Wie im Paradies gehörte sie 2016 zu den neun Finalisten für den Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung.[10] Die Graphic Novel erschien 2019 unter dem Titel Ferngespräch im Schweizer Comicverlag Edition Moderne. Sheree Domingo erhielt dafür 2021 den Grimmelshausen-Förderpreis für Literatur.[11]

Die Graphic Novel handelt von ihrer Mutter, die von den Philippinen nach Deutschland ging, um als Altenpflegerin zu arbeiten und dafür ihre Angehörigen zurückließ. Es ist dennoch kein bis ins Detail autobiografischer Comic. Aus der Perspektive der zehnjährigen Erzählerin macht Sheree Domingo in Aquarell-Farben mit viel grellem Gelb ihre Erinnerung an einen „Jahrhundertsommer“ auf den Philippinen und das Leben und Sterben im deutschen Altersheim sichtbar. Das „Ferngespräch“, das dem Buch den Namen gibt, führt das Mädchen mit ihrer Großmutter, die auf den Philippinen im Sterben liegt.[12][13] Sheree Domingo schaffe es „entlang der Geschichte zweier sehr unterschiedlicher Figuren feinfühlig und berührend zwei so große Themen wie Migration und Pflege ineinanderzuflechten“, schrieb Oliver Stenzel.[7] Im Comic-Blog der Frankfurter Allgemeinen Zeitung besprach Andreas Platthaus das Buch: „In einer winzigen Konstellation wird hier die ganze Welt erzählt, weil Armut, Migration, Geschlecht und Alter die bestimmenden Faktoren für das ganze Geschehen sind. Und das in einer grenz-, ja kontinenteübergreifenden Handlung. Aber Sheree Domingo moralisiert nie, sie lässt uns unsere eigenen Schlüsse auf der Grundlage knapp umrissener und desto interessanterer Schicksale ziehen. Das ist eine große Leistung für ein Comicdebüt.“[14]

Der Comic Madame Choi und die Monster mit Texten von Patrick Spät und Zeichnungen von Sheree Domingo erzählt die wahre Liebesgeschichte eines südkoreanischen Filmstars und ihres Ex-Mannes, ein Regisseur, die nach Nordkorea entführt und gezwungen werden für das Regime Filme zu drehen, darunter der Monsterfilm Pulgasari. Das Buch wurde mit dem mit 20.000 Euro dotierten Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung 2022 ausgezeichnet, der jährlich noch nicht veröffentlichte Comicprojekte prämiert.[15][16] Der Comic erschien im Oktober 2022 beim Verlag Edition Moderne.

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausstellungen (Beteiligungen)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stuttgarter Zeitung, Stuttgart Germany: Comicfestival in Stuttgart: „Ferngespräch“ mit der Großmutter. 19. Juli 2019, abgerufen am 18. Juni 2022.
  2. „Ein derber Witz“, Interview von Maxi Leinkauf mit Sheree Domingo, der freitag, Ausgabe 33/2019
  3. Abschluss Sheree Domingo, Kunsthochschule Kassel, Comic und Illustration, 30. Oktober 2015
  4. Rudenį į Kauną atvyksta žinomos komiksų menininkės. 17. August 2017, abgerufen am 18. Juni 2022 (litauisch).
  5. Domingo, Sheree (Salzamt Linz, Februar-März 2019), Die KUNSTSAMMLUNG des Landes Oberösterreich
  6. Karin Krichmayr: Von Kubin zu Cave: Linz im Zeichen von Comics, Der Standard, 15. März 2019
  7. a b Oliver Stenzel: Die Ersatz-Oma im Heim. Abgerufen am 18. Juni 2022 (deutsch).
  8. Michael Butter erhält Tübinger Preis für Wissenschaftskommunikation | Universität Tübingen. Abgerufen am 18. Juni 2022.
  9. Von Genen und Menschen. Abgerufen am 18. November 2023.
  10. Die Finalisten für den Comicbuchpreis 2016, Berthold Leibinger Stiftung
  11. Grimmelshausen-Förderpreis an Sheree Domingo, Börsenblatt, 7. Juli 2021
  12. Martina Knoben: Sheree Domingo. Das Pflegebett im Sand, Süddeutsche Zeitung, 14. Oktober 2019
  13. Sabine Rohlf: Internationales Literaturfestival. Zerrissene Familien, Berliner Zeitung, 13. September 2020
  14. Rezension von Andreas Platthaus zu Ferngespräch, Frankfurter Allgemeine Blog „Comic“, 18. Oktober 2019
  15. Agnes Popp: Comicbuchpreis für Liebeskrimi "Madame Choi und die Monster", BR24, 6. Dezember 2021
  16. Comic „Madame Choi und die Monster“. Als Nordkorea Filmstars entführte. Sheree Domingo und Patrick Spät im Gespräch mit Frank Meyer, Deutschlandfunk Kultur, 6. Januar 2022
  17. Vorbilder*innen | Feminismus in Comic und Illustration. 22. Mai 2021, abgerufen am 18. Juni 2022.
  18. Internetseite der Berthold Leibinger Stiftung. Abgerufen am 15. November 2021.
  19. Mitteilung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Abgerufen am 15. November 2021.
  20. Die Preisträger 2022 sind Sheree Domingo und Patrick Spät mit „Madame Choi und die Monster“, leibinger-stiftung.de, abgerufen am 6. Dezember 2021.
  21. Berthold Leibinger Stiftung. Comicbuchpreis für Liebeskrimi „Madame Choi und die Monster“, Der Tagesspiegel, 6. Dezember 2021