Siciliano
Das Siciliano (auch als Siciliana bezeichnet) ist eine Satzbezeichnung der Barockmusik für Gesangsstücke (Arien), Tanzstücke oder Suitensätze.
Charakteristische Merkmale
Kennzeichnend für das Siciliano sind:
- Liebliche, schmerzhaft-süße Melodik.
- Musikalischer Charakter eines Hirtenidylls (sowohl im erotisch-amourösen Sinne als auch im Sinne einer einfachen Naturverbundenheit).
- 6/8- oder 12/8-Takt in schleppendem, wiegendem Rhythmus. Charakteristisch ist die verlängerte erste Achtelnote in vielen 3/8-Gruppen und die entsprechend verkürzte, nur "angetippte" 2. Note.
- Hin und wieder eingestreute Synkopen und die Verwendung des neapolitanischen Sextakkords unterstützen die zärtlich-melancholische Emotion.
Herkunft
Eine Verbindung mit Sizilien z. B. als ursprünglich sizilianischer Tanz wird zwar häufig seit Auftreten des Sicilianos behauptet, lässt sich aber nicht nachweisen.
Verwendung in späteren Epochen
Gelegentlich trifft man das Siciliano auch in der Nachbarockzeit an, beispielsweise bei Joseph Haydn. Seine Sopranarie Nun beut die Flur das frische Grün in der Schöpfung ist ein Siciliano. Auch Wolfgang Amadeus Mozart setzte es hin und wieder ein, um kummervolle Stimmung auszudrücken, beispielsweise in der Sopranarie Ach, ich fühl's, es ist verschwunden aus der Zauberflöte, im langsamen fis-Moll Satz des Klavierkonzerts A-Dur KV 488 und im Finalsatz des Streichquartetts d-Moll KV 421.
Notenbeispiel
Hörbeispiele
Zwei Live-Einspielungen:
- 3. Satz aus der Sonate BWV1035 für Flöte und Basso Continuo von Johann Sebastian Bach
- Largo e spiccato aus dem Concerto Nr. 11 d-moll aus L'Estro Armonico von Antonio Vivaldi
Orgelbearbeitung von Johann Sebastian Bach
Literatur
- Siciliana, Siciliano von Frauke Schmitz-Gropengießer im Handwörterbuch der musikalischen Terminologie, Freiburg i. Br. 2000