Siderium

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Äonothem Ärathem System ≈ Alter
(mya)
später später später jünger
P
r
o
t
e
r
o
z
o
i
k
u
m


Dauer:

1959
Ma
Neoprote­rozoikum
Jungprote­rozoikum
Dauer: 459 Ma
Ediacarium 541

635
Cryogenium 635

720
Tonium 720

1000
Mesoprote­rozoikum
Mittelprote­rozoikum
Dauer: 600 Ma
Stenium 1000

1200
Ectasium 1200

1400
Calymmium 1400

1600
Paläoprote­rozoikum
Altprote­rozoikum
Dauer: 900 Ma
Statherium 1600

1800
Orosirium 1800

2050
Rhyacium 2050

2300
Siderium 2300

2500
früher früher früher älter

Das Siderium ist ein chronostratigraphisches System und eine geochronologische Periode der Geologischen Zeitskala. Es ist das erste System bzw. die erste Periode des Proterozoikums. Es begann vor 2500 Millionen Jahren und endete vor 2300 Millionen Jahren, dauerte also 200 Millionen Jahre. Es folgt auf das Neoarchaikum und geht dem Rhyacium voraus.

Namensgebung und Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name ist abgeleitet von gr. σίδηρος – sideros = Eisen und spielt auf die in dieser Zeit weltweit gebildeten Bändererze an. Die Entstehung dieser Bändererze erreichte im frühen Siderium seinen Höhepunkt.

Beginn und Ende des Sideriums sind nicht durch GSSPs definiert, sondern durch GSSAs (Global Stratigraphic Standard Ages), das heißt auf meist volle 100 Millionen Jahre gerundete Durchschnittswerte radiometrischer Datierungen globaler tektonischer Ruhephasen.

Stratigraphie und Lagerstätten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bedeutende Sedimentbecken und geologische Formationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bändererze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bändererz in der Dales Gorge, Hamersley Range

Bändererze (engl. banded iron formation oder abgekürzt BIF) können nur bei sehr geringen Sauerstoffkonzentrationen in der Atmosphäre bzw. im Wasser gebildet werden. Es wird angenommen, dass anaerobische Algen Sauerstoff als Stoffwechselprodukt absonderten, welcher sich dann mit dem im Meerwasser enthaltenen, zweiwertigen Eisen zum Eisenoxid Magnetit (Fe3O4) verband, der zu Boden sank. Dieser Ausfällprozess entfernte das Eisen aus den Meeren, so dass ihre vormals grüne Färbung verschwand. Nachdem das Eisen im Meer durch diese Reaktion aufgebraucht war, reicherte sich der Sauerstoff in der Atmosphäre an, bis sich das heutige, sauerstoffreiche Niveau eingestellt hatte. Die Sauerstoffanreicherung in der Atmosphäre wird auch als Große Sauerstoffkatastrophe bezeichnet, welche möglicherweise die um 2400/2300 Millionen Jahren BP einsetzende Paläoproterozoische Vereisung verursachte.[1]

Beispiele für Bändererz-Formationen:

Beispiele für die Paläoproterozoische Vereisung:

Meeres-Geochemie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rouxel u. a. (2005) konstatieren für die Periode 2400 bis 2300 Millionen Jahren BP einen starken Anstieg im Sauerstoffgehalt der Erdatmosphäre. In etwa gleichzeitig (um 2300 Millionen Jahren BP) beobachten sie in den Ozeanen einen Anstieg der δ56Fe-Werte um bis zu 3 ‰ gegenüber dem Archaikum. Bis auf den heutigen Tag liegen die δ56Fe-Werte nicht mehr unter – 0,5 ‰, wohingegen sie im Archaikum noch bis – 3,5 ‰ sinken konnten.[2] Die Autoren erklären diesen Sachverhalt mit der Etablierung ozeanischer Tiefenschichtung ab 2300 Millionen Jahren BP und einem Anstieg der Sulfidfällung gegenüber der Eisenoxidfällung.

Geodynamik – Orogenesen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grundgebirgsterrane[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Magmatismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Um 2500 bis 2475 Millionen Jahren BP dringt in den Superior-Kraton der tholeiitische und komatiitische Mistassini-Gangschwarm ein. Mit mehr als 70.000 Quadratkilometer Oberflächenausdehnung kann er als eine Large Igneous Province (abgekürzt LIP) eingestuft werden. Heaman (1994) fand als Intrusionsalter 2470 Millionen Jahre BP.[5]
  • Ihm folgt laut Heaman (1995)[6] zwischen 2473 und 2446 Millionen Jahren BP der Matachewan-Gangschwarm (Fahrig und West datierten 2470 bis 2450 Millionen Jahre BP[7]). Auch er stellt eine LIP dar und ist mit 250.000 Quadratkilometer fast viermal so groß wie der Mistassini-Gangschwarm, mit dem er genetisch in Verbindung gebracht werden kann. Er intrudierte den Superior-Kraton im Gebiet zwischen dem Oberen See und James Bay.
  • Um 2410 Millionen Jahren BP erfolgt die Gangschar-Intrusion der Widgiemooltha Dyke Suite in den Yilgarn-Kraton. Nur unwesentlich später intrudieren um 2408 Millionen Jahren BP die Sebangwa Poort dykes in den Zimbabwe-Kraton. Eine mögliche Nachbarschaft der beiden Kratone wird vermutet.[8]

Meteoritenkrater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Karelien entstand möglicherweise um 2400 Millionen Jahre BP der bisher älteste bekannte Meteoritenkrater von Suavjärvi.

Vorgeschlagene Neudefinition des Sideriums[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge des Abrückens von rein radiometrisch bestimmten Periodengrenzen soll gemäß Gradstein u. a. (2012) das GSSP-Prinzip so weit wie möglich auch im Präkambrium Anwendung finden. Die Perioden werden somit anhand von bedeutenden geologischen Ereignissen definiert und nicht mehr an frei gewählten radiometrischen Altern.[9] Für das Siderum schlagen Gradstein u. a. daher folgende Neudefinition vor:

„Das Siderium bildet die letzte Periode des Neoarchaikums. Es folgt auf das Methanium, von dem es durch einen GSSP abgetrennt wird. Dieser GSSP wird durch das Erstauftreten von Bändererzen im Hamersley-Becken definiert, das bei 2630 Millionen Jahren BP mit der Marra Mamba Iron Formation erfolgte. Die Grenze zum Paläoproterozoikum und zur Periode des Oxygeniums wird ebenfalls durch einen GSSP markiert, der seinerseits durch das erstmalige Auftreten von glazigenen Ablagerungen um 2420 Millionen Jahren BP in der australischen Kazput-Formation, Mount Bruce Supergroup, charakterisiert wird.“

Nach dieser Neudefinition dauert das Siderium somit 210 Millionen Jahre und verlängert das Archaikum um 80 Millionen Jahre bis 2420 Millionen Jahre BP. Es zeichnet sich durch die weltweit verbreitete Ablagerung von Bändererzen aus. In seinem Verlauf verlangsamte sich das kontinentale Krustenwachstum.

Für eine ausführliche Darstellung siehe auch van Kranendonk (2012).[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. James F. Kasting, Shuehi Ono: Paleoclimates: The First Two Billion Years. 2006.
  2. Olivier J. Rouxel u. a.: Iron Isotope Constraints on the Archaean and Paleoproterozoic Ocean Redox State. In: Science. Band 307 (5712), 2005, S. 1088–1091.
  3. G. Duclaux, u. a.: Superimposed Neoarchaean and Paleoproterozoic tectonics in the Terre Adélie Craton (East Antarctica): Evidence from Th–U–Pb ages on monazite and 40Ar/39Ar ages. In: Precambrian Research. 2008, S. 23.
  4. T.J.S. Santos, A.H. Fetter, P.C. Hackspacher, W.R.V. Schmus, J.A. Nogueira Neto: Neoproterozoic tectonic and magmatic episodes in the NW sector of the Borborema Province, NE Brazil, during assembly of western Gondwana. In: Journal of South American Earth Sciences. Band 25, 2008, S. 271–284.
  5. L.M. Heaman: 2.45 Ga global mafic magmatism: Earth’s oldest superplume? In: Eighth International Conference on Geochronology, Cosmochronology & Isotope Geology, Program with Abstracts, U.S. Geol. Surv. Circular 1107. Berkeley, California 1994, S. 132.
  6. Heaman, L. M.: U-Pb dating of mafic rocks: past, present and future (abstract), Program with Abstracts. In: Geol. Assoc. Can./Mineral. Assoc. Can. 20, A43, 1995.
  7. W. F. Fahrig, T. D. West: Diabase dyke swarms of the Canadian shield, Map 1627A. Geological Survey of Canada, Ottawa, ON 1986.
  8. A. V. Smirnov, u. a.: Trading partners: Tectonic ancestry of southern Africa and western Australia, in Archean supercratons Vaalbara and Zimgarn. In: Precambrian Research. Band 224, 2013, S. 11–12.
  9. Felix M. Gradstein u. a.: On the Geologic Time Scale. In: Newsletters on Stratigraphy. Band 45/2, 2012, S. 171–188.
  10. M. Van Kranendonk: The Precambrian: the Archean and Proterozoic Eons. In: Gradstein et al. (Hrsg.): The Geologic Time Scale 2012. Elsevier Publ. Co., 2012.