Siebenbürgisches Perlgras

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Siebenbürgisches Perlgras

Siebenbürgisches Perlgras (Melica transsilvanica)

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Gattung: Perlgräser (Melica)
Art: Siebenbürgisches Perlgras
Wissenschaftlicher Name
Melica transsilvanica
Schur

Das Siebenbürgische Perlgras (Melica transsilvanica) ist eine Art aus Gattung der Perlgräser (Melica) und gehört zur Familie der Süßgräser.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Laubblattscheiden sind dicht behaart.
Ährenrispe
Ährenrispe: die Ährchen stehen dicht und verdecken die Rispenachse.
Ährenrispe (Ausschnitt – vordere Ährchen entfernt). Die Deckspelzen sind dicht behaart.
Ährchen mit Hüllspelzen (Glu), fertiler Blüte eingehüllt in Deckspelze (Lem), Vorspelze (Pal) und Elaiosom (Ela). Die untere Hüllspelze ist nur ⅓-⅔ so lang wie die obere.

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Siebenbürgische Perlgras ist ein ausdauerndes, Horste bildendes Gras. Es wird 50 bis 90 cm hoch und seine Halme sind meist bogig überhängend. Jeder Halm umfasst 3 bis 7 Knoten; die unteren Blattscheiden sind meist dicht und lang behaart, die oberen kahl. Das Blatthäutchen ist ein 2 bis 4 mm langer häutiger zugespitzter Saum. Die Blätter sind meist flach ausgebreitet, sie sind 2 bis 5 mm breit und unterseits deutlich gekielt durch die hervortretende Mittelrippe.[1]

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütenrispe ist 5 bis 8 cm lang und 1 bis 2 cm breit; sie ist dicht und ihre Hauptachse ist durch die zahlreichen, 12 bis 25 (bis 50) Ährchen verdeckt (Unterschied zu Melica ciliata). Unterhalb der Rispe befinden sich zwei bis drei oft mit einer Schuppe versehene Knoten. Das Ährchen besteht aus ein bis zwei fertilen und zwei bis drei sterilen Blütchen, es ist 5,5 bis 7 (bis 8) Millimeter lang. Die Hüllspelzen sind ungleich; sie sind kahl und in der oberen Hälfte violett überlaufen. Die untere ist 3,5 bis 5 Millimeter lang, die obere ist 5,5 bis 7,5 Millimeter lang. Die Deckspelze des untersten Blütchens ist auf dem Rücken kahl, aber am Rand mit 3 bis 4 mm langen Wimpern besetzt; sie ist gelbgrün und an der Spitze oft braunrot oder violett und 5,5 bis 6,5 Millimeter lang. Die Vorspelze des untersten Blütchens ist 3,5 bis 4,5 Millimeter lang und zweispitzig. Die Staubbeutel sind 1,1 bis 1,6 Millimeter lang.[1]

Die Chromosomenzahl der Art beträgt 2n = 18.[2]

Das Siebenbürgische Perlgras blüht zwischen Juni und Juli und hier etwa zwei Wochen später als das ähnliche Wimper-Perlgras (Melica ciliata).

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Verbreitungsgebiet liegt in Europa in Mittel- und Osteuropa, es reicht westlich bis Frankreich. In Asien reicht es östlich bis zum Ural, dem Kaukasus, Ostsibirien, der Mongolei[3] und südlich bis zur Türkei und dem Iran. Die Art kommt in Mitteleuropa meist selten vor und steigt von der Ebene bis etwa 1680 Meter (Unterengadin: Ftan) auf.[1]

Das Siebenbürgische Perlgras gedeiht auf sommerwarmen, trockenen, basenreichen Steinböden, gern auf Muschelkalk und wächst in ruderalen Halbtrockenrasen (Quecken-Trockenrasen) oder in Saumgesellschaften lichter Gebüsche. Es ist in Mitteleuropa eine Kennart des Melico-transsilvanicae-Agropyretum (Convolvulo-Agropyrion), kommt aber auch in Gesellschaften der Verbände Geranion sanguinei oder Alliarion vor.[2]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 1 (sehr trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4 (kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 5 (kontinental).[4]

Bestand von Melica transsilvanica subsp. transilvanica

Taxonomie und Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Siebenbürgische Perlgras wurde 1853 von Philipp Johann Ferdinand Schur in Verhandlungen und Mittheilungen (Mitteilungen) des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften zu Hermannstadt Band 4, S. 86 als Melica transsilvanica erstbeschrieben. Ein Synonym ist Melica ciliata subsp. transsilvanica (Schur) Husn.[5]

Man kann 2 Unterarten unterscheiden:[5]

  • Melica transsilvanica subsp. transsilvanica
  • Melica transsilvanica subsp. klokovii Tzvelev: Sie kommt in Korsika, Sizilien, Malta, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Nordmazedonien, Albanien, Griechenland, in der Ägäis, auf Kreta, Bulgarien, in der Ukraine, Moldau und in der Türkei vor.[5]

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Siebenbürgische Perlgras, auch Siebenbürgener Perlgras genannt, wurde zuerst von dem deutsch-österreichischen Botaniker Ferdinand Schur im Jahr 1866 in seiner Aufzählung der Pflanzen Siebenbürgens (heute Rumänien) als Art beschrieben und von dem ähnlichen Wimper-Perlgras (Melica ciliata) unterschieden. Siebenbürgen heißt lateinisch Transsilvania und daher stammt auch die lateinische Artbezeichnung.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans Joachim Conert: Melica. In: Hans Joachim Conert (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Begründet von Gustav Hegi. 3., völlig neubearbeitete Auflage. Band I, Teil 3: Spermatophyta: Angiospermae: Monocotyledones 1(2). Poaceae (Echte Gräser oder Süßgräser). Parey Buchverlag, Berlin 1998, ISBN 3-8263-2868-X, S. 468–470 (erschienen in Lieferungen 1979–1998).: (Beschreibung).
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Hans Joachim Conert: Familie Poaceae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band I, Teil 3, Seite 468–470. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1992. ISBN 3-489-52020-3.
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 228.
  3. Melica transsilvanica. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 6. November 2016..
  4. Melica transsilvanica Schur In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 26. Juli 2023.
  5. a b c B.Valdés & H.Scholz; with contributions from E. von Raab-Straube & G.Parolly (2009+): Poaceae (pro parte majore). Datenblatt Melica transsilvanica In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Siebenbürgisches Perlgras (Melica transsilvanica) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien