Simḥa bar Šemu’el

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Simḥa bar Šemu’el (geb. im 12. Jahrhundert; gest. um 1230[1]) (auch: Simcha bar Samuel) war ein jüdischer Gelehrter, dessen Familie aus Speyer kam.

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er war ein Schüler von Abraham ben Samuel he-Ḥasid.[2]

In seinem wissenschaftlichen Wirken beschäftigte er sich mit der Halacha[3] aber auch weit darüber hinaus.[4] Seine Werke sind nicht insgesamt überliefert, sondern nur durch Zitate in anderen Werken und damit bruchstückhaft, zudem überwiegend nur über nicht edierte Handschriften zugänglich.[5] Zu seinen Werken zählten Seder ‘Olam[6], sein Hauptwerk, und Tiqqune Šetarot.[7] Weiter können ihm vier Pijjutim sicher zugewiesen werden. Eines davon widmet sich den Opfern der Frankfurter „Judenschlacht“, einem Pogrom im Mai 1241 in Frankfurt am Main[8] – was aber nicht zutreffen kann, wenn der vermutete Todeszeitpunkt um 1230 angenommen wird.

Bekannt ist er auch als einer der Unterzeichner der Taqqanot Qehillot Šum, einer gemeinsamen Rechtssammlung der SchUM-Städte, der jüdischen Gemeinden von Speyer, Worms und Mainz. Für die Versammlung der Gemeinden in Mainz 1220 und der zweiten Versammlung 1223 war er einer der Vertreter der Gemeinde Speyer[9] und führte die dreiköpfige Delegation an[10], zu der auch Nathan bar Šim’on gehörte.[11] Beide zusammen waren auch Mitglieder des rabbinischen Gerichts in Speyer.[12]

Familie und wissenschaftliches Netzwerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Simḥa bar Šemu’el entstammte einer bedeutenden Gelehrtenfamilie und war dadurch verwandtschaftlich einschlägig, prominent und europaweit vernetzt. Er war

Zu seinen Schülern zählten:

Darüber hinaus war er mit Korrespondenzpartnern in ganz Europa vernetzt. Responsen sind von ihm erhalten und einige Briefpartner bekannt. Dazu zählten:

Persönliches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönliches ist von ihm nur wenig bekannt. In fortgeschrittenem Alter erblindete er.[24] Sein Todesjahr ist nicht bekannt. Er muss nach der Versammlung von 1223, an der er teilnahm, verstorben sein. Die unterschiedlichen Einschätzungen zu seinem Todesjahr reichen bis 1240.[25]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rainer Josef Barzen (Hrsg.): Taqqanot Qehillot Šum. Die Rechtssatzungen der jüdischen Gemeinden Mainz, Worms und Speyer im hohen und späten Mittelalter. 2 Bände = Monumenta Germaniae Historica. Hebräische Texte aus dem mittelalterlichen Deutschland, Band 2. Harrasowitz, Wiesbaden 2019. ISBN 978-3-447-10076-2
  • Ephraim Kanarfogel: The Intellectual History and Rabbinic Culture of Medieval Ashkenaz. Wayne State University Press, Detroit 2013. ISBN 978 0 8143 3024 1

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kanarfogel, S. 427.
  2. So: Kanarfogel, S. 428. Ob dieser identisch mit Abraham ben Samuel ibn Chasdai ist, scheint aufgrund der Gleichaltrigkeit beider zweifelhaft.
  3. Barzen, S. 153, Anm. 206.
  4. Kanarfogel, S. 19f.
  5. Barzen, S. 153.
  6. Barzen, S. 153, Anm. 207.
  7. Barzen, S. 153, Anm. 207.
  8. Kanarfogel, S. 428.
  9. Barzen, S. 464, 465, Anm. 541.
  10. Barzen, S. 152.
  11. Barzen, S. 155.
  12. Kanarfogel, S. 49.
  13. Barzen, S. 146, 152.
  14. Barzen, S. 465, Anm. 541.
  15. Barzen, S. 153.
  16. Barzen, S. 153.
  17. Barzen, S. 153.
  18. Barzen, S. 153.
  19. Barzen, S. 153.
  20. Barzen, S. 153.
  21. Kanarfogel, S. 239, 281.
  22. Barzen, S. 153.
  23. Kanarfogel, S. 281.
  24. Barzen, S. 153.
  25. Barzen, S. 154.