Single Bells

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Film
Titel Single Bells
Produktionsland Österreich
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1997
Altersfreigabe
Stab
Regie Xaver Schwarzenberger
Drehbuch Ulrike Schwarzenberger
Produktion Christian Wolf
Musik Anna Lauvergnac
Kamera Xaver Schwarzenberger
Schnitt Michou Hutter
Besetzung

Single Bells ist ein deutsch-österreichischer Spielfilm des Regisseurs Xaver Schwarzenberger aus dem Jahr 1997. Die satirische Weihnachtskomödie basiert auf einem Drehbuch seiner ehemaligen Gattin Ulrike Schwarzenberger, spielt im Wiener Umland und erzählt vom Weihnachtsfest der österreichischen Familie Moor, die dabei von einer Katastrophe in die nächste steuert, als sich neben den beiden sehr unähnlichen Schwiegermüttern der Eheleute Jo und Luiserl auch noch Luiserls Schwester Kati ankündigt, die nach einem handfesten Streit mit Freund Jonas Zuflucht bei der Familie sucht.

Realisiert wurde Single Bells von der Teamfilm Produktion in Koproduktion mit dem ORF und der Telepool. Die Dreharbeiten fanden von Februar bis März 1997 in Wien, Freistadt und Mariazell statt. In den Hauptrollen traten Martina Gedeck, Gregor Bloéb, Erwin Steinhauer, Mona Seefried, Inge Konradi und Johanna von Koczian vor die Kamera. Bei der Erstausstrahlung im Dezember 1997 stieß die Komödie bei Kritikern auf durchweg positive Stimmen. Durch seine alljährliche Wiederholung hat der Film seither Kultcharakter erreichen können. Im Jahr 2000 erschien mit O Palmenbaum eine Fortsetzung.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 35-jährige, beruflich erfolgreiche Katarina „Kati“ Treichl wird in ihrer Wiener Werbeagentur am Vorabend des Heiligen Abends von einer ehemaligen Mitarbeiterin mit ihrem Sohn im Säuglingsalter besucht. Nach dieser Zusammenkunft will auch Kati unbedingt ein Kind mit ihrem Freund, dem Kinderarzt Jonas Meixner, und heiraten. Jonas reicht der berufliche Kontakt zu Kindern aber völlig und er weigert sich, Kati einen Heiratsantrag zu machen. Die Diskussion eskaliert und Jonas verlässt wütend die gemeinsame Wohnung. Als er zurückkehrt, findet er einen Brief vor, in dem sich Kati von ihm trennt. Der geplante Urlaub auf Mauritius, der, um Weihnachten zu entgehen, am Heiligabend beginnen sollte, scheint auszufallen.

Kati ist am Boden zerstört und telefoniert mit ihrer Schwester Luise, welche sie spontan zu Weihnachten zu sich und ihrer Familie einlädt. Kati fährt also aufs Land, um dort ein idyllisches Fest zu feiern. Aber schon beim gemeinsamen Abendessen am 23. Dezember gibt es Spannungen zwischen Luise und der „Omama“, ihrer Schwiegermutter Mitzerl. Als sich noch Lilibet, die Mutter von Kati und Luise, selbst zu den Feiertagen einlädt und unangemeldet erscheint, gerät die scheinbare Idylle durch weitere Konflikte mehr und mehr aus den Fugen.

Am Morgen des Heiligen Abend eskaliert die Situation nach den „Palatschinken mit Spinat“ weiter, nachdem Luise feststellen musste, dass Omama die Weihnachtsvorbereitungen an sich zieht. Das von Lilibet mitgebrachte Weihnachtsgeschenk für Luises Tochter Sissi, eine Ratte, ist vermeintlich vom Kater gefressen worden, worauf Lilibet und Sissi das Haus verlassen und in die Konditorei gehen. Omama und Luise arrangieren sich nach Vermittlung von Jo. Dennoch kommt es zu weiteren Problemen: Luises Sohn Gregor, der Vegetarier ist, weigert sich, die Karpfen zu kaufen, die als Ersatz für Omamas missratene Gans dienen sollen. So holt Luise das von ihr in den Bioabfall beförderte Tier wieder hervor und schiebt es unter unangemessenem Alkoholzuspruch unzureichend zubereitet in die Röhre. Schließlich kommen Lilibet und Sissi mit der wiedergefundenen Ratte nach Hause. Sissi ist jedoch vom Eierlikör schlecht, sie interessiert sich für die Bescherung recht wenig und übergibt sich vor dem Weihnachtsbaum. Als Omama die von Luise in die Krippe gesetzte Ratte vertreiben will, fängt der Baum Feuer. Jo nimmt zu deren Entsetzen Lilibets Nerzjacke zum Löschen in die Hand. Nach zwei Eimern Wasser von Gregor bleibt vom reichverzierten Baum nur ein schwarzverkohltes Gerippe. Kati flüchtet zum Flughafen, will die Reise nach Mauritius antreten, das Flugzeug hebt jedoch bereits ab. In der Halle trifft Jonas auf sie und kündigt zu ihrem Schrecken an, jetzt Weihnachten mit ihr bei seinen Eltern verbringen zu wollen.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Produziert wurde Single Bells von der Teamfilm Produktion in internationaler Koproduktion mit dem auftraggebenden Österreichischen Rundfunk (ORF) und der Telepool für ORF und den Bayerischen Rundfunk (BR).[1] Die Kooperation der Eheleute Ulrike und Xaver Schwarzenberger entstand im Rahmen eines Exklusivvertrags mit dem ORF, aus dem eine Reihe österreichischer Fernsehfilme hervorging, für deren Realisierung sich das Paar verantwortlich zeigte.[2] Während Ulrike Schwarzenberger maßgeblich das Drehbuch zu Single Bells erarbeitete, übernahm ihr Mann Xaver sowohl Regie als auch Kamera.[2] Als Produktionsleiter konnte Christian Wolf verpflichtet werden. Die Aufnahmeleitung hatten wiederum Katharina Bogensberger und Hermann Wolf inne.[1]

In Mariazell entstand ein Großteil der Außenaufnahmen des Films.[1]

Die Dreharbeiten zu Single Bells fanden zwischen 3. Februar und 4. März 1997 im Raum Wien sowie im oberösterreichischen Freistadt und im steirischen Mariazell statt.[1] Für Martina Gedeck, die den Film als „ungeheuren […] weil so zeitlosen […] Geniestreich“ beschrieb, markierten die Aufnahmen eine ihrer ersten Dreharbeiten in Österreich.[1] Aufgrund der Witterungsverhältnisse war die Crew gezwungen, mehrmals den Drehstandort zu wechseln. Ein Großteil des Außenaufnahmen entstand daher vornehmlich in Mariazell, wo erst nach Anreise des Produktionsteams der für die Dreharbeiten notwendige Schnee fiel, in weiten Teilen jedoch auch mit Kunstschnee gearbeitet wurde.[3][1] Die Innenaufnahmen waren zuvor wiederum vorwiegend in Freistadt gedreht worden.[4]

Für die musikalische Untermalung wählte Schwarzenberger neben bekannten deutschen Weihnachtsliedern wie „Ihr Kinderlein, kommet“, „O Tannenbaum“ und „O du fröhliche“ Auszüge des englischsprachigen Winterliedes „Jingle Bells“ als wiederkehrendes Leitmotiv der Produktion. Seine langjährige Wegbegleiterin, die italienische Jazzsängerin und Filmkomponistin Anna Lauvergnac, sang für Single Bells eigens den bislang unveröffentlichten Titel „When Christmas Time is Here“ ein.[1]

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Kultverdächtig wie Dinner for One und wunderbar böse! Dieser Film sollte alle Jahre wieder auf den Gabentisch kommen,“ befand Der Spiegel in seiner Rezension aus dem Jahr 1998.[5] Die TAZ bezeichnete den Film als über „Jahre hinweg einzig wirklich gute deutsche Weihnachtskomödie“.[6] Ähnlich deklarierte auch Rainer Tittelbach von Tittelbach.tv Single Bells als „TV-Klassiker zur Weihnachtszeit“. Autorin Ulli Schwarzenberger habe „ebenso liebe- wie lustvoll reingepiekst in das Geschwülst der falschen Sentimentalität, ohne dabei ihre Figuren dem Gespött auszuliefern […] Der Alltag bestimmt die Dramaturgie und die Schauspieler werden zum Herzstück von Single Bells.“[7] TV Spielfilm bewertete die Komödie ebenfalls positiv und urteilte: „Xaver Schwarzenberger und Gattin Ulli bestücken ihre Satire mit unvergesslichen Figuren.“[8]

Erfolg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Martina Gedeck markierten die Aufnahmen ihre ersten Dreharbeiten in Österreich.[1]

Erstmals ausgestrahlt wurde der Film am 20. Dezember 1997 in ORF eins.[1] Rund 1.132.000 Zuseher schalteten zur Hauptsendezeit ein. Dies hatte 44 Prozent Marktanteil und 17 Prozent Reichweite zur Folge.[1] In Deutschland wurde Single Bells erstmals am 22. Dezember 1998 im Ersten gesendet.[9] Seitdem gehört er zu den deutschsprachigen Produktionen, die senderübergreifend mehrfach in der Weihnachtszeit im Fernsehen ausgestrahlt werden.[6] Dabei hat Single Bells inzwischen Kultstatus erreichen können, wie die Österreich 2008 titulierte: „Wer diese beiden Satiren noch nie gesehen hat, ist selbst schuld, denn kein österreichischer Weihnachtsfilm wird jemals in Punkto Humor und Witz an Single Bells und auch dessen würdige Fortsetzung O Palmenbaum herankommen. Richtig kultverdächtig und wunderbar böse sind die Schwarzenberger-Komödien“.[10]

Focus.de nahm Single Bells im Jahr 2015 in seine Ranglisten der schönsten neuzeitlichen Weihnachtsfilme auf und urteile: „Single Bells spielt im malerisch verschneiten Österreich. Das ist aber auch schon alles an Idylle. Denn diese bitterböse Komödie ist einer der unterhaltsamsten Anti-Weihnachtsfilme aller Zeiten.“[11] Im selben Jahr platzierte auch die Heute den Film gemeinsam mit seinem Sequel O Palmenbaum in ihrer Liste der Top-Weihnachtsfilme und befand, dass beide Spielfilme „für Freunde heimischer Produktionen an den Weihnachtsfeiertagen nicht fehlen“ dürften: „Die Weihnachtskomödie aus dem Jahr 1998 versammelt nicht nur hochkarätige österreichische Schauspieler, sondern vor allem lustige Geschichten aus dem stressigen Alltag vor dem großen Familienfest.“[12]

Auf den Kultcharakter des Films angesprochen, kommentierte Hauptdarsteller Erwin Steinhauer im Jahr 2016 in der Programmzeitschrift TV-Media: „Ja, das hätte ich nicht gedacht. Ich kann mich nur erinnern, dass mich Leute am Tage nach der Premiere angesprochen haben: ,Wieso wissen Sie, wie es bei uns zugeht?' Da hab’ ich mir gedacht: Aha, das hat also doch einen Nerv getroffen.“[13] Gedeck bezeichnete die Produktion 2018 als einen ihrer berühmteren, komödiantischen Stoffe sowie „den ultimativen Weihnachtsfilm“.[14][15] Seefried sprach sich im Jahr 2020 in einem Bericht mit dem Kurier für die Realisierung eines bislang ungeplanten dritten Teils aus.[16] Im Folgejahr ließ der ORF die 45-minütige Dokumentation Filmgeschichten: Von Single Bells zum Palmenbaum produzieren, in dem neben Xaver Schwarzenberger, Steinhauer, Beyrhofer und Hahn auch Mitglieder der Crew vom Entstehungsprozess der ersten beiden Teile berichteten.[3]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j Luigi Heinrich: Keine Wiederholung im ORF ist beliebter. In: Kleine Zeitung. Abgerufen am 22. Dezember 2017.
  2. a b orf.at – Kreativduo Ulli und Xaver Schwarzenberger (Memento des Originals vom 20. April 2015 im Webarchiv archive.today)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/kundendienst.orf.at Abgerufen am 20. April 2015.
  3. a b Filmgeschichten: Von Single Bells zum Palmenbaum. In: ORF. Abgerufen am 27. Dezember 2021.
  4. Julia Pfligl: Regisseur Xaver Schwarzenberger verrät die Geheimnisse um "Single Bells". In: Kurier. 20. Dezember 2020, abgerufen am 22. Dezember 2020.
  5. "Single Bells" läuten wieder im ORF: Dakapo für Schwarzenberger-Kultsatire am 22. Dezember. In: Der Spiegel. ots, abgerufen am 21. Dezember 2015.
  6. a b Komödie über Heiligabend – Ein kleines Kind der Liebe. In: Die Tageszeitung. 15. Dezember 2009, abgerufen am 21. Dezember 2015.
  7. Rainer Tittelbach: TV-Satire: Martina Gedeck, Erwin Steinhauer & der ganz normale Festtagswahnsinn. In: Tittelbach.tv. 28. Dezember 1998, abgerufen am 22. Dezember 2015.
  8. Single Bells. In: TV Spielfilm. Abgerufen am 22. Dezember 2015.
  9. Single Bells. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
  10. Ultra-Spaß: „Single Bells“ und „O Palmenbaum“ sind TV-Kult. In: Österreich. 11. Dezember 2008, abgerufen am 21. Dezember 2015.
  11. Die schönsten Weihnachtsfilme: Schnee, Glitzer – und ein bisschen Blut. In: Focus.de. 17. Dezember 2015, abgerufen am 21. Dezember 2015.
  12. Das sind die schönsten Weihnachtsfilme. In: Heute. 5. Dezember 2015, archiviert vom Original am 21. Dezember 2015; abgerufen am 21. Dezember 2015.
  13. David Schoof: Polt poltert: „Der ORF hat keinen Mut“. In: TV-Media. 12. November 2016, abgerufen am 29. Oktober 2018.
  14. Gedeck: »Komödie lockt mich immer«. In: Westfalen-Blatt. Abgerufen am 29. Oktober 2018.
  15. Interview mit Martina Gedeck. In: Potsdamer Neueste Nachrichten. Abgerufen am 11. Dezember 2019.
  16. "Single-Bells"-Star Mona Seefried: "Ältere Frauen können was". In: Kurier. Abgerufen am 27. Dezember 2021.