Sittensen
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 53° 17′ N, 9° 30′ O | |
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Rotenburg (Wümme) | |
Samtgemeinde: | Sittensen | |
Höhe: | 31 m ü. NHN | |
Fläche: | 18,53 km2 | |
Einwohner: | 6102 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 329 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 27419 | |
Vorwahl: | 04282 | |
Kfz-Kennzeichen: | ROW, BRV | |
Gemeindeschlüssel: | 03 3 57 044 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Am Markt 11 27419 Sittensen | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Heinz-Hermann Evers (parteilos) | |
Lage der Gemeinde Sittensen im Landkreis Rotenburg (Wümme) | ||
Sittensen ist eine Gemeinde und Verwaltungssitz in der gleichnamigen Samtgemeinde Sittensen im Landkreis Rotenburg (Wümme) in Niedersachsen.
Geografie
Sittensen liegt in der Zevener Geest im Süden der Samtgemeinde umgeben von den Gemeinden Klein und Groß Meckelsen, Lengenbostel, Tiste und Vierden. Südlich grenzt die Gemeinde Hamersen und die Samtgemeinde Fintel mit den Gemeinden Helvesiek und Stemmen an. Der Fluss Oste verläuft durch die Gemeinde, der in der früheren Ortsmitte eine Wassermühle angetrieben hat. An dieser Stelle staut sich der Fluss auf und bildet den Mühlenteich, der von einem kleinen Park umgeben ist.
Nachbarstädte
Bremervörde 40 km |
Stade 40 km |
Buxtehude 28 km |
Zeven 17 km |
Tostedt 16 km | |
Rotenburg (Wümme) 23 km |
Scheeßel 13 km |
Schneverdingen 32 km |
Geschichte
Die erste Erwähnung von Sittensen datiert auf das Jahr 1020. Es handelt sich um eine Urkunde des Bistums Verden, die den Ort als Chessinhusen benennt. Das Land muss jedoch schon viel früher besiedelt worden sein. Es wird angenommen, dass die ersten Siedlungen im frühen Mittelalter zwischen Sittensen und Klein Meckelsen entstanden sind, [2] genaue Daten sind jedoch nicht bekannt.
Der historische Dorfkern Sittensens befindet sich im heute südlichen Teil des Ortes, wo sich der Marktplatz, die St. Dionysius-Kirche sowie die alte Wassermühle befinden, die im 16. Jahrhundert erbaut wurde.[3] Seit jener Zeit hat sich der Ortsmittelpunkt vom ursprünglichen Kern wegentwickelt, zeigt sich dort jedoch noch in seinem historischen Bild.
Die Gemeinde Sittensen entstand 1960 per Gesetz als Zusammenschluss der Gemeinden Groß Sittensen und Klein Sittensen.
In der jüngeren Geschichte hat Sittensen insbesondere durch eher negative Medienpräsenz an Bekanntheit gewonnen. So gab es in den 1990er Jahren Schlagzeilen um eine erhöhte Rate von Leukämie-Erkrankungen bei Kindern in Sittensen. Ein ähnlicher Fall in der Gemeinde Tespe im Landkreis Harburg wurde auf eine erhöhte Strahlenbelastung durch das Kernkraftwerk Krümmel und das GKSS-Forschungszentrum Geesthacht zurückgeführt, was für Sittensen jedoch nicht zutreffen konnte. Gutachten, die von der Universität Bremen angefertigt wurden, begründeten die Fälle mit einem defekten Röntgengerät, waren letztlich aber nicht schlüssig.[4]
Ein weiterer Aufsehen erregender Vorfall ereignete sich in der Nacht zum 5. Februar 2007, als im China-Restaurant „Lin Yue“ sieben Menschen erschossen aufgefunden wurden.
Darüber hinaus fand im Jahr 2008 ein Brandanschlag auf einen muslimischen Gebetsraum statt. Die Täter, die am gleichen Abend über die Gründung eines NPD-Ortsvereines in Sittensen sprachen, gehörten zur rechtsextremen Szene.[5] [6] [7]
Im Jahr 2010 fand in Sittensen ein Überfall auf einen Rentner statt. Ein Täter wurde von dem Rentner erschossen. Die Angehörigen des erschossenen Täters verklagten daraufhin den Rentner. Bis heute sorgte der Überfall und die Anklage vor Gericht in zahlreichen überregionalen Medien immer wieder für Schlagzeilen.[8][9][10][11][12][13][14] Auf Betreiben der Familie des Räubers wurde der Rentner des Totschlags angeklagt. Am 23. April 2014 begann der Prozess vor dem Landgericht Stade,[15] am 27. Oktober 2014 wurde der Rentner wegen Totschlags zu einer Gefängnisstrafe von neun Monaten auf Bewährung verurteilt. Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Verteidigung legten dagegen Revision ein.[16]
Religionen
In Sittensen besteht eine evangelisch-lutherische Gemeinde, der die meisten konfessionell gebundenen Bürger angehören, sowie eine Gemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche und eine freie evangelische Gemeinde. Daneben noch eine geringe Anzahl von Zeugen Jehovas und von Gläubigen des Islam. Die römisch-katholischen Christen des Ortes gehören zur Herz-Jesu-Gemeinde in Tostedt.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat besteht aus 17 gewählten Mitgliedern, ihm gehören drei Parteien bzw. Wählergemeinschaften an.
- SPD - 7 Sitze
- GfS (Wählergemeinschaft Gemeinsam für Sittensen) - 9 Sitze
- WFB (Wählergemeinschaft Freier Bürger) - 1 Sitz
Bürgermeister
Bürgermeister ist Heinz-Hermann Evers (ehemals SPD, dann parteilos, jetzt GfS-Liste).
Wappen
Das Wappen der Gemeinde ist längs zweigeteilt. Auf der nichtheraldisch linken Seite findet sich eine Heiligengestalt (der heilige Dionysius) auf rotem Grund, auf der nichtheraldisch rechten Seite die St. Dionysius-Kirche des Ortes auf einer grünen Fläche und einem silbernen Flusslauf (die hier fließende Oste).
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
- Heimathaus mit Backhaus, Speicher und Schafstall
- Wassermühle mit Handwerkermuseum, Schmiede und Stellmacherei
- Das mobile Nutzfahrzeugmuseum der Alga
Naturdenkmäler
Das Hochmoor und Naturschutzgebiet Ekelmoor mit dem NSG Tister Bauernmoor und einem Aussichtsturm
Sport
- Reitclub Königshofer Heide Sittensen
- Golf Club Königshof Sittensen e. V.
- VfL Sittensen
- Reitverein Sittensen
Persönlichkeiten
- Ludwig Otto Ehlers (1805–1877), evangelisch-lutherischer Pastor, Kirchenrat und Superintendent
- Wilhelm Brunkhorst (1936–2007), Politiker
Verkehr
Der Haltepunkt Sittensen liegt an der Bahnstrecke Wilstedt–Tostedt.
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St. Dionysius Kirche im März 2006
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Die Freilichtbühne „Königshof“ – Schauplatz plattdeutschen Laientheaters
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Sittenser Mühlenteich
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2022 (Hilfe dazu).
- ↑ Gemeinde Wohnste (Hrsg.): Wohnste Kreis Rotenburg (Wümme) ISBN 3-922913-08-3
- ↑ Webseite des Landschaftsverbandes Stade
- ↑ Energie-Chronik auf der Webseite von Udo Leuschner
- ↑ Sittensen – Brandanschlag auf islamischen Gebetsraum. In: sueddeutsche.de. 11. Mai 2010, abgerufen am 29. November 2014.
- ↑ http://www.mopo.de/news/sittensen-nach-brandanschlag--taeter-will-rieger-als-anwalt,5066732,5385048.html
- ↑ http://www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/brandanschlag-in-sittensen-hauptverdaechtiger-neonazi-lernte-bei-der-npd/1197142.html
- ↑ Rentner schoss jugendlichem Räuber in den Rücken. In: Spiegel Online. 15. Dezember 2010, abgerufen am 29. November 2014.
- ↑ http://www.bild.de/regional/hamburg/hamburg-regional/haben-die-huren-den-millionaer-erpresst-15133138.bild.html
- ↑ Bruno Schrep: Hey Hase, lebst du noch? In: Der Spiegel. Nr. 21, 2011 (online).
- ↑ http://www.abendblatt.de/region/article2136701/War-Todesschuss-auf-Einbrecher-doch-keine-Notwehr.html
- ↑ http://www.augsburger-allgemeine.de/panorama/Sittensen-Polizei-findet-Masken-und-Waffe-der-Taeter-id9069686.html
- ↑ http://www.rhein-zeitung.de/nachrichten/deutschland-und-welt_artikel,-Rentner-toetet-Raeuber-mit-Schuss-in-den-Ruecken-_arid,178014.html
- ↑ Emilia Smechowski: Wenn die Grenzen verschwimmen. In: taz.de. 5. August 2011, abgerufen am 29. November 2014.
- ↑ Tödliche Schüsse auf jungen Räuber. 80-Jähriger vor Gericht. In: Focus Online. 23. April 2014, abgerufen am 23. April 2014.
- ↑ Thorsten Penz: Revision gegen Urteil im Sittensen-Prozess. In: kreiszeitung-wochenblatt.de. 6. November 2014, abgerufen am 29. November 2014.