Para-Eishockey

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Ein Para-Eishockeyspieler beim Puck-Handling.
Kanadische und US-amerikanische Spieler bei der World Sled Hockey Challenge 2015.

Para-Eishockey ist eine dem Eishockey ähnliche Behindertensportart und paralympische Disziplin. Das Spielfeld, die Kleidung und die meisten Spielregeln entsprechen denen des Eishockeys. Der einzige Unterschied besteht in der Fortbewegung, da sich die Para-Eishockey-Spieler nicht auf Schlittschuhen, sondern auf kleinen Schlitten bewegen. Zur Beschleunigung nutzen die Spieler zwei kurze Schläger, die am Ende mit Spikes besetzt sind. Ein Spiel ist in Drittel von je 15 Minuten geteilt.

Bis 2016 wurde die Sportart als Sledge-Eishockey (übersetzt Schlitten-Eishockey) bezeichnet.[1]

Para-Eishockey wird in erster Linie von körperlich beeinträchtigten Sportlern betrieben, bei welchen die Beweglichkeit der unteren Gliedmaßen eingeschränkt ist. Im nationalen Bereich können jedoch auch Spieler ohne körperliche Beeinträchtigungen mitspielen.

In Deutschland ist Para-Eishockey im Deutschen Rollstuhl-Sportverband organisiert, der auch den Ligenspielbetrieb veranstaltet.

Die Sportart wurde in den 1970er Jahren in Schweden entwickelt und wird seit 1994 bei den Winter-Paralympics gespielt. In Deutschland wurde die erste Mannschaft 1996 in Hannover gegründet. Die damalige Sledge-Eishockey-Abteilung der RSG Hannover ’94 spielte Mitte der 2000er Jahre als Namenspartner der Hannover Scorpions und ist seit 2018 als ERC Hannover Ice Lions aktiv. Seit der Saison 2000/01 findet in Deutschland ein regulärer Ligenspielbetrieb statt.

Internationale Turniere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1986 fanden die ersten (noch inoffiziellen) Weltmeisterschaften statt. Seitdem wurden eine Vielzahl internationaler Turniere ausgerichtet. Seit 1994 ist Para-Eishockey (bzw. vorher Sledge-Eishockey) im Programm der Paralympischen Winterspiele, seit 1996 werden offizielle Weltmeisterschaften ausgetragen.

Paralympics[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der Paralympics 2006 in Turin gelang der deutschen Nationalmannschaft ein überraschendes Debüt. In der Vorrunde konnten die Mannschaften aus USA und Schweden bezwungen werden, gegen Japan reichte dann ein 0:0 zum Vorrundensieg. Mit einer knappen 3:4-Niederlage gegen die USA verfehlte das deutsche Team im kleinen Finale die Bronzemedaille.

Für die Teilnahme an den Winter-Paralympics 2010 in Vancouver konnte sich das deutsche Team nicht qualifizieren.[2]

Die Winter-Paralympics 2014 fanden im März 2014 im russischen Sotschi mit deutscher Beteiligung statt. Die 12. Winter-Paralympics wurden in der südkoreanischen Stadt Pyeongchang ausgetragen.

Jahr Gastgeber Paralympics
1. Platz 2. Platz 3. Platz 4. Platz
1994 Lillehammer (Norwegen) Schweden Schweden Norwegen Norwegen Kanada Kanada Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
1998 Nagano (Japan) Norwegen Norwegen Kanada Kanada Schweden Schweden Estland Estland
2002 Salt Lake City (USA) Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Norwegen Norwegen Schweden Schweden Kanada Kanada
2006 Turin (Italien) Kanada Kanada Norwegen Norwegen Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Deutschland Deutschland
2010 Vancouver (Kanada) Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Japan Japan Norwegen Norwegen Kanada Kanada
2014 Sotschi (Russland) Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Russland Russland Kanada Kanada Norwegen Norwegen
2018 Pyeongchang (Südkorea) Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Kanada Kanada Korea Sud Südkorea Italien Italien
2022 Peking (China) Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Kanada Kanada China Volksrepublik Volksrepublik China Korea Sud Südkorea

Weltmeisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bislang fanden elf (A-)Weltmeisterschaften unter dem Dach des Internationalen Paralympischen Komitee statt. Darüber hinaus gibt es seit 2008 B-Weltmeisterschaften und seit 2016 C-Weltmeisterschaften.

Jahr Gastgeber Weltmeisterschaft
1. Platz 2. Platz 3. Platz 4. Platz
1996 Nynäshamn (Schweden) Schweden Schweden Norwegen Norwegen Kanada Kanada Estland Estland
2000 Salt Lake City (USA) Kanada Kanada Norwegen Norwegen Schweden Schweden Japan Japan
2004 Örnsköldsvik (Schweden) Norwegen Norwegen Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Schweden Schweden Kanada Kanada
2008 Marlborough (USA) Kanada Kanada Norwegen Norwegen Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Japan Japan
2009 Ostrava (Tschechien) Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Norwegen Norwegen Kanada Kanada Japan Japan
2012 Hamar (Norwegen) Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Korea Sud Südkorea Kanada Kanada Tschechien Tschechien
2013 Goyang (Norwegen) Kanada Kanada Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Russland Russland Tschechien Tschechien
2015 Buffalo (USA) Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Kanada Kanada Russland Russland Norwegen Norwegen
2017 Gangneung (Südkorea) Kanada Kanada Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Korea Sud Südkorea Norwegen Norwegen
2019 Ostrava (Tschechien) Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Kanada Kanada Korea Sud Südkorea Tschechien Tschechien
2021 Ostrava (Tschechien) Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Kanada Kanada Russland Russland Korea Sud Südkorea
2023 Moose Jaw (Kanada) Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Kanada Kanada Tschechien Tschechien China Volksrepublik Volksrepublik China
Jahr Gastgeber B-Weltmeisterschaft
1. Platz 2. Platz 3. Platz 4. Platz
2008 Marlborough (USA) Korea Sud Südkorea Tschechien Tschechien Estland Estland Polen Polen
2009 Eindhoven (Niederlande) Estland Estland Schweden Schweden Polen Polen Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
2012 Novi Sad (Serbien) Russland Russland Schweden Schweden Deutschland Deutschland Polen Polen
2013 Nagano (Japan) Deutschland Deutschland Japan Japan Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich Estland Estland
2015 Östersund (Schweden) Korea Sud Südkorea Schweden Schweden Slowakei Slowakei Polen Polen
2016 Tomakomai (Japan) Tschechien Tschechien Japan Japan Slowakei Slowakei Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
2019 Berlin (Deutschland) Russland Russland Slowakei Slowakei China Volksrepublik Volksrepublik China Deutschland Deutschland
2021 Östersund (Schweden) China Volksrepublik Volksrepublik China Deutschland Deutschland Schweden Schweden Japan Japan
2023

Europameisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Gastgeber Europameisterschaft
1. Platz 2. Platz 3. Platz 4. Platz
2005 Zlín (Tschechien) Deutschland Deutschland Schweden Schweden Estland Estland Tschechien Tschechien
2007 Pinerolo (Italien) Norwegen Norwegen Tschechien Tschechien Deutschland Deutschland Schweden Schweden
2011 Sollefteå (Schweden) Italien Italien Tschechien Tschechien Norwegen Norwegen Estland Estland
2016 Östersund (Schweden) Russland Russland Italien Italien Norwegen Norwegen Tschechien Tschechien

Nationale Para-Eishockey-Ligen und Meisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit der Saison 2000/01 gibt es in Deutschland die Deutsche Para-Eishockey Liga, die anfangs noch Deutsche Sledge-Eishockey Liga hieß. Hier wird auch der Deutsche Meister ausgespielt. In Österreich kann man in einigen Klubs Para-Eishockey spielen.[3]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Para-Eishockey – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Selbstdarstellung der Sportart durch das World Para Ice Hockey Technical Committee. Abgerufen am 17. Dezember 2018.
  2. Hoffen auf den großen Durchbruch | olympia.ARD.de. Archiviert vom Original am 17. Januar 2010; abgerufen am 29. März 2012.
  3. Internetseite des OEHV zum Para-Eishockey