Snoezelen

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Ein Snoezelenraum zum Wohlbefinden
Der Lieblingsplatz eines Kindes im Snoezelenraum

Unter Snoezelen (Aussprache [ˈsnuːzələn]) – eine von Jan Hulsegge und Ad Verheul, zwei Zivildienstleistenden am De Hartenberg Institut in den Niederlanden, 1978 zusammengestellte Phantasieschöpfung aus den beiden niederländischen Verben „snuffelen“ (etwa: schnüffeln) und „doezelen“ (dösen) – wird der Aufenthalt in einem gemütlichen, angenehm warmen Raum verstanden, in dem bequem liegend oder sitzend, umgeben von leisen Klängen und Melodien, Lichteffekte betrachtet werden. Das gezielt ausgesuchte Angebot steuert und ordnet die Reize, weckt Interesse, ruft Erinnerungen hervor und lenkt Beziehungen. Das Snoezelen soll immer Wohlbefinden erzeugen. In der ruhigen Atmosphäre werden den Menschen Ängste genommen und sie fühlen sich geborgen.

Das Snoezelen dient der Verbesserung der sensitiven Wahrnehmung und zugleich der Entspannung. Zur Ausstattung des Raumes gehören meist unterschiedliche Lichtquellen und Projektoren, die verschiedenartige visuelle Effekte erzeugen wie Wassersäulen, eine Farbdrehscheibe, sich an der Raumdecke langsam drehende Spiegelkugel sowie eine bequeme Sitz- und Liegelandschaft. Der Snoezelenraum kann von wohlriechenden Düften durchflutet sein. Bilder zum Träumen kommen in Verbindung mit ausgewählter Entspannungsmusik zum Einsatz.[1][2]

Nach den ersten Erfahrungen in den Niederlanden wurde das „Snoezelen“ ab Ende der 1980er Jahre in Großbritannien und Deutschland betrieben. Inzwischen hat sich die Idee dieser Entspannungsform weltweit auf über dreißig Nationen ausgebreitet.

Beiträge auf internationalen Snoezelen-Kongressen der 2002 gegründeten International Snoezelen Association (ISNA) zeigen, dass Snoezelen als therapeutisches Medium bei psychischen Problemen zur Bewältigung und Kompensation von Belastungssituationen (Magersucht, Stress, Burnout), bei physiologischen Erkrankungen (wie in der Palliativmedizin bei erhöhten Schmerzzuständen), bei emotionalen Problemen (wie Depression und Gewaltbereitschaft) aber auch bei Aufmerksamkeitsstörungen (begleitet von Hyperaktivität), mangelnder Konzentration und Motivation angewendet wird. Konzentrierte sich das Snoezelen in den ersten Jahren auf Menschen mit (schweren) geistigen Behinderungen, so wird diese Intervention seither gleichermaßen in Kinderbetreuungseinrichtungen, Schulen, Freizeit- und Senioreneinrichtungen, in Kliniken und Hospizen umgesetzt.[3] Mit Blick auf die zukünftige Bevölkerungsentwicklung und Altersstruktur hat Krista Mertens an der Humboldt-Universität zu Berlin in den letzten Jahren spezielle Konzepte für Menschen mit Behinderungen zur Verbesserung der Lebensqualität entwickelt, die neben den neuen Ansätzen zur „Förderung des Lernens“ im Snoezelenraum in Fort- und Weiterbildungen gelehrt und umgesetzt werden.

Für eine wirksame Snoezelen-Intervention ist es notwendig, dass Inhalte und Methoden auf die Bedürfnisse der Adressatengruppen abgestimmt sind. Entwicklungsstufen, Krankheitsbilder, Biografien und soziales Umfeld sowie momentane Befindlichkeit des Klienten haben Einfluss auf das Snoezelenangebot. Die Snoezelenfachkraft muss im Vorfeld Lichteffekte, Klänge und Musik, Aromen, Ort der Lagerung, Dauer des Angebots und Inhalt auf die zu betreuende Person abstimmen. Neben fest installierten Snoezelenräumen sind auch „Snoezelenwagen“ im Einsatz, die mit der entsprechenden Ausstattung an das Bett wenig mobiler Menschen geschoben werden können, etwa bei Hirnverletzungen oder erworbenen Hirnschäden.[4] Zudem entwickelte sich der Entspannungs- und Förderbereich zum „Snoezelen mit Tieren“.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Martin Buntrock: Wirkung von spezieller Entspannungsmusik im Snoezelenraum. Diss. Humboldt-Universität zu Berlin 2010, ISBN 978-3-934091-34-4
  • Matthias Dalferth: Snoezelen – Mehr Lebensqualität im Altenpflegeheim. Bayerisches Rotes Kreuz, Kreisverband Regensburg 2003, ISBN 3-00-011711-3 (Wissenschaftliche Begleitung des Snoezelenprojekts im BRK-Senioren-Wohn- und Pflegeheim in Regensburg. Abschlussbericht)
  • Jan Hulsegge, Ad Verheul (Illustrationen), Hans V. Wagner (Bearbeiter): Snoezelen – eine andere Welt. (Originaltitel: Snoezelen – een andere wereld, übersetzt von Otto Rick), 10. Auflage, Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung, Marburg 2005, ISBN 978-3-8861-7091-3.
  • Krista Mertens: Snoezelen – ein neues Konzept innerhalb der Betreuung von älteren Menschen – unter besonderer Berücksichtigung einer Demenz. In: praxis ergotherapie, H. 3, 15. Jg., S. 145–148. V. modernes lernen, Dortmund 2002, ISSN 0932-9692.
  • Friedrich Schwanecke: Snoezelen – Möglichkeiten und Grenzen in verschiedenen Anwendungsbereichen. Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung, Marburg 2004, ISBN 978-3-88617-310-5
  • Bernd Reuschenbach, Anna Mallau: Snoezelen bei Demenz. Disco im Altenheim oder sinnvolles therapeutisches Angebot. In: Pflegezeitschrift, Nr. 58, S. 304–307. Kohlhammer, Stuttgart 2005, ISSN 0945-1129.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Mertens 2006, 429.
  2. Buntrock 2010.83–88.
  3. Mertens/Stephan 2007, 247 f.
  4. Mertens/Stephan 2012, 28 f.
  5. Mertens/Stephan 2012, 28 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]