Spezialschule mathematisch-naturwissenschaftlich-technischer Richtung

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Spezialschule mathematisch-naturwissenschaftlich-technischer Richtung (DDR)
Spezialschule mathematisch-naturwissenschaftlich-technischer Richtung (DDR)
Vierzehn Spezialschulen math.-nat.-techn. Richtung in der DDR[1]

Die Spezialschulen mathematisch-naturwissenschaftlich-technischer Richtung waren im Schulsystem der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) Spezialschulen zur Förderung von besonders begabten Schülern auf den Gebieten Mathematik, Naturwissenschaften und Technik, die als einheitlicher Schultyp ab 1985/1986 aus verschiedenen Spezialschulen mit mathematischer, mathematisch-naturwissenschaftlicher oder technischer Ausrichtung hervorgingen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1960er Jahre: Gründung von Spezialklassen an fünf Hochschulen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mitte der 1960er Jahre waren in der DDR Spezialklassen an fünf Hochschulen[2] eingerichtet worden, die nur Absolventen der Klasse 10 aufnahmen[3] und im Verantwortungsbereich des Staatssekretariats (und späteren Ministeriums) für Hoch- und Fachschulwesen lagen.

1960er Jahre: Gründung erster Erweiterter Spezialoberschulen (ESOS) und Spezialklassen an EOS[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Daneben entstanden etwa zur gleichen Zeit – teils auf Eigeninitiative von Lehrern – auch einige Spezialschulen (ESOS), so beispielsweise in Berlin, Dresden, Frankfurt (Oder), Jena, Riesa, Erfurt und Kleinmachnow. Diese Spezialschulen waren Erweiterte Oberschulen (EOS), die mit der neunten (später der siebenten) Klassenstufe begannen.[1] Sie waren meist als Internatsschulen konzipiert, da sie Schüler aus einem größeren Umfeld (meist dem Bezirk) aufnahmen. Zur Zulassung waren neben den Zeugnisnoten auch Aufnahmeprüfungen und -gespräche oder erfolgreiche Teilnahmen an Mathematikolympiaden und ähnlichen Leistungsvergleichen entscheidend.

Die Schüler an diesen Schulen erhielten erweiterten Unterricht in mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Fächern mit Zusatzlehrplänen und erhöhten Stundenzahlen. Die Schulen hatten im Vergleich zu den allgemeinbildenden Polytechnischen Oberschulen (POS) und den Erweiterten Oberschulen (EOS) ohne fachspezifische Förderung häufig eine bessere technische und personelle Ausstattung. Ferner war die Klassengröße mit ca. 20 Schüler etwas kleiner.[1] Der Unterricht in den Naturwissenschaften und Fremdsprachen fand teilweise sogar in Halbgruppen (10–12 Schüler) statt, was intensive und kreative Lösungsmöglichkeiten der Schüler zuließ. Der Abschluss erfolgte nach der zwölften Klasse mit dem Abitur. Die Schulen unterschieden sich hinsichtlich ihrer Profilierung. So gab es in Dresden beispielsweise eine Spezialschule mit elektrotechnischer Ausrichtung, bei der neben dem Abitur der Facharbeiterabschluss als Funkmechaniker erworben wurde.[4] Manche Schulen wie zum Beispiel die Goetheschule in Ilmenau enthielten nur einzelne speziell ausgerichtete Klassen, sogenannte „S-Klassen“.

1980er Jahre: Gründung der Spezialschulen mathematisch-naturwissenschaftlich-technischer Richtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund eines Beschlusses des Volksbildungsministeriums von 1979[5] kam es dann ab 1981 – vor allem aber ab Mitte der 1980er Jahre – zur Vereinheitlichung der verschiedenen Spezialschulen und noch bis 1989 zur Gründung neuer Spezialschulen mathematisch-naturwissenschaftlich-technischer Richtung. Die Umstrukturierung brachte einheitliche weitergehende Lehrpläne und einheitliche Prüfungsaufgaben zum Abitur mit sich.[6] Anfang der 1990er wurden alle inzwischen existierenden 14 Spezialschulen zu Gymnasien mit entsprechender Spezialisierung im Bereich der Mathematik und Naturwissenschaften umgewandelt. (Parallel dazu mussten die fünf Spezialklassen an den Hochschulen 1991/1992 schließen, da es im Zuge der Angleichung an das westdeutsche Bildungssystem kein Äquivalent dazu gab. Deren Schüler wechselten in der Regel an die neuen Gymnasien mit Spezialisierung.[7])

Die einzelnen Schulen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Zeit der politischen Wende gab es in der DDR 14 solcher Schulen.[1] Im Grunde gab es in jedem der vierzehn Bezirke der DDR plus Berlin jeweils eine solche Spezialschule, meist in den Hauptstädten der Bezirke. Ausnahmen:

Alle ehemaligen Spezialschulen bestehen weiterhinb als Gymnasien mit entsprechendem Schwerpunkt im Bereich der Mathematik und Naturwissenschaften. Die Folgende Tabelle führt diese auf, geordnet nach Bundesland, von Nord nach Süd (in den vier fett hervorgehobenen Städten gab es parallel zu den Spezialschulen noch Spezialklassen an Hochschulen):

Bezirk Stadt Gründunga Schulname damals mit Internat Schulname heute mit Internat heuteb Bundesland
Bezirk Rostock Rostock 1987 Albert-Einstein-Schule CJD Christophorusschule Mecklenburg-Vorpommern
Bezirk Magdeburg Magdeburg 1988 zwei Spezialklassen an der EOS „Otto von Guericke“ ? Werner-von-Siemens-Gymnasium Sachsen-Anhalt
Bezirk Halle Halle (Saale) 1988[7] (1964) Spezialschule „Ernst Hausmann“ Georg-Cantor-Gymnasium
Bezirk Berlin Berlin 1985 (1961) Spezialschule „Heinrich Hertz“ Heinrich-Hertz-Gymnasium Berlin
Bezirk Potsdam Kleinmachnow 1981 (1963) EOS „Georg Thiele“
(ab 1963 bereits: Erweiterte Spezialoberschule)[8]
Weinberg-Gymnasium Brandenburg
Bezirk Frankfurt (Oder) Frankfurt (Oder) 1981 (1964) Gauß-Schule Gauß-Gymnasium
Bezirk Cottbus Cottbus 1989 Spezialschule „Max Steenbeck“ Max-Steenbeck-Gymnasium
Bezirk Erfurt Erfurt 1986[9] Spezialschule Albert-Schweitzer-Gymnasium – Spezialschulteil Thüringen
Bezirk Suhl Ilmenau 1981 (1963)[10] Goetheschule Goetheschule
Bezirk Gera Jena o. J. (1963) Spezialschule „Carl Zeiss“ Carl-Zeiss-Gymnasium
Bezirk Dresden Dresden 1986 Spezialschule „Martin Andersen Nexö“ Martin-Andersen-Nexö-Gymnasium Sachsen
Riesa 1986 (1963/1965) Spezialschule „Friedrich Engels“ Werner-Heisenberg-Gymnasium
Bezirk Karl-Marx-Stadt Karl-Marx-Stadt 1985[11] Spezialschule „Hans Beimler“ Johannes-Kepler-Gymnasium
Bezirk Leipzig Leipzig 1985[12] zwei Spezialklassen an der EOS „Humboldt“ Wilhelm-Ostwald-Gymnasium
a 
in Klammern die ersten Spezialklassen bzw. die Gründung als Spezialschule z. B. mathematischer Richtung, noch nicht als einheitlicher Schultyp „Spezialschule mathematisch-naturwissenschaftlich-technischer Richtung“
b 
Stand: September 2021

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d C. Hache: Mathematisch-naturwissenschaftliche Spezialschulen in Ostdeutschland, in Physikalische Blätter der Humboldt-Universität zu Berlin 3/91.
  2. Jürgen Kaube: Begabtenförderung: Mathe – oder das Monopol der Sprachen, in FAZ, 13. März 2008
  3. H. Frank, W. Ziemann: Informationen über Spezialklassen an Sektionen für Mathematik und Naturwissenschaften der Universitäten und Hochschulen, Fassung vom Januar 1979, Humboldt-Universität zu Berlin, Blatt 1, Blatt 2
  4. Martin Menz, Titus Neupert, Konrad Stopsack: Biographie unserer Schule. Vom Realgymnasium Blasewitz zum Martin-Andersen-Nexö-Gymnasium Dresden. 2. Auflage. Dresden 2006, S. 118–119, OCLC 315966375.
  5. Entwicklungsgeschichte der Spezialklassen an der Goetheschule Ilmenau
  6. Geschichte der Heinrich-Hertz-Schule Berlin
  7. a b A. Koch: Die Spezialklassen für Mathematik und Physik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 29. Februar 2000;.
  8. Hannah Ahlheim (2006): „Gesell dich einem Bessern zu …“. Die Weinbergschule im Wandel der politischen Systeme. Kleinmachnow, S. 80 & 96f.
  9. Tom Fleischhauer & Uta Purgahn (2021): „Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.“ 35 Jahre Spezialschulteil am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Erfurt mit Spezialklassen im MINT-Bereich – über die Gründung der Spezialschule 1986. In: Stadt und Geschichte. Zeitschrift für Erfurt, Nr. 79(2021), S. 33–36.
  10. Goetheschule – Schulgeschichte
  11. Vita des Johannes-Kepler-Gymnasiums
  12. Wilhelm-Ostwald-Gymnasium – Schulgeschichte

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]