Spiegel (westfälisches Adelsgeschlecht)

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Wappen derer von Spiegel

Die Freiherren und Grafen von Spiegel sind ein ostwestfälisches Uradelsgeschlecht aus dem Hochstift Paderborn. Sie teilten sich 1338 in zwei Linien, die Spiegel zum Desenberg und die Spiegel zu Peckelsheim.

Sie sind nicht verwandt mit den Spiegel (sächsisches Adelsgeschlecht).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Desenberg bei Warburg mit der Burgruine Desenberg

Die Familie stellte vermutlich mit Witukind, zuvor Propst des Klosters Gröningen, von 1189 bis 1205 einen Abt von Corvey.[1] Dieser erbaute 1189 die erste Burg Lichtenfels. Mit Hermannus Spechel, urkundlich erstmals 1224, erscheint der Name und beginnt die Stammreihe. Stammsitz war die Daseburg auf dem Desenberg (oder Diesenberg) bei Warburg in Westfalen, einem markanten Vulkankegel, der ab 1256 im Besitz der Spiegel nachgewiesen ist und ihnen bis heute gehört.[2]

1338 spaltete sich die Familie in zwei Linien, die Spiegel zum Desenberg, welche Erbmundschenken des Hochstifts Paderborn wurden, und die Spiegel zu Peckelsheim, die 1378 Burg Peckelsheim erwarben und 1408 Paderborner Erbmarschälle wurden.[3]

Die Spiegel zum Desenberg (seltener: Diesenberg) stellten mit Heinrich 1361–1380 einen Fürstbischof von Paderborn, zugleich Fürstabt von Corvey. Sie verließen um die Mitte des 16. Jahrhunderts den Desenberg und bezogen Rittersitze in der nahegelegenen Ebene, z. B. Bühne, Ober- und Nieder Klingenburg, Rothenburg und Übelngönne, nach denen auch ihre Zweige unterschieden wurden. Ferner kam Dalheim in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts an die Familie. Diese Besitze wurden alle in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verkauft. 1450 wurde auch ein Anteil an der Burg Canstein erworben, der jedoch im 16. Jahrhundert wieder verloren ging. Der Klingenburger Zweig ging nach Österreich und erwarb 1836 die Herrschaft Wischenau in Mähren, die sich bis zur Enteignung 1945 im Besitz der Grafen von Spiegel zum Diesenberg-Hanxleden befand.

Den Spiegel zu Peckelsheim (seltener: Pickelsheim) gelang es, ausgehend von Schloss Schweckhausen und Peckelsheim, wo im 14. Jahrhundert Rechte erworben wurden, bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts umfangreichen Besitz in Helmern an sich zu bringen, ferner in Lichtenau und Kleinenberg. Ererbt wurden in dieser Zeit auch Besitzungen in der Grafschaft Ravensberg von der Familie Thodrank. Zwei von drei Zweigen der Linie zu Peckelsheim wurden protestantisch. Ende des 16. Jahrhunderts wurden die Güter geteilt, wobei die Linien zu Borlinghausen, zu Helmern mit Peckelsheim und zu Schweckhausen mit Bielefeld entstanden. Die Linie ist bis heute auf Helmern, Groß-Engershausen und Schloss Rheder ansässig.

Beide Linien führten im 18. Jahrhundert gewohnheitsmäßig den Freiherrentitel. Aus der Linie Desenberg (Haus Canstein) erhielten die Brüder Ferdinand August (1764–1835), Erzbischof von Köln, und Caspar Philipp (1776–1837), österreichischer Gesandter, 1816 den preußischen Grafenstand. 1847 erfolgte die preußische Anerkennung des Freiherrenstandes für die Häuser Bühne, Übelngönne und Rothenburg.

Besitzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen am Rittergut Altena

Das Stammwappen zeigt in Rot drei (2:1) runde gold gerahmte silberne Spiegel. Auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken steht ein offener, beiderseits mit den drei Spiegeln belegter roter Flug. Der Wappenspruch lautet: „Mit Gott und mit Ehren“.

Wappensage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Zusammenhang mit dem Desenberg wird oft die Sage um den Spiegelritter gebracht, in der ein tapferer Sachse einen auf dem Berg lebenden Drachen durch das Spiegelbild in seinem Schild erschrecken und töten kann. Hierauf soll auch der Name des Adelsgeschlechts „von Spiegel (zum Desenberg)“ (z. B. Witukind von Spiegel zum Desenberg oder Heinrich III. von Spiegel zum Desenberg) zurückgehen, dessen Wappen im Rückbezug auf die Heldentat drei Spiegel zeigt.

Wichtige Namensträger (chronologisch)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Linie Spiegel zum Desenberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grabplatte von Heinrich von Spiegel zum Desenberg († 1380), Fürstbischof von Paderborn und Fürstabt von Corvey, im Paderborner Dom

Linie zu Peckelsheim[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wedekind von Spiegel zu Peckelsheim, † 1374
  • Gerhard IV. von Spiegel zu Peckelsheim,† 1411
  • Hermann IV. von Spiegel zu Peckelsheim, 1368–1420, ⚭ Jutta von Schomburg
  • Jürgen von Spiegel zu Peckelsheim, † 1463
  • Werner I. von Spiegel zu Peckelsheim, † 1534
  • Johann VIII. von Spiegel zu Peckelsheim. * um 1488
  • Raban (Rabe) von Spiegel zu Peckelsheim, †, ⚭ Ursula von Fürstenberg (1560–1621)
  • Georg VII. von Spiegel zu Peckelsheim, 1582–1627, ⚭ Elisabeth von Münchhausen (1590–1654)
  • Raban Hilmar von Spiegel zu Peckelsheim, 1617–1664, ⚭ Marie Sophie von Cramm
  • Fritz Dietrich von Spiegel zu Peckelsheim, † 1712, lüneburgischer Amtmann, ⚭ Dorothea Sophia Elisabeth von Voss (1672–1715)
    • Raban Heinrich von Spiegel zu Peckelsheim, 1697–1745, Erbmarschall und Domherr zu Naumburg
      • Dietrich Ernst Georg von Spiegel zu Peckelsheim (1738–1789), ∞ 1781 Sophie Henriette Wilhelmine von Seckendorf
        • Karl Emil (1782–1849), Domherr in Halberstadt, Großherzoglich-sächsischer Geheimer Rat, Oberhofmarschall in Weimar, ∞ Emilie Wilhelmine von Rotberg (1787–1870)
        • Carl Spiegel von und zu Peckelsheim (1808–1886, Parlamentarier)
    • Georg Wilhelm von Spiegel zu Peckelsheim (ca. 1704–1780) ⚭ Sophie Isabelle Seigel de Somes (ca. 1707–1792)[7]
  • Hermann Spiegel von und zu Peckelsheim (1850–1923), preußischer Generalleutnant
  • Edgar von Spiegel von und zu Peckelsheim (1885–1965), deutscher U-Boot-Kommandant im Ersten Weltkrieg, Verfasser des 1916 erschienenen Kriegstagebuch U 202 (Auflage: 360.000 Exemplare)
  • Elmar von Spiegel von und zu Peckelsheim (1940–2014), deutscher Unternehmer
  • Ferdinand-Moritz von Spiegel und zu Peckelsheim (* 1989), deutscher Unternehmer

Äbte von Corvey[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Witukind von Spiegel zum Desenberg (1189–1205)
  • Heinrich IV. von Spiegel zum Desenberg (1359–1360), danach als Heinrich III. Fürstbischof von Paderborn
  • Philipp von Spiegel zum Desenberg (1758–1776)

Fürstbischof von Paderborn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Spiegel (westfälisches Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Harz-Zeitschrift 2008. Jahrgang 60.
  2. Hans-Werner Peine, Cornelia Kneppe: Der Desenberg bei Warburg, Kreis Höxter.
  3. Michael Lagers: Der Paderborner Stiftsadel zur Mitte des 15. Jahrhunderts. Untersuchungen zum Auf- und Ausbau niederadliger Machtstrukturen, Paderborn 2013, ISBN 978-3-89710-551-5, S. 398ff.
  4. Herrenhaus Werna auf alleburgen.de (mit Bildern).
  5. Friedrich Küch: Spiegel zum Desenberge, Konrad. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 35, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 158 f.
    Karl E. Demandt: Der Personenstaat der Landgrafschaft Hesse im Mittelalter. Marburg 1981, S. 832 f.
  6. Heinrich Pröhle: Spiegel zum Desenberge, Karl Ludwig von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 35, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 158.
  7. Georg Wilhelm von Spiegel zu Peckelsheim. In: geneanet. Abgerufen am 5. September 2022.