Spineboard

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ein Spineboard mit einem mehrteiligen Gurtsatz zur Patientenfixierung

Das Spineboard, je nach Hersteller auch Millerboard oder Backboard genannt, ist ein Hilfsmittel zur Rettung verunglückter Personen, bei denen eine Verletzung der Wirbelsäule nicht auszuschließen ist. Das Spineboard besteht entweder aus Holz oder auch aus Hartplastik- und Kunststoffverbundmaterial, je nach Hersteller werden 150 bis 1100 Kilogramm Tragfähigkeit angegeben. Es ist meistens komplett röntgendurchlässig und Computertomographie- bzw. MRT-geeignet.[1] Für biegesteifen Leichtbau ist es innen hohl oder geschäumt und dadurch schwimmfähig und etwas auftriebliefernd und somit auch für die Wasserrettung günstig.

Form und Maße[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Typisch ist eine Länge von 183 cm und einer Breite von 40 bis 45 cm bei sechs bis sieben Kilogramm Gewicht. Kürzere Typen fixieren nur Kopf und Rumpf eines Erwachsenen bis zum Becken. Rundum sind zahlreiche Griffschlitze vorhanden, die auch dem Angurten dienen können. Bretter können plan oder an den Längsrändern leicht rinnenförmig nach oben gewölbt sein. Eine Wölbung versteift das Board, hilft die Person darauf zu fixieren und erleichtert das Untergreifen auf planem Untergrund. Die Unterseite ist glatt oder mit Längskufen ausgestattet, um gut über Leitern oder Treppen zu rutschen oder etwa auf einem Geländer gedreht zu werden, die Höhe beträgt vier bis fünf, mit Kufen auch sechs Zentimeter. Zum Fixieren des Kopfes gegen Verdrehen können extra Gurtschleifen, Keile und Laschen aufgebaut werden.

Anwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fixierung des Patienten

Ähnlich wie bei der Schaufeltrage wird das Spineboard unter den Patienten geschoben oder dieser darauf gehoben. Der Patient kann mit mehreren Helfern achsengerecht gedreht werden, damit das Spineboard hinter seinem Rücken positioniert werden kann. Danach werden das Spineboard und der Patient wieder in Rückenlage gebracht. Anschließend muss er mit einem Kopffixierset und einem mehrteiligen Gurtsatz beziehungsweise mit einem Patientenfixiersystem (auch „Spinne“ genannt) fixiert werden und ist zum Transport bereit. Eine weitere Anwendung ist die patientenschonende Rettung aus Kraftfahrzeugen. Nach Entfernen des Autodaches wird das Board zwischen Patienten und Sitz geschoben und der Patient dann mit mehreren Helfern achsengerecht auf das Brett gezogen. Wenn der Patient in ganzer Länge auf dem Board liegt, wird es wieder in die Horizontale gebracht und der Patient kann aus dem Fahrzeug gehoben werden. Auch bieten sich Spineboards auf Grund der zahlreichen Griffmöglichkeiten zur Rettung von Personen aus unwegsamem Gelände an.[1]

Bei der Rettung von Unfallopfern mit Verdacht auf eine Verletzung der Wirbelsäule oder des Gehirns gilt die Immobilisierung mit dem Spineboard in Kombination mit einer Kopffixierung oder die Verwendung von Vakuummatratzen international als Goldstandard der vorklinischen Versorgung und des Transports.[2][3]

Nachteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben den unbestreitbaren Vorteilen einer Immobilisierung von Unfallopfern mit Verdacht auf Wirbelsäulenverletzung wurden auch Nebenwirkungen und Nachteile publiziert, die mit der Zeitdauer der Immobilisierung zunehmen. Genannt werden Schmerzen,[4] Druckulzera,[5] erhöhter Hirndruck, Verlängerung des stationären Aufenthaltes und Schwierigkeiten bei der klinischen Untersuchung.[4] Genannt wird auch eine Verlängerung der Hospitalphase, Schwierigkeiten bei der Intubation[6] und das Risiko von Frakturdislokationen bei älteren Patienten.[7]

Der Unfallchirurg in der Klinik sollte deshalb das Spineboard möglichst bald entfernen.[8] In der Praxis wird die bildgebende Diagnostik (Röntgen, Computertomographie, MRT) häufig mit der Immobilisierung durchgeführt.[9] Eine systematische Analyse von CT-Aufnahmen mit einem Röntgenphantom zeigte keine Artefakte durch das Spineboard, wohl aber durch Kopffixierungen. Selbst Kopffixierungen aus Weichschaum-Kunststoff erzeugten Artefakte.[10]

Verfügbarkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittlerweile finden sich Spineboards nahezu flächendeckend auf alle Rettungswagen in Deutschland.

Im Bereich der Wasserrettung werden schwimmfähige Spineboards häufig vorgehalten. Hierbei ist vor allem die Tatsache, dass das Spineboard auch im Wasser eingesetzt werden kann, von Vorteil, da man das Board einfach unter den Patienten schieben kann. Es dient in erster Linie zum Fixieren des Patienten für das Anbordbringen bzw. den Transport mit dem Motorrettungsboot oder als Trage für das Anlandbringen.

Des Weiteren hat das Land Nordrhein-Westfalen die Abrollbehälter MANV und die Gerätewagen Sanität des Katastrophenschutzes mit Spineboards ausgestattet. Das Land Rheinland-Pfalz hat die Vorhaltung auf allen Rettungswagen umgesetzt. Auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat sich entschlossen, auf den beschafften Gerätewagen Sanität je fünf Spineboards mitzuführen – ebenso der Freistaat Bayern.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Ein Brett für die Wirbelsäule. (Memento vom 6. Juni 2014 im Internet Archive) (PDF-Datei; 506 kB), Rettungsmagazin 2005, S. 44ff.
  2. M W Cooke: Use of the spinal board within the accident and emergency department. In: Emergency Medicine Journal. Band 15, Nr. 2, 1. März 1998, ISSN 1472-0205, S. 108–109, doi:10.1136/emj.15.2.108, PMID 9570052, PMC 1343036 (freier Volltext).
  3. M H A Malik, M E Lovell: Current spinal board usage in emergency departments across the UK. In: Injury. Band 34, Nr. 5, 2003, S. 327–329, doi:10.1016/S0020-1383(02)00314-5 (elsevier.com [abgerufen am 27. August 2019]).
  4. a b Thomas Adam Purvis, Brian Carlin, Peter Driscoll: The definite risks and questionable benefits of liberal pre-hospital spinal immobilisation. In: The American Journal of Emergency Medicine. Band 35, Nr. 6, 2017, S. 860–866, doi:10.1016/j.ajem.2017.01.045 (elsevier.com [abgerufen am 27. August 2019]).
  5. Wietske H W Ham, Lisette Schoonhoven, Marieke J Schuurmans, Luke P H Leenen: Pressure ulcers, indentation marks and pain from cervical spine immobilization with extrication collars and headblocks: An observational study. In: Injury. Band 47, Nr. 9, 2016, S. 1924–1931, doi:10.1016/j.injury.2016.03.032 (elsevier.com [abgerufen am 27. August 2019]).
  6. Greg Nemunaitis, Mary Joan Roach, Mohamed Samir Hefzy, Melvin Mejia: Redesign of a spine board: Proof of concept evaluation. In: Assistive technology: the official journal of RESNA. Band 28, Nr. 3, 2016, ISSN 1949-3614, S. 144–151, doi:10.1080/10400435.2015.1131759, PMID 26852872.
  7. P J Rao, K Phan, R J Mobbs, D Wilson, J Ball, S Wales, et al.: Cervical spine immobilization in the elderly population. In: Journal of Spine Surgery. Band 2, 2016, S. 41–46.
  8. Christian Maschmann, Elisabeth Jeppesen, Monika Afzali Rubin, Charlotte Barfod: New clinical guidelines on the spinal stabilisation of adult trauma patients – consensus and evidence based. In: Scandinavian Journal of Trauma, Resuscitation and Emergency Medicine. Band 27, Nr. 1, 2019, ISSN 1757-7241, doi:10.1186/s13049-019-0655-x, PMID 31426850, PMC 6700785 (freier Volltext).
  9. E B Lerner, R Moscati: Duration of patient immobilization in the ED. In: The American Journal of Emergency Medicine. Band 18, Nr. 1, 2000, ISSN 0735-6757, S. 28–30, PMID 10674527.
  10. Baukje Hemmes, Cécile R L P N Jeukens, Aliaa Al-Haidari, Paul A M. Hofman, Ed S Vd Linden: Effect of spineboard and headblocks on the image quality of head CT scans. In: Emergency Radiology. Band 23, Nr. 3, 2016, ISSN 1438-1435, S. 263–268, doi:10.1007/s10140-016-1396-z, PMID 27091739, PMC 4875944 (freier Volltext).