St-Germain-de-Paris (Andrésy)

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Pfarrkirche Saint-Germain-de-Paris
Chorhaupt
Vorhalle mit Westportal

Die katholische Pfarrkirche St-Germain-de-Paris in Andrésy, einer Gemeinde im Département Yvelines in der französischen Region Île-de-France, wurde in der zweiten Hälfte des 12. und zu Beginn des 13. Jahrhunderts im Stil der Gotik errichtet. Die Kirche ist dem heiligen Germanus von Paris geweiht und gehört zum Bistum Versailles. Im Jahr 1949 wurde die Kirche als Monument historique in die Liste der Baudenkmäler (Base Mérimée) in Frankreich aufgenommen.[1][2] In der Kirche sind Bleiglasfenster aus der Renaissance erhalten, die bereits im Jahr 1908 als Monument historique (Objekt)[3] klassifiziert wurden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ältesten Teile der Kirche sind die vier westlichen Joche des Hauptschiffs und des südlichen Seitenschiffs, die vermutlich aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammen. Der Chor wurde im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts errichtet. Die Vorhalle an der Westfassade wird ins 14. Jahrhundert datiert. Im frühen 16. Jahrhundert wurde der Chor vergrößert, indem man die vier östlichen Joche des südlichen Seitenschiffs, auf der Höhe des Chors, durch Seitenkapellen erweiterte. Im Jahr 1538 wurde das nördliche Seitenschiff durch ein wesentlich breiteres ersetzt. Im Zuge dieser Baumaßnahmen wurde die Kirche mit Bleiglasfenstern ausgestattet. Nach dem Einsturz eines Gewölbes wurden die Gewölbe des nördlichen Seitenschiffs Ende des 19. Jahrhunderts erneuert.

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Außenbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über dem westlichen Joch des Langhauses erhebt sich der schiefergedeckte Turm, der von Eckpilastern gerahmt wird und in dessen Mauern spitzbogige Blendfelder und im Glockengeschoss gekuppelte Klangarkaden eingeschnitten sind.

Das Hauptschiff öffnet sich im Westen, an der Rue de l’Église, zu einem von Archivolten gerahmten, spitzbogigen Portal, das in eine Vorhalle im Stil der Flamboyant-Gotik integriert ist. Die Archivolten ruhen auf schlanken, mit Blattkapitellen verzierten Säulen, die auf hohen Sockeln stehen.

Das zum Ufer der Seine gewandte Chorhaupt an der Ostseite wird in der Mitte von einem großen, zweibahnigen Lanzettfenster mit Okulus und seitlich von zwei Maßwerkfenstern durchbrochen. Das Portal an der Ostfassade des nördlichen Seitenschiffs wird von einem Korbbogen überfangen und von einem Dreiecksgiebel mit leerer Figurennische bekrönt.

Innenraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das in fünf Joche gegliederte Langhaus besteht aus einem Hauptschiff und zwei Seitenschiffen. Das nördliche Seitenschiff, das in der Mitte des 16. Jahrhunderts errichtet wurde, ist breiter als das Hauptschiff und doppelt so breit wie das südliche Seitenschiff. Im Osten schließt sich ohne ein dazwischen liegendes Querhaus der dreijochige Chor an. Die beiden Seitenschiffe erstrecken sich bis in den Chor, mit dem sie einen geraden Abschluss bilden. Die vier östlichen Joche des südlichen Seitenschiffs öffnen sich zu Seitenkapellen.

Die hohen spitzbogigen Mittelschiffarkaden ruhen auf mächtigen, mit Kapitellen verzierten Säulen, über denen in den vier westlichen Jochen an der Südseite unter den Obergadenfenstern ein aus vier hohen Arkaden bestehendes Triforium verläuft. Im Chor bestehen die Triforien aus fünf bzw. sechs Arkaden. An den Hochwänden zum nördlichen Seitenschiff ist kein Triforium vorhanden. Der gesamte Innenraum wird von Kreuzrippengewölben mit Schlusssteinen gedeckt.

Elf Kapitelle werden in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts datiert. Sie sind mit nackten männlichen Figuren mit Bart und weiblichen, teilweise geflügelten Büsten verziert. Auf manchen Kapitellen sind Adler, Sirenen und von Blattwerk umrahmte Köpfe dargestellt. Auf zwei Kapitellen sind Feuersalamander zu sehen, das Wappentier des französischen Königs Franz I.[4]

Bleiglasfenster[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fenster aus dem 16. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Kirche sind fünf Bleiglasfenster mit Scheiben aus dem 16. Jahrhundert erhalten.[5]

  • Fenster 2
Fenster 2

Siehe auch: Taufe-Jesu-Fenster

Auf dem Fenster (Monument historique (Objekt) seit 1908[6]) sind links die Emmausjünger und rechts die Taufe Jesu zu erkennen, darüber schweben Engel. Hinter den Emmausjüngern sind Szenen einer Weinlese zu sehen. In der oberen Scheibe zwischen den beiden Lanzetten ist eine Majestas Domini dargestellt.

  • Fenster 5
Fenster 5

Auf dem dreibahnigen Fenster (Monument historique (Objekt) seit 1908[7]) sind in der Mitte der heilige Benedikt, der Apostel Petrus und Johannes der Täufer dargestellt. Im Maßwerk ist Christus in der Rast zu sehen.

  • Fenster 9
Fenster 9

Siehe auch: Wurzel-Jesse-Fenster

Auf den beiden äußeren Lanzetten sind zwei Diakone dargestellt. Die Scheiben in der Mitte sind Fragmente eines Wurzel-Jesse-Fensters. Das obere Rundfenster weist eine Madonna mit Kind auf (Monument historique (Objekt) seit 1908[8]).

  • Fenster 10
Fenster 10

Auf den beiden Lanzetten sind links die Geburt des Johannes des Täufers und rechts die Beschneidung Jesu zu sehen. Die Szenen sind in eine Renaissancearchitektur eingebettet, oben schwebt ein Engel (Monument historique (Objekt) seit 1908[9]).

  • Fenster 11

Das Fenster enthält Szenen aus dem Gleichnis vom reichen Mann und vom armen Lazarus. In der unteren Szene sieht man einen mit einem Pelz und einem reich bestickten Gewand gekleideten Mann, dem eine Speise gereicht wird, zu seinen Füßen kauern Hunde. Im Hintergrund sind kostbare Vasen und Geschirr zu erkennen. In der nächsten Szene wird der Tisch im Haus des Reichen gedeckt und in der folgenden Szene sieht man den armen Lazarus, der am Boden liegt und die Reste, die vom Tisch des Reichen fallen, mit den Hunden teilt. In der linken unteren Szene wird der Reiche im Höllenfeuer dargestellt und in der rechten unteren Szene wird die Seele des armen Lazarus von Engeln aufgenommen. Im Tympanon sind in der Mitte Gottvater und seitlich Engel dargestellt (Monument historique (Objekt) seit 1908[10]).

Fenster aus dem 19. und 20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marienerscheinung von Pontmain
  • Auf einem Bleiglasfenster aus dem 19. Jahrhundert sind eine Madonna mit Kind und der heilige Josef dargestellt. Auf einem anderen Fenster sieht man einen Bischof, vielleicht den Schutzpatron der Kirche, den heiligen Germanus von Paris, und den Apostel Paulus. Ein weiteres Fenster weist eine Kreuzigungsszene mit einem Priester zu Füßen des Kreuzes und dem Apostel Petrus im Tympanon auf.[11]
  • Das Fenster mit der Darstellung der Marienerscheinung in Pontmain ist mit der Signatur der Brüder Auguste und Ludovic Alleaume und der Jahreszahl 1930 versehen.[12]
  • Das Fenster, in dem gotisch nachgeahmte Medaillons mit Marterszenen enthalten sind, wurde 1958 von André Ripeau geschaffen.[13]
  • In den Jahren 1968 bis 1986 entwarf Michel Gigon vier abstrakte Fenster, die in der Glasmalereiwerkstatt Cot-Dezande hergestellt wurden.[14]

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Louis Grodecki, Françoise Perrot, Jean Taralon (Hrsg.): Les vitraux de Paris, de la région parisienne, de la Picardie et du Nord-Pas-de-Calais. (= Corpus Vitrearum Medii Aevi). Recensement des vitraux anciens de la France. Band 1, Éditions du Centre National de la Recherche Scientifique, Paris 1978, ISBN 2-222-02263-0, S. 126–127.
  • Jean-Marie Pérouse de Montclos (Hrsg.): Le Guide du Patrimoine. Île-de-France. Hachette, 2. Auflage, Paris 1994, ISBN 2-01-016811-9, S. 108–109.
  • Georges Poisson (Hrsg.): Dictionnaire des Monuments d’Île-de-France. Éditions Hervas, Paris 2001, ISBN 2-84334-002-0, S. 67.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St-Germain-de-Paris (Andrésy) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Église Saint-Germain in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  2. Église paroissiale Saint-Germain in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  3. 5 verrières figurées (baies 2, 3, 7, 8, 11) in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  4. Ensemble de 11 chapiteaux in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  5. Die von der Base Palissy abweichende Nummerierung der Fenster richtet sich nach dem Schema von Louis Grodecki, Françoise Perrot, Jean Taralon (Hrsg.): Les vitraux de Paris, de la région parisienne, de la Picardie et du Nord-Pas-de-Calais. (= Corpus Vitrearum Medii Aevi). Recensement des vitraux anciens de la France. Band 1, Éditions du Centre National de la Recherche Scientifique, Paris 1978, ISBN 2-222-02263-0, S. 126–127.
  6. Les Pélerins d'Emmaus, le Baptême du Christ (baie 2) in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  7. Saint Benoît, saint Pierre, saint Jean-Baptiste (baie 3) in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  8. Fragment d'arbre de Jessé et deux saints diacres (baie 7) in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  9. Naissance de saint Jean-Baptiste; Circoncision (baie 8) in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  10. La parabole du mauvais riche (baie 11) in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  11. Saint Paul et un saint évêque, Christ en Croix (baies 4, 7, 11, 15) in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  12. Apparition de la Vierge à Pontmain (baie 12) in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  13. Scènes de martyre (baie 14) in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  14. Ensemble de 4 verrières abstraites in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  15. Christ en croix in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  16. Adoration des bergers in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  17. Adoration des bergers in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  18. Le Christ et la veuve de Naïm in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  19. Le Christ et la veuve de Naïm in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)

Koordinaten: 48° 58′ 36,8″ N, 2° 3′ 33,1″ O