St. Martinus (Heilbronn-Sontheim)

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Kath. Pfarrkirche St. Martin
Datierter Stein von 1539
Das Kirchengebäude vor dem Umbau von 1904
Grundsteinlegung für das neue Langhaus 1904

Die katholische Kirche St. Martinus in Sontheim, einem Stadtteil von Heilbronn im nördlichen Baden-Württemberg, ist die älteste Kirche des Ortes und markiert zugleich die historische Ortsmitte von Sontheim. Die Kirche weist noch einen gotischen Chor auf, das Langhaus wurde 1904 durch einen Neubau im Stil der Neuromanik ersetzt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche liegt im historischen Ortskern von Sontheim und geht in ihren Ursprüngen wohl auf die in fränkischer Zeit erfolgte Siedlungsgründung zurück. Ab dem 13. Jahrhundert hatte der Deutsche Orden Besitz in Sontheim und übte dort die Ortsherrschaft aus. Die Kirche und der angrenzende Sontheimer Deutschordenshof wurden nach dem Bauernkrieg 1525 ummauert. Die Ringmauern der Anlage wurden im Jahr 1840 abgebrochen, wobei sich einige Ringmauerreste und ein auf 1539 datierter Belfriedstein, der die Namen und Wappen von Walther von Cronberg, Eberhart von Ehingen, Komtur Wilhelm Lochinger und Ordensbaumeister Kaspar Haberkorn trägt, erhalten haben und dann in den westlichen Treppenaufgang eingesetzt worden sind.

Der älteste Teil der Kirche, der Chor, stammt noch aus der Zeit der Gotik. Im Jahr 1715 brannte die ohnehin damals in schlechtem Zustand befindliche Kirche nach einem Blitzeinschlag aus und wurde unter dem Komtur Georg Adolf von Speth-Schülzburg in den Jahren 1719/20 im Stil des Frühbarock neu errichtet. Speth ließ auch das Deutschordens-Sommerhaus in Sontheim sowie das barocke Seitenportal im Deutschordensmünster St. Peter und Paul im kleinen Deutschhof in Heilbronn errichten.

Am Treppenaufgang zur Kirche von Westen her steht an der Außenmauer die Jahreszahl 1708 mit folgenden Buchstaben:

C(laudius) F(ranz) J(osef) F(reiherr) R(einach) R(at) D(er) B(allei) F(ranken) C(omtur) Z(u) H(eilbronn) T(eutsch) O(rdens) R(itter)

Der Kunstmaler J. Baptist Feratini schuf 1748 in der St.-Martins-Kirche drei Fresken.[1]

In den Jahren 1904/1905 wurde das Kirchengebäude nach Plänen von Ulrich Pohlhammer umgebaut. Der gotische Chor und der im 18. Jahrhundert erbaute, barocke Turm blieben dabei erhalten, während das Langhaus als Basilika im Stil der Neoromanik erneuert wurde. Grundsteinlegung des Langhausneubaus war am 24. April 1904. Der Münchner Maler Gebhard Fugel hat die ursprüngliche Ausmalung des neuen Langhauses geschaffen.

Die alten Glocken der Kirche wurden im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. 1921/23 wurden neue, bei Glockengießerei Bachert in Kochendorf gegossene Glocken beschafft, jedoch schon 1930 für neue, bei Wohlfarth in Lauingen gegossene Glocken in Zahlung gegeben. Auch den neuen Glocken war keine lange Dauer vergönnt: bereits 1942 wurden sie wieder zu Rüstungszwecken eingeschmolzen. Das nach dem Zweiten Weltkrieg angeschaffte Geläut war damit bereits das vierte innerhalb weniger Jahrzehnte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche renoviert. 1952 erhielt sie neue Glasfenster von Wilhelm Geyer. Die alte Ausmalung wurde übertüncht. Der Innenraum ist heute einfarbig gestrichen.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Das Königreich Württemberg. Eine Beschreibung von Land, Volk und Staat. Band 2. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, S. 292.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Joachim Hennze: „Stilgerecht aber einfach und würdig“. Katholische Kirchen im Raum Heilbronn vom Ende des Alten Reichs bis zum Ersten Weltkrieg. In: heilbronnica. Beiträge zur Stadt- und Regionalgeschichte. Band 4. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 2008, ISBN 978-3-940646-01-9 (Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Heilbronn. 19) (Jahrbuch für schwäbisch-fränkische Geschichte. 36). S. 351–382
  • Julius Fekete, Simon Haag, Adelheid Hanke, Daniela Naumann: Stadtkreis Heilbronn (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Baden-Württemberg. Band I.5). Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1988-3, S. 248–252.
  • Helmut Schmolz, Hubert Weckbach: Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Die alte Stadt in Wort und Bild. Band. 1: Fotos von 1860 bis 1944. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 1966
  • Helmut Schmolz, Hubert Weckbach: Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Die alte Stadt in Wort und Bild. Band. 2: Fotos von 1858 bis 1944. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 1967
  • Beschreibung des Oberamts Heilbronn. Kohlhammer, Stuttgart 1901/1903

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St.-Martins-Kirche (Sontheim) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 49° 7′ 6,8″ N, 9° 11′ 23,2″ O