Dominikanerkloster Prenzlau

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von St. Nikolaikirche (Prenzlau))
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Klosteranlage
Inneres der Klosterkirche nach Westen

Das ehemalige Dominikanerkloster Prenzlau ist heute Kulturzentrum und Museum der im Norden der Uckermark gelegenen Stadt Prenzlau. Erhalten sind noch die dreischiffige Backsteinhallenkirche, die Klausur und ein Wirtschaftsgebäude. Der Komplex beherbergt das über 110 Jahre alte Kulturhistorische Museum, das Historische Stadtarchiv, die Stadtbibliothek und das Veranstaltungszentrum „Kulturarche“. Das Dominikanerkloster Prenzlau ist Mitglied der Europäischen Route der Backsteingotik und des Deutsch-Polnischen Klosternetzwerks[1].

Lage und Umgebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Prenzlau liegt im Einzugsbereich der zwei größten Seen der Uckermark, dem Unteruckersee direkt bei der Stadt und dem Oberuckersee südlich davon. Im Südwesten grenzt die Stadt an den Naturpark Uckermärkische Seen, dem drittgrößten der elf brandenburgischen Naturparke. Die Klosteranlage liegt am südwestlichen Rand der Altstadt, direkt am Steintor, in leicht erhöhter Lage über dem Unteruckersee.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Markgraf Johann I. 1250 die Uckermark von Pommern übertragen bekam, bedurfte das Gebiet neuer Strukturen, welche die Brandenburgische Herrschaft festigten. Der Markgraf erteilte den Dominikanern eine Gründungserlaubnis, damit diese die Konsolidierung unterstützten. 1275 kamen die ersten Mönche in die Stadt. Als Gründer und Stifter des Klosters gilt Markgraf Johann II.

Der Konvent war bereits 1308 eines der reichsten Dominikanerklöster in der Mark, 1519 erlitt das Kloster jedoch einen Brandschaden, was wohl seine wirtschaftliche Situation beeinflusste. Ob sich die Gemeinschaft bis zu der 1545 folgenden Auflösung infolge der Reformation aus der wirtschaftlichen Not herausarbeiten konnte, ist nicht bekannt.

Seit 1930 wird das Kloster als Museum genutzt. 1945 wurden Teile der Sammlung des Museums ausgelagert und kehrten erst 1987 an ihren ursprünglichen Ort zurück. Nach dem Krieg konnte 1957 die Museumsarbeit in den Klosterräumen wieder aufgenommen werden. Die Kirche dient seit 1577 der Nikolaigemeinde.

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gebäude auf dem Klostergelände

Die dreischiffige Backstein-Hallenkirche und der Klausurbereich bildeten zusammen mit einem Anbau, der ehemaligen Bibliothek (heute Sitz der Superintendentur der Uckermark) und einem Wirtschaftsgebäude den Kern des Klosters. Das Kloster wurde in vier Bauphasen von 1275 bis um 1500 errichtet. Die Kirche wurde 1343 zum Heiligen Kreuz geweiht. Seit 1577 wurde die Kirche von der Nikolaikirchgemeinde genutzt, deshalb wird sie heute als Nikolaikirche bezeichnet.[2]

Der Bau der gotischen Klosterkirche zeichnet sich durch schlanke zwei- und dreiteilige Maßwerkfenster nach dem Vorbild der Klosterkirche Chorin aus. Im zweiten Joch von Westen ist auf der Nordseite ein profiliertes Gewändeportal mit Wimperg angeordnet.

Das Langhaus der Kirche wird von Kreuzgewölben abgeschlossen, die von Achteckpfeilern mit Scheidbögen getragen werden. Auf der Südseite des Chores wurde nachträglich eine mit Kreuzgewölben über einem Rundpfeiler abgeschlossene Sakristei angefügt.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Hauptstück der Ausstattung der Klosterkirche ist ein hölzerner Altaraufsatz von 1609, der 1873 restauriert und 1995 gereinigt wurde. Er zeigt in einer kleeblattbogigen Nische die Kreuzigung, die seitlich von Reliefs der Geburt und der Taufe Christi mit Säulen flankiert wird. Darüber sind geschnitzte Figuren von Petrus und Paulus angeordnet. Über der Nische sind die Evangelisten Johannes und Matthäus dargestellt. Der Unterbau zeigt das Abendmahl als Relief mit Figuren der Evangelisten Lukas und Markus. Im oberen Abschluss sind die Auferstehung und die Himmelfahrt dargestellt.

Eine Fünte aus Bronze in Kelchform aus der Marienkirche stammt aus der Zeit um 1400. Der Fuß steht auf drei stilisierten Tieren, die Kuppa wird von drei auf dem unteren Rand des Fußes stehenden Männerfiguren getragen. An der Kuppa sind unter kielbogigen Arkaden Darstellungen der Deesis und der zwölf Apostel als Flachrelief zu finden.

Ein Votivgemälde aus dem Jahr 1776 zeigt die Kreuzigung vor der Silhouette Prenzlaus. Mehrere Grabmäler und Epitaphien des 17. bis 19. Jahrhunderts sind weiterhin zu erwähnen.

Klostergebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Klostergebäude sind als zweigeschossige Backsteinbauten um einen Kreuzgang aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts auf der Südseite der Kirche angeordnet. Der nördliche Kreuzgangflügel ist nicht erhalten. Die Klostergebäude enthalten zwei zweischiffige Säle mit Kreuzgewölben auf Achteckpfeilern. Im älteren Ostflügel aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts ist die ehemalige Sakristei, im Westflügel das Sommer-Refektorium erhalten. Ein weiterer Raum auf quadratischem Grundriss, die sogenannte Frauenkapelle, ist ebenfalls im Westflügel angeordnet und zeigt ein Sterngewölbe über einer Mittelstütze.

Das Kloster steht unter Denkmalschutz.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Brandenburg. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2000, ISBN 3-422-03054-9, S. 885–887.
  • Stephan Diller, Cäcilia Genschow, Annegret Lindow: Dominikanerkloster Prenzlau. (= DKV-Kunstführer, Band 499.) München 2009.
  • Lieselott Enders: Die Uckermark. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft vom 12. bis zum 18. Jahrhundert. (= Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Band 28.) Berlin 2008.
  • Katja Hillebrand: Prenzlau. Dominikaner. Aufbau der Klosteranlage. In: Heinz-Dieter Heimann, Klaus Neitmann, Winfried Schich u. a. (Hrsg.): Brandenburgisches Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Band 2, Berlin 2007, S. 981–983.
  • Meinolf Lohtum: Dominikaner. In: Peter Dinzelbacher, James Lester Hogg (Hrsg.): Kulturgeschichte der christlichen Orden in Einzeldarstellungen (= Kröners Taschenausgabe. Band 450). Kröner, Stuttgart 1997, ISBN 3-520-45001-1, S. 117–142.
  • Cord Meckseper: Wärmequellen. In: Deutsche Burgenvereinigung e. V. (Hrsg.): Burgen in Mitteleuropa. Ein Handbuch. Band 1: Bauformen und Entwicklung. Stuttgart 1999, S. 295–299.
  • Franz Metzger, Karin Feuerstein-Prasser: Die Geschichte des Ordenslebens. Von den Anfängen bis heute. Freiburg u. a. 2006.
  • Falko Neininger: Prenzlau. Dominikaner. In: Heinz-Dieter Heimann, Klaus Neitmann, Winfried Schich u. a. (Hrsg.): Brandenburgisches Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Band 2, Berlin 2007, S. 978–981.
  • Winfried Schich: Prenzlau von der Stadtwerdung bis zum Ende der Askanierherrschaft. Von der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts bis 1320. In: Klaus Neitmann, Winfried Schich (Hrsg.): Geschichte der Stadt Prenzlau. Horb am Neckar 2009, S. 27–62.
  • Matthias Schulz: Die Entwicklung Prenzlaus vom 10. Jahrhundert bis 1727. (= Materialien zur Archäologie in Brandenburg, Band 3.) Rahden (Westfalen) 2010.
  • Joachim Zeune: Burgen. Symbole der Macht. Ein neues Bild der mittelalterlichen Burg. Regensburg 1996.
  • Gerd Zimmermann: Ordensleben und Lebensstandard. Die Cura Corporis in den Ordensvorschriften des abendländischen Hochmittelalters. (unveränderter Nachdruck zum 75. Geburtstag, herausgegeben von Ulrich Knefelkamp) Berlin 1999.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Nicolaikirche (Prenzlau) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Informationen auf klosterland.de. Abgerufen am 3. Januar 2018.
  2. Internetseite des Evangelischen Kirchenkreises Uckermark. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Januar 2018; abgerufen am 3. Januar 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kirche-uckermark.de
  3. Denkmalliste des Landes Brandenburg: Landkreis Uckermark (PDF). Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum

Koordinaten: 53° 18′ 35,9″ N, 13° 51′ 39,4″ O