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Stadtbild

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Stadtbild von Regensburg

Stadtbild ist der optische Eindruck einer Stadt bzw. ihrer Teile.[1] Es ist ein kulturgeographischer, kunsthistorischer, städtebaulicher und denkmalpflegerischer Fachbegriff, der die im öffentlichen Raum sichtbare Gestalt bzw. Gesamtansicht einer Stadt[2] in ihren räumlichen, architektonischen, historischen und ästhetischen Dimensionen zu umschreiben versucht. Vergleichbar sind die Begriffe Dorfbild[3] und Flurbild[4] sowie Straßenbild und Platzbild; allgemeiner werden die Begriffe Ortsbild oder Landschaftsbild verwendet.

Der Begriff Stadtbild wurde nach dem Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm zunächst als das „von einem ausblick gewonnene(s) bild einer stadt“ verstanden.[5] Insofern entsprach die frühe Bedeutung der Vedute oder dem Panoramabild. Eine entsprechende frühe literarische Verwendung unternahm Wilhelm Heinrich Riehl in seinem 1869 erschienenen Wanderbuch.[5]

Stadtbilder bestimmen die Wahrnehmung von Städten und Ortschaften über Generationen hinweg; nicht selten konstituieren erst sie das Malerische oder Monumentale von Bauten und Ensembles und „markieren die Koordinaten für die populäre Wahrnehmung von Städten“.[6] Solche Bilder dienten spätestens seit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert als „optisch-ikonische (...) Zeichensysteme“.[7]

Mit dem Erkennen der Stadtbild-Qualitäten gingen entsprechende Schutzbemühungen Hand in Hand: Nachdem sich die Denkmalpflege zunächst nur isoliert um Einzelgebäude kümmerte, sind seit dem späten 19. Jahrhundert im Zuge der Heimatschutzbewegung und mit den Bemühungen u. a. von Camillo Sitte, Paul Mebes, Albert Brinckmann und Paul Schultze-Naumburg[8] übergeordnete Stadt- und Ortsbilder als Ensembles wichtiger Gegenstände der (erst seit den 1970er Jahren[9] sogenannten) städtebaulichen Denkmalpflege geworden.

Stadtbildpflege

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Stadtbildpflege ist eine Nebenkategorie der Baudenkmalpflege und bezieht sich anstatt auf die Substanz vielmehr auf das Abbild des Gesamtensembles der Gebäude in einer Stadt.[10] Entsprechend tragen einige Großstadt-Denkmalschutzbehören die Zuständigkeitsbezeichnung „Stadtbild- und Denkmalpflege“.[11] Daneben kümmern sich bürgerschaftliche private Vereine[12] und Stiftungen[13] um Stadtbildpflege und setzen sich dabei teilweise auch für Projekte der Stadtreparatur und Gebäuderekonstruktion ein.

Da das Stadtbild ein Merkmal der regionalen Identifikation von Städten und Regionen ist und einzelne Wahrzeichen einen Wiedererkennungswert schaffen, dient es auch dem Stadtmarketing. Beispiele für das Stadtbild aufgreifende Slogans verwenden etwa Stuttgart (Großstadt zwischen Wald und Reben[14]), Karlsruhe (viel vor. viel dahinter[15]), Schweinfurt (Industrie und Kunst[16]), Eisenhüttenstadt (Viele Eisen im Feuer[17]), Burghausen (Die längste Burg[18]), Freudenstadt (Innen Stadt, außen wild[19]) oder Husum (Graue Stadt ganz bunt[20]).

(chronologisch)

Wiktionary: Stadtbild – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Stadtbilder. In: Lexikon der Kunst. E.A Seemann Verlag, Leipzig 1994, ISBN 3-363-00049-9, Bd. VI, S. 833–835, hier S. 833.
  2. So bereits beschrieben von F. B.: Dresdens Stadtbild sonst und jetzt. In: Süddeutsche Bauzeitung, Jg. 7, 1897, Nr. 38, S. 324–325, hier S. 324. (Google Books)
  3. Veranstaltungsbericht: Baukultur im ländlichen Raum – Das Dorfbild. In: baukultur-brandenburg.de. Förderverein Baukultur Brandenburg e.V., 13. Januar 2023, abgerufen am 18. Oktober 2025.
  4. Klaus Thiede: Flurbild und Dorfbild in deutschem Land. Bibliographisches Institut, Leipzig 1937.
  5. a b stadtbild. In: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB), dwds.de. Abgerufen am 18. Oktober 2025 (Abschrift von: Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1906), Bd. X,II,I (1919), Sp. 443, Z. 49).
  6. Ingrid Scheurmann: Stadtbild in der Denkmalpflege. Begriff – Kontext – Programm. In: Sigrid Brandt, Hans-Rudolf Meier, Gunther Wölfle (Hrsg.): Stadtbild und Denkmalpflege. Konstruktion und Rezeption von Bildern der Stadt. Jovis Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-939633-73-0, S. 140–149, hier S. 140. (Leseprobe auf karl-kraemer.de, abgerufen am 18. Oktober 2025)
  7. Judith Sandmeier: Die Erfindung des Ortsbildes. Malerischer Städtebau, Ortsbildpflege und Heimatschutz in Bayern um 1900. Gebr. Mann, Berlin 2023, ISBN 978-3-7861-2900-4, S. 11. (Leseprobe auf reimer-mann-verlag.de, abgerufen am 18. Oktober 2025)
  8. Ingrid Scheurmann: Stadtbild in der Denkmalpflege. Begriff – Kontext – Programm. In: Sigrid Brandt, Hans-Rudolf Meier, Gunther Wölfle (Hrsg.): Stadtbild und Denkmalpflege. Konstruktion und Rezeption von Bildern der Stadt. Jovis Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-939633-73-0, S. 140–149, hier S. 141. (Leseprobe auf karl-kraemer.de, abgerufen am 18. Oktober 2025)
  9. Vgl. Judith Sandmeier: Die Erfindung des Ortsbildes. Malerischer Städtebau, Ortsbildpflege und Heimatschutz in Bayern um 1900. Gebr. Mann, Berlin 2023, ISBN 978-3-7861-2900-4, S. 9 f. (Leseprobe auf reimer-mann-verlag.de, abgerufen am 18. Oktober 2025)
  10. Zur fachlichen Differenzierung vgl. Frank Pieter Hesse: Substanz oder Bild? – Stadtbild und Denkmalbedeutung in der praktischen Denkmalpflege. In: Sigrid Brandt, Hans-Rudolf Meier, Gunther Wölfle (Hrsg.): Stadtbild und Denkmalpflege. Konstruktion und Rezeption von Bildern der Stadt. Jovis Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-939633-73-0, S. 232–243. (Leseprobe auf karl-kraemer.de, abgerufen am 18. Oktober 2025)
  11. Vgl. als Beispiele die entsprechenden Behördenbezeichnungen in Bielefeld, Braunschweig, Flensburg, Münster/Westfalen usw.; jeweils abgerufen am 18. Oktober 2025.
  12. Beispielsweise Stadtbild Deutschland e.V., Stadtbild Mannheim e.V., Forum Stadtbild Berlin e.V., Arbeitskreis Staufener Stadtbild e. V.; jeweils abgerufen am 18. Oktober 2025.
  13. Beispielsweise Stiftung Stadtbild Konstanz, Stiftung zur Erhaltung des Husumer Stadtbildes e.V.; jeweils abgerufen am 18. Oktober 2025.
  14. Die Stadt als Marke. Ein Slogan für Stuttgart. In: stuttgarter-zeitung.de. 11. August 2023, abgerufen am 17. Oktober 2025.
  15. "Karlsruhe - viel vor. viel dahinter": Werbeslogan auf dem Prüfstand. In: ka-news.de. 14. März 2012, abgerufen am 17. Oktober 2025.
  16. Katharina Kraus: Fast 1 Million für die Stärkung der Schweinfurter Innenstadt. In: wuerzburgerleben.de. Main-Post GmbH, 3. Dezember 2021, abgerufen am 17. Oktober 2025.
  17. Stefan Lötsch: Werbekampagne: Hütte hat was – Eisenhüttenstadt gibt sich ein neues Image. In: moz.de. 22. Mai 2021, abgerufen am 17. Oktober 2020.
  18. Johanna Richter: Diskussion um Werbenamen. Burghauser Burg seit 15 Jahren Weltrekordhalterin: Markenrechtsstreit bis heute. In: pnp.de. 29. August 2024, abgerufen am 17. Oktober 2025.
  19. "Innen Stadt, außen wild" - das neue Corporate Design von Freudenstadt. In: freudenstadt.de. Stadtverwaltung Freudenstadt, abgerufen am 17. Oktober 2025.
  20. Der Slogan lehnt sich an die „…graue Stadt am Meer“ aus dem Gedicht Die Stadt von Theodor Storm. Vgl. Ino: Die "graue Stadt am Meer" will jetzt ganz bunt werden. Auf welt.de, 25. Januar 2000, abgerufen am 17. Oktober 2025.