Steuerdelikt

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Unter Steuerdelikt, Steuerstraftat, Steuervergehen, Steuerzuwiderhandlung, Steuerbetrug, in Österreich fachlich speziell auch Finanzstraftat/-vergehen/-delikt, versteht man allgemein die Verstöße gegen Steuerrecht[1] – in der deutschen Rechtssprache bezeichnet Vergehen meist minder schwere, Straftat alle mit Strafe geahndete Rechtsbrüche, die Bezeichnungen wie auch der Umfang des konkreten Begriffs der nationalen Rechtssetzungen sind vielfältig. Neben Steuern im Allgemeinen umfasst der Begriff auch Verstöße gegen Einfuhr- und Ausfuhrabgaben, wie Zollbestimmungen und Ähnliches.[2] Steuerdelikte sind Teil der Wirtschaftskriminalität. Zu unterscheiden sind Steuerdelikte prinzipiell von der Steuervermeidung.

Zu den Steuer-/Finanzvergehen gehören beispielsweise:

Vergehen wie Verletzung des Steuergeheimnisses (durch Behörden) werden nicht zu den Steuervergehen gerechnet, sie gehören zum öffentlichen Recht.

Steuervergehen im klassischen Sinne des Nichtbezahlens von Steuern und Abgaben finden sich schon in frühneuzeitlichen Rechtssetzungen unter Strafe gestellt und entwickeln sich im 19. Jahrhundert vollständig aus (etwa österreichisches Gefällsstrafrecht 1836). Die Unterscheidung von Steuervergehen und Steuervermeidung findet sich etwa im England der 1860er Jahre.[3] Erste wissenschaftliche Untersuchungen stammen aus den 1960er Jahren (etwa Gary Becker 1968, Economics of crime)[4] Synonym u. a. für Zoll- und Steuerbetrug[5] steht der veraltete Ausdruck Defraudation (lat. „defraudare“ = betrügen, von fraus, fraudis = Betrug, Täuschung, Verbrechen, Frevel).[6][7] Im engeren Sinne galt als Defraudant eine Person, die sich der Entrichtung öffentlicher Abgaben dem Staat oder der Gemeinde gegenüber, insbesondere also der Hinterziehung von Zöllen und indirekten Steuern oder öffentlichen Geldern schuldig gemacht hatte, z. b. in Hessen und in Schweden im 19. Jahrhundert.[8][9]

Durch die Internationalisierung des Finanzhandels sind zahlreiche neue strafwürdige Sachverhalte aufgetreten. Das Fehlen internationaler Regelungen des Steuerrechts führt dazu, dass es vielfältige zwischenstaatliche Abkommen zur Thematik gibt.

Deutschsprachiger Rechtskreis

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In Deutschland umfasst das Steuerstrafrecht:[10]

außerdem die Steuerhinterziehung (§ 370 AO), der gewerbsmäßige, gewaltsame und bandenmäßige Schmuggel (§ 373 AO) und die Steuerhehlerei (§ 374 AO).

Das Steuerrecht und Finanzstrafrecht Österreichs unterscheidet folgende Finanzvergehen (im Sinne des § 1 Abs 1 FinStrG die in den §§ 33–52 mit Strafe bedrohten Taten, also Handlungen wie Unterlassungen):[11]

  • Finanzvergehen im Bereich der Steuern (Steuer-Finanzvergehen):
  • Finanzvergehen im Bereich des Zolls (Zoll-Finanzvergehen), wie Schmuggel und Hinterziehung von Eingangs- oder Ausgangsabgaben (§ 35) respektive Verzollungsumgehung; fahrlässige Verkürzung von Eingangs- oder Ausgangsabgaben (§ 36), nicht angemeldete Einfuhr von ausländischer Währung (Verletzung von Verpflichtungen im Bargeldverkehr § 48b), auch bei Alkohol und Raubkopien
  • dazu kommen in beiden Bereichen Abgabenhehlerei (Handel mit Schmuggel-, Verzollungsumgehungs- oder abgabenverkürzter Ware, § 37), Verletzung des Tabakmonopols (Verbotene Herstellung von Tabakwaren, § 43; andere Eingriffe § 44, 45, Monopolhehlerei § 43), Verletzung der Verschlußsicherheit und Herbeiführung unrichtiger Präferenznachweise (Veränderung von Steuerbanderolen, Siegel der Behörden, Dokumenten, § 48, 48a)

Vorsätzliche Finanzvergehen sind Verbrechen im Sinne des § 17 Abs 1 StGB (§ 1 Abs 3 FinStrG),[13] gewerbsmäßige Tatbegehung und insbesondere Bandenkriminalität führt zu schwererer Strafe (§ 38, 38a FinStrG), desgleichen Rückfall (§ 41, 47 FinStrG) und selbstverschuldete Berauschung (§ 52 FinStrG).

Das Schweizerische Steuerstrafrecht unterscheidet folgende Steuerdelikte:[14]

Weitere Straftatbestände sind etwa Veruntreuung der Quellensteuer (Art. 187 DBG) oder das Führen einer Scheinfirma zwecks Verschleierung von Geldströmen.

Einzelnachweise

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  1. so Steuervergehen, das, Duden online
  2. vergl. Finanzvergehen und Finanzstraftat (Memento vom 7. April 2014 im Internet Archive), jus24.at
  3. vergl. en:Tax noncompliance #History
  4. Gary Becker: Crime and Punishment: An Economic Approach. In: The Journal of Political Economy. 76. Jahrgang, 1968, S. 169–217 (nber.org [PDF]).
  5. Mayers Grosses Taschenlexikon in 24 Bänden. BI Taschenbuchverlag. Band 4, Artikel Defraudation. ISBN 3-411-11007-4 (Gesamtwerk) bzw. ISBN 3-411-11047-3 (Band 4)
  6. Defraudant und Defraudation im Duden
  7. Carl Courtin: Allgemeiner schlüssel zur kaufmännischen Terminologie: ein encyklopädisches Handbuch für Kaufleute und Geschäftsmänner. J. Scheible’s Buchhandlung, 1834, S. 226 (Online bei Google Books)
  8. Handbuch der großherzoglich hessischen Verordnungen vom Jahre 1803 an, Band 3, 1817, S. 129–134 (Online bei Google Books)
  9. Johann Wilhelm David Korth u. a.: Oekonomisch-technologische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft in alphabetischer Ordnung. Band 150, Poculi, 1824 (Gesamtwerk 1829), S. 424 (Online bei Google Books)
  10. Steuervergehen, wirtschaftslexikon.gabler.de
  11. etwa: Rainer Brandl: Finanzstrafrecht. Systematik und aktuelle Fälle (Memento vom 7. April 2014 im Internet Archive). Vorlesungsunterlage, Universität Wien, März 2012 (pdf, finanzrecht.univie.ac.at, abgerufen am 31. März 2012);
    kurze Übersicht: Die Arten von Finanzvergehen in Österreich (Memento vom 7. April 2014 im Internet Archive), jus24.at (Ausdruck Fahrlässige Abgabenhinterziehung dort nicht präzise)
  12. a b Die so geartete Unterscheidung zwischen Steuerhinterziehung und Steuerbetrug ist eine Schweizer und auch österreichische Besonderheit. Steuerbetrug und Steuerhinterziehung, transparency.ch, abgerufen am 31. März 2014.
  13. Brandl, 2012, S. 13
  14. Steuerstrafrecht Schweiz: Einleitung, steuer-hinterziehung.ch