Stowięcino

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Stowięcino
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Stowięcino (Polen)
Stowięcino (Polen)
Stowięcino
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Słupski
Gmina: Główczyce
Geographische Lage: 54° 34′ N, 17° 29′ OKoordinaten: 54° 33′ 48″ N, 17° 29′ 3″ O
Höhe: 70 m n.p.m.
Einwohner: 416
Postleitzahl: 76-223
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GSL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: PobłociePotęgowo
GłówczyceNowa Wieś Lęborska
Eisenbahn: PKP-Strecke 202: Danzig–Stargard
Bahnstation: Potęgowo (9 km)
Nächster int. Flughafen: Danzig



Stowięcino (kaschubisch Stowicëno; deutsch Stojentin) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Pommern. Es gehört zu der Gmina Główczyce (Glowitz) in dem Powiat Słupski (Stolp).

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stowięcino liegt in Hinterpommern, auf flachwelliger Grundmoräne unweit des Lebatals im Osten des Stolper Landes.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stojentin südlich des Lebasees an der Ostsee (linke Bildhälfte, durch Anklicken vergrößerbar), nordwestlich von Lauenburg und nordöstlich von Stolp auf einer Landkarte von 1910.
Stowęcino

Der deutsche Ortsname Stojentin ist mit dem gleichlautenden Namen des Adelsgeschlechts Stojentin identisch. 1341 werden Bertold und Mazen van Stoyentin genannt, 1379 Mertin und Barteke von Stoguntin und 1402 Bartke van Styentyn. Auch 1618 befand sich das Lehnsgut am südlichen Ortsrand noch im Besitz dieser Familie. Im Jahre 1732 ging Stojentin in den Besitz der Familie Zitzewitz über. 1762 folgte als Besitzer der Hauptmann Georg Heinrich von Wobeser. Mitte des 19. Jahrhunderts übernahm Ferdinand Scheunemann (1798-1885) neben seinen Rittergütern Alt- und Neu-Marrin das Gut Stojentin, das sich bis 1945 im Familienbesitz befand.

Um 1784 bestand ein Kilometer westlich der Ortslage von Stojentin ein Vorwerk – der Emilienhof, die Chronik erwähnt einen Prediger, einen Küster, sechs Bauern und drei Kossäten. Im Dorf waren insgesamt 18 Haushaltungen vorhanden.[1] Westlich der Ortslage befanden sich Tonvorkommen, die für den zeitweiligen Betrieb einer Ziegelei Verwendung fanden, auch wurden einige Torfgruben angelegt. Etwa drei Kilometer südwestlich befindet sich der überwiegend mit Nadelholz bestandene Rexiner Wald. 1939 zählte die Gemeinde eine Wohnbevölkerung von 475 Einwohnern.

Bis 1945 bildete Stojentin eine Gemeinde im Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin der Provinz Pommern. Der Ort bildete einen eigenen Amts- und Standesamtsbezirk, Amtsgerichtsbereich war Stolp, Gendarmeriebezirk Dargeröse. In die Gemeinde waren die durch Aufsiedlung entstandenen Ortschaften Emilienhof (heute polnisch: Gostkowo) und Schelow (Szelewo) eingegliedert. 1939 zählte die Gemeinde eine Wohnbevölkerung von 475 Einwohnern.

Am 9. März 1945 besetzte die Rote Armee Stojentin. Am 27. März 1945 erschossen sowjetische Soldaten die Besitzerin von Gut Stojentin, Gertrud Scheunemann (1877-1945). Das Dorf wurde wie ganz Hinterpommern nach dem Zweiten Weltkrieg unter polnische Verwaltung gestellt. In der zweiten Hälfte des Jahres 1945 übernahmen daraufhin polnische Behörden die Kontrolle über das Dorf. Das Dorf wurde durch polnische Bürger besiedelt. Nach und nach wurden die bisherigen Dorfbewohner aufgrund der sogenannten Bierut-Dekrete aus Stojentin vertrieben.

Das Dorf hat heute 416 Einwohner (Stand: 2006). Die meisten Bewohner waren Landwirte, mussten jedoch nach Einführung der freien Marktwirtschaft ihre Höfe aufgeben.

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pfarrkirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kirchturm in Stowęcino

Bereits 1590 wird in Stojentin ein Gotteshaus erwähnt. Die Dorfkirche Stowięcino stammt aus dem 17. Jahrhundert. Bis 1945 war sie eine evangelische Verkündigungsstätte. Sie wurde zugunsten der katholischen Kirche in Polen enteignet.

Kirchengemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stojentin war seit alters her ein Kirchdorf. Vor 1945 war die Bevölkerung fast ausnahmslos evangelischer Konfession. Zum Kirchspiel Stojentin gehörten im Jahre 1940 insgesamt 2.745 Gemeindeglieder, die in sieben eingepfarrten Ortschaften lebten: Dargeröse (heute polnisch: Dargoleza), Gesorke (1938–45 Kleinwasser, polnisch: Jeziroka), Gohren (Górzyno), Groß Podel (Podole Wielkie), Hermannshöhe (Radosław), Neitzkow (Nieckowo) und Rexin (Rzechcino).

Stojentin gehörte zum Kirchenkreis Stolp-Altstadt im Ostsprengel der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union. Das Kirchenpatronat hatten zuletzt die Rittergutsbesitzer Scheunemann (Stojentin) und von Below (Gohren) inne.

Seit 1945 ist Stowięcino Sitz einer katholischen Pfarrei, die zum Dekanat Główczyce (Glowitz) im Bistum Pelplin der Katholischen Kirche in Polen gehört. Zur Pfarrei gehören auch heute die Orte des früheren evangelischen Kirchspiels, nun aber ohne Jeziorka (Gesorke bzw. Kleinwasser) und Nieckowo (Neitzkow) und ergänzt um Gostkowo (Emilienhof), Michałowo, Przebędowo Słupskie (Prebendow) und Szelewo (Schelow). In Rzechcino (Rexin) ist eine Filialkirche errichtet worden.

Hier lebende evangelische Kirchenglieder gehören zur Filialkirche Główczyce (Glowitz) der Kreuzkirchengemeinde in Słupsk (Stolp) in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

Pfarrer bis 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1945 amtierten als evangelische Geistliche in der Pfarrei Stojentin:

  • David Farschbotter
  • Jakob Celugius, 1612
  • Johann Badius, 1617
  • Adam Bartholomäi, bis 1666
  • Michael Bartholomäi (Sohn von 4.),
    1666–1713
  • Johann Christlieb Barnwasser,
    1713–1758
  • Christian Wilhelm Pomian-Pesavorius,
    1758–1789
  • Paul Georg Philipp Mampe, 1791–1843
  • Heinrich Eduard Meibauer, 1843–1883
  • Hugo Karl Theodor Meibauer (Sohn von 9.), 1884–1922
  • Wilhelm Lüderwaldt, 1922–1937
  • Rudolf Kaun, 1937–1945

Schule[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits um 1784 wird in Stojentin ein Küsterlehrer genannt. In den Jahren 1880/81 erhielt das Dorf ein neues Schulhaus, das auf der Stelle des Vorgängergebäudes errichtet wurde.

Die Schule war im Jahre 1932 dreistufig und hatte drei Klassen, zwei Lehrer und 85 Schulkinder. Die letzten deutschen Lehrer vor 1945 waren Adalbert Schmudde, Paul Scharnofske, Theodor Schacht, Fischer und Karl Rupprecht.

Söhne und Töchter des Ortes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Ort kreuzen sich zwei Nebenstraßen, die Główczyce (Glowitz) bzw. Pobłocie (Poblotz) – beide an der Woiwodschaftsstraße 213 gelegen – mit Nowa Wieś Lęborska (Neuendorf bei Lauenburg/Pommern) an der Woiwodschaftsstraße 214 bzw. Potęgowo (Pottangow) an der Landesstraße 6 (ehemalige deutsche Reichsstraße 2, heute auch Europastraße 28) verbinden.

Zwischen 1897 und 1945 bestand Bahnanschluss über die Station Dargeröse (heute polnisch: Dargoleza) an die Strecke von Stolp nach Zezenow der Stolper Bahnen. Heute ist Potęgowo (Pottangow) die nächstgelegene Bahnstation an der Strecke von Danzig nach Stargard in Pommern.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit. Lübeck 1989, S. 936–941 (Download Ortsbeschreibung Stojentin)
  • Ernst Müller: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. Teil 2, Stettin 1912.
  • Hans Glaeser-Swantow: Das Evangelische Pommern. Teil 2, Stettin 1940.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Stowięcino – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, S. 1008, Nr. 140.