Student sein

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Student sein ist ein Studentenlied von Josef Buchhorn, das die Besonderheiten des studentischen Lebens (Jugend, Feier, Liebe, Amicitia und Vanitas) behandelt. Die Weise stammt von Otto Lob. Das Lied ist auch als Studentenhymne oder Student sein, wenn die Veilchen blühen bekannt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gedicht verfasste Josef Buchhorn 1905[1]. Er war Alter Herr der Turnerschaft Hohenstaufia Tübingen und damals in Danzig als Redakteur tätig. Zwei Jahre später wurde der Text durch den bekannten Komponisten für Studentenlieder Otto Lob vertont[1][2]. Das Lied war eines der ersten literarischen Werke Buchhorns und die Melodie eine der letzten Kompositionen Lobs. Die 5. Strophe wurde 1926 von einem unbekannten Autor verfasst[1].

Liedtext[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gedicht besteht aus fünf Strophen mit je acht Versen. Das Versmaß entspricht einem jambischen Vierheber, analog zur Vagantenstrophe. Bei der Reimform handelt es sich um Kreuzreime.

Wortlaut[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1. Student sein, wenn die Veilchen blühen,
das erste Lied die Lerche singt,
Der Maiensonne junges Glühen
triebweckend in die Erde dringt.
Student sein, wenn die weißen Schleier
vom blauen Himmel grüßend weh’n
|: Das ist des Daseins schönste Feier!
Herr, lass sie nie zu Ende geh’n! :|

2. Student sein, wenn die Humpen kreisen,
in lieberschloss’nem Freundesbund
von alter Treue bei den Weisen
der Väter jauchzt der junge Mund.
Student sein, wenn die Herzen freier
auf der Begeist’rung Höhe steh’n:
|: Das ist des Daseins schönste Feier!
Herr, lass sie nie zu Ende geh’n! :|

3. Student sein, wenn zwei Augen locken,
ein süßer Mund verschwiegen küsst,
dass jählings alle Pulse stocken,
als ob im Rausch man sterben müsst’.
Student sein, in der Liebe Morgen,
wenn jeder Wunsch ein frommes Fleh’n:
Das ist das Leben ohne Sorgen!
Herr, lass es nie vorübergeh’n!

4. Student sein, wenn die Hiebe fallen
im scharfen Gang, der selbstgewählt
im blut’gen Aneinanderprallen
der Mut sich für das Leben stählt
Student sein, wenn dein einzig Sorgen
ob fest und tapfer du wirst steh’n
|: An deines Leben Wagemorgen
Herr lass die Zeiten nie vergeh’n :|

5. Student sein, wenn im Abendmatten
dein Weg sich sacht schon niederneigt,
von West die Schar der Wolkenschatten
schon vor das Blau des Tages steigt.
Student sein, wenn der Sang verklungen,
der deinem Lenz einst Flügel lieh,
|: und jung du trotzdem mit den Jungen,
dann war es recht, dann stirbst du nie! :|

Adaptionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Strophe wurde von Studenten zur Zeit des Nationalsozialismus gesungen:

Student sein, wenn’s an Freiheit mangelt,
Das Joch der Knechtschaft auf uns ruht,
Ein Schurke nach der Herrschaft angelt,
In Strömen fließt das rote Blut.
Student sein, wenn die bunten Mützen
Vor der Gestapo müssen flieh’n.
|: Ist das in Wahrheit nicht zum Kotzen?
Herr, lass den Spuk vorüberzieh’n! :|

In katholischen Studentenverbindungen wird die vierte Strophe nicht gesungen. Im CV-Liederbuch wird am Ende die erste Strophe als vierte Strophe wiederholt, die vierte sowie die fünfte Strophe werden ausgelassen. Als Parodie auf die vierte Strophe werden bei katholischen Verbindungen auch folgenden Verse gesungen:

Student sein, wenn die Hüllen fallen
der scharfen Maid, die auserwählt
im glüh’nden Aneinanderprallen
das Tun, was uns am Leben hält
Student sein, wenn dein einzig Sorgen
ob fest und stramm Dein Freund wird steh’n
|: Das sind des Lebens Sahnetorten
Herr lass die Zeiten nie vergeh’n :|

Melodik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Weise ist in B-Dur gehalten. Die Begleitung erfolgt in den Akkorden B-Dur, Es-Dur, F-Dur, C7 und F7. Das Stück ist im 4/4-Takt notiert mit einer Viertelnote als Auftakt. Der Rhythmus ist durch zahlreiche Punktierungen lebhaft. Jede Strophe besteht aus zehn Versen, wobei der Text des neunten und zehnten Verses den siebten und achten Vers wiederholt. Die Verse werden jeweils abwechselnd von einer Achtel- sowie einer Viertel-Pause abgeschlossen. Lediglich der achte Vers führt durch die gehaltene Dreiviertelnote direkt in den neunten Vers über. Die Notation des Allgemeinen Deutschen Kommersbuchs gibt ein Ritardando für den achten sowie den zehnten Vers vor. Charakteristisch für die Melodie ist die gebundene große Sekunde am Ende des siebten Verses.

 
      \relative c'{ \autoBeamOff \key g \major \partial 4 d4 b' g e8. fis16 g8. e16 d4 b \bar "" r8 d e fis g4.
                    g8 b4. a8 a2 r4 a c4. a8 \bar "" fis8. fis16 e8 fis a4 g4. g8 fis e a4. fis8 fis4
                    e d2 r4 d a' fis d8. d16 g8 a b4 g \bar "" r8 g a b c4. a8 b4. g8 b4 a r d, b'4.
                    a8 g fis a8. g16 fis4 e r8 c'8 b a g4. g8 a4. a8 b4( d) r d, b'4. a8 g fis
                    a8. g16 fis4 e r8 c' b a \grace {d4.} g,4. \grace {g8} d8 b'4 a g2.  \bar "|."
      }


\addlyrics { \small \set stanza = #"1. " Stu -- dent sein, wenn die Veil -- chen blü -- hen,
das ers -- te Lied die Ler -- che singt,
Der Mai -- en -- son -- ne jun -- ges Glü -- hen
trieb -- we -- ckend in die Er -- de dringt.
Stu -- dent sein, wenn die wei -- ßen Schlei -- er
vom blau -- en Him -- mel grü -- ßend weh -- 'n
Das ist des Da -- seins schöns -- te Fei -- er!
Herr, laß sie nie zu En -- de geh'n! 
Das ist des Da -- seins schöns -- te Fei -- er!
Herr, laß sie nie zu En -- de geh'n!}


%\markup { \column{
%  \line{ Strophen }
%  \line{ fehlen }
%  \line{ noch }
%  }
%}

Source: CV-Liederbuch

Tradierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Lied ist Bestandteil folgender Zusammenstellungen studentischen Liedguts:

Nutzung des Ausdrucks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund der Popularität des Liedes wurde der Titel schnell zu einem geflügelten Wort, weshalb künstlerische Werke Bezug dazu genommen haben.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Portal: Studentenverbindung – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Studentenverbindung

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Allgemeines Deutsches Kommersbuch, 166. Auflage, Morstadt Verlag, Kehl, S. 642
  2. Deutsche Studentenlieder von Otto Lob, 1912, Hrsg. Hildegard Zimmer-Lob, S. 34