Substitutionsmuster
Die Substitutionsmuster sind Teil der chemischen Nomenklatur und beschreiben die relativen Positionen der Substituenten in aromatischen Kohlenstoffgerüsten.
ortho, meta, para[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die griechischen Vorsilben ortho (von altgriechisch ὀρθός orthós „aufrecht, gerade“), meta (von μετά metá „inmitten, zwischen“) und para (von παρά pará „gegen[über]“) bezeichnen in der Organischen Chemie die Position eines Zweitsubstituenten im Verhältnis zum Erstsubstituenten, üblicherweise am Benzolring.
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o-Kresol | m-Kresol | p-Kresol | Kresole(*) |
(*) Die gezeigte generische Struktur kann sowohl für ein Isomerengemisch als auch für ein nicht genauer definiertes der drei Isomere stehen. |
Die Begriffe werden als Deskriptor vor den Molekülnamen gesetzt. Häufig werden sie auch abgekürzt als o- (für ortho), m- (für meta) und p- (für para) verwendet. Ortho bezeichnet eine 1,2-, meta eine 1,3- und para eine 1,4-Substitution. Weitere Isomere gibt es nicht: Das Produkt einer 1,5-Substitution ist das Spiegelbild des Produkts einer 1,3-Substitution und mit diesem identisch. Die Begriffe entsprechen nicht den Nomenklatur-Empfehlungen der IUPAC, blieben aber in Form zahlreicher Trivialnamen im Sprachgebrauch des Chemikers bis heute erhalten. So ist beispielsweise der Trivialname p-Xylol weitaus üblicher als die korrekte Bezeichnung 1,4-Dimethylbenzol.
vicinal (vic.), geminal (gem.), asymmetrisch (asym.), symmetrisch (sym.)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In der Chemie bedeutet vicinal (lateinisch vicinus „Nachbar“), dass zwei funktionelle Gruppen an zwei benachbarten Kohlenstoffatomen gebunden sind. Diese Bezeichnung wird aber auch auf die 1,2,3-trisubstituierten Aromaten übertragen (z. B. Pyrogallol). Wenn zwei funktionelle Gruppen an dasselbe Kohlenstoffatom gebunden sind, wird dies als geminales Substitutionsmuster bezeichnet (lateinisch geminus „doppelt, zweifach“).
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Pyrogallol, 1,2,3-Trihydroxybenzol, vic.-Trihydroxybenzol |
Hydroxyhydrochinon, 1,2,4-Trihydroxybenzol, asym.-Trihydroxybenzol |
Phloroglucin, 1,3,5-Trihydroxybenzol, sym.-Trihydroxybenzol |
ipso, meso, peri[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Die ipso-Substitution (lateinisch lateinisch ipse „selbst“) drückt aus, dass zwei Substituenten denselben Platz im Ring einnehmen, z. B. als Übergangszustand bei einer elektrophilen aromatischen Substitution.
- Die meso-Substitution (altgriechisch μέσος mésos „mittig, mittlerer“) bezieht sich auf Substituenten, die in benzylischer Position sitzen.
- Die peri-Substitution (altgriechisch περί perí „um […] herum, gegen[über]“) ist ein Spezialfall bei Naphthalinen für Substituenten in der 1- und 8-Position.[1]
- Die Vorsilbe meso- wird auch zur Bezeichnung symmetrischer Molekülformen mit mehreren (geradzahligen), sich gegenseitig kompensierenden, stereogenen Zentren, z. B. meso-Weinsäure benutzt.[2]
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ipso-Substitution | meso-Substitution | peri-Substitution |
cine und tele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Die cine-Substitution (altgriechisch κινεῖν kineín „bewegen“ [Stamm: kine-]) beschreibt die neue Position der Eintrittsgruppe am benachbarten Atom der Position der Abgangsgruppe.[3]
- Die tele-Substitution (τῆλε tḗle „fern“) tritt auf, wenn die neue Position der Eintrittsgruppe weiter als ein Atom von der Position der Abgangsgruppe entfernt ist.[4]
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Wolfgang Holland: Die Nomenklatur in der organischen Chemie, VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig, 1969, Seite 38.
- ↑ Brockhaus ABC Chemie in zwei Bänden, VEB F. A. Brockhaus Verlag Leipzig, 1965, S. 861.
- ↑ Eintrag zu cine-substitution. In: IUPAC (Hrsg.): Compendium of Chemical Terminology. The “Gold Book”. doi:10.1351/goldbook.C01081 – Version: 2.3.1.
- ↑ Eintrag zu tele-substitution. In: IUPAC (Hrsg.): Compendium of Chemical Terminology. The “Gold Book”. doi:10.1351/goldbook.T06256 – Version: 2.3.1.