Suchohrdly u Miroslavi

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Suchohrdly u Miroslavi
Wappen von Suchohrdly u Miroslavi
Suchohrdly u Miroslavi (Tschechien)
Suchohrdly u Miroslavi (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Znojmo
Fläche: 783[1] ha
Geographische Lage: 48° 57′ N, 16° 22′ OKoordinaten: 48° 56′ 35″ N, 16° 21′ 48″ O
Höhe: 230 m n.m.
Einwohner: 512 (1. Jan. 2023)[2]
Postleitzahl: 671 72
Kfz-Kennzeichen: B
Verkehr
Straße: ZnojmoPohořelice
Bahnanschluss: Hrušovany nad Jevišovkou–Brno
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung
Bürgermeister: Barbora Arndt (Stand: 2020)
Adresse: Suchohrdly u Miroslavi 86
671 72 Miroslav
Gemeindenummer: 594849
Website: www.suchohrdlyumiroslavi.cz
Ortsansicht
Dorfstraße
Kirche der hl. Margarethe
Statue der hl. Margarethe

Suchohrdly u Miroslavi (deutsch Socherl) ist eine Gemeinde in Südmähren (Tschechien). Der Ort liegt 20 km nördlich der österreichischen Grenze an der Hauptstraße BrnoZnojmo, 40 km südlich von Brünn.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachbardörfer sind Našiměřice (Aschmeritz) im Norden, Vinohrádky im Nordosten, Trnové Pole (Dornfeld) im Osten, Damnice (Damitz) im Süden und Miroslav (Mißlitz) und Václavov im Westen. Der Ort selbst ist als ein Breitstraßendorf angelegt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Anlage des Ortes und die Ui-Mundart (bairisch-österreichisch) mit ihren speziellen Kennwörtern weisen auf eine Besiedlung durch bayrische deutsche Stämme hin, wie sie um 1050, aber vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte.[3][4] Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes findet sich in einer lateinischen Urkunde im Jahre 1358. Dort ist von einem „in villis Svchohvrdl“ die Rede. Die Schreibweise des Ortes änderte sich im Laufe der Jahre mehrmals, so sprach man im 17. Jahrhundert von „Czucherle“, 1718 von „Sucherle“ und ab 1751 von „Socherl“.

Das Dorf wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört und verödete dadurch vollkommen. Erst in den Jahren 1667 bis 1672 wurde der Ort neu gegründet und besiedelt. Von 1692 bis 1784 war Socherl ein Teil der Herrschaft des Klosters Bruck. Dies wird auch im Ortssiegel ersichtlich. Im Ort selbst wurde ein herrschaftlicher Meierhof gegründet und bewirtschaftet.[5] 1893 wurde Karl Stummer als Besitzer der Herrschaft genannt und 1912 verpachtete Baronin Amalie von Hardt-Stummer das Gut Socherl an die Länderbank Brünn.[6]

Nach dem Ersten Weltkrieg kam der zuvor zu Österreich-Ungarn gehörende Ort, der 1910 zu 90 % von Deutschmährern bewohnt wurde, durch den Vertrag von Saint-Germain zur Tschechoslowakei. Während der Zwischenkriegszeit führten die hohe Arbeitslosigkeit unter der deutschen Bevölkerung, Maßnahmen wie die Bodenreform 1919, die Sprachenverordnung 1926, Neuansiedlungen sowie Neubesetzungen von Beamtenposten durch Personen tschechischer Nationalität, zu vermehrten Spannungen innerhalb der Volksgruppen.[7] 1930 war der Anteil der deutschen Bürger von Socherl auf 49 % gesunken. Durch das Münchner Abkommen wurde Socherl mit 1. Oktober 1938 ein Teil des deutschen Reichsgaus Niederdonau.[8]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam die Gemeinde am 8. Mai 1945 wieder zur Tschechoslowakei zurück. Nach Kriegsende wurden die Häuser der deutschmährischen Bevölkerung von Tschechen in Besitz genommen. Viele flohen über die nahe Grenze nach Österreich oder wurden vertrieben. Am 30. März 1946 wurden 85 Bewohner nach Westdeutschland zwangsausgesiedelt.

Matriken werden seit 1695 geführt. Alle Geburts-, Trauungs- und Sterbematriken bis zum Jahre 1949 befinden sich im Landesarchiv Brünn.[9]

Wappen und Siegel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Siegel aus dem 18. Jahrhundert zeigt innerhalb einer Umschrift einen längsgeteilten Schild, bei dem vorne ein Pflugeisen mit einem Messer und hinten ein halber Adler über der Initiale W zu sehen ist.[10]

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 545 507 32 6
1890 547 518 26 3
1900 539 509 30 0
1910 488 478 10 0
1921 491 426 44 21
1930 509 427 70 12

[11]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Filialkirche der hl. Margareta (Altarbild wurde 1665 aus Mißlitz überführt)[12]

Brauchtum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reiches Brauchtum bestimmte den Jahresablauf der 1945/46 vertriebenen, deutschen Ortsbewohner:

  • In der Nacht vom 30. April zum 1. Mai werden in die Fenster Holundergerten gesteckt, damit die durch die Nacht ziehenden Hexen, nicht eindringen können. Auch schmücken die Burschen einen Weidenast mit bunten Bändern und stellen diesen ihren Mädchen in den Kamin. Hat jedoch ein Mädchen einen Burschen "stehengelassen", wird möglicherweise Stroh statt Bänder ihren Weidenast im Kamin schmücken.[8]

Literatur und Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ilse Tielsch-Felzmann: Südmährische Sagen. 1969, München, Verlag Heimatwerk
  • Wenzel Max: Thayaland, Volkslieder und Tänze aus Südmähren, 1984, Geislingen/Steige
  • Emilia Hrabovec: Vertreibung und Abschub. Deutsche in Mähren 1945 – 1947, Frankfurt am Main/ Bern/ New York/ Wien (=Wiener Osteuropastudien. Schriftenreihe des österreichischen Ost- und Südosteuropa Instituts), 1995 und 1996.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Obec Suchohrdly u Miroslavi: podrobné informace, uir.cz
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. Leopold Kleindienst: Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
  4. Hans Zuckriegl: Wörterbuch der südmährischen Mundarten. Ihre Verwendung in Sprache, Lied und Schrift. 25.000 Dialektwörter, 620 S. Eigenverlag. 1999.
  5. Gregor Wolny: Die Markgrafschaft Mähren, 1831, s.390
  6. Balzar: Gemeinden im Bezirk Mährisch Kromau, 1985
  7. Wolfgang Brügel: Tschechen und Deutsche 1918 – 1938, München 1967
  8. a b Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Znaim von A bis Z. 2009
  9. Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz, dt). Abgerufen am 14. März 2011.
  10. Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden (1992), Socherl S. 222
  11. Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984
  12. Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren (1990), Socherl s.34