Supíkovice

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Supíkovice
Wappen von Supíkovice
Supíkovice (Tschechien)
Supíkovice (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Olomoucký kraj
Bezirk: Jeseník
Fläche: 929[1] ha
Geographische Lage: 50° 18′ N, 17° 15′ OKoordinaten: 50° 17′ 52″ N, 17° 15′ 19″ O
Höhe: 407 m n.m.
Einwohner: 664 (1. Jan. 2023)[2]
Postleitzahl: 790 51
Kfz-Kennzeichen: M
Verkehr
Straße: PísečnáVidnava
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung
Bürgermeister: Roman Bican (Stand: 2018)
Adresse: Supíkovice 130
790 51 Supíkovice
Gemeindenummer: 541117
Website: www.supikovice.cz
Alter Kalkofen

Supíkovice (deutsch Saubsdorf) ist eine Gemeinde in Tschechien.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf soll bereits um das Jahr 1000 bestanden haben. Es wird vermutet, dass der heutige existierende Kirchturm Teil einer Schlossanlage aus jener Zeit ist, die verloren gegangen ist. Der Ort entstand an der Handelsstraße zwischen Neisse und Freiwaldau um zwei Gutshöfe durch die Besiedlung mit kleinen Bauernhöfen, die dem Gute dienstbar waren. Erstmals urkundlich erwähnt wird der Ort um 1284 in der «Thomasakte» des Bistums Breslau als Supicovici. Supicowitz um 1300 und auch Supeyngisdorf. Weitere Namen sind Subichsdorf, dann Supigisdorf, Saupisdorf.[3]

„Nach 7 Bauernstellen um das Jahr 1300, kamen 1400 weiter 8 weitere und um 1500 weitere 14 hinzu. Ab dieser Zeit, bestimmte der Kalkstein - sprich: Saubsdorfer Marmor - das Geschehen im Dorfe mit, denn er wurde in Meilern unterm Niederberg, in der Hauptsache aber im Kalkofen, im Steinbruch neben dem Oberhof (1842) von den «freien Kalkbrennern» zu Kalk gebrannt und über die «alte Kalkstraße» per Pferdefuhrwerk nach Neisse oder Breslau verfachtet“.[4] Trotz dieser Entwicklung blieb der Ort dörflich: „1836 hat Saubsdorf 113 Häuser, wovon die meisten aus Holz sind. Doch erfreut es sich einer steinerne Kirche und Schule. (..) Es sind 758 Einwohner“.[5] 1880 wurde die Kirche neogotisch umgebaut und ausgestattet.
Der Ort wurde neben der bäuerlichen Struktur durch die Marmorindustrie geprägt. Unter dem Dorf zieht sich eine 2 km lange Steinader vom Spitzstein bis zum Ende des Dorfes hindurch. Eine westlich des Dorfes verlaufende Marmorader wurde nach 1800 durch weitere Steinbrüche erschlossen, die den Marmor nicht nur zur Kalkproduktion verwendeten, sondern Werksteine, wie z. B. Stufen und Futtertröge, fertigten. Etwa 1830 bis 1840 entstand die Steinindustrie, die den Marmor für Bauten und vor allem Grabdenkmale veredelte.

Saubsdorfer Marmor

Eine wesentliche Voraussetzung zur Entwicklung der Marmorindustrie bildete der Eisenbahnanschluss über die Station Sandhübel-Saubsdorf. Neben der Marmorbearbeitung wurden auch Granite verarbeitet und die jährliche Menge der exportierten Rohsteine und Marmorerzeugnisse erreichte vor dem Ersten Weltkrieg die Menge von 1.500 m³.[4] So wurde Saubsdorf zum „schlesischen Carrara“. Zur Ausbildung der nötigen Fachkräfte wurde am 15. Februar 1886 im Beisein zahlreicher Steinbruchbesitzer, Steinmetzmeister und des Landtagsabgeordneten aus Tomíkovice (Domsdorf), Adolf Latzel, eine Staatsfachschule für die Steinbearbeitung, eine Steinmetzschule für die Marmorbearbeitung, gegründet (in Friedeberg wurde im gleichen Jahr eine Steinmetzschule für die Granitbearbeitung eröffnet). Um die beiden Orte konzentrierte sich die westschlesische Natursteinindustrie mit ihren Fachschulen, die beispielsweise um 1930 mehr als 800 Steinschleifmaschinen (die vor allem von Frauen bedient wurden) im Betrieb hatte; in der restlichen ČSR waren es etwa 400[6]. Vor dem Zweiten Weltkrieg existierten über 20 Industriebetriebe und Steinmetzwerkstätten, in denen von den 1700 Einwohnern des Dorfes mehr als 500 Personen Arbeit fanden. Nach dem Münchner Abkommen wurde der Ort dem Deutschen Reich zugeschlagen und gehörte bis 1945 zum Landkreis Freiwaldau. Nach der Ausweisung der deutschen Bevölkerung nach 1945 zerfiel die Steinindustrie und die Fachschule wurde geschlossen. In der ehemaligen Fachschule befindet sich heute eine Volks- und Realschule[7].

Die Gemeinde Saubsdorf hatte am 1. Dezember 1930 1.734 Einwohner, am 17. Mai 1939 waren es 1.712 und am 22. Mai 1947 749 Bewohner. Heute leben etwa 650 Einwohner in Supíkovice.

Lomy[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lomy entstand durch die Aufteilung der Ländereien des Gutes im Niederdorf Ende des 18. Jahrhunderts im Rahmen einer Bodenreform als Kolonie Geislersfeld (der Begriff stammt wahrscheinlich von dem Gutsflurnamen -Gisse). Noch bis 1945 wurden die Häuser nach ihrer Zugehörigkeit zu Saubsdorf und Geislersfeld unterschieden, wobei die meisten Häuser in der Nähe des ehemaligen Gutes lagen, d. h. in der Nähe der Steinfachschule.

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Supíkovice sind keine Ortsteile ausgewiesen. Zu Supíkovice gehört die Ortslage Lomy (Geislersfeld).

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kirche der hl. Hedwig
  • Alter Kalkofen

Söhne und Töchter des Ortes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Albert Förster (1832–1908); Begründer der Granitindustrie, 1901 Hofsteinmetzmeister; 1938 ca. 1.800 Arbeiter und Angestellte in 8 Betrieben im Bezirk Freiwaldau.
  • Franz Kretschmer (* 1920 † ); Sohn mehrerer Steinmetzgenerationen, Verfasser des Heimatbuch Adnet[8].

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Angela Drechsler: Saubsdorf (= Altvaterland. Urkundenregesten und zusammenfassende Gedanken über die Dorfverhältnisse im Neisser Fürstentum österr. Anteil, heute Bezirk Freiwaldau, Schlesien, Bd. 2). Olmütz 1931, S. 123–144.
  • Arbeitsgemeinschaft der Gemeinde Saubsdorf (Hrsg.): Saubsdorf. Nördlingen 1980.
  • Arbeitsgemeinschaft der Gemeinde Saubsdorf (Hrsg.): 700 Jahre Saubsdorf. Nördlingen 1984.
  • Viktor Hanke, Rudolf Kretschmer: 100 Jahre Saubsdorfer Fachschule in Würzburg 1986. Nördlingen 1986.
  • Jindřich Hudec: Černá Voda v minulosti a dnes (Schwarzwasser aus Vergangenheit und heute), herausgegeben von Místni národní výbor Černá Voda, 1990, frei übersetzt von Viktor Hanke, J. Ryska, Otto Losert (unveröffentlichtes Manuskript).
  • Rudolf Kretschmer: Saubsdorf im Wandel der Zeiten. Orts-Chronik von 1939 bis 1992. Nördlingen 1992.
  • Ernst Osterried: 60 Jahre Vertreibung aus der Heimat. Saubsdorf als Beispiel. Ulm 2007.
  • Stefan Stippler: Saubsdorf. Katholischer Pfarrkirchenrat 1940–1944. Berlin 2010.
  • Pavel Macháček: 730 let obce Supíkovice. Praha 2014.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. http://www.uir.cz/obec/541117/Supikovice
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. Angela Drechsler: Saubsdorf, in: Saubsdorf, S. 15, siehe Lit.
  4. a b Festschrift: 100 Jahre, Seite 11, siehe Lit.
  5. Angela Drechsler: Saubsdorf, in: Saubsdorf, S. 23, siehe Lit.
  6. Jindřich Hudec, Černa Voda, Seite 31, siehe Lit.
  7. Festschrift: 100 Jahre, Seite 91, siehe Lit.
  8. Heimatbuch Adnet, Der Marmor, Adnet, 1986

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Supíkovice – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien