Swisttal

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Wappen Deutschlandkarte
Swisttal
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Swisttal hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 41′ N, 6° 55′ OKoordinaten: 50° 41′ N, 6° 55′ O
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Köln
Kreis: Rhein-Sieg-Kreis
Höhe: 140 m ü. NHN
Fläche: 62,22 km2
Einwohner: 18.653 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 300 Einwohner je km2
Postleitzahl: 53913
Vorwahlen: 02254 (Dünstekoven, Heimerzheim), 02226 (Buschhoven, Morenhoven, Miel), 02255 (Essig, Ludendorf, Odendorf, Ollheim), 02251 (Straßfeld)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: SU
Gemeindeschlüssel: 05 3 82 064
Gemeindegliederung: 10 Ortschaften
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Rathausstraße 115
53913 Swisttal
Website: www.swisttal.de
Bürgermeisterin: Petra Kalkbrenner (CDU)
Lage der Gemeinde Swisttal im Rhein-Sieg-Kreis
KarteRheinland-PfalzBonnKölnKreis EuskirchenOberbergischer KreisRheinisch-Bergischer KreisRhein-Erft-KreisAlfterBad HonnefBornheim (Rheinland)EitorfHennef (Sieg)KönigswinterLohmarMeckenheim (Rheinland)MuchNeunkirchen-SeelscheidNiederkasselRheinbachRuppichterothSankt AugustinSiegburgSwisttalTroisdorfWachtbergWindeck
Karte
Rathaus der Gemeinde Swisttal (2013)

Swisttal ist eine deutsche Gemeinde im Rhein-Sieg-Kreis im äußersten Süden von Nordrhein-Westfalen.

Geografie

Geografische Lage

Die Orte der Gemeinde liegen in der Voreifel, zwischen den Städten Bonn und Euskirchen, auf Höhen zwischen 126 m ü. NHN und 187 m ü. NHN. Die Gemeinde grenzt an Euskirchen, Weilerswist, Bornheim, Alfter und Rheinbach. Die Gemeindeverwaltung befindet sich in Ludendorf. Durch das Gemeindegebiet fließt der namensgebende Bach Swist, ein Zufluss der Erft.

Statistisches

Swisttal hatte am 2. Januar 2020 19.774 Einwohner (davon 632 mit Zweitwohnsitz) und eine Fläche von etwa 63 km². Davon sind 10 km² Waldfläche und 49 km² landwirtschaftliche Nutzfläche.[2] Die Gemeinde besteht aus folgenden Ortschaften:[2]

Ortschaft Einwohner
Heimerzheim 6.615
Odendorf 4.173
Buschhoven 3.344
Morenhoven 1.795
Miel 1.014
Ollheim 773
Ludendorf 588
Dünstekoven 548
Straßfeld 535
Essig 389
Gesamt 19.774

sowie den Weilern Hohn, Mömerzheim, Vershoven und Müttinghoven.

Geschichte

Die Gemeinde wurde am 1. August 1969 im Rahmen der kommunalen Neugliederung Nordrhein-Westfalens geschaffen. Die bis dahin selbstständigen Gemeinden Buschhoven, Essig, Heimerzheim, Ludendorf, Miel, Morenhoven, Odendorf und Ollheim des Amtes Ludendorf (bis 1961 „Amt Ollheim“) sowie die aus dem Landkreis Euskirchen stammende Gemeinde Straßfeld wurden aufgelöst und gingen mit ihrer Verwaltung in der neuen Gemeinde Swisttal auf.[3] Der Name „Swisttal“ wurde in Anlehnung an Wuppertal erdacht und beschreibt die Lage der Ortschaften im Einzugsgebiet des namensgebenden Baches. Als Rathaus der neuen Gemeinde wurde das (im November 1959 in Betrieb gegangene) bisherige Verwaltungsgebäude des Amtes Ludendorf, gelegen am Rande von Ludendorf nahe Essig, übernommen.[4]

Als Flächengemeinde kann nicht annähernd vom Ort „Swisttal“ gesprochen werden. Zum einen liegen die Orte der Gemeinde teils viele Kilometer ohne jegliche Bebauung voneinander entfernt. Zum anderen bestehen zwar historisch zwischen einigen Orten enge Beziehungen, zwischen anderen hingegen keine oder nur sehr geringe. Zudem haben sich die Einwohner schon immer je nach Wohnort zu unterschiedlichen umliegenden Städten wie Euskirchen, Rheinbach, Bonn oder gar Köln orientiert. Dies hat sich bis heute nicht geändert; bis auf die kommunale Verwaltung haben die Orte ihre Eigenständigkeit und ihren individuellen Charakter bewahrt.

Politik

Sitzverteilung im Gemeinderat 2020
     
Insgesamt 38 Sitze
Kommunalwahl 2020[5]
Wahlbeteiligung: 58,72 % (2014: 60,03 %)
 %
50
40
30
20
10
0
43,68
24,44
8,18
18,31
5,38
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
+0,84
+0,34
−7,40
+6,25
−0,03

Gemeinderat

Der Gemeinderat ist die kommunale Volksvertretung der Gemeinde Swisttal. Über die Vergabe der 38 Sitze entscheiden die Bürger alle fünf Jahre in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl. Die letzte Wahl fand am 13. September 2020 statt.

Bürgermeisterin

Im September 2015 wurde die Juristin Petra Kalkbrenner (CDU) mit 52,75 % der Stimmen zur neuen Bürgermeisterin gewählt. Mitbewerberin Gisela Hein bekam 47,25 %. Die Wahlbeteiligung lag bei 50,1 %. In der Bürgermeisterwahl am 13. September 2020 wurde Kalkbrenner mit 55,61 % im Amt bestätigt.[6]

Wappen

Das Wappen der Gemeinde Swisttal ist das Wappen des früheren Amtes Ludendorf.

Wappen von Swisttal
Wappen von Swisttal
Blasonierung: „Im gespaltenen Schild vorn in Silber (Weiß) ein durchgehendes schwarzes Kreuz, hinten in Gold (Gelb) zwei in drei Reihen von Rot und Silber (Weiß) geschachte Balken.“[7]
Wappenbegründung: Das Wappen weist mit dem kurkölnischen Kreuz auf die Zugehörigkeit von sechs Orten auf die Landesherrschaft des Kurfürstentums Köln hin, die geschachten Balken entstammen dem Wappen der Herren von Tomberg, die die Herrschaft über die anderen Orte ausübten.

Die Dörfer der Gemeinde haben alle jeweils eigene historische Wappen.

Gemeindepartnerschaften

Partnergemeinden von Swisttal sind seit 1990 Quesnoy-sur-Deûle im Norden Frankreichs und seit 1993 Hochkirch in Sachsen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Burg Morenhoven

Mitten durch Buschhoven verlief die Trasse der früheren Eifelwasserleitung, eines römischen Aquäduktes zur Versorgung von Köln mit Trinkwasser aus der Eifel. Noch heute kann man die Leitung in ihrer ursprüngliche Lage im Boden sowie ausgegrabene Teilstücke besichtigen. Außerdem sind erwähnenswert:

  • Die teils mittelalterlichen Burgen:
  • Das ehemalige Kloster Schillingskapellen in Dünstekoven
  • Schloss Miel
  • Der historische Swistübergang „Lützermiel“ bei Miel
  • Das Zehnthaus Odendorf
  • Die Versöhnungskirche (frühere katholische, heute evangelische Pfarrkirche) in Buschhoven mit ihrer renovierten Romantikorgel.
  • Die zwischen 1831 und 1834 errichtete ehemalige Grundschule in Miel

Natur

Der größte Teil der Flächen wird wegen des fruchtbaren Lössbodens in der Zülpicher Börde landwirtschaftlich genutzt. Östlich von Heimerzheim, Dünstekoven und Buschhoven liegt der ausgedehnte Wald Kottenforst, Bestandteil des Naturparks Kottenforst-Ville bzw. des Naturparks Rheinland. Nordöstlich von Dünstekoven wurde eine ehemalige Kiesgrube in ein Naturschutzgebiet umgewandelt. Das Gebiet kann von drei Aussichtspunkten eingesehen und nach Anmeldung besichtigt werden. In letzter Zeit werden Anstrengungen unternommen, die Swist wieder naturnäher zu gestalten.

Am nordwestlichen Ortsrand von Buschhoven nach Heimerzheim zu verläuft am Rande des Kottenforstes der etwa 6 km lange Swisttalwanderweg als Rundweg zum Teil vorbei an der Eifelleitung bis hin zum Siebenschuss.[8]

Kultur

In Swisttal findet Kulturarbeit dezentral statt. Jährlich wird die Morenhovener Lupe vergeben, ein anerkannter Kleinkunstpreis der örtlichen Initiative KuSS (Kultur und Spektakel im Swisttal), ursprünglich angeregt durch die Morenhovener Kreativitätschule. In der Aula der Haupt-/Realschule in Heimerzheim finden sporadisch Theatervorführungen und gelegentlich Auftritte bekannter Kabarettisten statt. Musikalische Aufführungen finden vor allem in den regen Kirchengemeinden der Orte innerhalb der Gemeinde Swisttal statt. Einen Höhepunkt stellt in den meisten Orten die Karnevalssession mit jährlichem Karnevalszug dar.

Jugendarbeit

Jugendarbeit geschieht ebenfalls dezentral und wird hauptsächlich in den diversen Vereinen der Orte sowie in den Kirchengemeinden durchgeführt. Zudem wurde der „Jugendring Swisttal“ gegründet, der Jugendtreffs in den größeren Orten betreibt.

Kirchengemeinden

St. Kunibert in Heimerzheim
  • Evangelische Kirchengemeinde Swisttal
mit St. Katharina (Dünstekoven)

Wallfahrt

Buschhoven ist seit 1806 katholischer Wallfahrtsort mit der Rosa mystica, einer Wandermuttergottes, und dem sich auf diese romanische Holzfigur beziehenden alljährlichen sogenannten Rosenfest im Juni. Die Darstellung der Rosa mystica kam ursprünglich aus dem 1197 gegründeten Prämonstratenserinnenstift Schillingscapellen bei Dünstekoven, als das Kloster im Zuge der Säkularisation aufgehoben worden war. Die neue Wallfahrtskirche wurde 1975 gebaut. Außerdem liegt Buschhoven auf einem der historischen Jakobswege, worauf die Muschel an der Versöhnungskirche hinweist.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Die Dörfer Swisttals sind vor allem Wohnorte, größere Industriebetriebe gibt es nicht. Allerdings bestehen in Heimerzheim und Odendorf ausgedehnte Gewerbegebiete und diverse Einzelhandelsgeschäfte.

Verkehr

In der Gemeinde waren am 1. Januar 2018 13.707 Kraftfahrzeuge zugelassen, darunter 11.561 Pkw.[9] Wichtige Straßenverkehrswege sind die Autobahn 61 (Anschlussstellen 26 Heimerzheim und 27 Miel) und die Bundesstraße 56.

Für den ÖPNV:

Durch das Gemeindegebiet verläuft die Wasserburgen-Route (Radwanderweg). Sie verbindet über 524 km mehr als 130 Burgen am Rand der Eifel und in der Kölner Bucht.

Bildung

Kindergärten gibt es in jedem Dorf der Gemeinde, in den größeren Orten auch mehrere. Grundschulen bestehen in Heimerzheim, Odendorf und Buschhoven. Die Georg-von-Boeselager-Hauptschule in Heimerzheim wurde zum Schuljahr 2006/2007 um einen Realschulzweig erweitert. Gymnasien sind in den umliegenden Städten Bonn, Rheinbach, Meckenheim und Euskirchen, Gesamtschulen in Weilerswist und Bornheim.

Die Akademie für Verfassungsschutz in Heimerzheim dient unter anderem dem BND, dem BKA sowie dem Verfassungsschutz[10] als Ausbildungsstätte. Sie liegt im Bereich der dort ansässigen Bundespolizei, die hier ein Bundespolizeiaus- und -fortbildungszentrum betreibt.[11]

Persönlichkeiten

  • Philipp Melanchthon (1497–1560), verfasste zusammen mit Martin Bucer (1491–1551) in der Wasserburg zu Buschhoven 1543 zwei Reformationsschriften.
  • Georg Freiherr von Boeselager (1915–1944), Offizier und Widerstandskämpfer
  • Philipp Freiherr von Boeselager (1917–2008), Offizier und Widerstandskämpfer
  • Friedrich Nowottny (* 1929), Journalist, ehemaliger Intendant des Westdeutschen Rundfunks, wohnte in Buschhoven.[12]
  • Helmuth Prieß (1939–2012), Offizier, Mitbegründer des Arbeitskreises Darmstädter Signal, Politiker (SPD), wohnte in Heimerzheim.
  • Ilka Freifrau von Boeselager (* 1944), Politikerin (CDU), wohnt in Heimerzheim.
  • Pius Heinz (* 1989), professioneller Pokerspieler, Gewinner der World Series of Poker (WSOP) 2011, wuchs in Odendorf auf.
  • Klaus-Peter Stieglitz (* 1947), Generalleutnant a. D. der Luftwaffe der Bundeswehr und 13. Inspekteur der Luftwaffe, wohnt in Heimerzheim.
  • Bert Wollersheim (* 1951), Bordellbetreiber, aufgewachsen in Heimerzheim.

Weblinks

Commons: Swisttal – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 20. Juni 2023. (Hilfe dazu)
  2. a b Allgemein. Gemeinde Swisttal, 2. Januar 2020, abgerufen am 15. Januar 2020.
  3. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S. 83.
  4. Dieter Lütjohann: Ein Blick in die Verwaltungsgeschichte ab 1816. In: Heinz Doepgen (Hrsg.): 900 Jahre Heimerzheim. 1074–1974. Grote, Köln 1974, ISBN 978-3-7745-6333-9, S. 158–165 (hier: S. 159).
  5. Ratswahl. Gemeinde Swisttal – Gesamtergebnis. 13. September 2020, abgerufen am 19. Oktober 2020.
  6. Bürgermeisterwahl. Gemeinde Swisttal – Gesamtergebnis. 13. September 2020, abgerufen am 19. Oktober 2020.
  7. Historie. Gemeinde Swisttal, abgerufen am 16. Februar 2017.
  8. Jürgen Wohlfahrt: Wandern durch den Kottenforst – Römerblick – Jakobsweg – Römische Wasserleitung – Siebenschuss. In: GPSies.com. 22. März 2012, abgerufen am 16. Februar 2017 (privater Eintrag).
  9. Mobilität in Nordrhein-Westfalen – Daten und Fakten 2018/2019. In: Straßenverkehr. Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, S. 66 (PDF; 14,2 MB, Bestände am 1. Januar 2018).
  10. FB Nachrichtendienste – Abt. Verfassungsschutz. Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung, abgerufen am 31. Januar 2022.
  11. Organigramm der Bundespolizeiakademie. 26. Mai 2020, abgerufen am 31. Januar 2022.
  12. dpa: Mister Bonn - Promi-Geburtstag vom 16. Mai 2019: Friedrich Nowottny. In: t-online.de. 15. Mai 2019, abgerufen am 24. Februar 2024.