Darién Gap

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Darién Gap

Der Darién Gap (englisch, wörtlich „Darién-Lücke“), Schreibweise auch Darien Gap, ist eine Region an der Grenze zwischen Nordamerika und Südamerika auf dem Gebiet der Staaten Panama und Kolumbien. Die Provinz Darién in Panama liegt in dieser Region.

In der spanischen Bezeichnung Tapón del Darién bedeutet tapón wörtlich „Pfropf“ oder „Stopfen“. Die Bezeichnung als „Lücke“ oder „Pfropf“ bezieht sich insbesondere auf die Unterbrechung der Panamericana, einer ansonsten durchgängigen Straßenverbindung zwischen Alaska und Feuerland. In dem bergigen und sumpfigen Regenwaldgebiet gibt es keine Straßen.

Lücke in der Panamericana[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karte mit den beiden Endpunkten der Panamericana: Yaviza und Turbo

Die Panamericana ist im Gebiet des Darién Gap unterbrochen. In Panama endet die Panamericana in der Kleinstadt Yaviza. Als nördlicher Endpunkt der Panamericana in Südamerika gilt die Hafenstadt Turbo in Kolumbien, die etwa 100 km östlich liegt.

Es gibt verschiedene Gründe, warum die Strecke bisher noch nicht fertiggestellt wurde. Zum einen erfordert die Durchführung des Baus in dieser Gegend einen relativ hohen finanziellen Aufwand, da das Terrain bergig ist und zudem von zahlreichen Wasserläufen und Sumpfgebieten durchzogen wird, wodurch der Bau vieler Brücken notwendig wäre.[1] Außerdem wäre der Bau einer Straßenverbindung schädlich für die Umwelt. Naturschützer fordern, das von tropischem Regenwald bedeckte Gebiet weiterhin als Wildnis zu erhalten. Eine Straßenverbindung würde ihrer Meinung nach dazu führen, dass in der Folge mehr Regenwald abgeholzt wird. Zudem wird eine Wiedereinschleppung der dort seit Jahrzehnten ausgerotteten Maul- und Klauenseuche nach Nord- und Mittelamerika befürchtet, wenn durch eine Straßenverbindung unkontrollierte Viehtransporte möglich werden.[2]

Auch die Bewohner des Gebiets, zum großen Teil indigene Chocó- und Kuna, lehnen den Bau einer Straße zum Großteil ab. Sie sehen ihre traditionelle Lebensweise gefährdet und befürchten eine „kulturelle Kolonisierung“ der Gegend.

Aktivitäten der Guerillagruppen (ELN und FARC) im Grenzgebiet waren jahrzehntelang ein weiterer Hinderungsgrund. Seit 2016 gilt ein Friedensvertrag mit der FARC.

Die Regierungen Panamas und Kolumbiens haben wiederholt bekundet, den Lückenschluss angehen zu wollen. Anläufe dazu scheiterten jedoch. Zum Beispiel wurde 2010 berichtet, die Regierung von Kolumbien habe im Rahmen von Straßenbauprojekten in Nordkolumbien mit Planungen begonnen, die Lücke der Panamericana auf der Seite Kolumbiens zu schließen.[3] Die panamaische Regierung unter Ricardo Martinelli lehnte es daraufhin ab, die Verbindung von Yaviza bis zur Grenze selbst bauen zu lassen.[4]

Zwischenzeitlich angebotene Fährverbindungen zwischen Panama und Kolumbien durch die Karibik wurden wieder eingestellt.[5]

Durch das Fehlen einer Landverbindung zwischen Nordamerika und Südamerika wurde der Golf von Urabá zu einem Schwerpunkt des Drogenhandels. Mit Flugzeugen, Schnellbooten und U-Booten versuchen Schmuggler, die Ware zu transportieren.[6]

Durchquerungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In dieser Gegend gibt es bis heute keine Straßenverbindung, aber ein weitreichendes Netz von Wegen und Pfaden. Es ist daher möglich, die Lücke etwa zu Fuß zu überwinden, da an jedem Fluss in der Nähe von Ansiedlungen normalerweise Boote zu mieten sind. Die Flüsse können auch schwimmend überwunden werden. Auch mit Motorrädern und mit allradgetriebenen Geländewagen wurde der Darién Gap schon bezwungen, zum ersten Mal 1960. Ebenso wurde der Darién Gap bereits mit Fahrrädern durchquert; die Räder mussten dabei über weite Strecken getragen werden. In den 1980er Jahren entwickelte sich der Darién Gap zu einem Ziel von Abenteuertouristen, ihn zu bezwingen gilt als sportliche Herausforderung.

Migration und Verbrechen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 2021 durchwanderten etwa 10.000 Menschen jährlich den Darién-Urwald in Richtung Norden. 2021 stieg diese Anzahl auf über 90.000. Auf ihrer Route werden die Migranten oft von Verbrecherbanden überfallen (Raub, Vergewaltigung, Mord).[7][8][9]

Im Jahr 2023 durchquerten mehr als eine halbe Million Migranten den Darién Gap und damit doppelt so viele wie 2022.[10]

Es gab (Stand März 2024) mehrere Krisentreffen zwischen Kolumbien, Panama und den USA, aber wenig passierte. Über tausend Menschen in der Region leben von Migrantenschmuggel. Auch lokale Politiker und Unternehmer verdienen an der Migration; ebenso Kolumbiens mächtigste kriminelle Gruppe, das Drogenkartell Clan del Golfo, das als die kriminelle Regierung der Region gilt. Das Kartell korrumpiert die lokale Politik, Teile der Polizei und Teile der Armee.[11]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sonja Koller: Darién Gap – die gefährliche Lücke der Panamericana travelbook.de, 11. Dezember 2020, abgerufen am 23. August 2023
  2. Matt Maynard: The heart of Darién, in: Geographical Magazine, Band 89, Ausgabe 12, 2017. S. 20–27.
  3. Kolumbien: Neues großes Infrastrukturprojekt Transversal de las Américas (Memento vom 14. Oktober 2016 im Internet Archive) Quetzal Magazin, 5. August 2010.
  4. José Arcia: Los últimos 80 kilómetros de una polémica carretera. In: La Prensa Panamá. 8. August 2010, abgerufen am 18. April 2023 (spanisch).
  5. Ferry Service to resume around the ‘Darien Gap’? In: OVERLAND magazine. 28. August 2014, abgerufen am 18. April 2023 (amerikanisches Englisch): „Before economic and political changes made it no longer viable, the Crucero Express used to sail regularly from Colon to Cartagena and now there is hope a service from the romantically named Panamanian Tropical Cruises will fill the void.“
  6. Georg Ismar und Rodrigo Ruiz-Tovar: Deutsche U-Boote vs. Kokainmafia. In: Sächsische Zeitung. 8. Dezember 2015, abgerufen am 18. April 2023.
  7. Nicola Abé, Andreas Landberg: Flüchtlinge in Mittelamerika auf dem Weg in die USA: Die wahre Tragödie von El Rio. In: Der Spiegel. 25. September 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 18. April 2023]).
  8. Nicola Abé: Migration durch den Darién Gap zwischen Kolumbien und Panama: Der Wald, der Leben zerstört. In: Der Spiegel. 2. Oktober 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 18. April 2023]).
  9. Nicola Abé: Migration in die USA: Die lebensgefährliche Route durch den Darién Gap. In: Der Spiegel. 10. Oktober 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 18. April 2023]).
  10. Marc Pitzke: (S+) USA: Was hat die Ukraine-Hilfe mit den Flüchtlingstrecks in Mexiko zu tun? In: Der Spiegel. 30. Dezember 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 31. Dezember 2023]).
  11. tagesschau.de 13. April 2024: Wo Hunderttausende durch den Dschungel fliehen (Reportage)

Koordinaten: 8° 9′ 0″ N, 77° 40′ 59″ W