Tatort: Nachtsicht

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Episode 1014 der Reihe Tatort
Titel Nachtsicht
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Länge 90 Minuten
Produktions­unternehmen
Regie Florian Baxmeyer
Drehbuch
Produktion
Musik Kat Kaufmann
Kamera Hendrik A. Kley
Schnitt Friederike Weymar
Premiere 12. März 2017 auf
Besetzung
Episodenliste

Nachtsicht ist ein Fernsehfilm aus der Krimireihe Tatort. Der vom Radio Bremen produzierte Beitrag wurde am 12. März 2017 im Ersten und im SRF 1 ausgestrahlt. In dieser 1014. Tatort-Folge ermitteln die Bremer Kommissare Lürsen und Stedefreund ihren 35. Fall.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lürsen und Stedefreund werden an einen Tatort gerufen, wo der 23 Jahre alte Patrick Wernsmann von einem PKW mehrfach und mit voller Absicht überfahren wurde. Die Polizei, welche unter anderem Reifen- und Lackspuren sicherstellt, findet in der Nähe des Toten ein Prepaid-Handy, welches auf den Namen Kristian Friedland registriert ist. Der als Maler und Lackierer tätige Friedland wird auf das Kommissariat gebracht. Mitten im Verhör erscheint sein autoritär auftretender Vater, Jost Friedland, ein erfolgreicher Lebensmittelchemiker, der seinen Sohn rigoros zum Mitkommen auffordert, bevor Kristian eine Aussage machen kann. Jost unternimmt alles, um das heile Familienbild zu wahren. Dabei soll seine Ehefrau Leonie, die vor 30 Jahren ein Bein bei einem Unfall verlor und inzwischen unheilbar an einer Krebserkrankung leidet, nichts von den Verdachtsmomenten der Polizei ihrem Sohn gegenüber wissen. In der Vergangenheit hatte Kristian schon des Öfteren Probleme mit Alkohol- und Drogenmissbrauch gehabt. Der suizidgefährdete Mann musste nach einem Autounfall eine Zeitlang seinen Führerschein abgeben.

Die Eltern eröffnen Kristian und seiner Freundin Tajana, die im Rollstuhl sitzt, dass sie planen, nach Kanada auszuwandern und ihnen das Haus überschreiben möchten. In der Nacht kommt es zu einem zweiten Mord. Dennis Kutschke wird auf die gleiche Art und Weise getötet wie Wernsmann. Linda Selb vom BKA wird in die Ermittlungen mit eingebunden. Sie findet heraus, dass die Lackspuren des PKW, welcher die beiden jungen Männer getötet hatte, nicht von einem herkömmlichen Autolack stammen können, sondern dass es sich dabei um eine Spezialmischung, eine Art “radarabweisende Tarnfarbe” handeln muss. Die Ermittler erkennen einen Zusammenhang mit weiteren Tötungsdelikten, die sich im ländlichen Umkreis von Bremen ereignet haben und bei denen Fahrerflucht begangen wurde. Daraus schließen sie, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Serientaten eines einzelnen Täters handelt. Alle Indizien deuten darauf hin, dass Kristian Friedland direkt in die Mordfälle verwickelt sein muss. Die Beweislast gegen ihn erhärtet sich nach einer dritten Tat.[1]

Kristians Mutter entdeckt den Rucksack, den ihr Sohn während der Taten mit sich führt. In diesem Rucksack befindet sich ein hochmodernes Nachtsichtgerät. Mithilfe dieser Vorrichtung und des Umbaus des Autos (geräuscharmer Elektromotor für die Schleichfahrt,[2] mattschwarze Tarnfarbe, austauschbare Stoßstangen, kein Nummernschild) konnte Kristian bei Dunkelheit unbemerkt an seine Opfer heranfahren. Ein Auto, welches zu einer Waffe umfunktioniert wurde, um die nächtliche Jagd auf Menschen zu perfektionieren. Die Polizei findet in seinem Kinderzimmer eine Reihe von selbstgemalten Bildern, welche äußerst brutale Motive zeigen. Die Erkenntnis verdichtet sich, dass Kristian hochgradig psychisch gestört sein muss. Dazu passt, dass er Trophäen seiner Mordtaten aufbewahrt: so zum Beispiel Gewebereste, die auf der Stoßstange des Autos zu finden waren, einen Fingernagel und einen Zahn. Jost Friedland versucht den Verdacht gegenüber seinem Sohn auf dessen Chef, den Autohändler Roger Wego, zu lenken, indem er das Nachtsichtgerät dort deponiert. Nachdem dies nicht den von ihm erhofften Erfolg bringt, kommt es in der Familie Friedland zu einer katastrophalen Entwicklung. Der Vater, der seine Familie bis zum Äußersten beschützen wollte, muss erkennen, dass sein Sohn zu einem unberechenbaren Mörder geworden ist und es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Polizei dies beweisen kann. Um dies zu verhindern betäubt er Kristian mit einer Injektion, verstaut ihn im Kofferraum seines Autos und hofft ihn so unbemerkt außer Landes bringen zu können. Als die Polizei sein Haus stürmt, finden sie den Vater vor dem Fernseher, wo er sich mit Tränen in den Augen einen Film von Kristian als Kind ansieht.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film wurde vom 3. Oktober 2016 bis zum 10. November 2016 in Bremen und Umgebung gedreht.[3] Der Drehbuchautor Matthias Tuchmann starb kurz nach dem Ende der Dreharbeiten am 24. November 2016.[4] Die Premiere des Fernsehfilms fand am 3. März 2017 statt.[5]

Während des Vorspanns wird das Lied „Ich öffne mich“ der Band Tocotronic eingespielt.[6]

Kurz vor der Erstausstrahlung gaben Postel und Mommsen bekannt, 2019 mit dem Bremer Tatort aufzuhören.[7]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Diese in jeder Hinsicht außergewöhnliche 'Tatort'-Folge ist ein B-Movie zum Thema Mensch und Maschine geworden, ein kleiner kranker Film über das Auto als Welt- und Wohn-, als Religions- und Sexersatz. Kein Krimi für Hobbydetektive.“

„Das Besondere an dieser düsteren Geschichte ist auch, dass sie sich zwar am Ende brav und ARD-gemäß auflöst, aber trotzdem Entscheidendes offenlässt. Dinge nicht zu erklären, kann eine große Stärke sein für einen Film. Im deutschen Gebührenfernsehen wird davon aber nur äußerst selten Gebrauch gemacht.“

Katharina Riehl: Süddeutsche Zeitung[8]

Einschaltquote[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstausstrahlung von Nachtsicht am 12. März 2017 wurde in Deutschland von 9,88 Millionen Zuschauern gesehen und erreichte einen Marktanteil von 26,7 % für Das Erste.[9] In der Schweiz wurde der Tatort auf SRF 1 von 439.000 Zuschauern geschaut und erreichte einen Marktanteil von 24,0 %.[10]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tatort Nachsicht, bei Tatort-Fans, abgerufen am 26. Oktober 2018.
  2. „Tatort“ aus Bremen, Es ist eine einzige Raserei. Zwischen Hetze und bedingungsloser Liebe: Der „Tatort. Nachtsicht“ aus Bremen zeigt, wie das trügerische Idyll einer Familie sich Stück für Stück zerlegt. Frankfurter Allgemeine, 12. März 2017
  3. Tatort: Nachtsicht bei crew united
  4. a b Christian Buß: Bremen-"Tatort" über Killerauto. Der Schrott des Gemetzels. In: Kultur. Spiegel Online, 10. März 2017, abgerufen am 10. März 2017: „9 von 10 Punkten“
  5. Sarah Kumpf: 4 Dinge, die Sie über den neuen Tatort wissen sollten. In: Fernsehen. Radio Bremen, 4. März 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. März 2017; abgerufen am 7. März 2017: „Der aktuelle Radio-Bremen-Tatort "Nachtsicht" hatte am Freitagabend Premiere.“  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.radiobremen.de
  6. Nachtsicht. In: DasErste. ARD, abgerufen am 20. November 2018.
  7. Berliner Morgenpost – Berlin: Sabine Postel und Oliver Mommsen steigen beim Bremer „Tatort“ aus. 28. Februar 2017, abgerufen am 11. Oktober 2019 (deutsch).
  8. Katharina Riehl: Tatort Bremen. Der lautlose Killer schlägt zu. Süddeutsche Zeitung, 10. März 2017, abgerufen am 12. März 2017.
  9. Sidney Schering: Primetime-Check: Sonntag, 12. März 2017. Quotenmeter.de, 13. März 2017, abgerufen am 12. November 2017.
  10. Publikumszahlen, SRF 1 – 12.03.2017. (PDF) Abgerufen am 3. April 2017.