Taufschal

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Taufschal zur Erwachsenentaufe (Karmel Regina Martyrum, Berlin 2008)

Als Taufschal wird ein weißes Kleidungsstück bezeichnet, mit dem ein Täufling nach der Taufe bekleidet wird. Das Anlegen eines weißen Gewandes gehört zu den ausdeutenden Riten bei der Taufhandlung und ist seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. bezeugt.[1] Das biblische Deutewort für dieses Sinnzeichen ist Gal 3,27 LUT.

Als Alternative zum Taufkleid wird der Taufschal sowohl in der römisch-katholischen Kirche[2] als auch in den evangelischen Landeskirchen[3][4] empfohlen. Das klassische Taufkleid ist eine Bekleidung für kleine Kinder, während heute Menschen verschiedenen Alters getauft werden. Der Taufschal vereint zwei Vorteile:

  • er erleichtert ein Bekleiden nach der Taufe[5] und damit die Fortführung der altkirchlichen Tradition;
  • er ist unabhängig vom Taufalter bzw. der Körpergröße und kann daher wie das Taufkleid an spätere Täuflinge weitergegeben werden.

Klemens Richter zufolge hat der weiße Schal das Potential, ein liturgisches Grundgewand für alle Gottesdienstteilnehmer zu werden, das ihre aus der Taufe herrührende Befähigung zum liturgischen Handeln ausdrückt, „denn dadurch wird die Persönlichkeit nicht total überdeckt, sondern in Dienst genommen.“[6] Der Taufschal als christliches liturgisches Gewand sei mit dem Tallit im Judentum vergleichbar.[6]

Auf dem Katholikentag in Dresden 1996 trugen die Teilnehmer des Ökumenischen Taufgedächtnisses weiße Schals. Eine ökumenische Arbeitsgruppe im Michaeliskloster Hildesheim erarbeitete 2011 die Liturgie für einen ökumenischen Gottesdienst mit mehreren evangelischen und römisch-katholischen Taufen und einer Tauferinnerung. Darin wird der Schal als „neues weißes Kleid“ verwendet. Allen Getauften wird ein solcher Schal umgelegt mit den Worten: „Ich lege dir den weißen Schal an. Er ist ein Zeichen dafür, daß du in der Taufe neu geschaffen wurdest und – wie die Schrift sagt – Christus angezogen hast. Bewahre diese Würde ein Leben lang bis zum ewigen Leben.“[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Deutsches Liturgisches Institut Trier: Gottes Volk – neu gekleidet. Ein Versuch. Trier 1994.
  • Kirchenamt der EKD, Gottesdienstreferat der UEK und der VELKD: Die Taufe. Entwurf zur Erprobung. Hannover 2018. (online)
  • Bettina Seyderhelm: Die Bekleidung der Täuflinge. In: Bettina Seyderhelm (Hrsg.): Tausend Jahre Taufen in Mitteldeutschland, Schnell & Steiner, Regensburg 2006, ISBN 978-3-7954-1893-9. S. 208–221.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bettina Seyderhelm: Die Bekleidung der Täuflinge. S. 208.
  2. Die Feier der Eingliederung Erwachsener in die Kirche. Grundform, Trier 201. Nr. 263. Die Liturgischen Institute Deutschlands, Österreichs und der deutschsprachigen Schweiz, S. 157, abgerufen am 21. Oktober 2018: „Bei einer Frau kann auch ein weißer Schleier verwendet werden.“
  3. Kirchenamt der EKD (Hrsg.): Die Taufe. Entwurf zur Erprobung. S. 95.104.158 (Dagegen wird bei Taufen in der Konfirmandenzeit ein „Taufgewand (T-Shirt)“ vorgeschlagen: S. 188.).
  4. Bettina Seyderhelm: Die Bekleidung der Täuflinge. S. 218.
  5. Kindertaufe. In: Gottesdienst. Zeitschrift der Liturgischen Institute Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Herder, abgerufen am 21. Oktober 2018.
  6. a b Klemens Richter: Kirchenräume und Kirchenträume. Die Bedeutung des Kirchenraums für eine lebendige Gemeinde. In: Universität Münster, Seminar für Liturgiewissenschaft. 1998, S. 91, abgerufen am 22. Oktober 2018.
  7. Ökumenischer Gottesdienst mit evangelischer und römisch-katholischer Taufe und Tauferinnerung. In: Ökumenische Akzente 2011. Information und Orientierung. Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, S. 34–35, abgerufen am 21. Oktober 2018.