Tettenborn (Adelsgeschlecht)

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Wappen derer von Tettenborn

Die von Tettenborn sind ein altritterliches, thüringisches, später freiherrliches Uradelsgeschlecht aus der Grafschaft Hohenstein mit gleichnamigem Stammsitz Tettenborn bei Nordhausen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Aufstieg der Familie Tettenborn begann im Hochmittelalter als Ritter. Als Stammvater der von Tettenborn gilt Bartoldus de Liebenroth (Livenroth), später de Tettenborne, der um 1236 in Liebenrode geboren wurde und um 1299 in Tettenborn verstarb.[1] Die Tettenborn sind geschlechts- und wappenverwandt mit den von Liebenroth (Liebenrode), von Bleicherode und von Rüxleben.

Die Brüder des Stammvaters Heino (Ritter und Domherr zu Hildesheim) und Cuno schenkten dem Kloster mehrere Güter, damit die Ordensbrüder wöchentlich eine Seelenmesse für „alle ihre Anverwandte(n), welche von Adam her verstorbenen, und noch künfftig versterben würden“ abhalten würden.[2] Beroldus von Tettenborn, Sohn des Stammvaters, war Lehensher zu Tettenborn.[3] Die Familie erhielt den Ort Tettenborn als Lehen des Grafen von Clettenberg. Der Enkel des Stammvaters, Mango von Tettenborn, verstarb 1316 und soll im Kloster Walkenried begraben liegen.[3]

Bereits im Januar 1885 wird in der genealogischen Fachzeitschrift Der Deutsche Herold nachgewiesen, dass die von Heinrich Eckstorm in seiner Chronicon Walkenredense sive catalogus abbatum S. 223 im Jahre 1617 erstmals zusammengestellte ganze, hier nicht dargestellte, Stammreihe der ältesten Abstammung derer von Tettenborn erdacht ist und somit jeder Begründung entbehrt.

Die Familie besaß ihre eigene Kapelle auf dem Gelände des Klosters Walkenried, die als Julianen- oder Tettenborn'sche Kapelle (Sacello Tettenbornium) bekannt war. Dort wurde im Jahr 1549 Bernhard von Tettenborn begraben. Er war Ritter im Orden vom Goldenen Vlies und war in erster Ehe mit Veronika von Tüttchenrode (Tutgerode) verheiratet. Im Jahr 1525 wurde sein Sohn Dietrich im Zuge des Bauernkriegs in Schernberg erschlagen.[1]

Mitglieder der Familie dienten als Offiziere, einige von ihnen im Rang eines Generals, in preußischen, russischen und sächsischen Diensten. Andere zog es bspw. nach Hohenlohe, wo Freiherr Ludwig von Tettenborn und Freiherr Ruppert von Tettenborn als Hofmarschälle in den Diensten der Fürsten zu Hohenlohe-Bartenstein standen.[1] Der um 1740 in Bartenstein geborene und später in Pfedelbach bei Öhringen und Kirchberg/Hunsrück ansässige Oberjäger und markgräflich badische Kammerherr, Freiherr Carl Joseph von Tettenborn war Vater des Generals Freiherr Karl Friedrich von Tettenborn (1776–1845). In russischen Diensten stehend, befreite er mit seinen Truppen Hamburg und Bremen von der napoleonischen Herrschaft. Daraufhin erwirkte er die Verleihung der Ehrenbürgerwürde beider Städte. Nach dem Krieg gegen Frankreich begann seine politische Karriere als bevollmächtigter Minister und ab 1819 als badischer Gesandter am Wiener Hof.[4][1] Sein Ruf war nicht unumstritten.[5] Tettenborn galt als Spezialist des Kleinkrieges. Doch schon früh erwarb er sich auch den Ruf eines abenteuerlustigen Kavallerieoffiziers. Sein Umgang mit den Frauen, dem Wein und der Beute regte schon damals die Phantasie der Zeitgenossen an.[4]

Der Übergang eines adligen Zweigs der Familie zum bürgerlichen Zweig wurde durch Bernhard (III.) von Tettenborn (Erb- und Gerichtsherr zu Tettenborn, Steinsee und Großwechsungen) eingeleitet.[1] In erster Ehe war er mit Margarethe von Mützschefal verheiratet. Nach ihrem Tod heiratete er die bürgerliche Margarethe Thielen.[6][7] Da ihre Kinder einer unebenbürtigen Ehe entstammten, waren diese, darunter Wilhelm von Tettenborn, von der Lehenssuccession ausgeschlossen.[6] Wilhelm zog nach Bremen, wo er 1650 Catharia Theißen heiratete.[7] Nach einem Eintrag im Kirchenbuch von St. Katharinen, Hamburg, wurde 1655 der gemeinsame Sohn Wilhelm geboren. Diesem Eintrag ist zu entnehmen, dass Herrmann von Essen ein Taufpate war. Am 1.2.1661 erwarb Wilhelm (I.) als "Willem von Tetenborn" das hamburgische Bürgerrecht.[7] Wie aus verschiedenen Kirchenbucheinträgen aus Großbrüchter, Gebesee sowie aus Sondershausen-Jecha und der Literatur entnommen werden kann, führen nach der Rückkehr nach Thüringen weder Wilhelm I. noch Wilhelm II. das Adelsprädikat.[8] Wilhelm (II.) starb 1734 in Jecha.[1] Der Hinweis auf die adlige Abstammung findet sich in einem Sterbeeintrag aus Berka (Sondershausen) aus dem Jahr 1806, wonach der aus Jecha gebürtige Kantor und Schulmeister Johann Nicolaus Tettenborn (1723-1806), ein Enkel von Wilhelm (II.), "von dem adligen Geschlechte derer von Tettenborn" abstammte.[8]

Besitzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Güter der Familie waren unter anderem in Gangloffsömmern, Großwechsungen (ab 1528), Jecha (1703–1891) Kannawurf, Nausitz (1608–1693), Rathstock (1845–1857)[9], Seehausen, Steinsee, Tilleda (1582–1831), Tettenborn (bis 1851), Zscheiplitz (1798–1847). In der Nähe von Berlin besaßen sie über zwei Generationen Gut Reichenberg.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen derer von Tettenborn in Siebmachers Wappenbuch, 1605

Das Stammwappen zeigt in Silber eine schrägrechte schwarze Wolfsangel (auch drei Wolfsangeln 2:1 möglich). Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein goldenes Zepter zwischen offenem schwarzen Flug.[10]

Bekannte Familienmitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bernhard (I.) von Tettenborn (um 1469–1549), Ritter auf Schernberg, war an der Niederschlagung des Bauernaufstandes 1525 beteiligt, letzter Ritter der Familie
  • Bernhard (III.) von Tettenborn (1560–1634), Erb- und Gerichtsherr zu Tettenborn, Steinsee und Großwechsungen
  • Georg Otto von Tettenborn (1588-mind. 1625), kämpfte als Hauptmann bei Prag am Weißen Berge
  • Otto von Tettenborn (Bergrat) († 1613), hessischer Amtmann, kursächsischer Bergrat und Amtshauptmann
  • Hans von Tettenborn († 1626), kursächsischer Appellationsrat
  • Hans von Tettenborn (1708–1779), preußischer Generalleutnant
  • Carl Gottlob Christian Wilhelm von Tettenborn (1759–1829), sächsischer Generalmajor der Infanterie, Ritter des Militär-St.-Heinrichs-Ordens
  • Freiherr Friedrich Karl von Tettenborn (1778–1845), russischer General in den Befreiungskriegen, Ehrenbürger der Stadt Hamburg
  • Ernst Ludwig Friedrich Bernhard von Tettenborn (1787–1852), Offizier, letzter Erb-, Lehn- und Gerichtsherr zu Tettenborn sowie Kirchen und Schulpatron
  • Leopold von Tettenborn (1853–1917), deutscher Verwaltungsbeamter
  • Otto von Tettenborn (General) (1856–1919), sächsischer General der Infanterie
  • Horst von Tettenborn (1865–1938), sächsischer Generalmajor
  • Heinrich von Tettenborn (1905–1966), Restaurator von Gemälden

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Clemens von Hausen: Vasallenschlechter der Markgrafen zu Meißen… In: Vierteljahrsschrift für Wappen-, Siegel- und Familienkunde. Hrsg. Verein Herold in Berlin, Band 20, Berlin 1892, S. 129.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Tettenborn (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Burkhard Schmidt: Chronik der Freiherren von Tettenborn. 1. Auflage, Papierflieger Verlag GmbH, Clausthal-Zellerfeld 2023, ISBN 978-3-86948-927-8, S. 1 ff. 18, 77 und 303 ff.
  2. Johann Friedrich Gauhe: Des Heil. Röm. Reichs Genealogisch-Historisches Adels-Lexicon. Leipzig 1719, Sp. 1713.
  3. a b Burkhard Schmidt: Chronik der Freiherren von Tettenborn. 1. Auflage. Papierflieger Verlag GmbH, Clausthal-Zellerfeld 2023, ISBN 978-3-86948-927-8, S. 77.
  4. a b Auszeichnung 1813 Friedrich Karl Freiherr von Tettenborn (1778-1845). Abgerufen am 6. Dezember 2023.
  5. Ehrenbürger Karl von Tettenborn (1778-1845) Russischer General. Abgerufen am 6. Dezember 2023.
  6. a b Proßessakte Staatsarchiv Wolfenbüttel, Bernhard von Tettenborn Kinder und Tochtermänner, in klein specie Hans v. T., Adolf Zenge zu Tettenborn gegen ihren Vater resp. Schwiegervater Bernhard v. T. und Margarethe Thiele"
  7. a b c Karl Geisel: Wilhelm Tettenborn (1617-1691) und seine adlige Abstammung. In: Gerard Geßner und Heinz Reise (Hrsg.): Mitteldeutsche Familienkunde. Nr. 4. Kassel 1984, S. 602 ff.
  8. a b Karl Geisel: Bürgerliche Nachkommen des Geschlechts von Tettenborn. In: Die Thüringer Sippe. Band 3. Universitäts-Buchdruckerei Neuenhahn, Jena 1939, S. 119 ff.
  9. Rathstock In: schlossarchiv.de
  10. GHdA, Adelslexikon, Band XIV, Limburg an der Lahn 2003.