Théâtre Hébertot

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Das Théâtre Hébertot bei Nacht

Das Théâtre Hébertot ist ein privates Theater auf dem Boulevard des Batignolles im 17. Arrondissement von Paris. Das Haus besteht seit über 180 Jahren und wird seither unter wechselnden Namen, erst als théâtre des Batignolles über théâtre des Arts bis zum heutigen théâtre Hébertot, fast ununterbrochen bespielt.

Thèâtre des Batignolles[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das erste Theater in Batignolles, einem damaligen Vorort von Paris, wurde 1816 in der Rue Lamandé von den Gebrüdern Seveste gegründet und war sehr einfach in Bauweise und Ausstattung.[1] Nachdem 1830 die Gemeinden Batignolles und Monceaux zusammengelegt worden waren, wurde auf Veranlassung des Innenministers den Brüdern Sevestre erlaubt, ein neues Theater anstatt des vorherigen zu bauen. Gleichzeitig wurde von einem Konkurrenten, mit Genehmigung des Bürgermeisters, in der Rue Lemercier ein weiteres Theater gebaut. Der Betrieb wurde aber 1833 untersagt, da die ministerielle Erlaubnis fehlte. Erst im Jahr 1837 erteilte das Innenministerium die Erlaubnis für den Bau eines weiteren Theaters. Im selben Jahr erfolgte die Gründung des Theaters als Kommanditgesellschaft unter dem Namen Théâtre des Batignolles-Monceaux.[2][3] Erst dann wurde der Neubau errichtet, in dem sich das Theater bis heute, allerdings unter neuem Namen, befindet. Die Leitung übernahmen die Brüder Sevestere, die sie bis 1857 innehaben sollten. Nach mehreren Wechseln der Leitung folgte 1886 die Insolvenz der Theatergesellschaft. Eine neue Direktion, die gleichzeitig auch das Théâtre Montmartre betrieb, übernahm die Geschäfte.[4] Das Theater bestand aber noch bis 1906.

Das Repertoire reichte über zeitgenössische Dramen bis zur komischen Oper und Aufführungen von Vaudevilles.[5][6] So wurden Stücke von Ernest Grenet-Dancourt.[7], François Coppée[8], Anaïs de Bassanville[9], Louise Michel[10], Auguste Anicet-Bourgeois[11] und Honoré de Balzac.[12] aufgeführt. Spätere Größen wie Marcelle Lender debütierten hier.

Im Batignolle wurden auch Versammlungen abgehalten.[13][14] So hielt beispielsweise Jean Jaurès eine Konferenz ab, die sich mit dem Werk Travaille von Émile Zola auseinandersetzt.[15]

Zur Blütezeit in den 1880er-Jahren wurde im Magazin Le Parnasse das Batignolles als eines der besten Vorstadttheater mit exzellenten Schauspielern bezeichnet.[16]

Théâtre des Arts[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für das Théâtre des Arts wurde der Saal komplett erneuert.[17] Die Wiedereröffnung 1907 unter dem neuen Namen fand einigen Widerhall. Nicht nur wurde das Stück Un Roi sans Couronne von Saint-Georges de Bouhélier besprochen, sondern auch die neue Einrichtung und Staffage, sowie die Eintrittspreise.[18] Eine Kritik im Magazin Touche à tout beschrieb das Théâtre des Arts als ein kleines Theater (als Nachfolger des Batignolles), das noch ein Geheimtipp sei.[19]

Auch wenn am Anfang Bouhélier und Jules Lemaître gegeben wurde, wurden aber nunmehr überwiegend Komödien aufgeführt oder auch reine Musikaufführungen gegeben und es ließ sich, so eine positive Kritik, kein Vergleich zum vormaligen Théâtre des Batignolles mehr herstellen.[20][21][22][23] Dazu trugen auch die Kunstausstellungen in den Räumen des Theaters bei an denen unter anderen René Piot und Maxime Dethomas teilnahmen.[24]

Trotz allem waren Namen wie Sacha Guitry, Edwige Feuillère und Georges Pitoëff mit dem Téâtre des Arts verbunden und 1937 wurde der 100. Geburtstag des Hauses gefeiert.[25]

Théâtre Hébertot[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Theater wurde 1940 vom Dramatiker Jacques Hébertot übernommen. Das Theater trug nach der Übernahme dann zuerst den Namen Théâtre des Arts – Hérbetot.[26] Hébertot führte das Haus dann auch bis zu seinem Tode im Jahr 1972. Nach einigen Personalwechseln übernahm 1982 Jean-Laurent Cochet das Hébertot aber lediglich für zwei Jahre. Auch Philippe Caubère versuchte sich in den 80er-Jahren mit zwei Inszenierungen. Zum Ensemble zählten unter vielen anderen Jean Rochefort, Jean-Claude Brialy oder Odile Versois.

Obwohl das Gebäude seit 1974 unter Denkmalschutz steht,[27] wurde um 2009 ein Umbau vorgenommen, bei dem neben dem großen Saal mit 630 Plätzen ein kleiner Saal, das Petit-Hébertot, mit weiteren 110 Sitzplätzen eingerichtet wurde.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alain Lemoine, Rodolphe Trouilleux, Des Ternes aux Batignolles, S. 82–84, Délégation à l'Action Artistique de la Ville de Paris, Paris, 1986, ISBN 290-5-11804-0
  • Geneviève Latour, Florence Claval, Les Théâtres de Paris, S. 149–152, Délégation à l'Action Artistique de la Ville de Paris, Paris, 1991, ISBN 290-5-11834-2

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nouveau dictionnaire historique de Paris, Ausgabe 1904, S. 118, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 23. Januar 2018
  2. Annuaire des sociétés par actions anonymes, civiles et en commandite, Paris : 1899, S. 14, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 19. Januar 2018
  3. Inventaire sommaire de la collection Lazare-Montassier, Ausgabe von 1839, S. 273, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 22. Januar 2018
  4. Comoedia / rédacteur en chef, Ausgabe vom 18. August 1936, S. 2, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 29. Januar 2018
  5. Guide des plaisirs à Paris : Paris le jour, Paris la nuit, S. 74, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 12. Januar 2018
  6. La Semaine musicale , 25. Januar 1866, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 24. Januar 2018
  7. Le Petit Parisien : journal quotidien du soir, Ausgabe vom 28. August 1887, S. 4, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 22. Januar 2018
  8. Bulletin polonais littéraire, Ausgabe vom 1. September 1888, S. 34, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 15. Januar 2018
  9. La Semaine musicale : musique sacrée, concerts, musique dramatique, Ausgabe 25. Januar 1865, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 11. Januar 2018
  10. La Nouvelle revue, 1935, Band 136, S. 200, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 22. Januar 2018
  11. Le Correspondant : revue mensuelle, Ausgabe vom 10 April 1923, S. 173, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 17. Januar 2018
  12. Revue universelle, Ausgabe 1904, S. 86, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 18. Januar 2018
  13. Le Capitaliste : journal de la banque parisienne, Ausgabe vom 15. November 1882, S. 796, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 18. Januar 2018
  14. Beaumarchais : journal satirique, littéraire et financier, Ausgabe vom 23. Juli 1882, S. 2, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 22. Januar 2018
  15. La Revue socialiste, Ausgabe vom Januar 1901, S. 641, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 16. Januar 2018
  16. Le Parnasse : organe des concours littéraires de Paris, Ausgabe vom 15. Mai 1880, S. 4, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 18. Januar 2018
  17. Bibliothèque universelle et Revue suisse, 1907, S. 393, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 18. Januar 2018
  18. Le Radical, Ausgabe vom 4. Februar 1906, S. 4, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 26. Januar 2018
  19. Touche à tout : magazine des magazines, Ausgabe vom April 1909, S. 543, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 17. Januar 2018
  20. Paris pour tous / atlas par J. G. Bartholomew, S. 171, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 26. Januar 2018
  21. 1913 [Mille neuf cent treize], S. 129, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 31. Januar 2018
  22. Revue française de musique, Mai 1912, S. 565, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 31. Januar 2018
  23. La Rampe, Ausgabe vom 14. Juni 1908, S. 15, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 26. Januar 2018
  24. Art et décoration : revue mensuelle d'art moderne, Ausgabe Januar 1920, S. 105, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 31. Januar 2018
  25. L'Homme libre : journal quotidien du matin, 21. Januar 1937, S. 4, nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 19. Januar 2018
  26. Société des artistes indépendants, Jahrgang 1955 nachzulesen in der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 2. Februar 2018
  27. culture.gouv.fr, abgerufen am 14. Februar 2018

Koordinaten: 48° 52′ 55,5″ N, 2° 19′ 8″ O