Theodor Wonja Michael

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Theodor Wonja Michael (* 15. Januar 1925 in Berlin) ist ein afrodeutscher Schauspieler, Journalist und Zeitzeuge des Nationalsozialismus.

Leben

Theodor Wonja Michael wurde am 15. Januar 1925 in Berlin als jüngster Sohn des Kameruner Kolonialmigranten Theophilius Wonja Michael und dessen deutscher Ehefrau Martha geb. Wegner geboren. Die Familie hatte noch drei weitere Kinder James (* 1916), Juliana (* 1921) und Christiana.

Seine Mutter stirbt bereits 1926. Er wächst als Halbwaise bei Pflegeeltern auf, die Betreiber einer Völkerschau sind und ihn dort ab 1927, zweijährig, als Komparsen einsetzen. 1934 stirbt sein Vater und die Geschwister werden getrennt. 1939 Abschluss der Volksschule. Eine Ausbildung kann er aufgrund der Nürnberger Rassengesetze nicht aufnehmen. Er arbeitet zunächst als Portier in einem Berliner Hotel, wird aber aufgrund einer Beschwerde eines Gastes über seine Hautfarbe entlassen. Die Einberufung zur Wehrmacht wird ebenfalls aufgrund seiner Hautfarbe zurückgezogen. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich als Zirkusdarsteller und als Komparse in Kolonialfilmen der UFA. Er spielte unter anderen in dem Film Münchhausen (mit Hans Albers, u.a.) eine kleinere Statistenrolle. Bis 1942 entstanden im Auftrag des Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda etwa 100 deutsche Kolonialfilme, die die deutsche Kolonialzeit glorifizierten. Die Filme wurden mit schwarzen Darstellern in Deutschland gedreht und boten schwarzen Deutschen und afrikanischen Migranten Beschäftigung und Schutz vor Verfolgung. Über die Intention der Filme war sich Theodor Wonja Michael im Klaren: „Wir waren die Mohren, die man da brauchte. Für uns war das eine Existenzfrage.“ [1] 1943 wird er zur Zwangsarbeit verpflichtet und bis zur Befreiung durch die Rote Armee im Mai 1945 in einem Arbeitslager in der Nähe von Berlin interniert.

Nach 1945 arbeitete er als Zivilangestellter bei den US amerikanischen Besatzungstruppen. Er holt das Abitur nach und studiert Politikwissenschaften in Hamburg und Paris mit Abschluss als Diplom-Volkswirt. Er arbeitet als Journalist und wird Chefredakteur der Zeitschrift „Afrika Bulletin“. Er war u.a. Regierungsberater der SPD und Lehrbeauftragter für die Deutsche Stiftung für Internationale Zusammenarbeit. Er übernimmt qualifizierte Schauspielrollen in Theater, Film, Fernsehen und Radio.

Seine noch lebenden Geschwister Juliane und James findet er erst in den 1960er Jahren wieder. Heute lebt er in Köln und ist ein aktives Mitglied der schwarzen deutschen Gemeinde.

Quellen

  1. Kantara, J: Schwarz sein und deutsch dazu. DIE ZEIT (18/1998).1998

Literatur

  • Fatima El-Tayeb: Schwarze Deutsche. Der Diskurs um 'Rasse' und nationale Identität 1890-1933. Campus, 2001 (google.com).
  • Kantara, John: Schwarz sein und deutsch dazu.Das ist in Deutschland noch immer - und schon wieder - alles andere als selbstverständlich. Gespräche mit schwarzen Deutschen. In: DIE ZEIT. 18. Jahrgang, 1998 (zeit.de).
  • Philp, Rowan: German of Color. Theodor Michael, Teaching Slavery's Lessons Anew. In: Washington Post Online. 23. Oktober 2000, S. C01.

Filme

  • Kantara, John: Blues in Schwarzweiß - vier schwarze deutsche Leben, 2001
  • Wangenheim von, Annette: Pagen in der Traumfabrik - Schwarze Komparsen im deutschen Spielfilm, 2001

Weblinks