Thomas Antonic

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Thomas Antonic trifft Gerald Ganglbauer beim Huberwirt in Stattegg, im Sommer 2020

Thomas Antonic (* 29. Mai 1980 in Bruck an der Mur) ist ein in Wien und San Francisco lebender österreichischer Literaturwissenschaftler, Autor und Musiker und Gründungsmitglied des 2009 gegründeten transnationalen und interdisziplinären Künstlerkollektivs William S. Burroughs Hurts.

Literaturwissenschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Bereich der Literaturwissenschaften sind seine Forschungsschwerpunkte die deutschsprachige Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts sowie trans- und postnationale Literaturtheorien.[1] Am Institut für Germanistik der Universität Wien arbeitet Antonic seit 2008 an einem Forschungsprojekt über den österreichischen Dramatiker Wolfgang Bauer. Seit 2014 führt er außerdem am Department of German Studies der University of California in Berkeley ein Forschungsprojekt über transnationale Beziehungen zwischen den Autorinnen und Autoren der US-amerikanischen Beat Generation und deutschsprachiger Literatur und Kultur durch. Seit 2017 leitet er das Forschungsprojekt Transnational Literature – The Beat Generation and Austria (FWF) am Institut für Germanistik der Universität Wien. Er veröffentlichte bislang zahlreiche wissenschaftliche Fachartikel, zwei Monographien und ist Herausgeber von Texten aus dem Nachlass Wolfgang Bauers (Der Geist von San Francisco, 2011, mit einem Vorwort von Elfriede Jelinek, sowie Der Rüssel, 2015) sowie der Werke des Wiener Schriftstellers, Schauspielers und Performance-Künstlers Joe Berger. Eine Biographie über die Beat-Poetin Ruth Weiss ist im Entstehen.[2]

Antonic äußerte sich auch als Literaturwissenschaftler zu Urheberrechtsproblemen, etwa im Fall Thomas Brunnsteiner, für den er ein Fachgutachten verfasste, gegen Urs Mannhart. Antonic behauptete in seiner Analyse, dass Mannharts Roman Bergsteigen im Flachland mit seinen Anleihe bei Brunnsteiners Reportageband Bis ans Eismeer ein klarer und schwerer Fall eines Plagiats sei.[3] Mannharts Verleger Joachim von Zepelin bezeichnete dieses Gutachten dagegen als »Freundschaftsdienst« für Brunnsteiner, mit dem Antonic Wissenschaft und Leser betrüge.[4] Auch das Handelsgericht in Zürich kam am 22. Juli 2015 zu dem Schluss, dass es sich um keine Urheberrechtsverletzung und um kein Plagiat handele. Brunnsteiner musste daraufhin seine Klage in einem Vergleich zurückziehen und sich verpflichten, 20.000 Schweizer Franken Schadenersatz an den Verlag Mannharts zu zahlen.[5] Antonic wehrte sich in der Tageszeitung Der Standard gegen diese Vorwürfe. Der Rechtsstreit endete am 7. November 2017 mit einem endgültigen Vergleich zum Vorteil Zepelins. Antonic verpflichtete sich, eine im Laufe dieser medialen Auseinandersetzung getätigte Behauptung, Zepelin habe die Mitgliedschaft von Thomas Brunnsteiner im Künstlerkollektiv William S. Burroughs Hurts erfunden, in Zukunft zu unterlassen, sowie die für Zepelin angefallenen Verfahrenskosten in Höhe von 11.000 Euro zu übernehmen.[6]

Schriftsteller und Musiker[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1997 ist er als Musiker, vor allem als Komponist, Texter, Schlagzeuger, Keyboarder und Sänger, in diversen Musikgruppen aktiv. Als Schriftsteller trat er mit kleineren Veröffentlichungen in Anthologien und Literaturzeitschriften erstmals um 2005 in Erscheinung. 2009 gründete er gemeinsam mit dem finnischen Künstler Janne Ratia das Künstlerkollektiv William S. Burroughs Hurts, das in mehreren künstlerischen Sparten aktiv ist. Ziel des Kollektivs ist es unter anderem, Kollaborationen zu betreiben, in welchen Genregrenzen, nationale Grenzen und individuelle Grenzen überschritten werden. So entstehen beispielsweise unter Beteiligung mehrerer Künstler aus mehreren Ländern Kunstwerke, die Musik, Film, Text und bildende Kunst beinhalten. Neben Antonic und Ratia sind immer wieder andere Künstler an den Projekten beteiligt und für kürzer oder länger Mitglied des Kollektivs.[7] So arbeitete etwa auch der amerikanische Musiker und Produzent Kramer mit dem Kollektiv und produzierte bislang sämtliche Tonträger der Gruppe.

Im Rahmen der Gruppe entstand 2013 auch der Debütroman Der Bär im Kaninchenfell, den Antonic gemeinsam mit Ratia verfasste und für den die finnisch-österreichische Künstlerin Tina Raffel zwölf Zeichnungen beisteuerte. Das Buch wurde von Antonic und Ratia auf Englisch verfasst und von Antonic ins Deutsche übertragen.[8] Es enthält außerdem einen Soundtrack mit Songs von William S. Burroughs Hurts. 2014 erschien das zweite Buch mit dem Titel JOE: 9/11. In einem literaturwissenschaftlichen Beitrag zur Rezeption der Beat-Literatur in Österreich hält Antonic selbst diese Kollaborationen, sowie seine selbstständigen künstlerischen Projekte, für die einzigen zeitgenössischen Beispiele für die literarische Vermittlung einer Beat-Ästhetik im deutschsprachigen Raum.[9]

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literarische Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • J’accuse bullshit—2: Ein Literatur-Hokuspokus, in dem weitere avancierte Pseudo-Avantgardist/inn/en angefurzt werden. In: perspektive. Hefte für zeitgenössische Literatur. Nr. 82–83, Juli 2015. ISSN 1021-9242, S. 105–124.
  • J' accuse bullshit! In: perspektive. Hefte für zeitgenössische Literatur. Nr. 78–79, 2014. ISSN 1021-9242, S. 48–58.
  • Die Phantominsel San Borondón und warum auch ich sie nicht ausfindig machen konnte. In: perspektive: Hefte für zeitgenössische Literatur. Nr. 74–75, Juli 2013. ISSN 1021-9242, S. 34–47.

Literaturwissenschaftliche Monographien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herausgeberschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hegemonie und Literatur(wissenschaft) – Machtstrukturen im literarischen Feld. Hg. v. Thomas Antonic, Renata Cornejo und Karin S. Wozonig. Wien: Praesens, 2017. (= Aussiger Beiträge. Germanistische Schriftenreihe aus Forschung und Lehre. 10.), ISBN 978-3-7069-0941-9
  • Joe Berger: Hirnhäusl. Prosatexte aus dem Nachlaß und verstreut Publiziertes. Ritter, ISBN 978-3-85415-443-3
  • 'DENKEN SIE!' Interdisziplinäre Studien zum Werk von Joe Berger. Ritter, 2010, ISBN 978-3-85415-457-0
  • Wolfgang Bauer: Der Geist von San Francisco. Verstreut publizierte und nachgelassene Texte. Ritter, 2011, ISBN 978-3-85415-470-9
  • Joe Berger: Von Bestsellern und riesengroßen Brüsten. Die Märchen. Ritter, 2012, ISBN 978-3-85415-480-8
  • Wolfgang Bauer: Der Rüssel. Szenische Texte aus dem Nachlass. Ritter, 2015, ISBN 978-3-85415-530-0

Tonträger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit Heumond aus Mitteleuropa: Aus dem Sumpf kommt ein Monster mit einer Fischhaut... ...und das ist Liebe, CD, Pumpkin Records, 2008.
  • mit William S. Burroughs Hurts: Flat Cat Bonfire, CD, Absurdia Records, 2011.
  • mit William S. Burroughs Hurts: What Is This Piece Of Shit?, EP, Eigenverlag, 2011.
  • mit William S. Burroughs Hurts: Four Guys Chopped Off Their Feet, Vinyl Split-EP (gemeinsam mit mylittletale), Absurdia Records, 2012.
  • mit William S. Burroughs Hurts: Limits Of Control, CD, Absurdia Records, 2013.
  • mit William S. Burroughs Hurts: Fat Cat Bonfire, CD, Moloko+, 2019.

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thomas Antonic ist Mitglied der IG Autorinnen Autoren, des European Beat Studies Network (EBSN), der German Studies Association (GSA) und weiteren literaturwissenschaftlichen Vereinigungen.

Anerkennungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Autorenlexikon Literaturport.de, aufgerufen am 28. Mai 2014
  2. ebsn.eu, aufgerufen am 3. Januar 2021
  3. Thomas Antonic: Was ist ein Plagiat - und was nicht?
  4. Joachim von Zepelin: Flachsteigen im Bergland. Abgerufen am 10. Juli 2016.
  5. journal-b.ch, aufgerufen am 23. Juli 2015
  6. derstandard.at, aufgerufen am 3. Januar 2021
  7. Autorenlexikon Literaturport.de, aufgerufen am 28. Mai 2014
  8. Martin Thomas Pesl: "Alles ein Unfall." In: Wiener, März 2014, S. 70
  9. Thomas Antonic: Ginsberg, Where Are You? - The Reception of Beat Literature in Austria. In: Harri Veivo, Petra James, Dorota Walczak-Delanois (Hrsg.): Beat Literature in a Divided Europe. Brill Rodopi, Leiden / Boston 2019, ISBN 978-90-04-36412-7, S. 248.
  10. (Memento des Originals vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.botstiber.org
  11. Kulturserver Graz »Kulturamt » Preise » Literaturfoerderungspreis der Stadt Graz ». Abgerufen am 13. November 2017.
  12. Steirische Forschungspreise verliehen. In: ORF.at. 29. November 2019, abgerufen am 1. Dezember 2019.