Ticinosuchus

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Ticinosuchus

Kopie der Gesteinsplatte mit dem Typusexemplar von Ticinosuchus ferox

Zeitliches Auftreten
Mitteltrias (Oberes Anisium)
ca. 240 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Diapsida
Archosauromorpha
Archosauria
Pseudosuchia
Suchia
Ticinosuchus
Wissenschaftlicher Name
Ticinosuchus
Krebs, 1965
Art
  • Ticinosuchus ferox KREBS, 1965

Ticinosuchus ist eine Gattung ausgestorbener Archosaurier und gehört jener Entwicklungslinie an, die zu den modernen Krokodilen führt (→ Crurotarsi). Seine fossilen Überreste sind aus der Mittleren Trias der Alpen bekannt.

Die einzige Art der Gattung ist Ticinosuchus ferox. Ihr Holotyp wurde in der sogenannten „Grenzbitumenzone“, einem Horizont des oberen Anisiums des Monte San Giorgio im schweizerischen Tessin entdeckt und 1965 von Bernard Krebs erstmals wissenschaftlich beschrieben. Es handelt sich zwar um ein vollständiges und weitgehend zusammenhängendes, aber relativ stark verdrücktes Skelett, was die Bestimmung erschwerte.[2]

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name Ticinosuchus setzt sich zusammen aus dem italienischen Wort Ticino, das den Fluss Tessin und den gleichnamigen Schweizer Kanton bezeichnet, und dem griechischen Wort σοῦχος (souchos) für Krokodil.[3]

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeichnerische Lebendrekonstruktion von Ticinosuchus

Ticinosuchus war etwa 2,5 Meter lang und sein Körperbau hatte einige Gemeinsamkeiten mit dem heutiger Krokodile. Sein Rücken war entlang der Wirbelsäule mit kleinen Knochenplatten bedeckt. Der Schädel ist pfeilförmig.[1] Der Bau des Beckens zeigt, dass seine Beine, im Unterschied zu den Krokodilen, unter dem Körper fast senkrecht standen, was ihn vermutlich zu einem schnellen Läufer machte.[4]

Die Ausbildung seines Gebisses sowie Knochenfunde in der Körperhöhle weisen darauf hin, dass Ticinosuchus sehr wahrscheinlich ein Fleischfresser war und sich unter anderem von Fischen ernährte. Aufgrund der Fundorte in marinen Sedimenten (Meeresablagerungen) der europäischen Tethys muss sein Lebensraum die damalige Südküste Europas umfasst haben.[2]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ticinosuchus gilt als einer der möglichen Verursacher des bekannten Spurenfossils Chirotherium.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bernard Krebs, 1965. Ticinosuchus ferox nov. gen. nov. sp. Ein neuer Pseudosuchier aus der Trias des Monte San Giorgio. Schweizerische Palaontologische Abhandlungen 81:1-140.
  • W.D. Sill, 1974. The anatomy of Saurosuchus galilei and the relationships of the rauisuchid thecodonts. Bulletin of the Museum of Comparative Zoology 146:317-362.
  • Stephan Lautenschlager, Julia Brenda Desojo, 2011. Reassessment of the Middle Triassic rauisuchian archosaurs Ticinosuchus ferox and Stagonosuchus nyassicus. Paläontologische Zeitschrift 85:357-381

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ticinosuchus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Stephan Lautenschlager, Julia Brenda Desojo: Reassessment of the Middle Triassic rauisuchian archosaurs Ticinosuchus ferox and Stagonosuchus nyassicus. In: Paläontologische Zeitschrift. 85. Jahrgang, 2011, S. 357–381, doi:10.1007/s12542-011-0105-1 (springer.com).
  2. a b Sterling J. Nesbitt: The Early Evolution of Archosaurs: Relationships and the Origin of Major Clades. In: Bulletin of the American Museum of Natural History. 352. Jahrgang, 2011, S. 1–292, doi:10.1206/352.1 (amnh.org [PDF]).
  3. Ticinosuchus auf wissenschaft-online.de
  4. Palmer, D. (Hrsg.): The Marshall Illustrated Encyclopedia of Dinosaurs and Prehistoric Animals. Marshall Editions, London 1999, ISBN 1-84028-152-9, S. 95.
  5. Hartmut Haubold: Die Saurierfährten Chirotherium barthii Kaup, 1835 - das Typusmaterial aus dem Buntsandstein bei Hildburghausen/Thüringen und das „Chirotherium-Monument“. Veröffentlichungen des Naturhistorischen Museums Schleusingen. 21, 2006, S. 3–31