Tony Rominger

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Tony Rominger
Tony Rominger bei Paris–Nizza 1993
Tony Rominger bei Paris–Nizza 1993
Zur Person
Geburtsdatum 27. März 1961 (63 Jahre)
Nation Schweiz Schweiz
Disziplin Strasse
Fahrertyp Rundfahrer
Körpergrösse 175 cm
Renngewicht 65 kg
Karriereende 1997
Internationale Team(s)
1986
1987–1990
1991
1992–1993
1994–1996
1997
Cilo-Aufina
Supermercati Brianzoli / Chateau d’Ax
Toshiba
CLAS-Cajastur
Mapei
Cofidis
Wichtigste Erfolge

Vuelta a España 1992, 1993, 1994
Giro d’Italia 1995
Giro di Lombardia 1989, 1992

Letzte Aktualisierung: 21. August 2020
Tony Rominger

Tony Rominger (* 27. März 1961 in Vojens, Dänemark) ist ein ehemaliger Schweizer Radrennfahrer.

Radsportkarriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tony Rominger wurde in Dänemark als Sohn einer dänischen Mutter und eines Schweizer Vaters geboren.[1] Später zog er mit seinem Vater in die Schweiz, wo Rominger, der zunächst den Beruf des Buchhalters erlernte, zum Radsport kam.[2]

1984 hatte Rominger seinen ersten internationalen Erfolg, als er beim Cinturón a Mallorca den Prolog und eine Etappe gewann. 1985 wurde er Zweiter der Ostschweizer Rundfahrt und 16. im Amateurrennen der UCI-Straßen-Weltmeisterschaften. Hieraus erhielt er im Jahr darauf, mit 25 Jahren seinen ersten Profivertrag bei Cilo-Aufina.[3]

1989 gewann Rominger erstmals einen Klassiker, die Lombardei-Rundfahrt. In den darauffolgenden Jahren entwickelte er sich zu einem Allrounder und gewann 1992 erstmals die Vuelta a España, wo er bis 1994 als erster Radprofi überhaupt dreimal in Folge gewann; 1995 gewann er auch den Giro d’Italia.

Bei der Tour de France unterlag Rominger hingegen immer wieder Miguel Indurain, konnte den Spanier 1993 allerdings immerhin in dessen Spezialdisziplin, dem Einzelzeitfahren, schlagen. Er wurde Zweiter in der Gesamtwertung und gewann die Bergwertung. Im Jahr 1996 belegte Rominger bei der Heim-Weltmeisterschaft im Zeitfahren den dritten Rang. Im selben Jahr belegte er bei den Olympischen Spielen in Atlanta im Strassenrennen Platz fünf.

1994 nahm Rominger seinem Rivalen Indurain den Stundenweltrekord ab und verbesserte die in einer Stunde zurückgelegte Wegstrecke im Stadium Vélodrome de Bordeaux Lac mit einer Spezialmaschine auf über 55 Kilometer.[4]

Nach einem Schlüsselbeinbruch aufgrund eines Sturzes auf der dritten Etappe der Tour de France 1997 beendete Tony Rominger seine Karriere als Radprofi.

Dopingverdacht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rominger wurde während seiner Karriere nie positiv auf Dopingmittel getestet und auch sonst nicht verbotener Dopingmethoden überführt. Im Zuge der Ermittlungen und der Verurteilung des italienischen Sportarztes Michele Ferrari wegen des Dopings von Radsportlern mit EPO wurde jedoch auch der Name von Tony Rominger genannt. Die Zeit nannte ihn damals Ferraris «wichtigsten nicht überführten Schüler neben Lance Armstrong».[5][6] So soll nach Erkenntnissen aus dem Jahr 2012 Geld von Konten Romingers Sportmarketing-Firma auf ein Schweizer Konto geflossen sein, auf das Ferrari Zugriff hatte. Rominger gab an, die Zusammenarbeit mit Ferrari habe sich auf die Erstellung von Trainingsplänen beschränkt, und stritt jegliches Doping ab.[7] David Millar, 1997 Teamkollege von Rominger bei Cofidis, berichtet in seiner Autobiografie von einem gemeinsamen Treffen in Manchester, an dem auch Dr. Ferrari zugegen gewesen sei. Auf Millars Frage, ob es möglich sei, Profiradrennen auch ohne EPO zu gewinnen, habe Rominger geantwortet, Klassiker wohl schon, die Tour de France nicht. Er soll geantwortet haben: «Du kannst nicht drei Wochen gegen Typen antreten, die auf EPO sind.»[8][9]

Beruf und Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Ende seiner Karriere 1997 war Rominger zeitweilig als Radsportkommentator für den TV-Sender Eurosport tätig, gemeinsam mit Klaus Angermann.[10] Nach seinem Rücktritt arbeitete er bis 2004 bei der internationalen Sportleragentur IMG.[6] Er managte rund 20 Radrennfahrer, unter anderem Matthias Kessler, Patrik Sinkewitz, Andreas Klöden und Alexander Winokurow[11]; Kessler, Sinkewitz und Winokurow wurden 2007 des Dopings überführt. 2004 organisierte Rominger die Tour de Suisse. Als langjähriger Freund und Manager bewog er den Strassenradweltmeister von 2009 in Mendrisio und späteren Sieger der Tour de France 2011, Cadel Evans, 2010 zum BMC Racing Team zu wechseln.[12]

Rominger hat zwei Kinder aus einer früheren Ehe und war seit dem 18. Mai 2009 mit der Schweizer Sängerin und Moderatorin Francine Jordi verheiratet. Ende Mai 2011 wurde bekannt, dass sich die beiden getrennt haben.[13] 2014 wurde er zum dritten Mal Vater.[14]

Er ist weiterhin in der Schweiz ein Star, über dessen Privatleben in den dortigen Boulevard-Blättern ausführlich berichtet wird.[15]

Im Oktober 2011 wurde öffentlich, dass Rominger gemeinsam mit anderen Schweizer Radsport-Enthusiasten zu den Initiatoren eines Radsport-Leistungszentrums in Solothurn gehört. Zu diesem Zwecke wurde eine Stiftung gegründet, die sich auch um die Ausrichtung der UCI-Strassen-Weltmeisterschaften im Jahre 2017 bewerben wollte.[16][17] 2019 schied Rominger aus dem Stiftungsrat aus.[18]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erfolge (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grand Tours-Platzierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grand Tour198619871988198919901991199219931994199519961997
Maglia Rosa Giro d’ItaliaGiro97DNF44DNF1
Gelbes Trikot Tour de FranceTour68572DNF810DNF
Goldenes Trikot Vuelta a EspañaVuelta16111338
Legende: DNF: did not finish, aufgegeben oder wegen Zeitüberschreitung aus dem Rennen genommen.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Tony Rominger – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vendt Christensen: Rominger, Tony (Memento vom 7. Mai 2014 im Internet Archive). In: cyclingstars.dk. 8. Dezember 2004 (dänisch).
  2. Buchhalter im Sattel. In: Der Spiegel. 10. Juli 1995, abgerufen am 25. Januar 2014.
  3. Deutscher Radsport-Verband der DDR (Hrsg.): Der Radsportler. Nr. 16/1986. Berlin 1986, S. 5.
  4. Stundenweltrekord von Tony Rominger. In: SRF. 5. November 1994, abgerufen am 25. Januar 2014.
  5. Rico Czerwinski: Romingers Qualen. Zeit Online, 30. Juni 2005, abgerufen am 25. Januar 2014.
  6. a b Dario Venutti: Vom Verdacht verfolgt. In: Basler Zeitung. 10. November 2012, abgerufen am 25. Januar 2014.
  7. Tony Rominger wehrt sich gegen Vorwürfe (Memento vom 30. Oktober 2012 im Internet Archive). In: Blick. 28. Oktober 2012.
  8. David Millar: Vollblutrennfahrer. Covadonga Verlag, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-936973-71-6, S. 105.
  9. Feargal McKay: Racing through The Dark, by David Millar. In: podiumcafe.com. 17. Juni 2011 (Buchbesprechung).
  10. Die Stimme der Tour: Klaus Angermann wird heute 75. In: rad-net.de. 24. Juni 2013, abgerufen am 25. Januar 2014.
  11. Tony Rominger «schockiert und enttäuscht». In: Neue Zürcher Zeitung. 25. Juli 2007, abgerufen am 25. Januar 2014.
  12. Wie kommt eigentlich Cadel Evans zu BMC? In: dewielersite.net. 7. November 2009, abgerufen am 25. Januar 2014.
  13. Liebes-Aus bei Francine Jordi. In: Glanz & Gloria (SRF). 29. Mai 2011, abgerufen am 29. Juni 2022 (Video).
  14. Dominik Hug: Sind Sie ein Rabenvater, Tony Rominger? In: Blick. 20. Oktober 2014.
  15. Warum versteckt er seine neue Liebe? In: Blick. 15. Oktober 2012, abgerufen am 25. Januar 2014.
  16. Stiftungsräte (Memento vom 1. Februar 2014 im Internet Archive). Stiftung Leistungszentrum Solothurn.
  17. Marcel Segessemann: Kandidatur der Stadt Solothurn für die WM 2017 in der Schweiz? In: cykelsiderne.net. 14. Oktober 2011, abgerufen am 25. Januar 2014.
  18. Stiftung Leistungszentrum Solothurn. In: Schweizerisches Handelsamtsblatt. 7. März 2019 (via Moneyhouse).
  19. Credit Suisse Sports Awards. Abgerufen am 25. Januar 2014.