Uchtdorf

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Uchtdorf
Koordinaten: 52° 25′ N, 11° 45′ OKoordinaten: 52° 24′ 52″ N, 11° 44′ 45″ O
Höhe: 37 m ü. NHN
Fläche: 8,57 km²
Einwohner: 259 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 30 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Mai 2010
Postleitzahl: 39517
Vorwahl: 03935
Uchtdorf (Sachsen-Anhalt)
Uchtdorf (Sachsen-Anhalt)

Lage von Uchtdorf in Sachsen-Anhalt

Uchtdorf ist eine Ortschaft und ein Ortsteil der Stadt Tangerhütte im Süden des Landkreises Stendal in Sachsen-Anhalt.[2]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Uchtdorf, ein erweitertes Rundplatzdorf mit Kirche,[3] liegt 4½ Kilometer südwestlich von Tangerhütte unmittelbar östlich der Colbitz-Letzlinger Heide am Südrand der Altmark. [4]

Durch das Dorf fließt der Uchtdorfer Mühlengraben, ein Quellbach des Tangers, nach Osten in den Sandbeiendorfer Tanger, der nach Norden in den Mahlwinkler Tanger strömt, der später zusammen mit anderen Bächen nördlich von Tangerhütte den Vereinigten Tanger bildet.[4]

Das flache Gebiet um Uchtdorf ist durch die fächerförmig in Richtung Norden fließenden Tanger-Quellbäche gekennzeichnet. An die Gemarkung grenzen im Osten Teile der Gemarkungen „Uchtdorf-Burgstall“ und „Uchtdorf-Cröchern“, die zum Landkreis Börde gehören, der auch an den Westen und Süden und Gemarkung Uchtdorf grenzt.[4]

Zur Gemarkung Uchtdorf gehört ein Waldgebiet nordwestlich des Dorfes, das Teil des Naturschutzgebietes Mahlpfuhler Fenn im Landschaftsschutzgebiet „Uchte-Tangerquellen und Waldgebiete nördlich Uchtspringe“ ist. Dort liegen die etwa 66 Meter hohen Hüselberge und der Teufelskeller mit Dünenwällen aus der letzten Eiszeit.[5]

Nachbarorte sind Burgstall im Westen, Mahlpfuhl im Nordosten, Mahlwinkel im Südosten und Sandbeiendorf im Südwesten.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf wurde im Jahre 1305 erstmals erwähnt, als eine Urkunde in dem dorpe Uchtdorp ausgestellt wurde.[6][3] Weitere Nennungen sind 1359 vchtorp,[3] 1375 Vchdorpp und Uchttorp,[7] 1540 Uchdorf, 1687 Vchtorff und 1801 das Dorf Uchtdorf mit Wassermühle, Krug, Nebenzollamt, einer Schmiede und einem Rademacher.[8]

Für das Jahr 1600 sind Pfarrer und Küster, für 1768 ein Lehrer in Uchtdorf bezeugt.

1610 wurde die Wassermühle (Tangermühle) erstmals erwähnt. Neben der Landwirtschaft spielte in der Vergangenheit auch das Handwerk eine Rolle in Uchtdorf, des Weiteren gab es einen Holzhandelsbetrieb. Einige Bewohner arbeiteten als Hüttenarbeiter in der Mitte des 19. Jahrhunderts errichteten Eisenhütte im benachbarten Vaethen (1928 in Tangerhütte umbenannt). Nach dem Bau der Chaussee nach Vaethen (1896) siedelten sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Dampfmolkerei und eine Ziegelei an.[9]

Archäologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die archäologischen Funde aus der Zeit der Jastorf-Kultur zeigen, dass die Region schon um 600 v. Chr. besiedelt war.[10] Im Jahre 1953 wurde auf dem Steinberg, in einer Quarzsandgrube im Norden des Dorfes, bei einer Notbergung im Gelände eines Urnenfriedhofes der Jastorf-Kultur unter anderem eine konische Schale geborgen.[10] 1955 wurden keramische Gefäße aus der späten Kaiserzeit geborgen.

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich gehörte das Dorf Uchtdorf zum Tangermündeschen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Von 1807 bis 1813 lag es im Kanton Burgstall auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen kam die Gemeinde 1816 zum Kreis Wolmirstedt.[3]

Am 25. Juli 1952 kam die Gemeinde Uchtdorf zum Kreis Tangerhütte. Nach dessen Auflösung gehörte Uchtdorf ab 1. Januar 1988 zum Kreis Stendal und schließlich ab 1. Juli 1994 wieder zum Landkreis Stendal.[11]

In einem Gebietsänderungsvertrag zwischen der Stadt Tangerhütte und allen Mitgliedsgemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Tangerhütte-Land wurde deren Eingemeindung nach Tangerhütte geregelt. Dem Vertrag stimmte der Gemeinderat Uchtdorf am 19. Mai 2010 zu. Er wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und die Eingemeindung trat am 31. Mai 2010 in Kraft.[12] So wurde Uchtdorf eine Ortschaft und ein Ortsteil der „Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte“.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1734 204
1772 088
1790 248
1798 287
1801 290
1818 308
1840 377
Jahr Einwohner
1864 440
1871 425
1885 425
1895 429
1905 465
1925 408
1939 384
Jahr Einwohner
1946 562
1964 425
1971 413
1981 376
1993 345
2006 285
2013 [00]269[13]
Jahr Einwohner
2014 [00]265[13]
2018 [00]256[14]
2019 [00]259[14]
2020 [00]254[15]
2021 [00]255[15]
2022 [0]250[1]
2023 [0]259[1]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 2006:[3]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsbürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Michael Grupe ist Ortsbürgermeister der Ortschaft Uchtdorf.[20]

Ortschaftsrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Ortschaftsratswahl am 26. Mai 2019 stellten sich die Wählergemeinschaft Uchtdorf und ein Einzelbewerber zur Wahl. Die Wählergemeinschaft gewann 3 Sitze.[20]

Gewählt wurden drei Ortschaftsrätinnen und ein Rat. Der Ortschaftsrat wählte den Einzelbewerber Michael Grupe zum Ortsbürgermeister.[20] Die Wahlbeteiligung ist nicht veröffentlicht worden.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die evangelische Dorfkirche Uchtdorf, ein romanischer Feldsteinsaal aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, wurde 1720 um einen Fachwerkaufsatz auf den Turm erweitert. Bei der Restaurierung im Jahre 1950 sind Wandmalereien aus der Zeit um 1250 freigelegt worden. Zu erkennen ist ein thronender Jesus zwischen 4 Evangelisten und 12 Aposteln.[21] Die Kirche steht auf dem Ortsfriedhof.
  • Auf dem Ortsfriedhof für vier unbekannte KZ-Häftlinge eines Todesmarsches aus dem KZ Dora-Mittelbau bestattet, die im April 1945 an der Chaussee nach Mahlwinkel ermordet, an verschiedenen Stellen verscharrt und erst 1947 hier beigesetzt wurden.
  • In Uchtdorf steht ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges, eine aufgerichtete Granitstele mit einem großen Eisernen-Kreuz-Zeichen im oberen Bereich.[22]
  • Sehenswert ist das NaturschutzgebietMahlpfuhler Fenn“ mit seltenen Tier- und Pflanzenarten.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Feuerwehrhaus Uchtdorf

In Uchtdorf sind einige Gewerbetreibende ansässig (Fliesenleger, Elektro-Installationsbetrieb, Autohaus, Automechaniker, Trockenbau und eine Metallbau-Firma).

Im Rahmen der Dorferneuerung wurden in den letzten Jahren das Dorfgemeinschaftshaus mit Sport- und Freizeitcenter, zwei Garagen für die Freiwillige Feuerwehr und Arztzimmer ausgebaut, Gehwege und Straßen neu gebaut bzw. umgestaltet sowie die Straßenbeleuchtung erneuert.

Die Freiwillige Feuerwehr, Sportverein und Landfrauenverein prägen das Gemeindeleben, sie sind Träger der Dorf-, Kinder- und Sportfeste.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Uchtdorf aus führen Landstraßen nach Tangerhütte, nach Dolle an der Bundesstraße 189, nach Mahlwinkel und nach Rogätz an der Elbe (Fähre). Es verkehren Linienbusse und Rufbusse der Regionalverkehr Westsachsen (RVW) unter dem Markennamen stendalbus. Die nächsten Bahnhöfe befinden sich in Tangerhütte und Mahlwinkel an der Bahnstrecke Magdeburg–Wittenberge.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2255–2259, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 102, 51. Uchtdorf (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Uchtdorf – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Birgit Schulze: So wenig Babys wie noch nie. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker (E-Paper). 13. Januar 2024, DNB 1002381223, S. 18.
  2. Stadt Tangerhütte: Hauptsatzung der Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte. 15. Dezember 2020, §17 Ortschaftsverfassung (tangerhuette.de [PDF; 399 kB; abgerufen am 17. Januar 2021]).
  3. a b c d e Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2255–2259, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  4. a b c d Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Erwin Mücke, Max Linke: Zur Dünenbildung in der südöstlichen Altmark. In: Hercynia. Band 4, 1967, S. 426–438 (zobodat.at [PDF]).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 15. Berlin 1858, S. 52 (Digitalisat).
  7. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 365.
  8. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 283 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000305~SZ%3D00318~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  9. Ortschaft Uchtdorf. In: tangerhuette.de. Abgerufen am 21. März 2021.
  10. a b Hermann Behrens: Die wichtigsten Fundmeldungen des Jahres 1953 aus dem Jahre 1953 (= Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 39). 1955, S. 205–206.
  11. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 344, 347.
  12. Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag zur Bildung der neuen Stadt Tangerhütte aus allen Mitgliedsgemeinden der Verwaltungsgemeinschaft „Tangerhütte-Land“. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 20. Jahrgang, Nr. 13, 30. Mai 2010, ZDB-ID 2665593-7, S. 183–194, §1, §7 (landkreis-stendal.de [PDF; 2,0 MB; abgerufen am 6. Januar 2021]).
  13. a b Birgit Schulze: Abwärtstrend wird gebremst. In: Stendaler Volksstimme. 14. Januar 2015, S. 20.
  14. a b Birgit Schulze: Tangerhütte schrumpft wieder. In: Stendaler Volksstimme. 13. Januar 2020, S. 20.
  15. a b Birgit Schulze: Tangerhütte verliert weiter Einwohner. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 13. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 17.
  16. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 127 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  17. Pfarrbereich Colbitz. Abgerufen am 21. Februar 2021.
  18. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 19 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  19. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 21. März 2021.
  20. a b c Stadt Tangerhütte: Bürgerinfoportal Tangerhütte, Ortschaftsrat Uchtdorf. In: bi.tangerhuette.de. Abgerufen am 21. März 2021.
  21. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 499.
  22. Uchtdorf, Stadt Tangerhütte. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. Januar 2020, abgerufen am 1. Oktober 2022.