Universität für angewandte Kunst Wien

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Universität für angewandte Kunst Wien
Gründung 1867
Trägerschaft staatlich
Ort Wien, Österreich
Rektor Gerald Bast
Studierende 1.689 (Wintersemester 2016)[1]
Mitarbeiter 748 (31.12.2015)[2]
davon Professoren 35
Website www.dieangewandte.at

Die Universität für angewandte Kunst („die Angewandte“) in Wien ist eine Universität für Bildende und Mediale Kunst, Architektur und andere angewandte Künste wie Grafikdesign, Industriedesign oder Modedesign. Das Hauptgebäude befindet sich im 1. Bezirk, am Oskar-Kokoschka-Platz (bis 1980 Kopalplatz)/Ecke Stubenring 3, dem Museum für angewandte Kunst (MAK) direkt benachbart.[3]

Im Bereich der Architektur greift die Universität für angewandte Kunst auf ein Meisterklassenprinzip zurück, obwohl dieses offiziell durch die Universitätsreform 2002 abgeschafft wurde. Kazuyo Sejima, Greg Lynn und Hani Rashid führen im Rahmen des von Klaus Bollinger geleiteten Instituts für Architektur die Studios Architekturentwurf 1–3 und lehren die Studenten den Umgang mit neuer Architektur und deren Präsentation.[4]

Die Universität für angewandte Kunst gründete 1984 auf Initiative von Peter Weibel und dem damaligen Rektor Oswald Oberhuber die erste Meisterklasse für Medienkunst im deutschsprachigen Raum. Seit 2001 wird die Meisterklasse als Abteilung Digitale Kunst geführt und seit 2010 von der Medienkünstlerin Ruth Schnell geleitet.

Für die Universität für angewandte Kunst gilt eine Aufnahmebeschränkung mit Eignungsprüfung. Aufgenommen werden soll aber jeder, der Potential hat.

Kunstgewerbeschule und Museum, ursprüngliche Ansicht (1880)

Geschichte

Das Gebäude vom Stubenring aus
Der Trakt von Karl Schwanzer am Wiental

Am 7. März 1863 erfolgte die Gründung des k.k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie (gewöhnlich nur als Österreichisches Museum bezeichnet) nach langjährigen Bemühungen Rudolf Eitelbergers durch Kaiser Franz Joseph auf Initiative von Erzherzog Rainer. Rudolf von Eitelberger, erster Professor für Kunstgeschichte an der Universität Wien, wurde zum Direktor bestellt. Das Museum folgte im Wesentlichen dem Vorbild des 1852 gegründeten South Kensington Museum (heute Victoria & Albert Museum) in London und sollte als Vorbildersammlung für Künstler, Industrielle und Publikum und als Aus- und Weiterbildungsstätte für Entwerfer und Handwerker dienen.

1866–1871 wurde der Museumsbau am kurz zuvor neu angelegten Stubenring 5 nach den Plänen von Heinrich Ferstel im Renaissancestil errichtet. Es war der erste am Ring errichtete Museumsbau. 1867 fand die Gründung der k.k. Kunstgewerbeschule des k.k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie statt, 1868 in der ehemaligen Gewehrfabrik, 9., Währinger Straße 11–13/Schwarzspanierstraße 17 (heute das 1886 neu gebaute Anatomische Institut der Medizinischen Universität Wien), untergebracht. Damit waren theoretische und praktische Ausbildung vereint. Es erfolgte eine konsequente – räumliche und institutionelle – Trennung von künstlerischer und kunstgewerblicher Ausbildung.

Am 4. November 1871[5] wurde der Museumsneubau am Stubenring eröffnet. Dort konnten Objekte permanent und nach Materialschwerpunkten gegliedert aufgestellt werden. Auch die Kunstgewerbeschule zog hier ein. 1875–1877 folgte die Errichtung eines angrenzenden Neubaus für die Kunstgewerbeschule am Stubenring 3, ebenfalls nach Plänen von Heinrich Ferstel.

1897 übernahm Arthur von Scala, bis dahin Direktor des k. k. Orientalischen Museums (später Handelsmuseum), die Leitung des Museums für Kunst und Industrie und gewann Otto Wagner, Felician von Myrbach, Koloman Moser, Josef Hoffmann und Alfred Roller als Mitarbeiter des Museums und der Kunstgewerbeschule.

Der Minervabrunnen am Stubenring

Infolge der Auseinandersetzungen zwischen Scala und dem Kunstgewerbeverein (1884 gegründet), der seinen Einfluss auf das Museum schwinden sah, legte Erzherzog Rainer 1898 sein Amt als Protektor nieder, und es wurden mit Entschließung vom 28. November 1898 neue Statuten genehmigt.[6] 1900 wurde die Administration von Museum und Kunstgewerbeschule getrennt.

1906–1908 entstand der Museums-Erweiterungsbau in der Weiskirchnerstraße 3 von Ludwig Baumann. 1909 kam es zur Trennung von Kunstgewerbeschule und Museum für Kunst und Industrie.

1919 folgte im nunmehr republikanischen Österreich die Umbenennung in Kunstgewerbeschule des österreichischen Museums für Kunst und Industrie. Ab 1921 wurde die Kunstgewerbeschule des österreichischen Museums für Kunst und Industrie als Bundeslehranstalt und ab 1931 als Bundesanstalt bezeichnet.

1937 erfolgte unter der Diktaturregierung Schuschnigg die Umbenennung in Staatliche Kunstgewerbeschule Wien, 1941 unter der NS-Diktatur in Reichshochschule für angewandte Kunst Wien, 1945 nach Wiedererrichtung der Republik Österreich in Hochschule für angewandte Kunst Wien und 1948 in Akademie für angewandte Kunst Wien.

1962–1965 entstand der Erweiterungsbau der Akademie am späteren Oskar-Kokoschka-Platz nach dem Entwurf von Karl Schwanzer. 1970 wurde die Angewandte zur Hochschule aufgewertet, 1971 fand die Umbenennung in Hochschule für angewandte Kunst statt, mit 1. Oktober 1998 wurde die Hochschule gemäß dem Bundesgesetz über die Organisation der Universitäten der Künste (KUOG) zur Universität.[7][8]

Namen der Schule seit ihrer Gründung

  • 1868–1918: Kunstgewerbeschule des K. K. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie
  • 1919–1937: Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie
  • 1937–1941: Staatliche Kunstgewerbeschule in Wien
  • 1941–1945: Reichshochschule für angewandte Kunst Wien
  • 1945–1948: Hochschule für angewandte Kunst Wien
  • 1948–1970: Akademie für angewandte Kunst in Wien
  • 1970–1998: Hochschule für angewandte Kunst in Wien[9]
  • seit 1999: Universität für angewandte Kunst Wien[10]

Direktoren (bzw. ab 1949 „Präsidenten“)

Studienrichtungen

Diplomstudien (Mag. arch., Mag. art.)

Bachelor Studies (BA — Bachelor of Arts)

Master Studies (MA — Master of Arts)

Doktoratsstudien

  • Doktorat (6 Semester)[12]
    • Dr. phil., Dr. rer. nat., Dr. techn.
    • Doctor of Philosophy in Art[13]

Post Graduate Studies

Art & Economy

Art & Economy

Art & Economy ist ein berufsbegleitender, postgradualer Universitätslehrgang mit Bezug auf Kunst und Ökonomie und dauert insgesamt 4 Semester.[14] Die Ausbildung richtet sich an Kunst- und Kulturschaffende auf dem Weg zur Selbständigkeit, Absolventen von kunst- oder kulturtheoretischen Studien sowie Personen, die im Bereich Kunst- und Kulturmanagement tätig werden wollen.[15]

Exhibition and Cultural Communication Management

Exhibition and Cultural Communication Management ist ein postgradualer Lehrgang mit dem Ziel der wissenschaftlichen Fundierung und Professionalisierung der Kulturarbeit im erweiterten Museums- und Ausstellungsfeld und dauert insgesamt 4 Semester.[16]

Urban Strategies

Urban Strategies ist ein postgradualer Lehrgang, der dem Thema Stadt als Handlungsfeld von Architekturproduktion in den Schwerpunkten Forschung und Entwurf nachgeht und dauert insgesamt 3 Semester.[17]

Modeklasse

Im Rahmen des Studienganges Modedesign wird seit 1980 die Leitung der sogenannten Modeklasse (Meisterklasse für Mode) einem prominenten Modedesigner als 'Professor auf Zeit’ übertragen.[18] Das Fach Mode war an der damaligen Kunstgewerbeschule von Eduard Josef Wimmer-Wisgrill etabliert worden, der die Modeklasse von 1925 bis 1955 leitete. Ihm folgten Gertrud Höchsmann (1959–1972) und Fred Adlmüller (1973–1979). Oswald Oberhuber berief als Rektor der Hochschule 1980 den damals für das französische Modeunternehmen Chloé tätigen Modeschöpfer Karl Lagerfeld als Gastprofessor an die Hochschule. Seither wurden weitere Designer verpflichtet, die zum internationalen Renommee der Hochschule beigetragen haben.[19]

Bekannte Absolventen und Hochschullehrer

Siehe auch

Weblinks

Commons: Universität für angewandte Kunst Wien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Studenten nach Universitäten – Datenmeldungen der Universitäten auf Basis UniStEV
  2. [1]
  3. Kontakt - MAK Museum Wien. Abgerufen am 18. April 2017.
  4. Institute. Architektur. In: dieangewandte.at, abgerufen am 22. Jänner 2014.
  5. Schlusssteinlegung im neuen Museum und Eröffnung der Kunstgewerbe-Ausstellung. In: Bruno Bucher (Red.): Mitteilungen des k. k. österreichischen Museums für Kunst & Industrie (Monatsschrift für Kunst & Kunstgewerbe). Nr. 74/1871, 15. November 1871 (VI. Jahrgang), ZDB-ID 517943-9. Gerold, Wien 1871, OBV, S. 497–503. — Online bei MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst.
  6. Statuten des k. k. österreichischen Museums für Kunst und Industrie. In: Arthur von Scala (Red., Hrsg.): Kunst und Kunsthandwerk. Monatsschrift des k. k. österreichischen Museums für Kunst und Industrie. Nr. 11–12/1898 (I. Jahrgang) Artaria, Wien 1898, ZDB-ID 517944-0. S. 415–419. — Online bei MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst.
  7. BGBl. I Nr. 130/1998 (= S. 1581 ff.)
  8. Austria-Forum | http://austria-forum.org/: Kunstuniversitäten. In: Austria-Forum. (austria-forum.org [abgerufen am 18. April 2017]).
  9. Aus: Kunst: Anspruch und Gegenstand. Von der Kunstgewerbeschule zur Hochschule für angewandte Kunst in Wien 1918 bis 1991 Residenz Verlag, Wien 1991 Seite 343 (= 2. Band über die Geschichte der heutigen „Angewandten“)
  10. Geschichte der Angewandten. Abgerufen am 7. Juli 2016.
  11. Aus: Kunst: Anspruch und Gegenstand. Von der Kunstgewerbeschule zur Hochschule für angewandte Kunst in Wien 1918 bis 1991 Residenz Verlag, Wien 1991 Seite 343
  12. Übersicht Doktoratsstudien
  13. ZENTRUM FOKUS FORSCHUNG. In: zentrumfokusforschung.uni-ak.ac.at. Abgerufen am 15. April 2016.
  14. Art & Economy Masterprogramm
  15. Art & Economy Berufsfeld
  16. Exhibition and Cultural Communication Management Studiengang
  17. Urban Strategies Postgradualer Universitätslehrgang
  18. Abschlussbericht AFDC Austrian Fashion Development Center (S.15) (PDF; 1,6 MB), unit-f.at, Oktober 2009
  19. Modenschau der Modeklasse von Veronique Branquinho, kulturzone.com, 12. Juli 2006
  20. Berufliches — Jil Sander, spiegel.de, 4. November 1983
  21. Wien wird zehn Tage lang zur Modedrehscheibe, oe24.at, 28. Mai 2008
  22. Bernhard Willhelm: "Mode ist nicht sozial", diepresse.com, 6. Juni 2009
  23. http://www.kultur-klosterneuburg.at/Bereiche/Dokumentation/ONLINE/ALBERDINGK_BORMANN/Index.html

Koordinaten: 48° 12′ 27″ N, 16° 22′ 54″ O