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Unwetter in Österreich 2021

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Unwetter in Österreich 2021
Unwetter Starkregen mit folgendem Hochwasser
Großwetterlage Trogwetterlage, NOZZF
Daten
Beginn Anfang Juli 2021
Folgen
Betroffene Gebiete Niederösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Wien
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Das Unwetter in Österreich 2021 ist eine Naturkatastrophe mit schweren Sturzfluten beziehungsweise Überschwemmungen im Juli 2021 in der Republik Österreich. Die schwersten Hochwasser wurden durch das Tiefdruckgebiet Bernd verursacht.

Niederschläge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Juli 2021 hat es in Österreich relativ viel Niederschlag im Westen und Nordwesten gegeben, im Süden und Südosten war es hingegen meist niederschlagsfrei. In den Bundesländern Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Oberösterreich sowie im westlichen Niederösterreich fielen um 25 bis 75 Prozent mehr Regen als in einem durchschnittlichen Juli. Die meisten Niederschläge verzeichnete das Rheintal sowie in Ober- und Niederösterreich südlich der Donau von der Traun bis zur Traisen. In Oberkärnten, der Obersteiermark, im Mittel- und Nordburgenland sowie in Teilen des Weinviertels entsprachen die Niederschlagsmengen weitgehend dem vieljährigen Mittel mit +75 bis +225 Prozent. Nur 25 bis 50 Prozent weniger Niederschlag fielen in Weißensee in Kärnten über die Weststeiermark bis ins Südburgenland. In Österreich fielen im Vergleich mit dem klimatologischen Mittel um 25 Prozent mehr Niederschlag. Der Juli 2021 war der niederschlagsreichste seit dem Jahr 2016.[1]

Betroffene Gebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Niederösterreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 18. Juli kam es auch zu zahlreichen Feuerwehreinsätzen, zur Spitze gab es allein in Niederösterreich zirka 600 Einsätze. Nach dem Einsturz einer Brücke war Ferschnitz zeitweise nicht erreichbar. In Neuhofen an der Ybbs wurde der Friedhof überspült, in Ernsthofen musste die Ennstalstrecke der ÖBB nach einem Felssturz gesperrt werden.[2]

Salzburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Abend des 17. Juli wurde nach sintflutartigen Regenfällen Teile der historischen Innenstadt von Hallein vom Kothbach überflutet.[3][4] Mehrere Einwohner mussten evakuiert werden. Auch die Stadt Salzburg wurde von Starkregen und Überschwemmungen heimgesucht.[5] Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehren haben am Samstagabend den 17. Juli 2021 vorsorglich den mobilen Hochwasserschutz entlang der Salzach aufgestellt. Es wurden die ÖBB-Bahnstrecken zwischen Golling und Werfen sowie zwischen Schwarzach Sankt Veit und Saalfelden gesperrt und ein Schienenersatzverkehr mit Bussen ist eingerichtet worden. Denn die Gleisanlagen standen teilweise unter Wasser.[6] In Kuchl (Salzburger Land) wurde am 18. Juli das Trinkwasser verunreinigt. An vielen Stellen wurde – nach Dauerregen mit bis zu 170 Millimetern – das Hochwasser als schlimmstes seit Jahrzehnten eingeschätzt.[7] Entlang der Salzach bzw. deren Seitentäler gab es Murenabgänge bzw. nachfolgend auch Hochwasser, wobei auch ganze Siedlungen bzw. Dörfer evakuiert werden mussten.[8]

Steiermark[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 30. Juli 2021 gegen 17 Uhr wurde die steirische Landeshauptstadt Graz binnen weniger Minuten überflutet. Mancherorts fielen in wenigen Stunden 160 Liter Regen pro Quadratmeter. Die Berufsfeuerwehr war in Dauereinsatz. Das Grazer Sicherheitsmanagement appellierte an die Bürger, ihre Häuser nicht zu verlassen, Keller und Spannungsquellen zu vermeiden und unnötige Autofahrten zu unterlassen.[9]

Tirol[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Kufstein (Tirol) stand ebenfalls ein Teil der Stadt unter Wasser, nördlich von Seefeld in Tirol kam es zu einem Murenabgang, weshalb dort die Bundesstraße 177 gesperrt werden musste.[10]

Wien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wegen des starken Regens und Gewitters war die Berufsfeuerwehr im gesamten Wiener Stadtgebiet am Wochenende zwischen den frühen Samstagvormittag dem 17. Juli 2021 und Sonntag, dem 18. Juli 2021 um 13 Uhr im Dauereinsatz und pumpen Kellern, Tiefgaragen oder Unterführungen aus. Es gab auch Störungen, die nicht alle gleichzeitig auftraten. Im Durchschnitt waren alle nach 90 Minuten wieder ans Netz angeschlossen. Laut einem Wiener-Netz-Sprecher wurden die Stromausfälle durch Blitzeinschläge in Freileitungen und Überspannungen in Trafostationen ausgelöst.[11]

Landwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Abend des 30. Juli 2021 zogen schwere Unwetter mit Starkregen und schwerem Hagel über weite Teile Österreichs hinweg. In der Steiermark, Tirol und Niederösterreich wurden wieder erneut die Landwirtschaft schwer beschädigt und dabei sind auf einer Fläche von insgesamt 16.000 Hektar Ackerkulturen wie Getreide, Mais, Kürbis, Kartoffel, Obst- und Gemüsekulturen sowie das Grünland teilweise massiv zerstört. Die Steiermark hat es besonders hart getroffen, denn ein Glashaus ist durch riesige Hagelschlossen beschädigt worden. Es ist ein Gesamtschaden von 3,5 Millionen Euro entstanden. Der ständige Klimawandel mit seinen Wetterextremen hat die Landwirtschaft voll im Griff. Die Sachverständigen der Österreichischen Hagelversicherung sind im ganzen Bundesgebiet im Dauereinsatz, denn die schnelle Hilfe hat oberste Priorität.[12]

Politische Reaktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) stellten für die betroffenen Hochwassergebiete notwendigen Mittel aus dem Katastrophenfonds des Finanzministeriums zur Verfügung. Außerdem sprach Sebastian Kurz den Einsatzkräften, den vielen Freiwilligen, die jetzt schon Schlimmeres verhindern und die notwendigste Hilfe leisten konnten einen besonderen Dank aus.[13]

Zur politischen Kontroverse führt aber eine Aussage von Ministerin Köstinger, die dem Naturschutzbund eine Verzögerung bei Hochwasserbauten vorwirft und damit diesen die Schuld an den hohen Schäden, insbesondere in Hallein zuschiebt. Der Naturschutzbund wirft im Gegenzug der Ministerin ein Ignorieren der Ansuchen vor.[14]

Hochwasserschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem letzten Hochwasser 2005 wurde entlang der Salzach 750 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investiert und das hat sich in diesem Juli 2021 ausgezahlt.[15]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Große Unterschiede im Juli 2021 — ZAMG. Abgerufen am 31. Juli 2021.
  2. Hunderte FF-Einsätze nach Starkregen in Niederösterreich. Kurier, 18. Juli 2021, abgerufen am 18. Juli 2021.
  3. DER SPIEGEL: Überschwemmungen jetzt auch an der deutsch-österreichischen Grenze. Abgerufen am 28. Juli 2021.
  4. Flutwelle rast durch Hallein in Österreich. Bayerischer Rundfunk, 18. Juli 2021, abgerufen am 18. Juli 2021.
  5. Unwetter: Katastrophenfall in Oberbayern ++ Flut in Österreich – Kanzler Kurz mit Versprechen ++ „Extreme Überschwemmungen“ in Sachsen drohen. In: derwesten.de. Funke Mediengruppe, 18. Juli 2021, abgerufen am 18. Juli 2021.
  6. ORF at/Agenturen red: Hochwasser, Unwetter: Hunderte Einsätze, Lage bleibt angespannt. 18. Juli 2021, abgerufen am 30. Juli 2021.
  7. Hochwasser in Österreich. Alarmbereitschaft in vielen Regionen erhöht. Österreichischer Rundfunk, 18. Juli 2021, abgerufen am 18. Juli 2021.
  8. Hochwasser und Erdrutsche in Teilen Salzburgs abgerufen am 18. Jun. 2021
  9. markus.strohmayer, patrick.wammerl, karl.oberascher: Überschwemmungen und historische Regenmengen in Graz. 31. Juli 2021, abgerufen am 31. Juli 2021.
  10. Hochwasser-Ticker Bayern: Hochwasserwarnung für München. Bayerischer Rundfunk, 18. Juli 2021, abgerufen am 18. Juli 2021.
  11. 18 07 2021 Um 15:10: 1200 Feuerwehreinsätze in Wien, mehrere Stromausfälle. 18. Juli 2021, abgerufen am 28. Juli 2021.
  12. Landwirtschaft in weiten Teilen Österreichs erneut durch Unwetter verwüstet. Abgerufen am 1. August 2021.
  13. Salzburg24: Kurz und Kogler: Hochwasser-Hilfe aus Katastrophenfonds. 18. Juli 2021, abgerufen am 31. Juli 2021.
  14. Hochwasser: Naturschutzbund fordert von Köstinger Entschuldigung im Standard vom 22. Juli 2021, abgerufen am 31. Juli 2021.
  15. WELT: Österreich entkommt Katastrophe dank Hochwasserschutz knapp. In: DIE WELT. 20. Juli 2021 (welt.de [abgerufen am 31. Juli 2021]).