Venus von Mauern

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Koordinaten: 48° 46′ 30″ N, 11° 3′ 8″ O

Die Venus von Mauern

Die Venus von Mauern (auch: „Rote von Mauern“) ist eine Venusfigurine aus der jüngeren Altsteinzeit. Sie wird dem Gravettien zugeordnet, das Alter wird mit etwa 27.000 Jahren angegeben. Die Figurine aus rot bemaltem Kalkstein ist 1948 bei Mauern (Rennertshofen) gefunden worden und wird seitdem in der Archäologischen Staatssammlung in München aufbewahrt.

Fundgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ausgrabungen 1948/49 in den Weinberghöhlen bei Mauern im Wellheimer Trockental leitete der Prähistoriker Lothar Zotz von der Universität Erlangen. Der Amateur-Archäologe Christoff von Vojkffy fand die Statuette am 24. August 1948 im Zuge der Grabungsarbeiten.[1] Die Figur wurde am äußeren Hang zwischen Höhle 2 und 3 gefunden.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Venus von Mauern/Die Rote von Mauern

Die 7,2 cm hohe Figur besteht aus mergeligem Kalkstein und ist rot eingefärbt.[2] Die Statuette ist auf zwei Weisen interpretierbar: als stark stilisierte Darstellung einer Frau mit betontem Gesäß oder als Penis mit Hoden.[3] An der Oberseite ist eine Vertiefung eingearbeitet, die als Darstellung des Urinkanals interpretiert werden kann. Diese Art der doppelgeschlechtlichen Darstellung findet sich bei mehreren jungpaläolithischen Statuetten, darunter Figurinen von den Fundorten Dolni Vestonice, Gönnersdorf, Nebra, Mezin, Milandes, Oelknitz, Savignano, Trasimeno und Trou Magrite.

Vertiefung am oberen Zapfen der Statuette

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl Dietrich Adam, Renate Kurz: Eiszeitkunst im süddeutschen Raum. Theiss, Stuttgart 1980.
  • Assien Bohmers: Die Höhlen von Mauern I. Kulturgeschichte der altsteinzeitlichen Besiedlung. (= Palaeohistoria 1). J. B. Wolters, Groningen 1951 (Online).
  • Henri Delporte: L’image de la femme dans l’art préhistorique. Ed. Picard, 1979, S. 132 f.
  • Claus-Stephan Holdermann, Hansjürgen Müller-Beck, Ulrich Simon (Hrsg.): Eiszeitkunst im süddeutsch-schweizerischen Jura: Anfänge der Kunst. Theiss, Stuttgart 2001, S. 53.
  • Wighard von Koenigswald, Hansjürgen Müller-Beck, Erich Pressmar: Die Archäologie und Paläontologie in den Weinberghöhlen bei Mauern (Bayern). Grabungen 1937–1967. (= Archaeologica Venatoria, Band 3). Institut für Urgeschichte, Tübingen 1974.
  • Hansjürgen Müller-Beck, Gerd Albrecht: Die Anfänge der Kunst vor 30000 Jahren. Theiss, Stuttgart 1987.
  • Hermann Müller-Karpe: Handbuch der Vorgeschichte I, Altsteinzeit. München 1966, S. 299–301.
  • M. Mussi: Die Rote von Mauern: La “Dame rouge” de Mauern revisitée. Bulletin de la Société Préhistorique de l’Ariège, 1997, 52: 45–60.
  • Lothar Zotz (Hrsg.): Das Paläolithikum in den Weinberghöhlen bei Mauern. Röhrscheid-Verlag, Bonn 1955.
  • Steinzeitliche Kulturen an Donau und Altmühl. Begleitheft zur Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt 11. April – 17. Sept. 1989. Herausgegeben von der Stadt Ingolstadt, 1989. S. 50–59, Dr. Karl Heinz Rieder.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lothar Zotz (Hrsg.): Das Paläolithikum in den Weinberghöhlen bei Mauern. Röhrscheid-Verlag, Bonn 1955, S. 33.
  2. Hansjürgen Müller-Beck, Gerd Albrecht: Die Anfänge der Kunst vor 30000 Jahren. Theiss, Stuttgart 1987, S. 76.
  3. Claus-Stephan Holdermann, Hansjürgen Müller-Beck, Ulrich Simon (Hrsg.): Eiszeitkunst im süddeutsch-schweizerischen Jura: Anfänge der Kunst. Theiss, Stuttgart 2001, S. 58.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Venus von Mauern – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien