Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart
Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart GmbH | |
---|---|
![]() | |
Rechtsform | GmbH |
Gründung | 22. Dezember 1977 |
Sitz | Stuttgart |
Leitung | Thomas Hachenberger, Horst Stammler |
Mitarbeiter | 88 (1. August 2010) |
Branche | Verkehrsverbund |
Website | www.vvs.de |
Die Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart GmbH (VVS) koordiniert den öffentlichen Personennahverkehr in der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart sowie in den angrenzenden Landkreisen Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg und Rems-Murr, darüber hinaus auch in Teilen des Landkreises Göppingen und des Ostalbkreises. Der Verbund sorgt für einheitliche Beförderungsbedingungen und Tarifbestimmungen sowie einen abgestimmten Fahrplan. Dabei kooperiert er mit den Landkreisen und Kommunen sowie dem Verband Region Stuttgart.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der VVS-Gemeinschaftstarif wurde am 1. Oktober 1978 eingeführt. Zunächst handelte es sich dabei um eine Tarifgemeinschaft zwischen der Deutschen Bundesbahn (Eilzüge, Nahverkehrszüge, Bahnbusse sowie die zeitgleich mit dem VVS eingeführte Stuttgarter S-Bahn) und fast allen Verkehrsmitteln der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB). Die SSB gaben damals gleichzeitig ihren Haustarif auf, lediglich auf der bis 1993 betriebenen Flughafenbuslinie A galt bis zum Schluss ein SSB-eigener Tarif. Außerhalb des damaligen S-Bahn-Netzes waren anfangs folgende Eisenbahnstrecken integriert:[1]
- Stuttgart-Bad Cannstatt–Schorndorf
- Waiblingen–Backnang
- Backnang–Ludwigsburg
- Ludwigsburg–Bietigheim-Bissingen
- Stuttgart Hbf–Böblingen
Am 1. Juli 1982 wurde der VVS-Übergangstarif eingeführt. Dieser ermöglichte den Fahrgästen, mit einer Monatskarte nicht nur die Verkehrsmittel von DB und SSB, sondern auch die Busse und Bahnen von rund 40 privaten Verkehrsunternehmen zu benutzen.
Am 1. Oktober 1993 wurde der Übergangstarif abgeschafft und der Gemeinschaftstarif auf das gesamte Gebiet der vier Stuttgarter Umlandkreise ausgedehnt.[2] Die Regionalzüge konnten fortan nicht mehr nur bis zum Endpunkt der S-Bahn, sondern darüber hinaus bis zur letzten Station vor der Kreisgrenze mit Verbundfahrscheinen benutzt werden.
Zum 1. Januar 2014 wurde die Filstalbahn im Landkreis Göppingen bis zum Bahnhof Geislingen (Steige) sowie die Bahnstrecke Stuttgart-Bad Cannstatt–Aalen bis zum Bahnhof Lorch (Württemberg) im Ostalbkreis in den VVS-Tarif integriert.
Zum 1. Januar 2016 wurden die Städte Nagold und Altensteig im Landkreis Calw ebenfalls in den VVS-Tarif integriert.
Kennzahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Verkehrsgebiet des VVS umfasst 3012 Quadratkilometer mit rund 2,4 Millionen Einwohnern. In diesem Bereich verkehren 17 Regionalbahnlinien, sieben S-Bahn-Linien, 18 Stadtbahnlinien (davon zwei Sonderlinien, die nur zu besonderen Veranstaltungen fahren), die Zahnradbahn Stuttgart, die Standseilbahn Stuttgart sowie 359 Omnibuslinien, drei Oberleitungsbuslinien (siehe Oberleitungsbus Esslingen am Neckar) und 28 Nachtbuslinien.
Im VVS sind 146 S-Bahn-Triebwagen, 164 Stadtbahnfahrzeuge, 26 Dieseltriebwagen, neun Oberleitungsbusse, drei Zahnradtriebwagen, zwei Standseilbahnwagen und rund 1300 Omnibusse im Einsatz.
Im Gründungsjahr 1978 wurden 178 Millionen Fahrgäste befördert, 2006 waren es erstmals über 320, im Jahr 2012 waren es 338 Millionen und im Jahr 2013 bereits 348,9 Millionen.[3] Mit Tarifeinnahmen von 327 Millionen Euro konnten 57 Prozent der Kosten des Verbundbetriebs gedeckt werden – im Jahr 2000 betrug der Kostendeckungsgrad, bei Einnahmen von 269 Millionen Euro, 52 Prozent.[4] Mit 357 Millionen Fahrgästen wurde im Jahr 2014 ein neuer Fahrgastrekord aufgestellt.[5] Im ersten Halbjahr 2015 wurden 181,9 Millionen Bus- und Bahnfahrten im VVS-Gebiet gezählt. Das entspricht einer Zunahme im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,9 Prozent. Die Einnahmen stiegen im gleichen Zeitraum um sieben Prozent, auf 240 Millionen Euro.[6] Zwischen Januar und September 2015 nutzten 263,5 Millionen Menschen die Verkehrsmittel des VVS, 3,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.[7] Mit 365 Millionen Fahrgästen wurde 2015 ein neuer Rekord aufgestellt.[8]
Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Mit der Regionalisierung des Schienenpersonennahverkehrs wurde die Verbundgesellschaft am 1. Januar 1996 vom Unternehmens- zum Mischverbund. Seither sind neben den Verkehrsunternehmen auch die Aufgabenträger zur Hälfte am VVS beteiligt.[2]
Geschäftsführer der VVS GmbH sind Thomas Hachenberger und Horst Stammler. Der Aufsichtsrat des VVS hat 26 Mitglieder. Vorsitzender des Aufsichtsrats ist der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn.
Gesellschafter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Gesellschafter | Beteiligung | Sitze im Aufsichtsrat |
---|---|---|
Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) | 26,00 % | 7¹ |
Verband Region Stuttgart (VRS) | 20,00 % | 5 |
DB Regio AG | 19,00 % | 5² |
Land Baden-Württemberg | 7,50 % | 2 |
Landeshauptstadt Stuttgart | 7,50 % | 2 |
GbR der Kooperationspartner des VRS (Zusammenschluss der kleineren Verkehrsunternehmen) |
5,00 % | 1 |
Landkreis Böblingen | 3,75 % | 1 |
Landkreis Esslingen | 3,75 % | 1 |
Landkreis Ludwigsburg | 3,75 % | 1 |
Rems-Murr-Kreis | 3,75 % | 1 |
Gesamt | 100,00 % | 26 |
¹ darunter drei Vertreter der Arbeitnehmer
² darunter ein Vertreter der RBS und ein Vertreter der Arbeitnehmer
Da die SSB die Mehrheit der Anteile halten, bestimmen sie de facto den Erhöhungssatz der Tarife. Die Verteilung dieser Erhöhung auf die einzelnen Produkte – unter Berücksichtigung von strukturellen Änderungen im Tarif – beschließen dann alle Gesellschafter.
Träger der so genannten „Verbundstufe II“, also des einheitlichen VVS-Tarifs, ist der Verband Region Stuttgart, der diese jährlich mit rund 140 Mio. Euro finanziert.[9] Der Verkehrsetat des Regionalverbandes setzt sich aus einer Verkehrsumlage, die von der Stadt Stuttgart und den vier am VVS beteiligten Landkreisen aufgebracht wird, sowie aus Mitteln von Bund und Land zusammen.
Tarife[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Verkehrsverbund Stuttgart gibt es für das Gesamtgebiet einen einheitlichen Tarif.
Das System umfasst 49 Tarifzonen. 2001 wurden dabei die drei äußeren Stuttgarter Zonen 20, 21 und 22 zu einer ringförmigen neuen Zone 20 zusammengefasst. Es wird erwogen, diese Zone 20 zusätzlich noch mit der Innenstadtzone 10 zu vereinigen, womit es im gesamten Stadtgebiet nur noch eine Zone geben würde. Dem Vorteil einer einfacheren Tarifstruktur stünden Einnahmeverluste von zwölf Millionen Euro (ermittelt 2009) gegenüber.[10]
Fahrplanbereiche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Folgende Fahrplanbücher erscheinen jährlich:
- Landeshauptstadt Stuttgart
- Kreis Böblingen
- Rems-Murr-Kreis
- Kreis Esslingen
- Kreis Ludwigsburg Nord
- Kreis Ludwigsburg Süd
Verkehrsbetriebe im VVS[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Verkehrsleistungen werden von etwa 40 Unternehmen erbracht:
- Stuttgarter Straßenbahnen (SSB)
- DB Regio
- DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee (RAB)
- Regiobus Stuttgart (RBS)
- als beauftragtes Subunternehmen der DB Regio tritt die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) in Erscheinung
- Veolia Verkehr
- Ludwigsburger Verkehrslinien (LVL)
- Zeiher Omnibusunternehmung GmbH
- Städtischer Verkehrsbetrieb Esslingen am Neckar (SVE)
- Pflieger, Stadtverkehr Böblingen-Sindelfingen (SBS)
- Bader Reisen
- Böltz Reisen
- Omnibus Dannenmann
- Däuble Reisen
- Eberhardt Reisen
- Eisemann Reisen
- Fischle
- Flattich Reisen
- Ganter Reisen
- GR Omnibus (Tochterunternehmen von Schlienz)[11]
- Hassler Reisen
- Haussmann & Bauer
- Kappus Reisen
- Klingel Reisen
- Knauss Reisen
- Knisel Reisen
- Kocher Reisen
- Omnibus Melchinger
- Nagoldtal Reisen
- Pflieger Reisen
- Römer Reisen
- Schefenacker
- Schlienz
- Seitter Bus
- Seiz Reisen
- Spillmann
- Stadtwerke Herrenberg
- Stadtwerke Remseck am Neckar
- Stäbler
- Wöhr Tours
Liniensystem im VVS[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Verkehrsmittel | Liniennummern | Gebiet | Betreiber |
---|---|---|---|
![]() RE, RB, IRE |
R1 – R7, R21, R74, R81, R82 | Stuttgart sowie die Landkreise Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg und Rems-Murr | DB Regio, RAB, WEG |
![]() S-Bahn |
S1 – S6, S60 | Stuttgart sowie die Landkreise Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg und Rems-Murr | DB Regio siehe S-Bahn Stuttgart |
![]() Stadtbahn |
U1 – U9, U11 – U15, U17, U19 | Stuttgart sowie Fellbach, Gerlingen, Leinfelden-Echterdingen, Ostfildern und Remseck | Stuttgarter Straßenbahnen siehe Stadtbahn Stuttgart |
Zahnradbahn | 10 | Stuttgart | Stuttgarter Straßenbahnen siehe Zahnradbahn Stuttgart |
Standseilbahn | 20 | Stuttgart | Stuttgarter Straßenbahnen siehe Standseilbahn Stuttgart |
![]() Bus |
35 – 99 N1 – N10, N92 |
Stuttgart sowie Ditzingen, Fellbach, Gerlingen, Korntal, Leonberg, Sindelfingen und der Filderraum | Stuttgarter Straßenbahnen (auf mehreren Vorortlinien werden die Fahrleistungen ganz oder teilweise von Subunternehmern erbracht) |
![]() Oberleitungsbus |
101, 113, 118 | Esslingen, Stuttgart-Obertürkheim | SVE |
![]() Bus |
102 – 199 N14, N81 |
Landkreis Esslingen | Bader, Fischle, Ganter, Haussmann & Bauer, OVK, OVR, RBS, Ruffner, Schefenacker, Schlienz, SVE |
![]() Bus |
201 – 390 N20, N30, N31 |
Rems-Murr-Kreis | Böltz, Dannenmann, Eisemann, Knauss, Maier, OVR, RBS, Römer, Schlienz |
![]() Bus |
401 – 624 N40 – N58 |
Landkreis Ludwigsburg, Stuttgart-Stammheim, Stuttgart-Zuffenhausen, Stuttgart-Mühlhausen, Stuttgart-Feuerbach | Flattich, WEG, Knisel, LVL, RBS, Seiz, Spillmann, OVR, Zeiher |
![]() Bus |
631 – 794 N60 – N80 |
Landkreis Böblingen | Däuble, Kappus, Klingel, Nagoldtal-Reisen, Hassler, Pflieger, RAB, RBS, Seitter, Stäbler, Stadtwerke Herrenberg, Wöhr Tours |
![]() Bus |
809, 826, 828 | Landkreise Esslingen und Böblingen | Melchinger (809), RBS (826,828) |
![]() Expressbus "RELEX" |
X10, X20, X60 | Stuttgart, Landkreise Esslingen und Böblingen, Rems-Murr-Kreis | Schlienz |
Der 300er-Bereich bezeichnet Linien im ehemaligen Landkreis Backnang, entsprechend repräsentieren die Liniennummern ab 600 den nicht mehr existenten Landkreis Leonberg.
Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Die Zeitschrift Deutsche Sprachwelt stellte den VVS 2007 in ihre Rubrik „Sprachsünder-Ecke“, weil er das Wort „Fahrkarte“ durch „Ticket“ ersetzte.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- vvs.de, Internetpräsenz des VVS mit elektronischer Fahrplanauskunft
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Das große Verbundgebiet auf www.et420-online.de
- ↑ a b Verbundgeschichte auf vvs.de
- ↑ VVS Newsletter März 2014 auf vvs.de
- ↑ Verbundberichte auf vvs.de
- ↑ Andreas Feilhauer: S-Bahn erfolgreich unterwegs. In: Ludwigsburger Kreiszeitung. 14. Februar 2015, S.13.
- ↑ VVS peilt in diesem Jahr neue Rekorde an. In: Stuttgarter Zeitung. Nr.187, 15. August 2015, S.21 (online).
- ↑ Barbara Czimmer-Gauss: Die lange S-Bahn fährt nicht spontan. In: Stuttgarter Nachrichten. Nr.258, 7. November 2015, S.21 (online).
- ↑ Bus und Bahn in der Region und die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg. In: Stuttgarter Nachrichten. Band72, Nr.24, 30. Januar 2016, S.20.
- ↑ Finanzierung auf s-bahn-region-stuttgart.de
- ↑ Konstantin Schwarz: Wenn man das System neu erfinden würde, dann würde es für Stuttgart nur eine Zone geben. In: Stuttgarter Nachrichten. Nr.218, 21. September 2015, S.15 (online).
- ↑ http://www.vvs.de/redaktionelle-seiten-vvsde/gr-omnibus-faehrt-kuenftig-bisherige-end-linien-als-filder-express/