Verstärker-Verlust-Theorie

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Nach der Verstärkerverlust-Theorie[1] (auch Verstärkerverlust-Modell[2] oder Verstärkerverlust-Hypothese[3]) ist der Verlust an positiven Verstärkern verantwortlich für die Entstehung von Depressionen. Im Englischen spricht man eher von „Lewinsohn's depression model“ oder „Lewinsohn's social reinforcement theory“.

Das Modell wurde von Peter M. Lewinsohn im Jahr 1974 unter dem Titel „A Behavioral approach to Depression“[4] veröffentlicht.[5] Die Theorie basiert auf der Lerntheorie der operanten Konditionierung. Depressionen entstehen demnach aufgrund einer zu geringen Rate an unmittelbar mit dem Verhalten verbundener Verstärkung. Lerntheoretisch spricht man von einer Löschung des aktiven Verhaltens, durch das Ausbleiben an Verstärkern.[6] Nach Lewinsohn hängt die Menge positiver Verstärkung von der Anzahl verstärkender Ereignisse, von der Menge verfügbarer Verstärker und von den Verhaltensmöglichkeiten einer Person ab, sich so zu verhalten, dass Verstärkung möglich ist.[7] Laut dieser Theorie befindet sich ein depressiver Patient unter sogenannten Löschungsbedingungen.[8][9] Erschwerend kann hinzu kommen, dass das depressive Verhalten durch die Zuwendung der Umwelt positiv verstärkt wird (Krankheitsgewinn).[9]

Im weiteren Verlauf kann es zu einer Depressionsspirale kommen, wenn Betroffene sich aufgrund der Interessenlosigkeit sozial zurückziehen und der Verlust an Verstärkern wiederum zu einer weiteren Verschlechterung der Stimmung beiträgt. Dieser Entwicklung müsse dann durch Verhaltensänderungen im Sinne einer „Anti-Depressionsspirale“ entgegengewirkt werden.[10]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Simone Rothgangel, Julia Schüler: Medizinische Psychologie und Soziologie. Georg Thieme Verlag, 2010, ISBN 978-3-13-136422-7 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Wolfgang Senf, Michael Broda: Praxis der Psychotherapie: Ein integratives Lehrbuch. Georg Thieme Verlag, 2011, ISBN 978-3-13-158545-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Annette Schaub, Elisabeth Roth, Ulrich Goldmann: Kognitiv-psychoedukative Therapie zur Bewältigung von Depressionen: Ein Therapiemanual. Hogrefe Verlag, 2013, ISBN 978-3-8409-2432-3 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. James C. Coyne: Essential Papers on Depression. NYU Press, 1986, ISBN 978-0-8147-1399-0, S. 150 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Matthias Berking, Winfried Rief: Klinische Psychologie und Psychotherapie für Bachelor: Band I: Grundlagen und Störungswissen. Lesen, Hören, Lernen im Web. Springer-Verlag, 2012, ISBN 978-3-642-16974-8, S. 36 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie Psychothera: Behandlungsleitlinie Affektive Erkrankungen. Springer, 2013, ISBN 978-3-642-57729-1, S. 47 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. M. Hautzinger, R. de Jong-Meyer: Depressionen. In: H. Reinecker (Hrsg.): Lehrbuch der Klinischen Psychologie und Psychotherapie. Hogrefe, Göttingen 2003.
  8. Hans Reinecker: Lehrbuch der Klinischen Psychologie und Psychotherapie: Modelle psychischer Störungen. Hogrefe, 2003, ISBN 978-3-8409-1712-7, S. 230 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. a b Christoph Mundt, Peter Fiedler, Hermann Lang, Alfred Kraus: Depressionskonzepte heute: Psychopathologie oder Pathopsychologie? Springer, 2013, ISBN 978-3-642-76318-2, S. 236 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Annette Schaub, Elisabeth Roth, Ulrich Goldmann; Kognitiv-psychoedukative Therapie zur Bewältigung von Depressionen: Ein Therapiemanual (2013) eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche