Villa Rothschild

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Villa Rothschild
Hotelkette Autograph Collection by Marriott
Stadt Königstein im Taunus
Adresse Im Rothschildpark 1
Website brhhh.com/villa-rothschild
Hotelinformationen
Eröffnung 1956
Besitzer Broermann Health & Heritage Hotels GmbH[1]
Leitung Ivo Schramm, Dirk Schäfer[1]
Klassifizierung 5 Sterne Superior
Ausstattung
Zimmer 22
Restaurants 1
Bars 1
Foto des Hotels
Foto des Hotels

Koordinaten: 50° 10′ 58,4″ N, 8° 28′ 26″ O

Villa Rothschild, Vorderseite

Die Villa Rothschild ist ein Anwesen und heutiges Luxushotel in Königstein im Taunus, das 1948 bis 1949 als Tagungsort der Ministerpräsidentenkonferenz zur Klärung von strittigen Fragen des Parlamentarischen Rates diente.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1887 beauftragten die Rothschilds den Franzosen Amand Louis Bauqué und den Italiener Emilio Pio mit den Entwürfen für die Villa in Königstein. Das Modell des Gebäudes wurde im Januar 1888 im Rothschild Palais in Frankfurt aufgestellt. Am 12. April 1888 beratschlagte der Königsteiner Gemeinderat über das Bauvorhaben und genehmigte den Bau. Noch im selben Jahr begannen die Bauarbeiten. Die neue Sommerresidenz von Wilhelm Carl von Rothschild wurde fortan zum Empfang hochrangiger Adliger und Wirtschaftsleute genutzt. Die Eröffnung des Hauses war ein gesellschaftliches Ereignis, an dem unter anderen auch Kaiserin Viktoria und der Prince of Wales teilnahmen.

1938 flüchtete die Familie Rothschild vor den Nazis in die Schweiz. Das Gebäude wurde von der Reichsfinanzverwaltung beschlagnahmt. Die ursprüngliche Absicht des Königsteiner Gemeinderats, die Stadt solle das Objekt als „Kurmittel-Kurhaus“ erwerben, mit einer Gebietsführerschule der HJ zu koppeln, wurde fallen gelassen zu Gunsten einer Privatveräußerung 1938 an Georg von Opel.

In der Reichskristallnacht wurde das Gebäude, nach Rückversicherung mit dem Reichsinnenminister Frick in Berlin, durch Bürgermeister Hubert Müllenbach unter dem Einsatz des Reichsarbeitsdiensts vor den anrückenden Zerstörungskommandos der SA und SS und der geplanten Vernichtung bewahrt.[3] Müllenbach wurde von der NSDAP-Kreisleitung in Bad Soden von Kreisleiter Schreyer, der das Gebäude zerstören lassen wollte scharf kritisiert, sowie von Gauleiter Sprenger wegen Befehlsverweigerung umgehend seines Amtes enthoben.[4] Ein Jahr später wurde Müllenbach in von Deutschland besetzte Gebiete im Osten strafversetzt.[5]

1942 kauften die „Reichsgruppe Banken“ und die „Wirtschaftsgruppe Freier Banken“ das Gebäude, in Planung es als Schulungsheim für ihre Angestellten zu nutzen. Kriegsbedingt kam es nicht dazu. Bis Kriegsende waren in der Villa Büros der Frankfurter Metallgesellschaft, sowie deren Tochter Lurgi untergebracht.[6] Die Villa wurde im Zweiten Weltkrieg nicht beschädigt.

Das Land Hessen übernahm das Gebäude; es wurde von 1948 bis 1949 als Tagungshaus von Gremien des Vereinigten Wirtschaftsgebiets und der westdeutschen Ministerpräsidenten genutzt. Während dieser Zeit wurde es auch Haus der Länder genannt und galt als „Wiege des deutschen Grundgesetzes und der Bundesrepublik“. Die CDU und CSU berieten in dieser Villa über die gemeinsame Arbeit als Fraktionsgemeinschaft im deutschen Bundestag.

Heutige Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1955 kaufte die Stadt Königstein im Taunus die Villa von der Familie Rothschild, der es zwischenzeitlich zurückgegeben wurde, und baute sie zu einem Hotel um, das 1956 unter dem Namen Hotel Sonnenhof eröffnete. Da weder die Stadt Königstein, noch die bisherigen Pächter genügend Mittel aufbringen konnten, um eine dringend benötigte Grundsanierung durchzuführen, wurde der Hotelbetrieb zum 31. Oktober 2005 vorübergehend eingestellt. Zum 1. November 2005 schloss die Dr. Broermann Hotels & Residences GmbH einen über 99 Jahre laufenden Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt Königstein im Taunus, als Eigentümerin des Anwesens.[7] Nach einer aufwendigen Sanierung und Abriss eines Bettentrakts wurde das Hotel am 1. März 2007 als Villa Rothschild Hotel & Restaurant wiedereröffnet.

Im Hotel gibt es das Restaurant Villa Rothschild des Kochs Christian Eckhardt. Im April 2017 übernahm Sebastian Prüßmann die Stelle als Küchenchef der Villa Rothschild. Im November 2017 (nach siebenmonatiger Umbauphase) wurde das Restaurant mit neuem Konzept „Grill & Health“ und Design wiedereröffnet. Das Restaurant tritt nun unter dem Namen Restaurant Villa Rothschild Grill & Health auf.[8]

Der Wellnessbereich befindet sich im einen Kilometer entfernten Schwesterhotel, dem Falkenstein Grand. Im November 2009 übernahm die Kempinski AG das Management des Hotels.[9][10]

Seit 2020 gehört die Villa Rothschild zusammen mit dem Falkenstein Grand zur Autograph Collection von Marriott International.[11]

Park[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rund um die Villa erstreckt sich ein 10,4 Hektar großer Park. Die Familie Rothschild hatte im Laufe der Zeit umfangreiche Flächen rund um die Villa erworben, um einen unverbaubaren Blick auf die Burg Königstein, aber auch auf die Stadt Frankfurt am Main zu haben. Es wurde ein Park angelegt, der durch alte Baumbestände, einen künstlichen Wasserlauf und Freiflächen strukturiert wurde. 1975 wurde die Skulptur „Strahlendes Leben“ des französisch-ungarischen Bildhauers László Szabó aufgestellt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Andreas Augustin: Villa Rothschild Königstein. Selbstverlag, 2009, ISBN 978-3-900692-35-3.
  • Beate Großmann-Hofmann: Gartenkunst in Königstein. In: Jahrbuch des Hochtaunuskreises 2005. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-7973-0914-7, S. 91–93.
  • Beate Großmann-Hofmann, Hans-Curt Köster: Königstein im Taunus: Geschichte und Kunst. 2. erweiterte und aktualisierte Auflage. Langewiesche, Königstein im Taunus 2010, ISBN 978-3-7845-0778-1, besonders S. 46, 50 und 102.
  • Johannes Martin Müller: Villen und Landhäuser im Vordertaunus: Eine Kulturlandschaft im Rhein-Main-Gebiet. Nünnerich-Asmus-Verlag, Oppenheim 2022. u. a. S. 147–153.
  • Rainer Kowald: Villa Rothschild. In: Jahrbuch Hochtaunus 2008. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-7973-1049-1, S. 226–229.
  • Heinz Sturm-Godramstein: Juden in Königstein. Leben, Bedeutung, Schicksale. Königstein im Taunus 1983, ISBN 978-3-9800793-0-3.
  • Heinz Sturm-Godramstein: Königstein im Taunus in alten Ansichten. Europäische Bibliothek, Zaltbommel 1978, ISBN 978-90-288-2246-7.
  • Heinz Sturm-Godramstein: Königstein im Taunus und seine Stadtteile in alter Zeit. Geiger, Horb am Neckar 1990, ISBN 978-3-89264-423-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Villa Rothschild – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Impressum. In: Villa Rothschild. Abgerufen am 29. März 2020 (deutsch).
  2. Vor 70 Jahren: Ministerpräsidenten geben Grundgesetz wichtigen Schub. Abgerufen am 28. August 2020.
  3. RAD-Abteilung schützte Villa Rothschild vor Vernichtung, Taunus-Zeitung, 27. August 1955
  4. Stadtarchiv Königstein
  5. Heinz Sturm-Godramstein: Juden in Königstein. Hrsg.: Magistrat der Stadt Königstein im Taunus. 2. Auflage. 1998, ISBN 3-9800793-3-3, S. 62.
  6. Stadt Archiv Königstein D I/1, Juden in Königstein, Magistrat Königstein, 3. Auflage, (2015), S. 73
  7. Königstein: Aus dem "Sonnenhof" wird Kempinski-Dependance. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 28. Oktober 2005, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 20. Juni 2016]).
  8. kempinski.com: Restaurant Villa Rothschild Grill & Health in der Villa Rothschild Kempinski startet mit vollkommen neuem Konzept in Kulinarik und Design
  9. Matthaes Verlag GmbH, Stuttgart, Germany: Falkenstein wird Grand, Villa Rothschild wird Kempinski. In: AHGZ.de. Abgerufen am 20. Juni 2016.
  10. Matthaes Verlag GmbH, Stuttgart, Germany: Die Villa Rothschild hat eine Zukunft. In: AHGZ.de. Abgerufen am 20. Juni 2016.
  11. Villa Rothschild und Falkenstein Grand werden Autograph-Hotels. In: Taunus-Zeitung. 21. Dezember 2017 (taunus-zeitung.de [abgerufen am 26. März 2018]).