Vogelinsel (Flurname)

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Kaptölpel (Morus capensis) auf Bird Island, Lamberts Bay, Südafrika

Vogelinsel (engl. Bird Island) ist der Haupt- oder Beiname zahlreicher Inseln mit auffallend hoher Anzahl von Vogelpopulationen. Manche Inselgruppen tragen ebenfalls diese Bezeichnung. Es gibt Vogelinseln sowohl in Binnengewässern (Seen, Flüsse etc.) als auch in Meeren; auf letzteren finden sich überwiegend Seevogelpopulationen.

Zum Begriff der Vogelinsel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Basstölpel (Morus bassanus) auf der Île Bonaventure, Quebec
Little Skellig, Irland, mit den charakteristischen Vogelschissen (Basstölpel)

Der Namenszusatz geht stets auf die große Anzahl dort einst oder heute noch vorkommender Vögel zurück, die diese Inseln als Rückzugsgebiet, Brutplatz oder auch auf längeren Vogelzügen als Rastplatz nutzen. Bei etlichen Inseln ist nachweislich, dass sie ihren Namen vom Entdecker oder Benenner schlicht wegen der auffallenden Population bekommen haben, für zahlreiche weitere Inseln findet sich – neben amtlichen Ortsnamen – die Bezeichnung auch als Beiname, oder nur als allgemeine Charakterisierung.[1][2]

Eine besondere Bedeutung gewinnt die Begrifflichkeit dann im Zuge des großmaßstäblichen Guanoabbaus im 19. Jahrhundert (als Düngemittel), wo sie ergiebige, lohnende Vorkommen bezeichnet: Viele Meeresvögel besiedeln einzelne Inseln explizit als Kolonie, und lassen andere, nahegelegene Inseln unberührt.[3] Tatsächlich wird der Begriff heute auch in der Ökologie im Sinne einer Ökosystem-Kategorie (in Zusammenhang mit Guano-induzierter Bodenbeschaffenheit) gebraucht,[4] mit (See-)Vogelinsel als „Insel mit Nestern oder Schlafstellen von (See-)Vögeln“,[5] und „Nicht-Vogelinsel“ (non-bird island) als unkolonisierte Insel.[6] So beschreibt ein Standardwerk:

„Inseln mit großen Seevogelkolonien gibt es weltweit. Seevogelinseln bieten Nist- und Rastplätze für Vögel, die ihre Futter auf See finden, maritime Nähstoffe auf Land hinterlassen, und diese Inseln physisch verändern. Zahlreiche Lebensräume für endemische und gefährdete Tier- und Pflanzenarten sind Seevogelinseln, die deswegen Hotspots der Biodiversität mit hoher Priorität für den Naturschutz sind.“[7]

Letzteres gilt analog für Vogelinseln der Binnengewässer. Etliche der typischen Vogelinseln wurden in den letzten Jahrhunderten entvölkert, etwa durch Ratten, Schlangen, Hauskatzen als Neozoen.

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Vogelinsel“ – oder in analoger Bildung – benannt sind beispielsweise folgende Inseln, hier teils mit jeweiligen charakteristischen Vogelarten und Population (Angabe oft Brutpaare) genannt:

Bekannte „Vogelinseln“ (nur als Charakterisierung oder allenfalls ortsüblichem Beinamen) sind beispielsweise Île Bonaventure (Quebec/Kanada), Runde (Norwegen), Little Skellig (Irland), Trischen (Deutschland), u.v. a.m.

Spezielle Vögel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Necknamen, nach dem Wappentier: Kiwi-Insel für Neuseeland

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christa P. H. Mulder, Wendy B. Anderson, David R. Towns, Peter J. Bellingham (Hrsg.): Seabird Islands. Ecology, Invasion, and Restoration. 2011, ISBN 978-0-19-973569-3 (Buchbesprechung, Oxford University Press, oup.com).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Vogelkolonien – Inseln, Kaps, u. a.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. im Sinne etwa: Friends of Maine's Seabird Islands (‚Freunde der Seevogelinseln Maines‘), im Maine Coastal Islands National Wildlife Refuge
  2. nicht aber etwa die Sea Bird Island, British Columbia: Diese heißt nach einem Schiff, vergleiche en:Sea Bird Island (British Columbia)
  3. ein bekanntes Beispiel ist die Insel im südafrikanischen Bird Island Nature Reserve, die 2005 von der Brutkolonie zugunsten einer Nachbarinsel verlassen wurde, und – wegen ihrer touristischen Bedeutung – durch eine Lockmaßnahme wiederbesiedelt werden konnte
  4. etwa in den Arbeiten von Wendy B. Anderson und Gary A. Polis: Wendy B. Anderson, Gary A. Polis: Nutrient Fluxes from Water to Land: Seabirds Affect Plant Nutrient Status on Gulf of California Islands. In: Oecologia. Vol. 118, Nr. 3 (1999). Springer, 1999, S. 324–332, JSTOR:4222245.
  5. sea bird islands (those where sea birds nest or roost)”. In: G.A. Polis, M. D. Rose, F. Sanchez-Piñero, P.T. Stabb, W.B. Anderson: Island Food Webs. In: Ted J. Case, Martin L. Cody, Exequiel Ezcurra (Hrsg.): A New Island Biogeography of the Sea of Cortes. Oxford University Press, 2002, ISBN 978-0-19-535090-6, (13.), S. 369 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – ganzer Artikel 362 ff).
  6. Gary A. Polis, Mary E. Power, Gary R. Huxel: Food Webs at the Landscape Level. University of Chicago Press, 2004, ISBN 978-0-226-67325-7, Allochtonous Inputs and Temporaly Stability – Plant Responses on Nutrient in Wet an Dry Years, S. 85 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Islands with large colonies of seabirds are found throughout the globe. Seabird islands provide nesting and roosting sites for birds that forage at sea, deposit marine nutrients on land, and physically alter these islands. Habitats for numerous endemic and endangered animal and plant species, seabird islands are therefore biodiversity hotspots with high priority for conservation.” Zitiert nach Oxford University Press: Buchbesprechung zu Lit. Mulder, Anderson, Towns, Bellingham (Hrsg.): Seabird Islands. 2011. Übersetzung Wikipedia
  8. Wallnau-Webcam: Nicht ruhig, aber ungefährlicher …, wallnau.nabu.de
  9. Fluss-Seeschwalbe - Sterna hirundo, donauauen.at